Lest ihr Rezensionen, schreibt ihr Rezensionen, und wenn nein, warum nicht?

  • Es ist eine Art, seine Gedanken zu ordnen. Mancher trägt das Buch in ein Statistikprogramm ein, in ein Notizbuch oder schwatzt das Buch einem Familienmitglied auf

    Und mit manchen Büchern macht man all das. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das "Rezi-Abkippen" finde ich im Kern gar nicht schlimm, denn auf die Weise kann recht schnell eine Vielzahl an Büchern im BT stattfinden. Aber die Häufung von Floskeln stört mich schon, weil sie nichtssagende Rezensionen begünstigt. Was meint denn "eine dichte Beschreibung"? Wird da jedes Fitzelchen an Ausstattung beschrieben, weswegen man sich Räumlichkeiten gut vorstellen kann? Was ist denn ein "flüssiger Schreibstil"? Liegt der Eindruck des flüssigen Lesens daran, dass die Sätze sehr kurz sind?! Werden keine Fremdworte verwendet? Leichte Sprache? Werden vor allem Handlungen beschrieben, aber keine gedanklichen Erörterungen, die ungreifbarer und vielleicht komplizierter sind? Sind es kurze Kapitel, die Vertiefungen zu Gunsten von Abwechslung vermeiden? Sind es viele Dialoge (wenn man das mag) oder viele zusammenfassende Beschreibungen (wenn man das mag)?


    Es wäre so einfach, das Floskelhafte (etwa bei der bloßen Erwähnung eines flüssigen Schreibstils) aufzubrechen, wenn man noch einen erklärenden Weil-Nebensatz anhängt: Der Schreibstil ist flüssig, weil die Autorin, der Autor vor allem Handlungen in kurzen Sätzen beschreibt. Und schon ist es keine Floskel mehr, sondern eine Aussage über das Buch, mit der man als Unkundiger etwas anfangen kann. Ansonsten scheinen mir das eher Aussagen über den Rezensionsschreiber selbst zu sein: Was der oder die so flüssig findet! Wenn man ihn oder sie kennt, kann man damit vielleicht etwas anfangen, ansonsten jedoch kaum!


    Natürlich machen Floskeln das Schreiben einfacher: Sie erwecken den Eindruck, man habe sich mit einem Thema beschäftigt, aber im Grunde überlässt man all die Gedankenarbeit dem Rezensionsleser, in dessen Verstand eine Erinnerung aktiviert wird, was mit "flüssigem Stil" oder "dichter Beschreibung" gemeint ist. Aber das muss mit dem konkreten Buch nichts zu tun haben! Floskeln ersetzen im Grunde die eigentliche Beschäftigung mit dem Buch. Man schaut nicht genau hin und begnügt sich mit der reibungslosen, gefühligen Eingängigkeit des Lesestoffes.


    Rezensionsschreiber sollten sich angewöhnen, alle normativen Aussagen (ist großartig, gefällt mir, macht Vergnügen, sehr spannend, Meisterwerk) reflexartig mit dem "weil" eines kausalen Nebensatzes zu versehen. So haben alle etwas davon: Der Rezensionsschreiber erfährt etwas über seinen eigenen Geschmack und der Rezensionsleser erfährt etwas (mehr) über das Buch.

    White "Die Erkundung von Selborne" (143/397)

    Figura/Mizielińscy "Wölfe" (89/262)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińscy (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 60 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Ich lese Rezensionen schreibe aber keine.


    Mir fällt das total schwer, welche zu schreiben. Habe oft kein Plan wie ich anfangen soll. Müsste mir wohl auch Notizen machen. Zudem habe ich den hang zum Spoilern. Mir z.b. macht das garnichts aus. Möchte aber anderen den Spaß nicht verderben. Daher schreib ich lieber garkeine Rezis. Wenn ich vielleicht eine Ausführliche Erklärung bekomme dann schaffe ich das vielleicht.


