Miguel de Cervantes Saavedra - Don Quixote von la Mancha

  • Inhalt:


    Der berühmte Don Quixote von la Mancha zog aus um der irrenden Ritterschaft beizutreten, nachdem er unmengen von Rittergeschichten gelesen hatte die ihn auf diesen Gedanken brachten.
    Von Familie und Freunden zum Narr erklärt hat er lediglich sein Pferd Rosinante, seinen Stallmeister Sancho Pansa und dessen Esel als Begleitung und erlebt mit ihnen viele seltsame Begegnungen.
    So enthält die Geschichte den berühmten Kampf gegen die Windmühlen, nebst anderen Kämpfen gegen Truggestalten, erzählt von der Einbildungskraft des Quixote, vielen Verspottungen gegen ihn und seine Taten sowie viele (mal mehr mal weniger passende) Sprichwörter des Sancho Pansa.
    Nichtsdestotrotz erlangen Don Quixote und sein Begleiter soviel Ruhm, dass über ihre Taten erst ein und dann auch ein zweites Buch geschrieben werden und selbst ein Herzog und seine Frau mit den beiden Gesellen viele Späße treiben.
    Gestärkt wird Don Quixote dabei immer von seiner treuen Gebieterin Dulcinea von Toboso, welche für ihn die schönste Frau überhaupt ist, obwohl er sie nie gesehen hat.


    Aufbau:


    Das gesammte Werk über Don Quixote wurde in zwei Büchern mit je 52 und 74 Kapiteln und auf rund 1011 Seiten beschrieben.


    Eigene Meinung:


    Trotz der Länge des Buches und dem auf Dauer langweilig klingenden Inhalt halt mir die Geschichte des Don Quixote sehr gefallen. Aufgrund der vielen verschiedenen, verrückten Abenteuer die Don Quixote entweder selbst hervorruft oder die ihm untergejubelt werden, sowie die Versuche ihn wieder zu Vernunft zu bringen, machen das Buch dennoch abwechslungsreich und interessant. Denn immer wieder passiert unserem Helden etwas Neues, denkt er sich etwas anderes verrücktes aus und trifft zwar oft auf Spötter, lässt sich aber nie von diesen entmutigen ein echter irrender Ritter zu sein.


    Das Buch sollte seinerzeit die vielen erscheinenden Ritterbücher verspotten, gibt aber auch die Frage auf, was Wirklichkeit und was Traum ist. Für mich ist Don Quixote ein Vorbild das zu tun, was man wirklich möchte und sich nicht von anderen eines besseren Belehren zu lassen. Und wenn man noch so lächerlich bei alledem aussieht, so ist man doch selbst mit sich und seinem Leben am glücklichsten, wenn man es so verlebt wie man es sich vorstellt.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Zitat

    Original von fensterfisch
    Das Buch sollte seinerzeit die vielen erscheinenden Ritterbücher verspotten, gibt aber auch die Frage auf, was Wirklichkeit und was Traum ist. Für mich ist Don Quixote ein Vorbild das zu tun, was man wirklich möchte und sich nicht von anderen eines besseren Belehren zu lassen. Und wenn man noch so lächerlich bei alledem aussieht, so ist man doch selbst mit sich und seinem Leben am glücklichsten, wenn man es so verlebt wie man es sich vorstellt.


    Das drückt auch einen Teil meiner Empfindungen gut aus - danke Fensterfisch. So sehr man geneigt sein könnte, Don Quichotte nur als Hanswurst hinzustellen, so kann man bei näherem Hinsehen auch unterscheiden, dass er vielleicht eine Art "Leitfigur" sein kann/könnte, um unbeirrt seinen Zielen nachzugehen etc.


    Im übrigen wurde er so von vielen Lesern auch verstanden. Ich las in diesem Sinne mit absoluter Begeisterung den entsprechenden Kommentarband des grossen spanischen Schriftsteller Unamuno. Er sah im Quixotte eine Verkörperung des Glaubens...:


    Vida de Don Quijote y Sancho. Biblioteca de autor, Band 95 Einf. v. Ricardo Gullon von Miguel de Unamuno
    Aus der Reihe: «Biblioteca de autor»
    ISBN-10: 84-206-3614-2
    ISBN-13: 9788420636146
    Einband: kartoniert
    Erschienen bei: Import , Alianza Editorial
    Seitenzahl: 319
    Sprache(n): Spanisch


    Dieses Buch ist auch auf Französisch erhältlich, ANSCHEINEND aber - nach einiger Suche meinerseits - nicht auf Deutsch übersetzt.

