Binewskis

Buch von Katherine Dunn, Monika Schmalz

Bewertungen

Binewskis wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Binewskis, Schausteller, schräg, abartig, liebenswürdig (manchmal)

    Aladin1k1

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Binewskis

    ### Inhalt ###
    Die Binewskis sind eine Schausteller - Familie, die mit ihren Wohnwagen von Ort zu Ort ziehen. Es gibt alles, was man sich auf so einem Rummel vorstellen kann: Buden, Essen, Attraktionen, doch die Stars, deretwegen alle kommen, sind die Mitglieder der Binewski - Familie. Doch nicht alle sind von gleichem Rang. Da sind die Zwillinge, siamesische, Iphy und Elly, die mit ihrer Klavier-Performance und akrobatischen Kunststücken die Massen anziehen. Aber der eigentliche Star ist Arty, ein Mensch-Fisch-Wesen, das nur einen Rumpf und Flossen hat. Er begeistert die Massen durch seine Schwimmperformances in einem Becken, aber hauptsächlich ist er aufrührerisch und manipulativ, Eigenschaften, die ihn später zu einem Anführer einer Sekte werden lassen, deren Anhänger sich ebenfalls verstümmeln, um so wie Arty zu sein. Die beiden Eltern, Al und Crystal Lil sind die Urheber dieser seltsamen Truppe, die es von Anfang an darauf angelegt haben entstellte Nachkommen zu zeugen, damit sie vorzeigbare Attraktionen haben, mit denen man Geld verdienen können. Enden tut alles Binewski-Typisch mit einem großen Knall bzw. Feuer.
    ### Meinung ###
    Die Geschichte wird aus der Sicht von Olivia Binewski erzählt, einem Mädchen für alles, die sich eher im Hintergrund aufhält. Sie ist zwergwüchsig, Albino, glatzköpfig und hat einen Buckel. Sie berichtet in Rückblenden von ihrer Zeit als Mitglied der Familie. Neben der aktiven Zeit der Binewskis, von der sie hauptsächlich erzählt, gibt es noch Erzählungen aus der Zukunft ihrer Familie, in der es nur noch Miranda, ihre Tochter, die aber nicht weiß, dass sie Olivias Tochter ist, und ihre Mutter gibt, die alt und geistig verwirrt mit ihr in einer heruntergekommen Mehrparteienhaus wohnt, aber in verschiedenen Wohnungen. Außerdem ist da noch Miss Lick, eine dicke, resolute Unternehmertochter. Oly und sie finden zusammen, weil sie beide Außenseiter sind. Miss Lick liebt Oly wie überhaupt alles verstümmelte und entstellte, da man nur über eine Verstümmelung große Leistungen im Leben vollbringen kann. Und so "fördert" sie viele junge Frauen und regt sie dahingehend an, sich operieren zu lassen wie es vorher schon Arty bei seinen Jüngern gemacht hat. Ja, das Thema des Buches ist ziemlich durchgeknallt. Es gibt die Welt der Normalen und die Welt der Binewskis, die so völlig anders ist und in der nichts normal ist, ja geradezu abartig ist und in der alles mit einem großen Knall endet. In den Erzählungen von Oly klingt aber wenig Wehmut. Sie erzählt pointiert, witzig und selbst-ironisch über sich und ihre Familie.
    Ein Roman über eine Art von Familie, über die man wahrscheinlich noch nie etwas gelesen hat. Der Roman kitzelt ein wenig an den voyeuristischen Regungen des Lesers und man fragt sich, welche Durchgeknalltheit der Protagonisten kommt als Nächstes. Abgesehen davon findet man die Familie am Ende nicht mehr ganz so abartig, weil es eine Familie ist, deren Mitglieder mehr oder weniger füreinander da sind auch wenn es nicht immer so gezeigt wird und auch mächtig Konkurrenz zwischen den Geschwistern darüber herrscht, wer die beste Performance abliefert. Die ersten 50 Seiten sind etwas verwirrend und schräg, aber das Buch kommt dann irgendwann in einen erzählerisch nachvollziehbaren Modus Operandi.
    ### Fazit ###
    Wer mal was ganz anderes lesen will, greift zu diesem Buch. Eine Schaustellerfamilie mit schrägen durchgeknallten Mitgliedern, die sich lieben und hassen und füreinander da sind und am Ende sind alle tot, fast alle.
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  • Rezension zu Binewskis

