Andreas Franz - Letale Dosis

  • Worum es geht
    In kurzen Abständen werden zwei ehrenwerte Familienväter und angesehene Mitglieder der „Kirche des Elohim“ ermordet aufgefunden. Die rechtsmedizinische Untersuchung ergibt, dass beide an einer Überdosis eines exotischen Schlangengiftes gestorben sind.
    Kaum hat Hauptkommissarin Julia Durant die Ermittlungen aufgenommen, erhält ein drittes Kirchenmitglied Drohbriefe, die ihm sein baldiges Ableben prophezeien. Doch selbst in dieser kritischen Situation stößt die Ermittlerin auf eine Mauer des Schweigens. Keiner der Befragten will von einem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit der Ermordeten oder des Bedrohten wissen, keiner wagt auch nur einen Verdacht zu äußern. Als Julia Durant unvermutet auch persönlich in den mysteriösen Fall verstrickt wird, scheint die Aufklärung zum Greifen nahe, aber auch Kommissar Zufall spielt eine wichtige Rolle.


    Wie es mir gefallen hat
    Bereits der Anfang verspricht ein spannendes Hörerlebnis und auch der weitere Verlauf der Geschichte hat mich nicht enttäuscht. Honorige Männer werden auf grausame Art und Weise ins Jenseits befördert, Verdachtsmomente vom Autor sehr geschickt in alle möglichen Richtungen gelenkt. Der Hörer wird sich wahrscheinlich einerseits über die geringe Kooperationsbereitschaft der Mitglieder der Kirchengemeinde ärgern, erfährt andererseits aber auch sehr viele interessante Details über die Wirkungsweise seltener, höchst toxischer Schlangengifte.
    Obwohl sich Julia Durant und Kollegen bei ihren Ermittlungen lange im Kreis drehen, hatte ich nie das Gefühl lähmender Langeweile. Vielmehr wird dem Hörer eindrucksvoll vor Augen geführt, wie mühsam sich Polizeiarbeit gestalten kann, wie schwierig Verhöre sein können, wenn Scheinmoral und falsche Wohlanständigkeit unter allen Umständen aufrecht erhalten werden sollen. Dominante Patriarchen beherrschen ihre Familien und ihre Mitarbeiter bis in deren intimste Privatsphäre, propagieren höchste moralische Grundsätze, ohne sich selber daran zu halten, bauen Lügengebäude auf, zerbrechen Ehefrauen, Kinder und Geliebte.
    Die auf Angst, Demütigungen und Missbrauch errichteten Familienstrukturen rückt der Autor sehr eindrucksvoll, wenngleich auch etwas überzeichnet, in den Mittelpunkt seiner gut durchdachten und logisch aufgebauten Handlung. Die Charaktere fand ich insgesamt recht glaubwürdig dargestellt, einzig und allein die Wirkung einer Femme fatale mit einer äußerst niederen Toleranzgrenze im Falle persönlicher Enttäuschung, wollte mir nicht recht gefallen. Sicher lassen sich viele, aber nicht alle Männer von einer schönen Frau manipulieren, und derart abgebrühte Typen wie die hier agierenden gewiss nicht ausnahmslos.
    Die Kommissarin hingegen war mir nicht besonders sympathisch, hatte ich doch den Eindruck, dass ihre Ernährung hauptsächlich aus Zigaretten und Bier besteht. Ununterbrochen zündet sie sich eine Gauloises an, hat andauernd Bereitschaftsdienst und nervt ihren Geliebten, einen gut aussehenden Arzt, der in der Realität wohl schon längst das Weite gesucht hätte.
    Stilistisch fand ich den Krimi ganz gut, flüssig geschrieben, spannend und doch glaubwürdig, nur die „zu Schlitzen verengten Augen“ standen mir einige Male zu oft in sämtlichen Gesichtern.
    Der Sprecherin Dana Geissler habe ich sehr gerne zugehört, sie liest äußerst ausdrucksstark, moduliert sehr gut, und vermag den Hörer durchgehend zu fesseln.