Jens Bühler - Der Tod reitet schnell

  • Kurzmeinung

    Ambermoon
    Ein tempogeladener und spannender Mystery-Thriller, den man nicht vor dem Ende aus der Hand legen kann.
  • Ein Mord mit einer militärischen Spezialwaffe; ein Opfer ohne Vergangenheit. Das außergewöhnliche Verbrechen an einem Antiquitätenhändler beschäftigt Hauptkommissar Steyn. Bei seinen Ermittlungen kommt er einem uralten Ritual auf die Spur: einem Ritual, das angeblich ein Tor zur Hölle öffnen kann. Für Eingeweihte Grund genug, um dafür zu töten. Steyn ist gezwungen, sich mit diesen okkulten Unfug auseinanderzusetzen. Dabei quälen ihn ganz andere Sorgen. Seit dem gewaltsamen Tod seiner Tochter Rieke findet er keinen Frieden mehr. Er trinkt; leidet an Albträumen. Während seine Nachforschungen im Fall des Antiquitätenhändlers immer verwirrender werden, erfährt er, dass unerwartet ein Tatverdächtiger für den Mord an seiner Tochter ermittelt wurde. Das Problem ist, er ist es selbst...(Klappentext)


    ♦♦♦♦♦


    "Heute Nacht werde ich töten.
    Das ist mein erster Gedanke, als ich die Augen öffne. Vor einer Sekunde war nur ein dunkles Nichts.
    Jetzt bin ich.
    (S. 1 - Anfang)


    Hauptkommissar Thomas Steyn ist am Ende, er ist ganz unten angelangt und hat die Kontrolle verloren. Der Auslöser war die Entführung und der anschließend gewaltsame Tod seiner Tochter Rieke. Er konnte die Blicke seiner Frau nicht mehr ertragen, zog aus und so zerbrach auch seine Ehe. Nun ist der Alkohol sein Gefährte und der Schlaf die Erlösung...manchmal zumindest.

    Ein bizarrer Fall reißt Steyn aus seiner Lethargie. Ein mysteriöser Antiquitätenhändler wurde in seiner Wohnung getötet, doch das Opfer scheint nirgends auf, diesen Antiquitätenhändler dürfte es offiziell nicht geben und er bleibt auch nicht das einzige Opfer.

    Im Zuge der Ermittlungen stößt Steyn auf Okkultismus wohin er nur blickt. Die Täter wollen anscheinend das Tor zur Hölle öffnen.

    Das erste Mal schwirren Steyns Gedanken nicht nur um seine Tochter, doch das darf nicht sein. Er muss doch die Mörder seiner Tochter finden, ihnen ihre gerechte Strafe zukommen lassen - ihnen IHR Tor zur Hölle öffnen... (persönliche Inhaltsangabe)


    Diesen Thriller durfte ich bei einer Leserunde mit Autorenbegleitung lesen. Ich habe schon mehrere Bücher von diesem Autor gelesen und jedes konnte mich bisher begeistern.

    Obwohl der Klappentext hier einen spannenden Thriller verspricht, hatte ich aufgrund des Klischees eines gebeutelten Ermittler-Alkis so meine Bedenken. Das sagte ich dem Autor und zugleich auch, dass ich wohl raus wäre, wenn ein weiteres Klischee wie das eines Kollegen-Gspusis auch noch auftauchen sollte. Der Autor konnte mich jedoch mit dem Satz: "Ehrlich gesagt wäre ich dann auch raus.", beruhigen.

    Das Alkoholproblem ist nur anfangs ein großes Thema und trägt hier auch ausnahmsweise entscheidend zur Handlung bei.

    Also an alle klischeegebeutelten Leser: Ihr könnte euch beruhigt zurücklehnen und diesen Thriller ohne Augenrollen genießen.


    Ein Genuß war es für mich auf jeden Fall. Von Anfang bis Ende ist dieser Mystery-Thriller spannungs- und tempogeladen, enthält viele überraschende Wendungen und man ist sich nie sicher, was ist wahr und was nicht. Schrittweise wird der Leser an die Auflösung herangeführt und trotzdem enthält diese eine Überraschung und führt zu einem stimmigen Ende.


    "Ich ringe mit dem Clown um das Gewehr, als ein Dobermann kläffend in den Raum stürmt.
    Tollwütig verbeißt sich das Vieh in meine rechte Wade und versucht, mir ein Stück Fleisch rauszureißen."
    (S. 6)


    Dieser Thriller ist in der Ich-Form geschrieben. Bücher aus dieser Perspektive zu lesen finde ich immer interessant. Man bewegt sich mit dem Protagonisten durch die Geschichte - man sieht, was er sieht, man weiß, was er weiß, man weiß, was er denkt und wieso er so denkt. Das Interessante daran ist, dass man gegenüber des Protagonisten keinerlei Vorteile hat. Voraussetzung für das Gelingen dieser Erzählweise ist, dass der Autor diesem Stil während der Story treu bleibt und es gebacken bekommt trotzdem Spannung und vor allem Bilder zu erzeugen. Jens Bühler hat beides geschafft.

    Die Gedanken Steyns lassen einem als Leser ganz nah an ihn heran. Aufgrund seiner Vorgeschichte und die daraus resultierenden emotionalen und auch manchmal verwirrenden Gedanken, schaffen eine düstere Grundstimmung, welche dem Thriller den letzten Schliff gibt. Die Charakterzeichnung ist also trotz der Erzählweise in Ich-Form hervorragend gelungen, auch bei den Nebencharakteren.


    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig mit stakkatohaften Sätzen, welche die Spannung und das Tempo nochmals in die Höhe treiben. Auch an trockenen Humor und Sarkasmus mangelt es hier nicht und lockert hin und wieder die Stimmung auf.


    "An dem Abend habe ich zwei Dinge gelernt.
    Erstens: Arschlöcher treten immer nach unten aus.
    Zweitens: Durchgedrehte Sadisten gibt es nicht nur im Film. Hat man mit ihnen zu tun, kann man danach seine Uniform wegschmeißen."
    (S. 14)


    Fazit:

    Ich habe diesen Thriller innerhalb eines Nachmittags verschlungen. Es war mir unmöglich vor dem Ende mit dem Lesen aufzuhören und danach lehnte ich mich sowohl überrascht, als auch zufrieden zurück.

    Jens Bühler konnte mich also, trotz anfänglicher Bedenken, wieder einmal von sich überzeugen. Wer also ein Faible für Thriller mit Action hat und wobei man nie weiß, was ist Realität und was nicht, dem sei dieser Mystery-Thriller ans Herz zu legen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

  • Vielen Dank für die tolle Rezension Ambermoon :thumleft: Das Buch ist gleich mal auf meiner Wunschliste gelandet.


    Aber am besten gefällt mir, wie du deine neuen Bücher immer wieder in Szene setzt. Absolute Hingucker :applause:

    "Woher nehme ich nur all die Zeit, so viele Bücher nicht zu lesen?"

    (Karl Kraus)