  • Nachdem ich mich mittlerweile auch durch dieses Stück Weltliteratur durchgearbeitet habe, möchte ich auch noch nen paar Worte dazu verlieren.



    Die Sprachbeherrschung Cervantes' ist faszinierend - sogar in der deutschen Übersetzung (und erst recht im Spanischen Original) begeistern die zahllosen Sprachwitze, Anspielungen etc.


    Interessant finde ich ja nicht nur, dass Don Quijote den Realitätssinn verliert (im übrigen auch sein Knappe Sancho tut das insbesonders im 2. Buch, im Gegensatz zu Quijote wirkt er jedoch "normaler"), sondern vor allem auch wie und warum er ihn verliert. Und bei Beantwortung der Frage komm zumindest ich auf die Idee, weswegen Cervantes' Werk auch heute noch aktuell ist. Quijote verliert seinen Realitätsbezug (nicht seinen Verstand, dass der funktioniert, das beweist er durch sein bisweilen überaus vernünftigen Reden) aufgrund der Lektüre von Ritterbüchern (nicht den anspruchsvollen, die ja gemäß Horaz die Unterhaltung mit der Belehrung verbinden) und dem daraus resultierenden Schlafmangel. Und das ist ja auch genau das, was man auch heute noch Menschen unterstellt die z.B. übermäßig Fernseh oder div. Computerspiele konsumieren (Sachen, die man ja mit den damaligen Ritterromanen durchaus vergleichen kann).
    So hat sich bei mir nicht nur das Amüsement über die seltsame Lage des Quijote im Laufe des Romans reduziert und stattdessen sich mein Mitleid mit ihm, als tragischer Figur, als bedauernswertem psychisch Kranken gesteigert (fürs Amüsement hat stattdessen dann Sancho gedient, der sich seinem Herrn rein von der Haltung her durchaus angepasst hat, aber bei ihm ließ dieser Bauernwitz nie seine Geisteslage anzweifeln) und somit hat wohl die "Belehrung" hervorragend funktioniert.


    Aber - natürlich kann man Quijote auch so interpretieren (wie das in diesem Sat1 Fernsehfilm geschah, den ich nur ausschnittsweise gesehen hatte), dass er kämpft und kämpft - ohne je gewinnen zu können. Frei nach Che's Motto "Wer nicht kämpft, der hat schon verloren". Somit würde er das unbeugsame darstellen. Hat auch seinen Reiz diese Interpretation - zeitgemäß ist sie auf alle Fälle, vor allem für diejenigen, die moralisierende Literatur (und dazu gehört auch, trotz allen Humors, ein Don Quijote ebenso wie ein Simplicissimus Teutsch) nicht so recht mögen, da sie Gottesfurcht und geordnete Gesellschaft predigen. Dann idealisiert man eben die Gestalt des Nervenkranken Don Quijote - ebenso wie, dieser sein Rittertum idealisiert hat? Mir ist Sancho lieber, der schafft sich - in gewisser Weise - die Realität, wie sie ihm gefällt und vor allem nützt. Denn er hat schließlich einen goldklingenden Nutzen davon, dass er einige Monate (insgesamt dürfte der Roman kein halbes Jahr Zeitspanne umfassen, eher so 4 - 5 Monate) seinem gespinnerten Herrn beisteht und sich auch in gewisser Weise seinem Verhalten anpasst. Und auch (aufgrund des gewonnenen Wohlstands?) sich schließlich als rebellisch und - ganz modern - anti-autoritär erweist.


    Der Ochs, der nicht im Joche steckt, sieh, wie sich der behaglich leckt


    Jedenfalls ist das Buch lesenswert, auch wegen seiner historischen Exkursionen, die zwar sicherlich nicht jedermanns Sache sind - aber mich zumindest interessieren. Jedenfalls hatte ich über die Morisken (maurische Spanier, die nach der Rekonquisita im Land geblieben sind) vorher noch nicht so viel gewusst.

    Warum ich Welt und Menschheit nicht verfluche?
    - Weil ich den Menschen spüre, den ich suche.

    - Erich Mühsam

    2 Mal editiert, zuletzt von musikzimmer ()

  • Ich habe mir vorgenommen in der nächsten Zeit mehr Klassik zu lesen, und dieses Buch geht mir schon lange durch den Kopf.
    Ich denke das ist ein Klassiker mit wirklichen Tiefen Inhalten und man vergisst das Buch nicht , nachdem man es gelesen hat.
    Die Dicke des Buches ein Bisschen Bange, aber ich will es lesen!

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Seit dem Hochmittelalter sind Geschichten von fahrenden Rittern, Rittern, die in einem klaren Auftrag unterwegs sind und dabei allerlei Abenteuer erleben und von Ritterbünden ein fester Bestandteil der Erzählkultur Europas – und auch anderer Traditionen, wie etwa die Wuxia-Romane aus China. In ihnen zieht zunächst ein mehr oder minder intelligenter und begabter Streiter los um einen zunächst eher vagen Auftrag zu erfüllen und dabei allen möglichen Gefahren zu begegnen.


    Eine dieser Gefahren sind in der Regel andere fahrende Ritter, mit denen sich zunächst erst gestritten wird um dann ins gegenseitige Erzählen des bisherigen Lebensweges zu kommen. Die Motivlagen – Frauenherzen, Buße, Reichtum etc. – sind dabei in der Regel ziemlich ähnlich.


    In der frühen Neuzeit, in der sich das Militärwesen deutlich veränderte, während gleichzeitig der Roman in Europa immer verbreiterter wurde, begann eine Inflation solcher Geschichten aus vermeidlich besseren und edleren Zeiten, wobei man vielen dieser Werke allerdings schon nicht eine gewisse satirische Absicht absprechen kann. Im 15./16. Jahrhundert waren diese Romane dann anscheinend so verbreitet, dass wirklich jeder sie kannte – und die Qualität muss teilweise ziemlich beklagenswert gewesen sein. Und diese Geschichten haben bei den Leserinnen und Lesern wohl zum Teil ziemlich seltsame Ideen aufgebracht.


    Don Quijote aus Mancha ist ein eigentlich eher ruhiger, älterer Herr, der allerdings die wohl größte Sammlung solcher Erzählungen sein Eigen nennt und diese wesentlich ernster nimmt, als dies seiner geistigen Gesundheit zuträglich ist. So beschließt er schließlich, sein Herz und seinen Waffenarm der schönen Dulcinea zu verschreiben – die er in der Tat wohl noch nie gesehen hat – und als fahrender Ritter in die Welt zu ziehen um dort Ruhm in ihrem Namen zu erringen. Er nimmt den ein wenig einfältigen Sancho Pansa als seinen Knappen mit, ein Mensch, der gerade intelligent genug ist um den Irrsinn seines Herrn zu erkennen, während er aber gleichzeitig so begierig auf die potentiellen Belohnungen des Knappentums ist, dass er gerne auch mal einen etwas schiefen Blick auf die Realität nimmt.


    So erleben diese Beiden allerlei ungewöhnliche Abenteuer und belustigen damit einen großen Teil ihrer Mitmenschen – und verärgern einige andere. Doch schnell findet sich eine Gruppe von verständigen, humorigen und gutmütigen Menschen aus der Mancha, die ihrem „Helden“ hilfreich zur Seite stehen und nach Wegen suchen, ihn von seinem Irrsinn zu heilen.


    Neben den Abenteuern des Don Quijotes selbst lesen wir hier auch von denen allerlei Leute, denen die Reisegruppe auf ihrem Wege begegnet und diese sind zum Teil noch seltsamer als die, die dem „Ritter der traurigen Gestalt“ begegnen. Daneben finden sich immer wieder Exkurse zu den Ritterromanen, ihren Qualitäten bzw. den Mangel daran und ihrer Wirkung auf die Geister der Menschen. Außerdem wird auch über die neu aufkommenden Schauspiele gesprochen und ihre dem Aristotelischen Denken zuwider laufenden Strukturen, die mehr dem Publikumsgeschmack folgen, als den Forderungen der hohen Kunst. Eine Diskussion, die auch heute noch durchaus aktuell ist, wie auch die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von weit bekannten Geschichten und der Tendenz der Menschen, sich für ihre von ihnen angenommenen Eigeninteressen selbst zu belügen – wofür Sancho Pansa ein Musterbeispiel darstellt.