    Aber durch meine Lernbehinderung habe ich da extrem große schwirigkeiten Textbausteine richtig zusammen zu fassen etc. trau mich da einfach nicht ran :/

  • Wenn ich vielleicht eine Ausführliche Erklärung bekomme dann schaffe ich das vielleicht.

    Die Rezension besteht meist aus drei oder vier Teilen: Information zum Autor (das machen aber nicht alle, es ist Geschmacksache), dann unbedingt notwendig Kurzinformation zu der Handlung, aber Vorsicht - ohne Spoiler :wink: und dann kommt die eigene Meinung: wie man das Buch erlebt hat, was einem positiv oder negativ aufgefallen ist, wie die Charaktere waren usw. Viele schreiben noch am Ende ein kurzes Fazit, die Zusammenfassung und wie viele Sterne die vergeben. Aber das nur kurz. :winken:


    Du könntest auch bei schon bestehenden Erstrezensionen einfach deine Meinung dazu schreiben. Wäre auch möglich. :friends:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Ich persönlich erfahre sehr gerne etwas über den Autor in der Rezension.

    Oftmals liefert das auch einen weiteren Aspekt warum und wie das Buch geschrieben ist.

    Beim 15. Kirmiband zb von Agatha Christie, brauche ich keinen Infos mehr.

    Aber es macht für mich einen Unterschied in den Erwartungen an das Buch aus, ob ein Buch zb über geschichtliche Begebenheiten von einem Journalisten, einem Philosophen , einem Zeitzeugen oder einem Historiker geschrieben wurde.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ich versuche für jedes Buch so etwas wie eine Meinung zu verfassen. Wenn ich schon sonst nicht jemand bin der überall seinen Senf abladen muss, dann doch zumindest hier im BT. - Irgendwer muss halt herhalten :P - Manchmal gelingt mir meine schriftliche Meinungsbildung ganz gut, manchmal bin ich nicht so glücklich darüber, aber am Ende kommt es ja dennoch hier an.

    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich selten Rezis lese. Wenn überhaupt erst wenn ich das Buch selbst gelesen habe, um vor meiner Meinungsbildung auch andere Gesichtspunkte zu betrachten. Im Vorfeld habe ich früher oft blenden und zu einem Buch 'überreden' lassen, welche über alle Maßen gelobt wurde und ich am Ende schon reichlich zum :puker: fand. Natürlich gab es auch einige Perlen, aber das passiert recht selten. Wenn ein Buch im Vorfeld unnötig gelobt wird, steigt halt meine Erwartungshaltung enorm. Daran sind schon einige Bücher gescheitert.

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • Ich versuche für jedes Buch so etwas wie eine Meinung zu verfassen. Wenn ich schon sonst nicht jemand bin der überall seinen Senf abladen muss, dann doch zumindest hier im BT. - Irgendwer muss halt herhalten :P - Manchmal gelingt mir meine schriftliche Meinungsbildung ganz gut, manchmal bin ich nicht so glücklich darüber, aber am Ende kommt es ja dennoch hier an.

    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich selten Rezis lese. Wenn überhaupt erst wenn ich das Buch selbst gelesen habe, um vor meiner Meinungsbildung auch andere Gesichtspunkte zu betrachten. Im Vorfeld habe ich früher oft blenden und zu einem Buch 'überreden' lassen, welche über alle Maßen gelobt wurde und ich am Ende schon reichlich zum :puker: fand. Natürlich gab es auch einige Perlen, aber das passiert recht selten. Wenn ein Buch im Vorfeld unnötig gelobt wird, steigt halt meine Erwartungshaltung enorm. Daran sind schon einige Bücher gescheitert.

    Ich verstehe dich voll und ganz.

    Mir ist es auch schon so gegangen, dass ich einem Hype gefolgt bin und mich dann am Ende des Buches gefragt habe, weshalb es so hoch gelobt wurde, da ich es einfach nur grottig fand.