Mit Walser bin ich nie so richtig warm geworden und habe dementsprechend wenig von ihm gelesen. Zuletzt "Tod eines Kritikers", in dem er peinlicherweise die beleidigte Leberwurst gibt. Sein Roman "Halbzeit" fliegt bei mir irgendwo noch herum. Den habe ich vor vielen Jahren mal angefangen, dann aber wieder zur Seite gelegt. Dabei fand ich ihn, glaube ich, gar nicht mal so schlecht, nur war er mir zu dem Zeitpunkt wohl zu anstrengend. Ich werde ihn mir auf alle Fälle noch mal vornehmen, vielleicht habe ich ja etwas verpasst.
Nicht das Berichten über sexuelle Erfahrungen oder Bettlägerigkeit als solches, sondern das ewige Kreisen um die eigene (verlorene) Potenz.
Ich habe schön öfters gelesen, dass diese Altmännerphantasien oder Altmännerlüsternheit manchem Leser auf die Nerven gehen. Ich sehe das ein bisschen anders. Sex im Alter ist nach wie vor ein Tabuthema oder besser gesagt: Die Leute wollen so etwas nicht lesen. Dabei lässt das sexuelle Verlangen nicht oder nur langsam nach und es ist sehr schwierig und traurig für Männer, wenn die physischen Bedingungen nicht mehr gestatten, es auszuleben. Auch andere Schriftsteller wie z.B. John Updike oder Philip Roth haben in ihren Büchern mehrfach darüber geschrieben, und die Literatur ist ja auch dazu da, dass in ihr alle menschlichen Erfahrungen und Schwierigkeiten dargestellt werden. Aber es kommt natürlich auch auf die Art und Weise an. Wenn es in allzu große Larmoyanz ausartet, ist man als Leser schnell bedient. Vielleicht ist das ja so ein Buch gewesen.