Gisa Klönne - Die Toten, die dich suchen

  • Klappentext:
    Keine Toten mehr. Mit dieser Hoffnung übernimmt die einstige Mordermittlerin Judith Krieger die Leitung der Kölner Vermisstenfahndung. Doch gleich der erste Tag führt sie in einen fensterlosen Keller. Hier ist ein kolumbianischer Geschäftsmann gefangen gehalten worden und qualvoll verdurstet. Geht es um Gold, Drogen oder etwas ganz anderes? Die junge Kommissarin Dinah Makowski bricht am Tatort zusammen und weigert sich, mit Judith zu kooperieren. Auch auf ihren früheren Teampartner Manni Korzilius kann sie nicht zählen. Judith selbst kennt Kolumbien von einer Auszeit, die sie dort verbracht hat. Aber um aus ihren Erfahrungen schöpfen zu können, muss sie sich einer Wahrheit stellen, die sie lange nicht sehen wollte. Die Ermittlungen führen zu einer zweiten Vermissten und an die Grenzen der Legalität. Schritt für Schritt enthüllen Judith und ihr neues Team eine dramatische Geschichte von Flucht, Vertreibung, Gewalt und betrogener Sehnsucht. (von der Piper-Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Gisa Klönne, geboren 1964, ist die Autorin von mittlerweile sechs erfolgreichen Kriminalromanen um die Kommissarin Judith Krieger. Daneben legte die unter anderem mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnete Autorin mit »Das Lied der Stare nach dem Frost« und »Die Wahrscheinlichkeit des Glücks« aber auch zwei Familienromane vor. Gisa Klönnes Romane sind Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Köln. (von der Piper-Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    6. Band der Judith Krieger-Reihe
    Aus der personalen Perspektive von vier Personen erzählt
    Chronologisch aufgebaut von Tag 1 bis Tag 13
    Danksagung
    431 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Holla! Da hat jemand einen Riecher (oder einfach Glück) gehabt: Vor drei Tagen kam dieser Krimi heraus, in dem Kolumbien, der Drogenkrieg und der lange Weg zum Frieden eine entscheidende Rolle spielen, (neudeutsch gesagt: das Setting bilden), und eben wird der kolumbianische Präsident Santos als Friedensnobelpreisträger 2016 bekannt gegeben.


    Judith Krieger, neue Chefin der Vermisstenabteilung des Kölner Kommissariats, ist eine Zeitlang mit ihrem Freund durch Kolumbien gezogen und trennte sich, als er dort bleiben wollte. Zurück in Köln wird sie genau von dem eingeholt, was sie nie mehr wollte: Eine Mordermittlung. Denn der Vermisste, den ihr Team suchen soll, wird gefesselt und verdurstet aufgefunden. Ein Kolumbianer, der durch Deutschland reiste, um sein „sauberes Gold“ zu verkaufen. Oder nicht doch etwas anderes?


    Vier Personen sind es, die die Handlung bestimmen: Judith; ihr Kollege Manni, dessen Frau gerade ihr zweites Kind bekommt, und der sich zwischen Krankenhaus, Präsidium und Kinderbetreuung aufreibt; ihre Kollegin Dinah, die sich nach Gewalterfahrungen von ihrer Partnerin trennt; Daniela, die sich mit ihrer Freundin Inez eine Wohnung teilte. Als Inez verschwindet, kann Daniela sie nicht als vermisst melden, weil beide Frauen illegal in Deutschland leben.


    Die Handlung ist schlüssig aufgebaut, Leerläufe in den Ermittlungen werden geschickt mit einem Schwenk zu einer der anderen Personen aufgefangen.


    Die Figuren sind zwar ein wenig stereotyp, aber sorgfältig gezeichnet. Doch ist das Leben aller, auch unwichtiger Nebenfiguren, von Tragik überflutet: Tod der Eltern, Misshandlung, Vergewaltigung, Angst um das Leben der Liebsten, Drogensucht, Angst vor Entdeckung, Ausbeutung, … Kein einziger, der ein wenig Optimismus oder Lebensfreude verbreiten könnte. Das macht das Buch einheitlich grau.


    Was mich am meisten gestört hat, sind sprachliche Entgleisungen, wenn z.B. jemand „Bergseeaugen“ (S. 303) oder „Rosinenaugen“ (S. 327) hat, eine Frau „Eisgöttin“ (S. 48) genannt wird, von schlaftrunkenen Kois die Rede ist, die „ihren jäh unterbrochenen Träumen nachhingen“ (S. 51). Da kann Kleidung schon einmal eine „Ehrenrunde in der Waschmaschine“ drehen (S. 285) oder Schweigen "zu Blei" werden (S. 244). Blumig – so nennt man diesen Stil. Man mag ihn oder mag ihn nicht. Unschwer zu erkennen, dass ich ihn nicht mag.


    Was bleibt, sind die Fragen, ob das Immergleiche denn schon wieder in einem Krimi thematisiert werden muss: Die Grabenkämpfe zwischen dem neuen Chef und einem, der es gern geworden wäre. Und die Held-in-Gefahr-Szenerie.
    Klönne beweist, dass Fallstricke für Autoren überall lauern: Hätte eine deutsche Familie in den 1930/1940ern ihrem Kind tatsächlich den (damals typisch) jüdischen Namen „Judith“ (Tante von J. Krieger) gegeben?


    Insgesamt: Kein herausragend schlechter, aber bei weitem und vor allem wegen sprachlicher Ausrutscher kein guter Krimi.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • @Marie:
    Rosinenaugen?! :-#
    Wie darf man sich die denn vorstellen? Klein, braun und schrumplig? :totlach:
    Ich glaube, dieses Buch muss ich auch mal lesen... :mrgreen:

  • Klein, braun und schrumplig?

    Im Gegenteil. Sie gehören Pepe, dem kleinen Sohn einer deutschen Mutter, von der er die blonden Haare geerbt hat, und und eines Kolumbianers, der ihm zu besagten Rosinen verhalf.


    Meine Söhne haben auch die braunen Augen ihres Vaters geerbt. Aber die Rosinen sind eher IN ihren Köpfen als vorne dran. :-,

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Meine Söhne haben auch die braunen Augen ihres Vaters geerbt.

    off topic: Unsere Söhne haben alle blaue Augen wie ich. Dabei sollte das Braun ihres Vaters eigentlich dominieren. Mendel & seine Kollegen würden in ihren Gräbern rotieren, wenn ihnen dieser Affront zur Kenntnis gekommen wäre. :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • off topic: Unsere Söhne haben alle blaue Augen wie ich. Dabei sollte das Braun ihres Vaters eigentlich dominieren. Mendel & seine Kollegen würden in ihren Gräbern rotieren, wenn ihnen dieser Affront zur Kenntnis gekommen wäre.

    Ich glaube, das kommt öfter vor. Mein Vater war auch mehr der dunkle Typ mit fast schwarzen Augen. Ich habe aber die hellblauen meiner Mutter geerbt :wink: Eisaugen :shock::lol: Auch von der generellen Erscheinung (Haut, Haare) komme ich nach meiner Mutter. Ich dachte eigentlich auch immer, der eher dunklere Typ setzt sich meist durch, dem ist aber wohl nicht so. Aber sicher hätte Mendel auch dafür eien Erklärung :wink:


    Sorry für OT.

  • Mein Vater war auch mehr der dunkle Typ mit fast schwarzen Augen. Ich habe aber die hellblauen meiner Mutter geerbt

    Also: Ein Vater mit Rosinen-, eine Mutter mit Bergseeaugen. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)