    Wie viele Ritterroman enthält auch diese Satire derselben eine Menge zum Teil repitiver und erstaunlich langer Exkurse und Nebenerzählungen, was den Erzählfluß entweder bremst, oder aber einen vergessen lässt, von wem das Buch eigentlich handelt. Ansonsten ist dies aber eine inhaltlich, stilistisch und strukturell überaus befriedigende Satire auf das zu Cervantes Zeiten so beliebte Genre des Ritteromans. Was mir persönlich auch gefallen hat, sind die metanarrativen Überlegungen des Autoren im Vorwort und entsprechende Einschübe an verschiedenen Teilen der Erzählung. Empfehlenswert – aber ein wenig anstrengend.

  • K.G. Beck-Exe sagt, dass es ein wenig anstrengend ist. Das halte ich für eine Untertreibung. Mir jedenfalls war es eindeutig zu anstrengend. Ich konnte mich einfach nicht hindurchquälen. Alles war so verquast und altertümlich, der Humor so gewollt und unspontan.

    So bleibt dieses Buch (das man wohl gelesen haben müsste) in meiner Lesebiographie wohl eine dauerhafte Lücke.

    Ich beneide K.G. aber dafür, was der sich alles so mühelos reinziehen kann. Ehrlich!

  • Diese Ausgabe in Originalsprache ist aber sehr gekürzt. Meine beiden Ausgaben haben 1600 und 1500 Seiten.

    Nach wie vor, ein wunderbares Buch, wenn man nicht den Fehler begeht, alles auf einmal lesen zu wollen.

    Immer wieder 50 oder 100 Seiten genügen. Erinnert mich an Les Miserables oder Krieg und Frieden, bei welchen

    ebenfalls so viele gekürzte Ausgaben existieren, da die Leute keine Geduld mehr haben oder der Verlag glaubt, dass

    es ansonsten kaum noch jemand lesen würde.

    Serie: The Book of Boba Fett, Camp Cretaceous

    Buch: Die Augen des Drachen, Star Wars - Mission ins Verderben

  • Das halte ich für eine Untertreibung.

    Nach wie vor, ein wunderbares Buch, wenn man nicht den Fehler begeht, alles auf einmal lesen zu wollen.

    Ich stimme Euch beiden zu. Das Buch habe ich vor ein paar Jahren gelesen und zwar in 10-Minuten-Häppchen: Jeden Morgen nach dem Frühstück eine Portion, und nach einigen vielen Monaten war ich durch. Allerdings hatte ich nur die Braunfels-Übersetzung, die das Ganze ziemlich schwerfällig macht. Die Neu-Übersetzung durch Susanne Lange soll flüssiger lesbar sein, aber ich habe nicht verglichen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das halte ich für eine Untertreibung.

    Nach wie vor, ein wunderbares Buch, wenn man nicht den Fehler begeht, alles auf einmal lesen zu wollen.

    Ich stimme Euch beiden zu. Das Buch habe ich vor ein paar Jahren gelesen und zwar in 10-Minuten-Häppchen: Jeden Morgen nach dem Frühstück eine Portion, und nach einigen vielen Monaten war ich durch. Allerdings hatte ich nur die Braunfels-Übersetzung, die das Ganze ziemlich schwerfällig macht. Die Neu-Übersetzung durch Susanne Lange soll flüssiger lesbar sein, aber ich habe nicht verglichen.

    Ich habe damals jeden Tag 50 Seiten gelesen (bei anderen Büchern in der Regel 100 am Tag) und so kommt man gut weiter. Don Quijote ist ohnehin sehr episodenhaft geschrieben.

    Serie: The Book of Boba Fett, Camp Cretaceous

    Buch: Die Augen des Drachen, Star Wars - Mission ins Verderben

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    So, nun habe ich auch das zweite Buch gelesen in dem zum Einen Don Quijotes und Sancho Pansas dritte Reise beschrieben wird und zum Anderen auch die Reaktionen der beiden auf das bereits erschienene Buch, auf ein zweites Buch, das von einem anderen Autoren stammen soll und auf den Ruhm, der mit diesen beiden Titeln verbunden ist.


    Es ist interessant und faszinierend zu sehen, wie Sancho immer tiefer in die Welt seines "Ritters" hineingezogen wird und auch, wie er für immerhin zehn Tage als Statthalter eine gar nicht mal so üble Arbeit abliefert.


    Neben den verschiedenen neuen Abenteuern, die zum Teil durch agents provocateurs unter den Fans Don Quijotes inszeniert werden, gibt es hier immer wieder überaus erhellende Gespräche, die zeigen, dass weder der Ritter von der traurigen Gestalt noch sein Knappe so dumm sind, wie es für viele den Anschein haben muss - und tatsächlich wundern sich immer wieder die Menschen, die ihnen begegnen, wie sehr bei ihnen absoluter Irrsinn und überaus gesunder Menschenverstand beieinander liegen.


    Am Ende wird noch einmal überaus deutlich, dass die beiden Bücher als eine Kritik an den damals überaus beliebten Ritterromanen und ihrem "Fandom" sein sollen. Und auch - wenn man einen vermiedenen Weg am Ende des zweiten Teils betrachtet - an den Schäferromanzen, die die Literatur, die Musik und die Malerei bis weit ins 19. Jahrhundert hinein beeinflusst haben.


    Wirklich ein Werk der Weltliteratur und in diesem zweiten Teil deutlich besser lesbar - was aber auch nur an der Gewöhnung des Rezensenten liegen könnte. Auf jeden Fall empfehlenswert.

  • Don Quixote ist Weltliteratur. Jeder kennt den Ritter von der traurigen Gestalt und seinen Gefolgsmann Sancho Panza. Wer den Klassiker schon immer einmal lesen wollte, aufgrund des Seitenumfangs aber gezögert hat, der bekommt jetzt eine Alternative. Die Graphic Novel von Rob Davis hält sich eng an die Vorlage von Miguel de Cervantes. Kapitel für Kapitel wird die Geschichte des Adligen Alonso Quexana erzählt, der zu viele Ritterromane gelesen hat. Fortan nennt er sich Don Quixote de la Mancha. Auf seinem treuen Pferd Rosinante zieht er aus in ein witziges, sympathisches und verrücktes Abenteuer... (Klappentext)

    ♘♘♘♘♘


    "Aus seinem verfallenen Verstand entwuchs die kurioseste Idee,
    der je ein Narr anheimgefallen war.
    Statt ein Buch zu schreiben, wie er es liebte,
    würde er selbst zu einem werden."
    (S. 11)


    Don Quijote (Don Quixote in alter Schreibweise) ist ein Klassiker aus dem Jahr 1605 des Spaniers Miguel de Cervantes. Wie bei Klassikern üblich, gibt es bereits einige Adaptionen im Bereich Film und Fernsehen und als Kind sah ich mir immer wieder gerne die Zeichentrickserie aus den 80ern an (jessas, bei Filmen und Serien ist es wie mit Kindern - an ihnen merkt man wie alt man eigentlich schon ist).

    Dies ist eine ganz neue Art der Klassiker-Adaption und zwar im Comic-Format und ich muss sagen, ich bin begeistert. Aber erstmal kurz zum Inhalt für diejenigen, die diesen Klassiker nicht kennen, bzw. eine kleine Auffrischung benötigen.


    In Spanien, in einem Ort in La Mancha, lebt ein verarmter Edelmann namens Alonso Quexana und seine Leidenschaft waren Bücher über Ritter und deren Abenteuer. Er las von morgens bis abends und kämpfte so Seite an Seite mit ritterlichen Helden gegen Drachen, Riesen und Unholde. Durch dieses intensive Eintauchen in literarische Abenteuer lockerte sich eine Schraube in Alonsos Gehirn und er schnappte über. Er wollte nämlich nun selbst zu einem Ritter werden, Abenteuer erleben und gegen Drachen und Unholde kämpfen.

    Gesagt, getan - er legte sich die verrostete Rüstung seines Großvaters an, schnappte sich den alten Gaul aus dem Stall, taufte diesen kurzerhand auf den Namen "Rosinante" um und er selbst nannte sich ab nun Don Quixote de La Mancha. Und so beginnen die Abenteuer von Alonso...öhm..ich meine natürlich Don Quixote.

    In seinem Wahn wird diese Reise durch die Umgebung seines Heimatdorfes wirklich zu einem Abenteuer. Ein Wirtshaus ist in seinen Augen ein Schloß mit silbernen Turmspitzen, der Furz seines Pferdes wird zum Begrüßungshorn der Schloßritter, er lässt sich vom Wirt, in seinen Augen der Burgvogt, zum Ritter schlagen und legt sich schließlich auch einen Knappen namens Sancho Pansa zu, der natürlich nur ein kleiner einfältiger Bauer aus dem Dorf ist.

    Auf seinen Abenteuern zeigt unser Don Quixote durchaus Mut und er stürzt sich nur allzu gerne in den Kampf. Natürlich bekommt er dabei auch immer wieder eins auf die Mütze, aber dadurch lässt sich ein Ritter natürlich nicht aufhalten, und so zieht dieses Gespann durch Spanien, um es vor dem Bösen zu retten.


    ">>Himmel, hilf! Ich hab's Euer Gnaden doch gesagt!
    Herrje, es sind Windmühlen...
    Das kann auch jeder sehen, der nicht selbst welche im Kopf hat!<<"
    (S. 11)


    In diesem Klassiker wird der Konflikt zwischen Realität und Ideal und das Spiel mit Illusionen hervorragend porträtiert und auf sehr unterhaltsame Weise an den Leser gebracht. Ob das Original auch so unterhaltsam ist kann ich leider nicht beurteilen, doch diese Comic-Ausgabe ist es definitiv.

    Der Originial-Klassiker erschien in zwei Teilen, der 2. Teil erschien 10 Jahre nach dem 1. Teil. In dieser Comic-Adaption sind beide Teile enthalten.

    Hier sind nicht nur die Abenteuer unseres Protagonisten Don Quixote skurril und witzig, sondern ebenso die Randfiguren, wie z.B. Sancho Pansa, eigentlich Bauer und mit einem wahren Mannweib verheiratet, wird durch Don Quixote zum Knappen befördert und glaubt am Ende selbst an all diese Abenteuer; ein Pfarrer, der sich in Frauenkleider schmeißt, um Don Quixote zu täuschen und ihn gemeinsam mit dem Barbier nach Hause zu holen, und viele mehr.


    ">>...natürlich gibt es Riesen, ich hab davon gelesen.
    Steht es geschrieben, ist es auch wahr, oder nicht?<<"
    (S. 123)


    Die Sprache wurde leicht modernisiert und angepasst und dadurch sind die Dialoge zum Schreien komisch. Dies alles wird durch die stimmungsvollen Zeichnungen im Old-School-Stil bereichert, welche einem in die Geschichte eintauchen und zusätzlich schmunzeln lassen. Ein besonderes Schmankerl hat sich Rob David einfallen lassen, um den Klassiker zusätzlich unterhaltsamer zu machen. Er lässt nämlich den ursprünglichen Schriftsteller dieses Klassikers, Miguel de Cervantes, zu Wort kommen. Dies sorgt zusätzlich für witzige Unterhalten, denn dieser ist nicht immer mit allem einverstanden.


    Fazit:

    Gegenüber Klassiker-Adaptionen bin ich immer äußerst skeptisch, aber diese ließ mich wirklich begeistert zurück. Ich habe mich köstlich amüsiert und dieser Comic hat mich darin bestärkt, mich doch einmal über das Original zu trauen. Bei diesem hat mich bisher der Umfang ziemlich abgeschreckt. Wenn dieser jedoch auch nur halb so amüsant ist wie diese Comic-Adaption, ist er vermutlich spannender und leichter zu lesen als gedacht.

    Mit diesem modernisierten Klassiker hält man also eine tolle illustrierte Adaption in den Händen, welche nicht nur durch die Story, sondern vor allem auch durch die Zeichnungen besticht. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

  • ### Inhalt ###

    Alonso Quixano lebt mit einer Haushälterin und seiner Nichte irgendwo in einem Dorf in Spanien zu Beginn des 17. Jh. Er ist ein großer Liebhaber von Ritterbüchern, seine Bibliothek ist vollgestopft mit Büchern dieser Art. Er verehrt vor allem die irrenden Ritter, die durch die Welt Reisen auf der Suche nach Abenteuern, die sich für die Schwachen und Entrechteten einsetzen. Nach vielem Lesen der Ritterbücher hat er sich so in diese Thematik reingesteigert, dass er mit einem Mal denkt, selber ein irrender Ritter zu sein. Er tauft sich von da an Don Quixote, seinen alten müden Klepper aus dem Stall nennt er Rosinante und aus Metallresten zimmert er sich einen Harnisch und eine Lanze. Zu guter letzt überredet er noch Sancho Pansa, einen ortsansässigen Bauern Frau und Kind zu verlassen, damit dieser ihn als Stallmeister begleitet. Er stellt Sancho Titel und Reichtum in Aussicht, die er als irrender Ritter im Laufe seiner Abenteuer erwerben wird. Sancho lässt sich nicht lange bitten und setzt sich auf seinen geliebten grauen Esel, um die Reise Richtung Nase mit Don Quixote, seinem neuen Herren, zu beginnen.


    ### Meinung ###

    An diesem Buch hat mich vor allem sein Alter gereizt. Cervantes schrieb das Buch irgendwann in der Wende 16./17. Jahrhundert. Ich erhoffte mir einen Einblick aus erster Hand in die Kultur, in die Denk- und Handlungsweise der Menschen dieser Zeit. Diesbezüglich wurde ich auch nicht enttäuscht. Das Buch ist ein Blick in eine 400 Jahre zurückliegende Vergangenheit. Die Abenteuer des Don Quixote und des Sancho Pansa, die vielen Dialoge, die sie miteinander führen und die Begegnungen mit anderen Menschen lassen diese Zeit aufleben. Da sind vor allem natürlich bestimmte Elemente der Sprache, die auffallen, zum Beispiel das Wort „Hundsfott“ oder „Hundsfötterei“, worüber ich herzlich lachen musste. Das ist ein grobes Schimpfwort und bezeichnet einen bestimmten Teil des weiblichen Hundes. Die Verhaltensregeln im Umgang mit anderen Menschen, die Don Quixote seinem Sancho mitgibt, damit dieser ein bestimmtes Amt möglichst gut ausfüllt, könnte man heute noch so jedem Politiker mitgeben. Was Religiosität betrifft, befindet sich die Zeit gefühlt in einem Übergang. Hinwendung zu Gott, die Angst vorm Teufel und dem Fegefeuer sind alles häufige Themen, aber wenn sich Sancho und Don Quixote unterhalten hat man das Gefühl, dass da keine wirkliche Angst mehr ist, dass da vielmehr der Glaube ist, der Mensch ist seines eigenes Glückes Schmied, aber der anderen Seite heisst es oft: „Der Mensch denkt, Gott lenkts“.

    Die Geschichte ist lang, über tausend Seiten. Auf tausend Seiten erleben wir wie Don Quixote und Sancho durch die Weltgeschichte reiten. Wir erleben wie Don Quixote Windmühlen für Riesen hält, Gaststätten für Kastelle, Schafherden für Armeen und eine Bäuerin für seine verzauberte Dulcina von Toboso, eine Angebetete, die jeder irrende Ritter haben muss, um in schwierigen Zeiten ihren Beistand zu erflehen und sich seiner Tugend zu besinnen. Auf tausend Seiten sehen wir einen von tugendhaften Denken durchwirkten Don Quixote, der nur Gutes und Rechtschaffenes im Sinn hat und auf tausend Seiten sehen wir ihn jedoch tatsächlich nur Unsinn fabrizieren. Heinrich Heine bezeichnet dieses Buch im Nachwort als eine Satire auf die in dieser Zeit sehr beliebten Ritterbücher. Mit der Veröffentlichung dieses Buches wäre das Interesse für diese Art von Literatur stark zurückgegangen. Cervantes hätte jedoch dadurch nicht nur eine Stilform abgeschafft, sondern auch eine neue Form, die des Romans in Spanien, aufleben lassen. Alles in allem ist die Lektüre dieses Buches für heutige Leser aus meiner Sicht nicht mehr so reizvoll, da Themen und Gedankenwelt doch schon sehr weit zurückliegen. Das Buch ist ein Zeitzeugnis und für Literaturwissenschaftler und Historiker natürlich von Interesse.


    ### Fazit ###

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Ein umfangreiches Werk, die erste bedeutende Satire in Spanien, zwei Helden im Kampf gegen Windmühlen

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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