Das Jahr das zwei Sekunden brauchte

Buch von Rachel Joyce, Maria Andreas

Bewertungen

Das Jahr das zwei Sekunden brauchte wurde insgesamt 49 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Jahr das zwei Sekunden brauchte

    Byron Hemmings ist elf Jahre alt, als sein belesener Freund James ihm erzählt, dass dem aktuellen Jahr (1972) zwei zusätzliche Schaltsekunden hinzugefügt werden müssen. Wann das genau passieren wird, konnte James jedoch nicht herausfinden.
    Byron ist gleichermaßen fasziniert und verstört von diesen zwei Extrasekunden - und dann ist er sich plötzlich ganz sicher, dass er weiß, welche Sekunden das sind: die, in denen seine Mutter mit dem nagelneuen Luxusauto in einem heruntergekommenen Viertel das kleine Mädchen auf dem roten Dreirad angefahren hat, ohne es zu merken, und einfach weitergefahren ist.
    Dieser Moment, diese Sekunden sind der Auslöser für eine Kette von Ereignissen, die Byrons Leben (und das seiner ganzen Familie) für immer grundlegend verändern werden.
    Was so spoilerfrei zusammengefasst etwas banal klingt, erzählt Rachel Joyce aus der Perspektive des Jungen mit viel Einfühlungsvermögen und scharfem Blick für die Dynamik innerhalb von Familien und Freundschaften. Hinter der wohlhabenden Fassade der Hemmings' - der Vater ist beruflich sehr erfolgreich, die Mutter eine gepflegte Schönheit, das Familienheim eine Villa auf einem weitläufigen Grundstück - verbirgt sich eine ziemlich dysfunktionale Familie, der Vater entpuppt sich als Tyrann und die Mutter als labil. Eine ganz schöne Last, die Byron alleine zu tragen hat, denn er spricht darüber nicht einmal mit James.
    Der zweite Handlungsstrang in der Gegenwart rund um Jim, einen Mann in den Fünfzigern, der an Zwangsstörungen leidet und ein ewiger Außenseiter ist, scheint lange Zeit nicht ins Bild zu passen, bis erste Hinweise auf den Zusammenhang auftauchen. Jims Welt voller Gefahren, die nur er selbst sieht, und voller Rituale, die die Gefahr bannen sollen, ist gleichermaßen faszinierend und beklemmend. Und so traurig es oft ist, quasi mit anzusehen, wie Jim immer wieder an der Gesellschaft zu scheitern droht, für die er nur irgend so ein Bekloppter im Wohnwagen ist, so empfand ich es gleichzeitig als Aufruf, solche Menschen nicht achselzuckend abzutun oder einfach zu ignorieren.
    Ab und zu war gerade in Byrons Handlungsstrang vielleicht ein bisschen viel Drama im Spiel, insgesamt hat mir aber dieser unterhaltsame und auch stellenweise nachdenklich machende Roman über Familie und Freundschaft, Schuld und Vergebung, Außenseiter und Standesunterschiede gut gefallen.
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  • Rezension zu Das Jahr das zwei Sekunden brauchte

    Nachdem ich von Rachel Joyce Harolds Pilgerreise, Queenies Tagebuch sowie die Weihnachtskurzgeschichte begeistert gelesen habe, habe ich erwartungsvoll zu "Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte" gegriffen. Ich stellte mir eine Geschichte vor, die den andern in nichts nachsteht. Doch dem war nicht so. Während in den andern Büchern eine positive Grundstimmung vorherrscht, ist diese einfach nur beklemmend und deprimierend.
    James erzählt Byron in der Schule von einem Artikel, den er in der Zeitung gelesen hat. Die Regierung will dem neuen Jahr, 1972, zwei zusätzliche Sekunden zufügen. Byrons Gedanken kreisen seither nur noch um die Frage wie das geschehen soll. Nicht gut für ein Kind, und erst recht nicht für eins, dessen Vater die Woche über abwesend ist und unter der Woche nur mit Kontrollanrufen Kontakt zu seiner Familie hält. Der Vater ist ein Tyrann, der auf Schein statt Sein setzt. Seine Frau leidet darunter, was sie den Kindern verheimlichen will. Byron merkt dies und lenkt sich durch Dinge ab, die James ihm erzählt. So werden diese "zwei Sekunden" fast zur Obsession für ihn. Als er eines Morgens auf einem Umweg zur Schule gefahren wird denkt er, dass seine Mutter ein Mädchen angefahren hat. Doch sie weiss nichts davon. Er steigert sich innerlich in etwas hinein, bis Byron nach Wochen erst den Mut aufbringt seiner Mutter davon zu erzählen.
    Als Byron seiner Mutter endlich davon erzählt, ist man mit dem Buch fast bis zur Hälfte durch - das findet im ersten Erzählstrang, der um 1972 spielt, statt. Im zweiten Strang sind wir im Jahre 2012, in dem es um einen Mann namens Jim geht, der in einem Wohnwagen wohnt und einige Ticks hat.
    Wie die beiden Erzählungen miteinander verbunden sind, erfährt man erst gegen Ende. Irgendwann ist man soweit, dass man eine Vermutung dazu hat. Wenngleich man etwas in diese Richtung geahnt hat, schockiert die Auflösung dieses Rätsels und macht wütend. Das Ende ist somit das einzig Fesselnde in diesem Roman und ich kann jeden begreifen, der auf der Strecke aufgibt. Wenn ich viel Zeit brauche um ein Buch zu lesen, dann ist das ein schlechtes Zeichen. In diesem Fall ein Zeichen dafür, dass es langatmig ist. Langatmig deswegen, weil eine extrem bedrückende, negative Stimmung vorliegt und vieles sich nur gedanklich abspielt. Ausserdem sind sämtliche Personen problembeladen; einige davon am Rande der Lebensfähigkeit. Die Kombination von unscheinbar und schwermütig ergibt keine Höhen und so bleibt der Inhalt kontinuierlich flach. Wenn man das Buch dann auch noch in einer Zeit liest, in der man wegen Hochnebels seit zwei Wochen keine Sonne mehr sah, muss man aufpassen, dass einem diese depressive Stimmung nicht einholt. Vielleicht liest man es besser im Sommer bei Sonnenschein :-)
    Dieses Buch wurde zwar vor den ganz oben genannten Romanen geschrieben, aber anscheinend erst danach veröffentlicht. Ich bin froh, dass es so ist und nicht umgekehrt; damit bleibt die Hoffnung, dass allfällige weitere Bücher der Autorin eher im Stil von Harold und Queenie geschrieben werden.
    Da Rachel Joyce die Protagonisten mit ausgefeilten Charakteren ausgestattet hat und der Schluss ein wenig versöhnend wirkt, runde ich trotz enormer Düsterheit auf 4 Punkte auf.
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  • Rezension zu Das Jahr das zwei Sekunden brauchte

    Klappentext:
    Niemand hat das Mädchen mit dem roten Fahrrad gesehen. Nur der elfjährige Byron, der mit seiner Mutter im Wagen sitzt, als der Unfall im dichten Nebel geschieht. Byron weiß sofort: Er darf keinem etwas davon erzählen. Doch in nur zwei Sekunden ist die ganze Welt aus den Fugen geraten – und es wird mehr als ein halbes Leben dauern, bis sie wieder in den Takt kommt. (Textquelle: amazon.de)
    Zum Buch:
    Das Cover erinnert mich direkt an das Vorgängerbuch der Autorin. Die Covergestaltung ist bis auf das Ziffernblatt und dem Mädchen auf dem Fahrrad identisch. Die beiden Bücher sind inhaltlich jedoch nicht miteinander zu vergleichen und es kam mir hier die Frage auf: Wurde dies nur auf Grund von Werbezwecken so gestaltet?
    Der Titel und das Bild mit dem Mädchen sind durch eine Prägung hervorgehoben worden und trotz der genannten Punkte gefällt mir die Covergestaltung sehr gut.
    Erster Satz:
    „1972 wurden der Zeit zwei Sekunden hinzugefügt..“
    Meine Meinung:
    Dies ist der zweite Titel aus der Feder von Rachel Joyce und nachdem ich ihr Debüt „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ gelesen habe, hatte ich an dieses Buch hohe Erwartungen, die nicht ganz erfüllt wurden.
    Dieser Roman ist in zwei Erzählsträngen abwechselnd geschrieben. Zum einen befinden wir uns im Jahre 1972, dass von Byron selbst, seiner Familie und seinem besten Freund erzählt. An einem ganz normalen Tag geschieht ein Unfall der das Leben der Familie verändern wird. Genau zu der Zeit, als zwei Sekunden der Zeitrechnung hinzugefügt wurden.
    In der Gegenwart treffen wir auf einen 50-jährigen Mann, der unter verschiedenen Zwängen/Ticks leidet und der über sein Leben und wie es sich in nur einem kurzen Augenblick verändert hat, erzählt.
    Rachel Joyce konnte mich mit dieser dramatischen und emotionalen Geschichte nachdenklich stimmen, jedoch nicht zu hundert Prozent überzeugen. Ich kam sehr schnell in die Geschichte hinein, doch so wirklich fesseln wollte es mich anfangs nicht. Erst gegen Ende des Buches hat mich die Geschichte nicht mehr losgelassen und durch ein Wechselbad der Gefühle getrieben.
    Die Tatsache, dass das Hinzufügen der zwei Sekunden im Jahre 1972 wirklich geschehen ist, empfand ich als Grundlage zu dieser Geschichte sehr gelungen. Die Geschichte zeigt uns, dass zwei Sekunden mehr oder weniger ein ganzes Leben verändern kann und es bleibt die Frage: Was wäre wenn?
    Ich habe leider sehr lange an diesem Buch gelesen, weil mir der Anfang doch zu sehr in die Länge gezogen wurde, aber das Durchhalten hat sich zum Ende hin gelohnt.
    Fazit:
    Zwei hinzugefügte Sekunden schafften es, ein Leben auf den Kopf zu stellen. Genau dies offenbart uns Rachel Joyce mit dieser Geschichte und schafft es die Leser nachdenklich zu stimmen. Ein sehr bewegender, aber auch dramatischer Roman zweier Familien, die nicht unterschiedlicher sein können und dennoch etwas gemeinsam haben.
    Meine Wertung:
    Zur Autorin:
    Rachel Joyce weiß, wie man Menschen mit Worten ganz direkt berührt. Die Autorin hat über 20 Original-Hörspiele für die BBC verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat sie Stoffe fürs Fernsehen bearbeitet und auch selbst als Schauspielerin für Theater und Film gearbeitet. >Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry< ist ihr erster Roman. Er erscheint in über 30 Ländern auf der ganzen Welt. Rachel Joyce lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Gloucestershire auf dem Land. (Textquelle: amazon.de)
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Ausgaben von Das Jahr das zwei Sekunden brauchte

Taschenbuch

Seitenzahl: 432

Hardcover

Seitenzahl: 560

E-Book

Seitenzahl: 432

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:26h

Das Jahr das zwei Sekunden brauchte in anderen Sprachen

  • Deutsch: Das Jahr das zwei Sekunden brauchte (Details)
  • Englisch: Perfect (Details)

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