Rainer Wekwerth - Camp 21

  • Mike und Kayla verstehen die Welt nicht mehr. Sie waren vielleicht nicht immer Vorzeigeteenager, aber ein Bootcamp? Das hatten sie nun wirklich nicht verdient! Doch ihre Eltern sehen das anders und stecken die beiden Jugendlichen in ein Erziehungslager. Dort lernen sich die Zwei kennen und können sich sofort nicht leiden. Doch eine neue Technologie sorgt dafür, dass die beiden bald nicht mehr ohne einander können, denn elektronische Handfesseln sorgen für grausame Schmerzimpulse, falls die beiden sich zu weit voneinander entfernen. Aber nicht nur die Gefangenschaft macht den beiden zu schaffen. Es scheinen auch geheime Experimente an den Insassen durchgeführt zu werden. Ihnen bleibt nur die Flucht.


    Rainer Wekwerth hat ein Thema aufgegriffen, welches besonders in den USA aktuell ist. Teenager und selbst Kinder werden für Wochen oder Monate in Bootcamps geschickt. Nicht jeder ist wirklich ein (potentieller) Straftäter, manche fallen einfach nur aus der Norm oder die Eltern waren mit der Erziehung überfordert. Die Leidtragenden sind die Kinder und Teenager, denn viele Bootcamps sind brutal - physisch wie psychisch. Glaubhaft schildert Wekwerth, wie die beiden Protagonisten Mike und Kayla ins Bootcamp gelangen - eine ziemlich überzogene Reaktion würde unser einer sagen, aber in den USA ein Fakt, der täglich passiert. Das Leben im Camp wird authentisch geschildert, doch der Autor hat sich kein "normales" Bootcamp ausgedacht, denn die Handfesseln sorgen nicht nur dafür, dass keiner das Camp verlassen kann, sondern verändern scheinbar auch die Träger. Mike und Kayla haben keine Ahnung, gegen wen sie tatsächlich kämpfen. Sie wissen nur, dass sie kämpfen müssen, denn keiner von ihnen würde die sechs Monate im Camp überleben.


    Mit diesem Roman habe ich ein Experiment gewagt. Ich habe es abwechselnd gelesen und gehört. So konnte ich abends das Buch zur Hand nehmen und auf dem Weg zur Arbeit im Auto dem Hörbuch lauschen. Dieses ließ sich gut kombinieren, da die Tracks auf der CD den Kapiteln im Buch entsprechen und ich somit problemlos hin und her wechseln konnte. Der Roman ist sehr flüssig geschrieben, so wie man es von Wekwerths Jugendbüchern gewohnt ist, und wird gekonnt von Mark Bremer vorgelesen.


    Die Handlung ist aktuell und spannend und bis auf zwei, drei kleine Kritikpunkte habe ich mich toll unterhalten gefühlt. Ich habe die Geschichte wirklich weggesuchtet, konnte das Buch nicht weglegen bzw. war froh es auf dem Weg zur Arbeit gleich weiter hören zu können. Das liegt vor allem daran, dass Wekwerth eine tolle Atmosphäre erschaffen hat, die auch im Hörbuch gut präsentiert wird. Etwas düster und man spürt die unterschwellige Aggression und die Angst, die teilweise im Camp herrschen.


    Leider sind mir die Protagonisten nicht so ans Herz gewachsen, wie ich es bei den Hauptfiguren eines Romans normalerweise erlebe. Beide sind sympathisch, aber doch etwas ohne Ecken und Kanten. Ein bisschen zu glatt geschmirgelt. Außerdem ging mir die Liebesgeschichte im Roman etwas zu schnell. Klar, unter einer Extremsituation empfindet man intensiver, aber so ganz glaubwürdig war es nicht. Aber das sind nur kleine Kritikpunkte - das Buch ist dennoch lesenswert und das Hörbuch hörenswert.


    Fazit: Die Geschichte konnte mich leider nicht 100%ig überzeugen, hat mich aber trotzdem sehr gut und spannend unterhalten. Sowohl Buch als auch Hörbuch sind empfehlenswert für alle, die Lust auf einen Ausflug ins Bootcamp haben - natürlich nur als Beobachter.


    • MP3: 1 CD - ca. 468 Minuten
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