Die letzten Entdecker

Buch von Naomi J. Williams

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die letzten Entdecker

    Verlagstext
    Was gibt es mit zwei großen Segelschiffen zu entdecken, wenn es eigentlich nichts mehr zu entdecken gibt? Wenn die Engländer die Welt längst vermessen haben? Die Männer, die 1785 im Auftrag des französischen Königs unter der Führung des besonnenen und aufgeklärten Kommandanten La Pérouse ins Ungewisse fahren, glauben dennoch fest an den Erfolg ihrer Expedition. Angetrieben von Pflichtbewusstsein, Idealismus, Eitelkeit oder schlichter Not bergen die beiden Schiffe sehr unterschiedliche Abenteurer. Eines ist allen – vom einfachen Matrosen bis zum geltungsbewussten Naturwissenschaftler – gemeinsam: die Bereitschaft, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen für eine Entdeckung, die ihnen den Eintrag in die Geschichtsbücher sichert. Als sie 1788 endlich auf die ersehnte „terra incognita“ stoßen, lediglich eine kleine Insel in der Südsee, ist ihre Begeisterung längst von den Schrecken der bisherigen Reise überschattet.
    Die Autorin
    Naomi J. Williams wurde in Japan geboren und spricht erst seit ihrem sechsten Lebensjahr Englisch. Ihre Kurzgeschichten und Erzählungen erschienen in verschiedenen literarischen Zeitschriften. 2009 wurde sie mit einem Pushcart Prize ausgezeichnet. „Die letzten Entdecker“ ist ihr erster Roman.
    Die Übersetzerin
    Monika Köpfer war Lektorin bei zwei Münchener Publikumsverlagen und ist heute als Übersetzerin und freie Lektorin tätig. Zu den von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. Mohsin Hamid, Richard C. Morais, Milena Agus, Fabio Stassi und Theresa Révay. Für „Die letzten Entdecker“ wurde sie vom Deutschen Übersetzerfonds mit einem Arbeitsstipendium ausgezeichnet.
    Der historische Hintergrund
    Die dreijährige Expedition führte die beiden französischen Fregatten Astrolabe und Boussole (die kurz zuvor noch als Frachtschiffe gedient hatten) zwischen 1785 und 1788 von Europa an der zentralafrikanischen Küste entlang, um Kap Hoorn zur nordamerikanischen Westküste über Macao, Kamtschatka bis ins damals noch Neuholland genannte Australien. Die beiden (realen) Schiffe verschwanden damals samt Mannschaft spurlos, ihr Schicksal wurde erst Jahre später geklärt.
    Inhalt
    Naomi J. Williams lässt zahlreiche Personen ihre Erlebnisse auf dieser wissenschaftlichen Expedition berichten, mehrere Icherzähler treten auf, Briefwechsel stellen Beziehungen zwischen den handelnden Figuren her und manche Szenen werden aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt. Die amerikanische Autorin beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf die Sicht der Oberschicht, der Offiziere, Wissenschaftler, Priester und Dolmetscher an Bord. Etwas Farbe bekommt die Angelegenheit durch das Auftreten der Ehefrau des chilenischen Gouverneurs und eines jungen Inuit-Mädchens in Alaska. Indem Lamartinière, der Botaniker der Expedition, sich hauptsächlich mit dem Protokollieren der Reise befasst und weniger mit seiner Profession, bleiben die naturkundlichen Beobachtungen auf der Reise leider sehr blass. Mehr als die Sichtung „eines Bären“ oder „eines Seevogels“ darf man nicht erwarten. Die Konzentration der Erzählweise auf die Beziehungsebene lässt Willams Roman wie einen Gesellschaftsroman wirken, den sie an Bord zweier französischer Schiffe angesiedelt hat. Die für mich spannenden Fragen in einem Entdecker-Roman werden nicht vertieft, z. B. wie ein Kapitän in der Notsituation handelt, nachdem ein entscheidender Teil seiner Mannschaft ausgefallen ist.
    Fazit
    Williams Ton ist zeitweilig bissig bis ironisch, so dass ich ihre Sichtweise teils als Satire auf Entdeckerromane empfunden habe. Zu diesem Eindruck trug die wenig seemännische Beschreibung des Lebens an Bord bei. Ob die Autorin diese Wirkung ursprünglich bezweckt hat oder ob durch die Übersetzung ein ernstgemeinter Text unbeabsichtigt eine satirische Wirkung erhielt, kann ich nicht beurteilen. Rein sprachlich wirkt „Die letzten Entdecker“ für einen Erstling beachtlich, inhaltlich hat er mich nicht überzeugt.
    °°°°°
    Zitat
    „Wusste sie, was sie da tat, war das möglich? Lapérouse hätte sich beinahe an seiner Zwiebelsuppe verschluckt. Er konnte O’Higgins kaum ansehen, der voll des Lobes war über die samtige Konsistenz der Suppe, die gelungene Ausgewogenheit von Schärfe und Milde. Nun erhob sich de Langle, um ein paar Worte zu sagen und der Fächer wanderte abwärts, näher zum Knie hin. Während des Applauses für Langle verschwand er, und Lapérouse hatte ihn beinahe schon vergessen, als er plötzlich wieder auftauchte, indem er seine Hüfte streifte und ihn von seinem Fisch ablenkte. Um sich den gefüllten Fasan schmecken zu lassen, bedurfte es beider Hände; unterdessen lag der Fächer zwischen ihnen auf dem Tisch wie eine papierne elfenbeinerne Grenzlinie. Doch nachdem sie gerade so viel vom Hauptgang gekostet hatte, wie es der Anstand erforderte, aber keinen Bissen mehr, ließ Eleonore ihren Fächer aufschnappen und wedelte ein paarmal damit vor dem Gesicht, ehe sie ihn wieder zuklappte und ihre Hand abermals unter den Tisch gleiten ließ. Lapérouse wappnete sich für den sanften Druck an seinem Bein, aber er blieb aus, und jetzt war er genauso abgelenkt von dessen Ausbleiben wie zuvor von dessen verwirrender Präsenz.“ (S. 171)
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Ausgaben von Die letzten Entdecker

Taschenbuch

Seitenzahl: 496

Hardcover

Seitenzahl: 496

Besitzer des Buches 2

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