Wie sagt Dylia, besagte Prinzessin Insomnia und Hauptcharakter des neuesten Moers'chens stets: „Ach geh mir doch weg.“ Ach, wie ich es hasste, wenn sie dies im neuesten Ausflug ins (eigentlich) schöne Zamonien in schöner Regelmäßigkeit zum besten gab (ich mag es nämlich garnicht, wenn Charaktere aus fernen Fantasywelten exakt die gleiche Sprache an den Tag legen, wie 90% der Menschen in den Fußgängerzonen unserer allzu realen Klein- und Großstädte)...
Nun, in jedem Falle wäre dieser Ausdruck aufrichtigen Unbills der gleiche, den ich Walter Moers in Bezug auf 'Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr' zukommen lassen würde: denn liebe Güte, was ist dieses Buch doch für ein Reinfall...
Der eine oder andere Leser mag sich noch mit Schrecken an das Kapitel über den Puppetismus im ebenfalls mauen Vorgängerwerk 'Das Labyrinth der träumenden Bücher' erinnern – und möglicherweise staunen, wenn ich tatsächlich sagen muss, dass selbst dieser abstruse Exkurs noch weitaus interessanter, oder gar spannender ist als dieses Machwerk hier.
Worum geht es eigentlich: die chronisch schlaflose zamonische Prinzessin Dylia wird von einem Nachtmahr heimgesucht. Diese Kreatur taucht unvermindert auf und beabsichtigt nun, so lange zu bleiben, bis die „glückliche“ Heimgesuchte mal langsamer, mal rasanter, dem Wahnsinn anheim fällt. Da man gegen diese Sache schwerlich etwas tun kann, das Schicksal der Prinzessin also praktisch schon besiegelt ist, kann man die verbliebene Zeit einigermaßen stabiler geistiger Gesundheit doch nutzen, um einen Ausflug ins Gehirn der an Ideen und Fantasie reichen Hauptcharakterin zu unternehmen. Im Gehirn Dylias ist man dann konfrontiert mit allerlei Absurditäten und Auswüchen der Gedankenwelt der Prinzessin – eben ein wenig typisch Moers, wie man ihn aus anderen Werken kennen und lieben lernte.
Dumm nur, dass die Gesamte Geschichte an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen ist. Diese besteht, wenn man es ganz genau nimmt, eigentlich nur aus einem endlosen, ausufernden Dialog zweier zumindest mir in vielerlei Hinsicht zuwideren und nervtötender Charaktere. Das ist dann schon fast ein wenig absurd, denn gerade die Dialoge zwischen – zugegeben: ausgefeilteren und sympathischeren – Charakteren in anderen Werken konnte Walter Moers doch stets besonders gut. So plätschert die Geschichte von Beginn an so dahin, wenn die beiden „Helden“ sich aufmachen, ins „dunkle Herz der Nacht“. Ich weiß bis jetzt nicht warum, wieso – und geschweigedenn was das ganze überhaupt sein soll... Auf jeden Fall war ich am Ende doch äußerst heiter gestimmt, als die "Reise" dann endlich vorbei war - und normalerweise war bei den Moers'chen Geschichten doch eher das Gegenteil der Fall.
Schauen wir also der traurigen Realität ins Auge, liebe Moers-Fans: das Orm hat Letzteren offensichtlich seit einer Weile verlassen. Ob er nun wieder zu alter Stärke zurückfinden kann, bleibt nur zu hoffen. Beim Stichwort 'Hoffnung' fällt mir außerdem auch ein, dass Moers in Zukunft hoffentlich die Illustrationen seiner Bücher wieder selbst übernimmt. Ja, es ist prinzipiell eine nette Sache, dass Moers sich dem schweren Schicksal der Illustratorin dieses Buches angenommen hat, ja es ist theoretisch eine tolle Angelegenheit dass dieses Buch gewissermaßen dieser Person gewidmet und durch sie erst entstanden ist: letztlich macht es aber weder den mageren literarischen Gehalt in irgendeiner Art und Weise besser; noch lässt es mich darüber hinwegsehen dass das Gekrakel in diesem Buch nicht im Ansatz an die herrlich-skurrilen und stets treffenden und zur besonderen Zamonien-Atmosphäre beitragenden Zeichnungen von Moers selbst heranzureichen vermag. Gut gemeint ist eben nicht immer... na ihr wisst schon