Inhalt lt. Amazon:
Berlin Ende der 1920er Jahre: Die junge Franka hat nur einen Wunsch – sie möchte Zoologie studieren. Ihre strengen Eltern und die Weltwirtschaftskrise machen ihren Traum zunichte, doch immerhin gelingt es ihr, eine Stelle als Tierpflegerin im Berliner Zoo zu bekommen. Die Arbeit mit den geliebten Tieren geht ihr über alles, ihnen schenkt sie ihre ganze Liebe – nicht den Menschen. Nur ganz allmählich fasst sie Zutrauen zu dem Tierarzt Carl, der vom Leben ähnlich gebeutelt wurde wie sie. Dann lernt sie den faszinierenden Adam kennen und lieben. Doch Adam ist Sinti, und inzwischen haben die Nazis die Macht in Deutschland ergriffen. Adams Leben ist in höchster Gefahr, und Franka ist bereit, für ihn zu kämpfen – und für ihre Tiere. Fortan weiß sie nicht mehr, wem sie trauen kann …
Autorin:
Charlotte Roth wurde 1965 in Berlin geboren. Sie schreibt auch unter den Namen Charlotte Lyne und Carmen Lobato.
Über das Buch:
Ich habe von Charlotte Roth bereits ihre Romane Als der Himmel uns gehörte und Als wir unsterblich waren gelesen und war begeistert. Klarer Fall, dass ich auch Weil wir das Leben liebten lesen musste. Dieses Buch steht allerdings mit ihren anderen Büchern in keinem Zusammenhang und kann für sich allein gelesen werden.
Im Gegensatz zu ihren bisherigen Büchern spielt "Weil wir das Leben liebten" nicht auf zwei Zeitebenen, sondern nur auf einer, und zwar im Berlin der Jahre zwischen 1923 und 1945. Die Handlung spielt sich dabei hauptsächlich im Berliner Zoo ab. Dort hat sich eine einzigartige Gemeinschaft von Menschen zusammengefunden, die nicht in die "normale" Gesellschaft passen:
Die Hauptperson Franka, die unter ihren strengen Eltern gelitten hat, mit Menschen nicht so recht klar kommt und Tiere über alles liebt - bereits als Kind wird sie als "Franka Vierbein" verspottet.
Anita, die zusammen mit Franka aufgewachsen ist, sich aufgrund ihrer Körperfülle abgelehnt sieht, Tiere eigentlich auch nicht sonderlich mag - aber für die Menschen, die ihr freundlich entgegenkommen, bereit ist, "wie eine Tigerin" zu kämpfen.
Der Tierarzt Carl, der ein goldenes Händchen für Tiere hat, sich aber im praktischen Leben nicht zurechtfindet.
Winnie, der berlinernde Tierpfleger, der in der Öffentlichkeit nicht zeigen darf, wen er liebt.
Und Adam, der Sinti, der sich auf Wegen, die ich hier nicht verraten kann, ebenfalls im Zoo einfindet. Als Sinti wird er von den Nazis verfolgt.
Mit Adam bzw. Tokeli, wie sein Sinti-Name lautet, wird ein weiterer Handlungsstrang und eine weitere Person eingeführt - die Cousine Adams, Kirschla. Die Familie von Tokeli und Kirschla ist längst sesshaft geworden. Tokeli/Adam studiert Jura und will Anwalt werden. Kirschla lebt ein typisches Leben einer Frau in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Doch als die Nazis an die Macht kommen, erleben sie, dass auch sie auf ihre "Rasse" reduziert werden, verfolgt und am Ende vernichtet werden sollen.
Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, war seine wunderbare Sprache. Natürlich dachte ich öfters, dass im kein Mensch im normalen Leben so spricht, aber es hat mich absolut gefangen genommen. Des weiteren behandelte es eine ungewohnte Thematik. Denn von der Judenvernichtung unter der Nazi-Herrschaft hat man schon viel gelesen, von der Vernichtung der Sinti und Roma sehr viel weniger. Bei der beschriebenen Grausamkeit, besonders als es noch um Menschenexperimente ging, musste ich oft schlucken.
Auch die Schilderung der Tiere im Berliner Zoo war wunderschön und einfach herzzerreißend. Die Freundschaft von Franka mit dem Flusspferd Waltraud, das spuckende Lama Vasco (der Erzfeind von Anita), Carl, der mit dem Brillenkaiman Heinz-Peter "durch den Zoo latscht wie ein Durchschnittsberliner mit seinem Langhaardackel", das Zebra Arpad, das Adam nur "Herr Streifenpferd" nennt. Eine wunderschöne Szene, als der Publikumsliebling des Berliner Zoos der letzten Kriegs- und Nachkriegsjahre Knautschke zur Welt kommt.
Doch auch auf der "Arche" kommt die Nazi-Zeit an. Und da finde ich meine Kritikpunkte.
Sehr häufig wird die Spannung aufgebaut, z.B. ein Eklat, an dessen Ende eine Person verhaftet wird - und dann, Ende des Kapitels, und es geht zwei Jahre später weiter. Da erfährt man im Rückblick, was nach der Verhaftung passiert ist. Und das passiert recht häufig. Das hätte man durchaus anders lesen können, so blieb oft ein Frustgefühl zurück.
Manche Dinge, die geschehen sind, erfuhr man nur durch einen Nebensatz.
Auch bei der Liebesgeschichte fehlte mir einiges (u.a. genau das oben kritisierte, dass die "wichtigen Szenen" einfach weggelassen und im Rückblick erzählt wurden), sie wirkte nicht so recht glaubwürdig auf mich.
Aufgrund der wunderbaren Schilderungen des Berliner Zoos in einer aufregenden Zeit und seiner Tiere sowie der dort arbeitenden und lebenden Menschen vergebe ich .
Und in Zukunft werde ich immer, wenn ich ein (männliches) Zebra sehe, an "Herrn Streifenpferd" denken .