Radetzky

Buch von Franz Herre

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Radetzky

    Franz Herre, geboren 1926, ist Historiker und arbeitete bei Franz Schnabel in München über die Geschichte des Bürgertums im 19.Jahrhundert. Bis 1981 war er Chefredakteur der deutschen Welle in Köln und Publizist. Er wurde bekannt als Autor sehr erfolgreicher historischer Biografien, mehrfach auch zum Österreichischen Kaiserreich.
    Johann Joseph Franz Karl Wenzel Anton Graf Radetzky von Radetz (1766 - 1858) war ein im Königreich Böhmen geborener und in Mailand gestorbener österreichischer Heerführer und Feldmarschall.
    Er wurde neben Graf Laudon zum bedeutendsten militärischen Führer der K.u.K. - Monarchie und Synonym für die Grösse und den Abstieg dieser Regierungsform.
    Der studierte Jurist galt als körperlich geschwächt und wenig robust, eine Karriere im Heer wurde ihm aus diesen Gründen zunächst verwehrt.
    Seine Militärlaufbahn verdankte er indirekt dem französischen Heerführer Bonaparte, der Österreich zwang, alle Kräfte zu mobilisieren.
    Unter Laudon wurde Radetzkys militärische Begabung schnell erkannt, er dachte sowohl taktisch wie strategisch hellsichtig, kreativ und konsequent.
    Nach der Schlacht von Hohenlinden (1800) wurde er zum Generaloberst ernannt und bekam das Maria - Theresien - Kreuz verliehen, bei der Schlacht von Aspern (1809) war er mitverantwortlich für den ersten Sieg, der gegen den nunmehrigen französischen Kaiser (Seit 1804) gelang.
    Maßgeblich plante Radetzky die taktischen Maßnahmen der "Völkerschlacht" von Leipzig 1813, wo den vereinten Gegnern der entscheidende Sieg über den vom Russlandfeldzug stark geschwächten Bonaparte gelang.
    Später wurde Radetzky Generalkommandant in Lombardei - Venetien, wo er von 2818 - 1833 enger Berater des Erzherzogs Franz - Karl von Österreich - Este war.
    Ab 1833 als Generalfeldmarschall zuständig für die Bekämpfung der piemontesischen Autonomie - und Freigeitsbestrebungen der italienischen Aufständigen. ( Risorgimento).
    Es gelang ihm die Separatisten in vier Schlachten zwischen 1848 und 1849 zu schlagen, nicht aber, die Freiheitsbestrebungen zu unterdrücken, obwohl Radetzky mit äußerster Härte und Unbeugsamkeit vorging.
    Fazit:
    Wie kein anderer Militär verkörperte Radetzky die Donaumonarchie in ihrem Glanz und ihrem Untergang. Die Identifikation war so stark, dass selbst auf liberale Signale aus dem eigenen Geberalstab am Diktat der Erhaltung des Vielvölkerstaats ohne Duldung nationaler Eigeninteressen und Subsidiarität festgehalten wurde. Das Europa auf dem Weg war, sich in Nationalstaaten umzuwandeln, wollte und konnte Radetzki sowenig sehen wie der österreichische Kanzler Metternich. ( Siehe auch die Rezension zu Franz Herre - Metternich)
    Die geistige Erstarrung war zu weit fortgeschritten, den ohnehin nicht reformfreudigen Kaiser Franz - Josef I. zu beraten. Das Trio der " drei alten Männer" war der Zeit nicht mehr gewachsen, die von den Monarchien Liberalisierung, Abtretung von Herrschaft an Parlamente, nationale Eigeninteressen und Partizipation verlangte.
    Die Unbeugsamkeit generierte aus einer geistigen Unbeweglichkeit heraus und mündete in den Untergang der Monarchie, deren Ende sich schon weit vor dem ersten Weltkrieg abzeichnete.
    In Italien hatte Radetzky den Ruf des unbeugsanen Unterdrückers, in Österreich den des Bewahrers der Monarchie. An beiden Einschätzungen ist ein wahres Wort, aber dieser Dualismus zeigt die endgültige Schwäche des K.u.K. - Reiches, nämlich die mangelnde realistische Selbsteinschätzung bei verfehltem Zentralismus. Das macht eine ausgewogene Würdigung der historischen Bedeutung Radetzkys nicht einfacher.
    Herre zeigt ein nüchternes und klares Bild auf, er fürt direkt an die Kernfragen heran und wertet souverän und belegt. Seine Erfahrung in der Quellenbearbeitung hilft dem Leser, sich in der nicht einfachen Struktur der K.u.K. - Hierarchie und der Vielfalt der Befehlsebenen zurecht zu finden.
    Und es zeigt sich wieder der Journalist Herre, der alldas so spannend lesbar und allgemein verständlich vermittelt, wie es in einer historischen Dokumentation nur zu wünschen ist, dabei immer klar in der Analyse.
    Der stellenweise fehlenden Geschlossenheit halber, der Straffung geschuldet, viereinhalb Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung.
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