Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroa

Buch von Quinn Slobodian, Stephan Gebauer

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroa

Freiheit und Demokratie, so der Investor Peter Thiel 2009, seien nicht länger kompatibel. Wer die Freiheit liebe, müsse daher versuchen, der Politik in all ihren Formen zu entkommen. Zuflucht suchen könnten Libertäre im Cyberspace, im Weltraum und auf dem offenen Meer. Das mag verblasen klingen, steht aber in einer jahrzehntealten Tradition marktradikaler Ideen: Denker wie Milton Friedman begeisterten sich für das noch unter britischer Oberhoheit stehende Hongkong; Margaret Thatcher träumte von einem Singapur an der Themse. In Globalisten befasste sich Quinn Slobodian mit Versuchen, ökonomische Fragen der demokratischen Willensbildung zu entziehen, etwa durch ihre Übertragung an internationale Organisationen. In Kapitalismus ohne Demokratie geht es nun um eine andere Lösung für das von Thiel beklagte Problem: die Zerschlagung der Welt in Steueroasen, Privatstädte oder Mikronationen. Slobodian nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt der neoliberalen Utopien. Sie führt nach Dubai und Liechtenstein, ins vom Bürgerkrieg zerrüttete Somalia und zu Elon Musks texanischem Weltraumbahnhof. Und sie weitet den Blick auf eine mögliche Zukunft, die uns Sorgen machen sollte.
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Bewertungen

Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroa wurde bisher einmal bewertet.

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Meinungen

  • Ein informativer Blick auf eine dunkle Seite des Kapitalismus

    FrankWe

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroa

    Der kanadische Historiker SLOBODIAN nimmt in diesem politischen Sachbuch eine Facette des kapitalistischen Wirtschaftsmodells unter die Lupe, die in der öffentlichen Diskussion eher im Hintergrund steht. Für die Leserschaft dieser Publikation wird sich das ganz sicher sehr grundsätzlich ändern.
    Der Autor nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch die Zeit- und Wirtschaftsgeschichte der letzten ca. 40 Jahre. Sein Navi hat eine klare Voreinstellung: Er sucht (und findet) Orte, in denen sich der Kapitalismus möglichst ungestört und ungehemmt entwickeln (man könnte auch sagen “austoben”) sollte (und meist auch konnte). SLOBODIAN schaut dabei sehr genau hin: Wenn er über Honkong, Singapur, London, Südafrika, Lichtenstein, Dubai und viele andere Sonderwirtschaftszonen und Steuerparadiese schreibt, erfahren wir viel über die beteiligten politischen Kräfte und die zugrundeliegenden Wirtschafts-Theorien und deren ideologischen Ideengeber.
    Beeindruckend und überraschend ist dabei weniger die Tatsache, dass Investoren und Befürworter eines radikalen Neo-Liberalismus von bestimmten “wirtschaftsfreundlichen” Rahmenbedingungen geradezu magisch angezogen werden. Überraschend und erschreckend ist allerdings die Unverblümtheit und Selbstgewissheit, mit der das Primat der Gewinnmaximierung gegenüber allen anderen gesellschaftlichen und politischen Werten und Zielen vertreten wird.
    Kenntnisreich und akribisch verfolgt der Autor die Spur der Markt-Radikalen im Unternehmertum, in der Wirtschaftswissenschaft und der (insbesondere britischen, amerikanischen und chinesischen) Politik. Er führt uns bis in die – gar nicht so kleine – Welt der “Anarcho-Kapitalisten”, die ganz offen dafür werben, nicht nur die Demokratie, sondern gleich den ganzen Staat abzuschaffen und durch private Organisationen zu ersetzen. Ein Ziel dieser Leute ist es, möglichst viele selbständige und konkurrierende (staatliche bzw. ausgegliederte) Einheiten zu schaffen, um den Einfluss gesellschaftlicher Kräfte möglichst niedrig zu halten.
    Dieser Blick auf die “Urkräfte” eines ungezügelten kapitalistischen Denkens betrifft keineswegs eine kleine Schmuddelecke: Der Kampf um die Gunst der globalen Investoren führt zu einem Steuerdumping und Subventionswettlauf, der die gesamte Weltwirtschaft tangiert.
    SLOBODIAN schreibt das alles in einem gut lesbaren Stil, der ohne Wirtschafts-Fachspräche auskommt. Es handelt sich um sachlichen Journalismus, ohne Effekthascherei. Zwar ist die kritische Grundhaltung des Autors nicht zu übersehen, er verzichtet aber weitgehend auf polemische Kommentierungen.
    Am Ende des Buches wundert man sich (als vermeintlich halbwegs informierter Bürger), warum man mit dieser Seite des Kapitalismus so wenig konfrontiert wurde bzw. wird. Möglicherweise spielt dabei eine Rolle, dass sich unsere heimischen Konflikte in dem vergleichsweise befriedeten Umfeld der “Sozialen Marktwirtschaft” abspielen.
    Dieses extrem informative Buch weitet den Blick auf die globalen Kräfte, die – ganz ohne Scham – ausschließlich die Interessen einer kleinen Elite von Superreichen verfolgen.
    Gesellschaftliche Verantwortung wird dabei nicht nur relativiert, sondern rundweg abgelehnt.
    Auch die Gegenkräfte werden vom Autor untersucht; auf die gelegentlichen Erfolge wird kurz hingewiesen.
    Dem Buch hätte ein zusammenfassendes und einordnendes Schlusskapitel gut getan; es endet etwas abrupt. Das schmälert aber nicht den großen Informationswert. Das hier vermittelte zeitgeschichtliche Wissen hilft ganz sicher beim Verständnis und bei der Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und Konflikte.
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Ausgaben von Kapitalismus ohne Demokratie: Wie Marktradikale die Welt in Mikronationen, Privatstädte und Steueroa

Hardcover

Seitenzahl: 427

Update: