Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, sie beide zu einem einwöchigen Aktivurlaub im Bayerischen Wald anzumelden. Das Verhältnis zwischen Doro und Gundula ist zwiespältig, die beiden sind einfach grundverschieden. Aber Doro fügt sich ins Unvermeintliche und hofft insgeheim darauf, ihre Wunden zu lecken. Kaum im Hotel eingetroffen lernen die beiden Frauen nicht nur die 70-jährige Hanne kennen, sondern Doro stolpert regelrecht über einen attraktiven Mann, der ihr sofort bekannt vorkommt. Es ist ihr ehemaliger Schwarm Felix aus der Berufsschule, der sie damals mit einem fiesen Brief einfach abserviert hat. Noch heute leidet Doro unter den Zeilen und möchte sich auf keinen Fall zu erkennen geben. Aber Doro hat sich leider verrechnet, denn immer wieder kreuzt Felix ihren Weg, ob bei den sportlichen Aktivitäten oder auch beim Abendessen. Es ist wie verhext! Dann interessiert sich auch noch der viel jüngere Fitnesstrainer Julian für sie, so dass Doro keine entspannte, sondern eher eine sehr turbulente Woche verlebt…
Birgit Gruber hat mit ihrem Buch „Frühlingsküsse und
Erdbeerkuchen“ einen unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der
Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser die Geschichte aus der Perspektive
von Doro miterleben. Schnell hat man sich an ihre Fersen geheftet und
durchläuft mit Doro ein Wechselbad der Gefühle sowie bruchstückhafte Gedanken
in die Vergangenheit, wobei der Leser Doro sehr gut kennenlernt. Die Landschaftsbeschreibungen
sind sehr bildhaft, so dass man die malerische Szenerie der Hotelumgebung
regelrecht vor Augen hat. Die Autorin verarbeitet in ihrer Geschichte so
manches Thema. Da geht es um die Midlife-Crisis, das Verlassenwerden, den
Jugendschwarm, ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis, Frustfressen und
Vergangenheitsbewältigung. Leider werden fast alle Themen nur oberflächlich angeschnitten
und verlaufen dann im Sande. Insofern wäre eine Beschränkung hier sicherlich
die bessere Wahl gewesen.
Die Charaktere sind recht einfach gestrickt und besitzen
keine Tiefe. Sie lassen sich jederzeit austauschen, was dem Buch einen gewissen
Touch eines Groschenromans verleiht. Doro ist eine erwachsene Frau, wirkt
jedoch oftmals wie ein Teenager. Sie ist unsicher, zurückhaltend und lässt sich
jederzeit von ihrer Mutter Gundula über den Tisch ziehen. Obwohl sie mit ihrer
Figur unzufrieden ist, schaufelt sie weiterhin jede Menge Erdbeerkuchen in sich
hinein, so tief sitzt ihr Frust. Erst mit der Wahrnehmung durch zwei Herren
fühlt sich Doro wieder etwas mehr bestätigt und kommt etwas aus sich heraus.
Doros Mutter Gundula ist vorlaut und ohne Taktgefühl. Sie bevormundet ihre
Tochter immer und überall, obwohl sie bereits an die 40 ist. Sie fühlt sich auf
eine Art überlegen und gibt dennoch ein schlechtes Vorbild, denn insgeheim schaut
sie gern zu tief ins Glas und räumt dafür die Minibar aus. Hanna ist eine Hotelbekanntschaft
und der einzige Lichtblick innerhalb dieser Geschichte. Sie ist fröhlich,
unbedarft und lässt sich von niemandem so wirklich reinreden – sie besitzt
ihren eigenen Kopf und ihr eigenes Modeverständnis. Dabei ist sie immer
freundlich und verteilt gute Laune tütenweise. Felix ist ein attraktiver Mann,
der sich nicht entscheiden kann. Er ist charmant und offen, aber gleichzeitig
hält er sich gern mehrere Eisen im Feuer.
„Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ ist ein Liebesroman, der
sich leicht zwischendurch lesen lässt. Leider ist er aber auch ebenso schnell
wieder vergessen.
Nicht mehr als wert.