Die Hohenzollern und die Nazis

Buch von Stephan Malinowski

  • Kurzmeinung

    Squirrel
    Nicht immer einfach zu lesen, aber sehr aufschlussreich
  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Die Hohenzollern und die Nazis

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Hohenzollern und die Nazis

Gegen die Republik - Geschichte und Gegenwart der Hohenzollern Stephan Malinowski, einer der besten Kenner der deutschen Adelsgeschichte im 20. Jahrhundert, zieht in einer großen historischen Erzählung den Bogen über drei Generationen der Hohenzollern von 1918 bis in die Gegenwart und analysiert das antirepublikanische Milieu aus ebenso neuer wie origineller Perspektive. »Stephan Malinowskis brillantem Buch gelingt ein Gleichgewicht zwischen der forensischen Analyse individuellen Verhaltens und einem neuen Verständnis dafür, wie die giftige politische Kultur einer besiegten Monarchie dazu beitrug, die Demokratie in Deutschland zu zerstören.« Christopher Clark »Mit seinem großartigen Buch Die Hohenzollern und die Nazis ist Stephan Malinowski eine Meisterleistung der historischen Aufklärung gelungen.« John C. G. Röhl
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Bewertungen

Die Hohenzollern und die Nazis wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Meinungen

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Hohenzollern und die Nazis

    Die Hohenzollern und die Nazis - eine unheilvolle Verbindung
    Dieses rund 750 Seiten starke Buch ist das Ergebnis von Jahre langen Recherchen des Autors wie sich zahlreiche Vertreter der Familie Hohenzollern dem aufstrebenden NS-Regime anbiedern, weil sie glauben, ihre frühere Macht wieder zu erhalten.
    Zahlreiche Briefe belegen, wessen Geist vor allem die Söhne des letzte deutschen Kaisers und ihre Ehefrauen waren.
    Obwohl man meinen könnte, dass die ehemalige Herrscherfamilie und die Nationalsozialisten nichts gemeinsam haben, ergeben sich zahlreiche Gemeinsamkeiten und Überschneidungen: beide sind antidemokratisch, reaktionär, hassen sowohl Sozialisten als auch Kommunisten, Juden sowieso und beiden ist das „gemeine Volk“ völlig egal. Die Masse soll arbeiten, Steuern zahlen und im Krieg (egal für welche) Herrschaft verbluten.
    Ein großes Thema ist auch der, von den Hohenzollern vorgebrachte Entschädigungsanspruch nach den Enteignungen von 1918. Obwohl die Mitglieder der Familie einige Immobilien und Vermögenswerte (im Gegensatz zu den Habsburgern, die beinahe mittellos aus „Restösterreich" ausgewiesen wurden) behalten durften, will die Familie mehr, viel mehr, und glaubt auch noch, im Recht zu sein.
    Stephan Malinowski untermauert seine Thesen mit zahlreichen Quellen, und lässt sich von Anzeigen der Familie Hohenzollern gegen ihn, nicht einschüchtern.
    Fazit:
    Das Buch muss sorgfältig gelesen werden. Es ist aber verständlich geschrieben und wird durch zahlreich Abbildungen bereichert. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.
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  • Rezension zu Die Hohenzollern und die Nazis

    Zum Autor:
    Stephan Malinowski, * 1966, wurde erstmals bekannt mit seiner Dissertation Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Mit dieser Dissertation betrat er ein bis dato weitgehend unerforschtes Gebiet: die Geschichte des deutschen Adels zwischen Kaiserreich und III. Reich.
    Nach Lehraufenthalten an der FU Berlin, an der Harvard Universität u. anderen Hochschulen unterrichtet Malinowski an der Universität Edinburgh.
    Klappentext:
    Seit über 100 Jahren haben die »Oberhäupter« der Hohenzollern immer wieder mit Juristen, Historikern, Journalisten, Ghostwritern und PR-Beratern zusammengearbeitet, mit deren Hilfe sie das Bild der Familie in der Öffentlichkeit aufpolierten. Nun werden Rollen und Selbstdarstellung der wichtigsten Familienmitglieder von einem der besten Kenner der Materie erstmals analysiert und dargestellt: In einer großen historischen Erzählung zieht Stephan Malinowski den Bogen über drei Generationen von 1918 bis in die Gegenwart und beschreibt das politische Milieu, in dem sich ihre Akteure bewegten.
    Zum Hintergrund:
    Seit 2014 laufen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und der Familie Hohenzollern, die sich auf das sog. Ausgleichsleistungsgesetz beruft und Ansprüche auf Schlösser, Liegenschaften, Tausende von Kunstschätzen und andere Vermögenswerte erhebt, die nach dem II. Weltkrieg von der Sowjetischen Militäradministration enteignet wurden. Malinowski wurde mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt zur Frage, ob der Ex-Kronprinz Wilhelm dem Nationalsozialismus „erheblichen Vorschub“ geleistet habe. Wenn ja, wären Leistungen nach diesem Gesetz ausgeschlossen. Diese sog. Hohenzollerndebatte entwickelte sich in den Folgejahren zum „bedeutendsten geschichtspolitischen Konflikt des Landes“ (SPIEGEL). Malinowski und Journalisten wurden von den Hohenzollern mehrfach verklagt.
    Das vorliegende Buch basiert auf den Ergebnissen des Gutachtens.
    Mein Lese-Eindruck:
    Gleich zu Beginn stellt der Autor klar, dass er sein Buch nicht auf die Frage der Vorschubleistung reduziert sehen will. Er betrachtet sein Buch eher als Fallstudie, in der er die Handlungen einer hochadligen Familie mit der historischen Methode untersucht. Der Autor legt seine Darstellung daher breit an und beginnt mit dem Exil des Kaisers Wilhelm II. und des Kronprinzen Wilhelm in den Niederlanden und beobachtet ebenfalls das Agieren der Familie und der Vertrauten. Ein wesentlicher Untersuchungsgegenstand ist dabei die Kommunikation zwischen den Hohenzollern und der Öffentlichkeit. Der Autor betont die Bedeutung der Selbstdarstellung bzw. Performance für das Bild, das die Hohenzollern der Öffentlichkeit bieten wollten. Die war nicht immer leicht zu meistern; so ließ sich z. B. die Fahnenflucht des Kaisers und des Thronfolgers in den folgenden Jahren nur schwer vermitteln. Ein breit aufgestellter Stab an PR-Beratern, Ghostwritern, Journalisten, Juristen etc. sorgte für das gewünschte Außenbild der Figur.
    Malinowski legt akribisch dar, wie die Hohenzollern die Hoffnung auf eine Restitution der Monarchie nicht aufgaben und wie sie sich zum Steigbügelhalter der Nationalsozialisten machten. Dazu nutzen sie ihren charismatischen Namen, der Sehnsüchte und Volk hervorruft, die den Kyffhäuser-Mythos assoziieren lassen, wobei die Namensträger allerdings von Charakter und Leistung her diesen Erwartungen nicht gerecht werden. Zusätzlich nutzen sie die informellen Kommunikationsmöglichkeiten des Adels bzw. Hochadels, wie sich bei Jagdgesellschaften, Bällen, in den Clubs, den Offizierkasinos etc. ergaben. Die Verbindung des nationalen mit dem konservativen Lager glückt, und der Tag von Potsdam, an dessen Inszenierung auch die Hohenzollern beteiligt sind, zeigt eindrucksvoll den Schulterschluss von Alt und Neu. Die nächsten Jahre sind gekennzeichnet von Anbiederungsversuchen, Anpassungen und Arrangements. Nach wie vor stellen die Hohenzollern dem Regime ihre jahrhundertealte Geschichte, ihr Charisma und den Glanz ihres Namens zur Verfügung. Trotzdem reicht der Einfluss nicht so weit, um im arrivierten NS-System eine bedeutende Rolle zu spielen.
    Liest man die Quellen, die Malinowski anführt, fällt es schwer, an die imaginierte Opferrolle der Hohenzollern zu glauben. Da werden die Verhaftungen von Kommunisten, Sozialisten, Juden und anderen „Volksfeinden“ als „Aufräumarbeiten“ abgetan, Mussolini wird wegen seiner „genialen Brutalität“ bewundert, schon in den 20er Jahren sind Hitler, Röhm und Göring Gast im Cecilienhof, Wahlaufrufe für Hitler, Sätze wie „Jetzt heißt es, jedem in die Fresse zu hauen“, der die Regierung Hitler angreife, Geldzuwendungen, Assistenz im SA-Folterkeller, eine Fülle an Bildmaterial etc. – Malinowski stützt seine Darlegungen auf eine breite Quellenlage, die er genau auswertet und zugleich die apologetischen Ausführungen anderer Historiker widerlegt. Sein Urteil: Es dürfte "auch im Adel aller Sparten nur wenige Familien gegeben haben, die so geschlossen, so stetig, so radikal und so wirkungsvoll gegen die Republik und ihre Prinzipien aufgetreten sind wie die politisch relevanten Mitglieder der Familie Hohenzollern" (S. 620). Kronprinz Wilhelm und seine Familie gehörten überwiegend nicht zum harten Kern der Nationalsozialisten, aber sie entfalteten ihre Wirkung für das Regime als „Opportunisten und Kollaborateure“ (S. 613).
    Das Buch ist lesefreundlich gegliedert in Kapitel und kleinere Unterkapitel. Die Überschriften der Unterkapitel sind gelegentlich ironisch wie „Dem Widerstand widerstanden“ (S. 505) oder „Royale Resterampe“ (S. 535). 117 Seiten Anhang (Fußnoten, Quellen und Literatur) belegen den historischen Anspruch.
    Trotzdem: Ein Buch, das trotz seiner methodischen Dichte gut zu lesen ist – eine packende Darstellung auch für den Laien.
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Ausgaben von Die Hohenzollern und die Nazis

Hardcover

Seitenzahl: 752

E-Book

Seitenzahl: 753

Besitzer des Buches 7

Update: