Wiesenstein

Buch von Hans Pleschinski

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Wiesenstein

Der alte Mann, eine Berühmtheit, Nobelpreisträger, verlässt mit seiner Frau das Sanatorium, wo beide Erholung gesucht haben, und wird mit militärischem Begleitschutz zum Zug gebracht. Doch es ist März 1945, das Sanatorium Dr. Weidner liegt im eben zerstörten Dresden und der Zug fährt nach Osten. Gerhart und Margarete Hauptmann nämlich wollen nirgendwo anders hin als nach Schlesien, in ihre Villa „Wiesenstein“, ein prächtiges Anwesen im Riesengebirge. Dort wollen sie ihr immer noch luxuriöses Leben weiterleben, in einer hinreißend schönen Landschaft, mit eigenem Masseur und Zofe, Butler und Gärtner, Köchin und Sekretärin – inmitten der Barbarei. Aber war es die richtige Entscheidung? Überhaupt im Dritten Reich zu bleiben? Und was war der Preis dafür? Können sie und ihre Entourage unbehelligt leben, jetzt, da der Krieg allmählich verloren ist, russische Truppen und polnische Milizen kommen? Und das alte Schlesien untergeht? Hans Pleschinski erzählt erschütternd und farbig, episodenreich und spannend vom großen, genialen Gerhart Hauptmann, von Liebe und Hoffnung, Verzweiflung und Angst. Er erzählt vom Ende des Krieges, dem Verlust von Heimat, von der großen Flucht, vergegenwärtigt eine Welt, die für uns verloren ist, und das Werk Gerhart Hauptmanns, auch mit unbekannten Tagebuchnotizen. „Wiesenstein“ ist die Geschichte eines irrend-liebenden Genies und einer untergehenden und sich doch dagegenstemmenden Welt. Ein überwältigender Roman.
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Bewertungen

Wiesenstein wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 2,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Wiesenstein

    Zum Autor s. seine Homepage:
    https://www.pleschinski.de/
    Klappentext Quelle: Amazon):
    Der alte Mann, eine Berühmtheit, Nobelpreisträger, verlässt mit seiner Frau das Sanatorium, wo beide Erholung gesucht haben, und wird mit militärischem Begleitschutz zum Zug gebracht. Doch es ist März 1945, das Sanatorium Dr. Weidner liegt im eben zerstörten Dresden und der Zug fährt nach Osten. Gerhart und Margarete Hauptmann nämlich wollen nirgendwo anders hin als nach Schlesien, in ihre Villa „Wiesenstein“, ein prächtiges Anwesen im Riesengebirge. Dort wollen sie ihr immer noch luxuriöses Leben weiterleben, in einer hinreißend schönen Landschaft, mit eigenem Masseur und Zofe, Butler und Gärtner, Köchin und Sekretärin – inmitten der Barbarei. Aber war es die richtige Entscheidung? Überhaupt im Dritten Reich zu bleiben? Und was war der Preis dafür? Können sie und ihre Entourage unbehelligt leben, jetzt, da der Krieg allmählich verloren ist, russische Truppen und polnische Milizen kommen? Und das alte Schlesien untergeht? Hans Pleschinski erzählt erschütternd und farbig, episodenreich und spannend vom großen, genialen Gerhart Hauptmann, von Liebe und Hoffnung, Verzweiflung und Angst. Er erzählt vom Ende des Krieges, dem Verlust von Heimat, von der großen Flucht, vergegenwärtigt eine Welt, die für uns verloren ist, und das Werk Gerhart Hauptmanns, auch mit unbekannten Tagebuchnotizen.
    „Wiesenstein“ ist die Geschichte eines irrend-liebenden Genies und einer untergehenden und sich doch dagegenstemmenden Welt. Ein überwältigender Roman.
    Mein Leseeindruck:
    Vor einigen Jahren unternahmen wir eine kleine Studienreise in das Hirschberger Tal, das „preußische Arkadien“, ein landschaftlich sehr schönes Tal am Fuß des Riesengebirges, in dem die Hohenzollern und der preußische Hofadel eine Fülle von Schlössern und prächtigen Landsitzen erbauten. Zum Besichtigungsprogramm gehörte auch eine Führung durch die Villa Wiesenstein, die trutzige Prachtvilla Gerhart Hauptmanns bei Agnetendorf, mitten im Wald gelegen.
    In diesem Haus spielt Pleschinskis Roman.
    Die Handlung ist schnell erzählt: Der schon betagte Gerhart Hauptmann verlässt im März 1945 mit seiner Frau das zerstörte Dresden und verbringt nun seine letzte Lebenszeit in seinem abgeschiedenen Anwesen, in dem er das Kriegsende erlebt.
    Pleschinski entwirft ein Bild des Dichters, das einen nachdenklich und zugleich verblüfft zurücklässt. Hauptmann hatte offensichtlich kein Problem mit den politischen Zeitläufen. Er hielt guten Kontakt zu den Größen der Weimarer Republik (z. B. zu Stresemann), aber er hisste dann auch die Swastika-Flagge und ließ sich von den Nazi-Funktionären hofieren, und noch in Wiesenstein empfängt er den Gauleiter.
    Nach Kriegsende kontaktieren ihn sowjetisches Militär und Johannes R. Becher, die ihn für den Aufbau eines sozialistischen Musterstaates in der Sowjetzone gewinnen wollen. Rund um ihn herum, quasi zu seinen Füßen, spielen sich die Dramen der Vertreibung ab – aber die Hauptmanns leben privilegiert, sie genießen offiziellen russischen bzw. polnischen Schutz, werden bevorzugt behandelt und mit Lebensmitteln (und Strom) versorgt. Das befremdet.
    Noch mehr befremdet: Hauptmann, der in seinen naturalistischen, sozialrevolutionären Werken das Elend des kleinen Mannes thematisiert, lebt in seiner Villa luxuriös wie eh und je. Ob er den „Dichterfürsten“ Goethe imitiert, in Haartracht und Lebensstil? Jedenfalls leben er und seine Frau umgeben von einem kleinen Hofstaat: da sind der Gärtner, die Köchin, das Küchenmädchen, zwei Putzfrauen, die Sekretärin, die Zofe (mit Häubchen), der Masseur, ein Archivar und natürlich der altgediente Butler. Während unten im Tal anarchische Zustände herrschen, wird oben in der Villa Wiesenstein in Abendkleidung von Meißner Porzellan gespeist. Wie passt das zusammen?
    Oder ein anderes Beispiel: Hauptmann scheute sich nicht vor markigen Lobpreisungen des Krieges:
                Diesen Leib, den halt ich hin
    Flintenkugeln und Granaten:
    eh‘ ich nicht durchlöchert bin,
    Kann der Feldzug nicht geraten.
    Komm, mein lieber Kamerad, dass wir beide, gleich und gleiche, heut‘ in Reih‘ und Glied Soldat, morgen liegen Leich‘ an Leiche.
    Das galt jedoch nicht für seine Söhne, die er „auf sichere Posten fern der Front hatte manövrieren können“ (S. 151). Hauptmanns Frau Margarete bringt es auf den Punkt: „Du, Gert, warst nie zu greifen“ (S. 166). In Hauptmanns Leben gibt es offenbar keine stabile Linie.
    Hauptmann selber bezeichnet seine Trutz- und Schutzburg als „mystische Schale seiner Seele“, und mir scheint, dass er eine solche Schale auch sehr nötig hatte. Gegen Ende aber lässt Pleschinski ihn, der sonst über jeden Selbstzweifel erhaben ist, unsicher werden: „Ich habe nichts abgewehrt. … Ich bin Teil der Schuld“ (S. 361).
    Der Autor möchte sein Wissen über Hauptmann dem Leser nahebringen und auch Episoden aus seinem früheren Leben erzählen. Er entscheidet sich dafür, auf belehrende Passagen zu verzichten und funktioniert statt dessen die Entourage des Dichters um: er lässt sie über Hauptmann sprechen. Das wirkt gelegentlich gestelzt, der Erzählanlass ist zu sichtbar und zu künstlich herbeigeführt.
    Dieses Portrait des Dichters wird eingebettet in den zeitlichen Hintergrund: die Stunde Null mit dem Zusammenbruch jedweder Versorgung und Verwaltung, mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung durch die Polen, die ihrerseits wieder von den Russen vertrieben worden waren. Die schreckklichen Begleitumstände dieses Flüchtlingselends werden dem Leser vorgeführt: Vergewaltigungen, Lynchmorde, Racheakte, Plünderungen und Brandschatzungen, Überfälle, Diebstähle, Selbstmorde - das alles erzählt Pleschinski chronikartig unterkühlt und gerade deswegen so sehr beeindruckend. Es gelingt ihm, die Stimmung der Zeit plastisch wiederzugeben, die sich vom anfänglichen Glauben an den Endsieg entwickelt zu Angst und Verzweiflung. Als Leser begreift man, dass damals eine Welt unterging.
    Fazit:
    ein beeindruckender Zeitroman über Gerhart Hauptmann und den Untergang Schlesiens.
    Was ich vergessen habe: Hauptmann war Stotterer, das wusste ich nicht - und Ple-PlePleschinski lässt ihn tat-tatsächlich stottern.
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Ausgaben von Wiesenstein

Hardcover

Seitenzahl: 552

E-Book

Seitenzahl: 552

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