    Dieser tolle Roman verdient noch eine etwas ausführlichere Lobeshymne.
    Vorher kann ich kein neues Buch beginnen.
    Zum Inhalt:
    Lil und Al Binewski ziehen mit einem Zirkus durch die USA. Highlight ist ihre Freakshow.
    Die beiden beschließen, dass Lil eigene Kinder mit Abnormalitäten zur Welt bringen soll. Dies erreichen sie, indem die Schwangere Drogen aller Art nimmt, sich Radioaktivität aussetzt, usw.
    Das Experiment gelingt:
    Iphigenia und Elektra sind wunderschöne siamesische Zwillinge. Olympia ist ein kleinwüchsiger Albino mit Buckel und Arturo, als "Aquaboy" der Star der Truppe, besitzt statt Armen und Beinen Flossen.
    Einzig der jüngste Sohn, Fortunato, von allen Chick genannt, ist normal zur Welt gekommen.
    der Wunsch von Arturo, der einzige wahre Freak zu sein, wird die Familie durch schlimme Zeiten führen.
    Die Geschichte wird aus der Sicht von Olympia erzählt, was zu zwei Erzählsträngen führt, einem gegenwärtigen und dem Rückblick in die Vergangenheit.
    Meine Meinung:
    Wie ich bereits im 4,5 - Sterne - Thread erwähnte, habe ich das Buch schon öfter in der Hand gehabt und mich nie gewagt, es auszuleihen.
    Das liegt daran, dass die beiden ersten Kapitel direkt die volle Bandbreite bieten. Wer es geschafft hat, den Schock zu verkraften (wobei ich weniger von Gewalt als von GROTESK in Großbuchstaben spreche), wird sich in dem Universum der Binewskis verlieren.
    Eine Welt, in der das Fördern und Fordern des Abnormalen an erster Stelle steht und Normalität verachtet wird. Derart, dass man überlegt, normale Kinder auszusetzen und die Menschen außerhalb des Zirkus abwertend "Normalos" nennt. Hier bietet sich schon die erste Parallele zu unserer auf Perfektion getrimmten Gesellschaft.
    Eine Welt, in der es Arturo schafft durch sein unglaubliches Charisma nicht nur seine Familie, sondern ganze Menschenmassen auf das Unglaublichste zu manipulieren. Trotz, nein, gerade wegen seiner Abnormalität besitzt er diese Macht.
    Eine Welt voller absurder und brutaler (umgangssprachlich würde man sagen kranker) Ereignisse, die dennoch eindeutig von der unglaublich schmerzhaften Suche der Menschen nach echter Liebe und Anerkennung erzählen.
    Das Buch ist ein spannender amerikanischer Roadmovie, ein großer bitterer Familienroman, eine schwarze Tragödie.
    Trotzdem fällt es mir schwer, es jemandem zu empfehlen, weil es weit jenseits allen Mittelmaßes ist. Nichts für schwache Nerven und nichts für Freunde des guten, im Sinne von sauberen, Geschmacks. In meinem Freundeskreises jedenfalls gibt es niemanden, dem ich dazu raten könnte .
    Einzig der Charakter des Chick hatte für mich ein kleines Manko.
    Dennoch waren das für mich .
    Die Autorin, Katherine Dunn, hat etwas Großes geschaffen und man glaubt nur zu gern dem Klappentext, dass sie 17 Jahre (1972 bis 1989) an dem Roman schrieb. Auch heißt es weiter, an ihrem neuen Buch schreibe sie seit 24 Jahren.
    Leider ist Dunn 2016 im Alter von 71 Jahren verstorben.
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  • Rezension zu Binewskis

    Fünfundzwanzig Jahre hat es gebraucht, bis sich ein deutscher Verlag entschieden hat, diesen damals in den USA als Kultroman apostrophierten Roman von Katherine Dunn übersetzen zu lassen und zu veröffentlichen. Der Verlag teilt auf der Rückseite des Buches mit, der Roman habe lange als unübersetzbar gegolten. Wie auch immer: Monika Schmalz, die auch schon Jeanette Winterson und Lionel Shriver übersetzt hat, hat es gewagt - und sie hat gewonnen.
    Der skurille Roman erzählt von der Zirkusfamilie Binewski, die sich mit Drogen, Insektiziden und radioaktiven Substanzen ihre eigene Freakshow züchtet, als die Geschäfte des Familienzirkus zu schwächeln beginnen und seine Zukunft auf dem Spiel steht. Bei einigen ihrer Versuche haben sie auch Erfolg.
    Die Fragen und Probleme, die dieser nun schon 25 Jahre alte ziemlich schräge Roman aufwirft, scheinen hochaktuell, aktueller noch als zu der Zeit seines Erscheinens und Erfolgs in den USA. Was ist eigentlich schön? Gibt es so etwas wie das Normale? Wie definiert sich ein gesunder Zustand?
    Der Roman „Binewskis“ kann gelesen werden als eine Satire auf Schönheitskult und Ich-Sucht. Als eine Kritik an der neuen Religion eines radikalen Individualismus , der sich an den äußeren Zeichen definiert, wie Tattoos oder Piercings.
    Seit der Veröffentlichung dieses Buches in den USA arbeitet Katherine Dunn an ihrem zweiten Roman. Wenn der auch so den Puls der Zeit trifft, wenn er erscheint ….
    .
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Ausgaben von Binewskis

Hardcover

Seitenzahl: 512

Taschenbuch

Seitenzahl: 512

E-Book

Seitenzahl: 513

Besitzer des Buches 12

Update: