Akif Pirincci - Deutschland von Sinnen

  • Kurzmeinung

    LilReader
    Wie kann man das Buch loben? Schon alleine der Titel ist frauen-, schwulen-, lesben-, ausländerfeindlich ...
  • Akif Pirincci: Deutschland von Sinnen Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer; 276 Seiten; Manuscriptum-Verlag Waltrop / Leipzig 2014; ISBN: 978-3-944872-04-9


    Das Buch rechnet "mit Gutmenschen und vaterlandslosen Gesellen, die von Familie und Heimat nichts mehr wissen wollen, mit einer verwirrten Öffentlichkeit, die jede sexuelle Abseitigkeit vergottet, mit Feminismus und Gender Mainstreaming, mit der Gleichschaltung in den öffentlich-rechtlichen Medien, mit dem sich immer aggressiver ausbreitenden Islam, mit seinen deutschen Unterstützern und mit Funktionären und Politikern, die unsere Steuern wie Spielgeld verbrennen", ab.


    Pirincci wurde 1959 in Istanbul / Türkei geboren. Seit 1969 lebt er in Deutschland. 1989 wurde er dann mit dem Katzen-Kriminalroman Felidae berühmt.


    Ein Blick von außen auf Deutschland: Jemand, der nur bedingt hier sozialisiert und erzogen wurde, blickt auf Gesellschaft, Kultur und vieles mehr. Die benutzte Sprache mag an vielen Stellen vulgär und nicht sehr vornehm sein - sie drückt sehr drastisch die Gedanken des Autoren aus.


    Haben Themen wie Gender-Wahn, Feminismus und gesellschaftliche Gleichstellung von Homosexuellen einen Punkt erreicht, daß selbst Intellektuelle angewiedert sind?


    Müssen uns jetzt schon Zuwanderer sagen, was bei uns aus dem Ruder läuft?

  • Der Autor ist mit zehn Jahren nach Deutschland gekommen und hat sich - wie einige Menschen aus Zuwanderungskreisen - gewissen rechtspopulistischen Ideen verschrieben. Was sein Ansehen stark angekratzt hat.
    Hier einige Reaktionen zu diesem speziellen Titel aus der ZEIT und auf andere interessante Diskussionsbeiträge seinerseits aus der WELT, vom TAGESSPIEGEL und von SPIEGEL ONLINE. Nicht unbedingt Ausführungen, die mich sein Denken über Feminismus, Homosexualität und Zuwanderer als beispielhaft sehen lässt.

  • Das Buch habe ich nicht gelesen, aber seine diversen Ergüsse in verschiedenen Medien zum Thema - ekelhaft!

  • Bei den Vorbereitungen für diese Rezension ist mir aufgefallen, wie schwer es war, überhaupt ein Exemplar des Buches zu erhalten. Ich war beispielsweise in der Stadtbücherei Duisburg. Dort waren selbst die Felidae-Krimis überhaupt nicht mehr im Bestand enthalten.


    Ich hatte mir auch die Ausführungen im Wikipedia-Beitrag über Pirincci durchgelesen, war mir aber nicht sicher gewesen, ob und in welchem Umfang ich von dort zitieren bzw. darauf hinweisen sollten.


    Mir persönlich hat der Sprachstil und Schreibstil überhaupt nicht gefallen. Ich war etwas enttäuscht darüber, daß jemand, der gute Krimis schreiben kann, dann bei anderen Genres dann so absackt.

  • Enthält viel Richtiges, aber sprachliche Mängel



    Wer hier dem Autor unterstellt, er habe bloß aus Kalkül, wegen nachlassender Resonanz auf seine belletristischen Werke (das angekündigte 'Das geheime Leben der Pflanzen' lässt immer noch auf sich warten) ein neues Thema gesucht, der verkennt harte bibliographische Fakten. Pirinccis Meinung über Land und Leute bahnte sich schon länger an. Als Beleg dienen Zitate aus zwei seiner Romane.


    Bereits 2008 schreibt er in seinem Krimi 'Der eine ist stumm, der andere ein Blinder' auf Seite 126:


    'Am Eingang des... lümmelten...türkische Jugendliche. Dem Aussehen nach waren sie ... davon entfernt, nach dem Erwachsenen-Strafrecht verurteilt zu werden..sie bereits ein umfangreiches Vorstrafenregister vorzuweisen hatten, ...'


    Und in 'Volltreffer' (erschienen 2010 unter dem Pseudonym Cedric Arnold), 2013 dann die Neuauflage als 'Engelskinder', dort auf Seite 47/ 48 heisst es:


    'Wie schön Deutschland doch war! Die Deutschen waren betriebsblind gegenüber ihrem eigenen Land geworden. Manche hassten es sogar...
    ...hätte es keine 5 Minuten gedauert, bis ein Krankenwagen mit allermodernster Medizintechnik und einem super ausgebildeten Arzt...gekommen wäre.
    ...und keiner hatte etwas gegen schwule Bergsteiger. Gut, die Muslime ließen nicht mit sich spaßen, wie überall auf der Welt'


    Es ist erstaunlich, mit welcher Vehemenz die Kritiker dem Autor Schwulen- und Ausländerfeindlichkeit, ja sogar Menschenhass unterstellen - grenzt er sich doch gleich zu Beginn seines Buches DvS scharf von solchen Vorwürfen ab:


    'Um Missverständnissen vorzubeugen, sei vorab gesagt, dass es mir keineswegs darum geht, die Homosexualität als eine verachtenswerte Angewohnheit oder gar als eine üble Krankheit zu diffamieren und Menschen mit dieser sexuellen Orientierung einen verkommen Charakter zu unterstellen.' (S. 17)


    'Worauf will ich hinaus? Bestimmt nicht auf ein Outing als Homophober.' (S. 19)


    'Und ja, es gibt den ekelhaften, primitiven Ausländerhasser in Deutschland, den geisteskranken Rassisten mit seinem halluzierten Blick auf die Welt vom KZ-Turm herab und den Hygiene-Schizo, der in seinem Wahn dunkle Haut und alles Abweichende von der Norm mit seiner schmutzigen Unterwäsche verwechselt.' (S. 57/58)


    'Wir brauchen jeden hier, egal welcher Hautfarbe, der uns nützt...' (S. 215)


    'Nee, da lob ich mir die Schwulen!' (zum Thema Frauenbewegung, S. 248)


    Deutlicher geht's kaum und falls man glaubt, Pirincci überhaupt einer 'Gesinnung' überführen zu müssen, dann doch wohl der des maßlosen Philosemitismus:


    '...rate ich Ihnen, sich einen jüdischen Anwalt zu nehmen. Mit absoluter Sicherheit verlassen Sie dann den Gerichtssaal als unschuldiger Mann.' (S. 58/ 59)


    'jüdischer Agent ' der holt das meiste für sie raus.' (S. 59)


    'Fast alles, was wir am Hollywood-Kino genießen, stammt aus der Feder von jüdischen Drehbuchautoren.' (S. 59)


    ' wir seitdem keine jüdischen Drehbuchautoren, Songwriter, Komiker und Regiseeure mehr im Lande haben, ohne die in einer hoch entwickelten Entertainment-Industrie per se nichts läuft.' (S. 163)


    'Männer, die diese Technik ermöglicht haben...vor allem aber jüdischer Herkunft sind' (S. 128/139)


    ...ihre Juden...mit denen hätten sei den Krieg mit absoluter Sicherheit gewonnen.' (S. 163)


    'die Menschen mit jüdischen Wurzeln natürlich, denn die sind stets in vorderster Linie dabei, wenn es um kulturelle Neuerungen geht' (S. 199)


    Lobpreisung in Vollendung. Ob der Autor wirklich eine Garantie dafür geben kann, dass man im Falle einer Mordanklage in den USA dank eines jüdischen Anwaltes den Gerichtsaal als freier Mann verlässt? Fest steht, dass den Juden selbst solche Arien nicht recht ist. Dazu die bekannte Klage: 'Die einen beschimpfen mich wegen meines Judentums, die anderen gratulieren mir zu dazu - aber alle denken daran!'


    Vielfach wurde dem Autor sein Stil vorgeworfen, das Buch sei übervoll mit Fäkaliensprache ('Schlafsack-F...-Event', etc.). Pirinccis Stil ist tatsächlich ein Problem, aber weniger in oben genannter Weise, sondern weil der Autor sich nicht für eine Stilrichtung entscheiden will. So schreibt er zuweilen im lesernahen Kumpelstil von Franz Konz ('Steuer-Konz'):


    'Du Vollidiot! Du begreifst es immer noch nicht...Hä, lebst du im Wald oder hinterm Mond?' (S. 89)
    '...mein Freund' (S. 90)
    'Weißt du warum das so ist?... weil man dir von Kinderbeinen antrainiert hat...' (S. 175)


    wobei er auch innerhalb dieses Stils seine Linie wieder verlässt und in die Höflichkeitsform abgleitet: 'Sie Depp!' (S. 106)


    oder sogar in üblen Teenager-Jargon: 'Ist so ein evolutionäres Ding' (S. 272)


    Dazu völlig unpassend verwendet Pirincci Fremdwörter wie 'indigene' oder
    'autochton'. Letztes scheint überhaupt sein Lieblingswort zu sein (S. 41 / 70 / 72 / 73).


    In krassem Gegensatz zum lockeren Plauderton verstopft Pirincci dann wieder seine Zeilen mit Bandwurmsätzen in einem unerträglichen Partizipialstil:


    'Es sind bleichgesichtige, zahnlose, VERWAHRLOSTE, nur in Lumpen und Decken GEHÜLLTE, vor Schmutz TRIEFENDE, Ekzeme und SCHWÄRENDE Wunden zur Schau TRAGENDE, eigentlich wie soeben ihren eigenen Gräbern ENTSTIEGENDE Alte.' (S. 74)


    Weitere stilistische Verkorksungen kommen hinzu:


    1) törichte Verdopplungen:


    'hochzustilisieren' (S. 24); stilisieren bedeutet bereits erhöhen


    'mit absoluter Sicherheit' (S. 59, 83, 163); ist etwas nicht absolut sicher, dann ist es noch unsicher


    'ich bin der festen Überzeugung'! (S. 98; überzeugt sein heisst bereits: fest an etwas glauben


    'Schlußendlich' (2x S. 152 / 163/ 164, 200, 272);
    'letzten Endes' (S. 121 / 164); wieviele chronologische Enden gibt es denn? Ein vorgeschaltetes Ende wäre noch kein Ende.


    'Vollendet Tatsachen...' (S. 180); gibt es auch unvollendete Tatsachen? Dann wären es noch keine Tatsachen.


    2) Wörter, die nicht im Plural existieren:


    'Aktivitäten' (S. 42 / 140) bzw. 'Freizeitaktivitäten' (S. 143);
    die Aktivität (Einzahl!) ist die Summe aller Tätigkeiten, ein Plural davon existiert genauso wenig wie von Fleiß oder Wut. "Aktivitäten" gibt es in korrektem Deutsch nicht, es ist eine Fehlherleitung des englischen "activities".
    Auch dass das Wort im Duden steht, ändert daran nichts. Der Duden ist keine wissenschaftliche Quelle, sondern "schaut dem Volk aufs Maul". Wird ein Wort zwar falsch, aber nur genügend häufig gebraucht, erscheint es automatisch irgendwann im Duden.


    3) falsche Superlative:


    'Letztere' (S. 28): wie soll man das letzte noch steigern?
    'Allersten und Allerwichtigsten' (S. 82) ; 'das allertraurigste Geheimnis (S. 101) ; 'allerschlimmsten Fälle' (S. 237);
    auch die Vorsilbe 'aller' ändert nichts mehr.


    Wie eine Bevölkerung 'einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten von 110' (S. 98) besitzen kann, erschließt sich mir auch nicht. Der Durchschnitt ist auf nun mal auf 100 festgelegt.


    'Zum Verständnis des Themas, das ich hier ansprechen möchte' (S. 231);
    Ansprechen kann man Leute auf der Straße, aber kein Thema. Dieses kann man nur anschneiden, erwähnen oder zur Sprache bringen.


    Pirinccis Grammatik regt manchmal zur Belustigung an, so auf Seite 165:


    .'..ist die Tatsache, daß, weil die Öffentlich-Rechten...'


    'daß, weil...' zwei Konjunktionen direkt hintereinander. Eine Steigerung schafft nur noch Martin Walser ('...daß ich, weil ich, wenn ich...').


    Am schönsten allerdings auf S. 214 / 215:
    'denn abgesehen davon, dass die Leserlichkeit meiner Formulierungen um Meilen besser ist als die des die deutsche Grammatik verkrüppelnden...türkischen Verfassers'


    'als die des die'. Wer verkrüppelt hier die Sprache?


    Wegen diesen sprachlichen Fehltritten gibt es ordentlich Punkteabzug und nicht wegen Pirinccis steiler Thesen.


    Zum Thema Frauen schreibt Pirincci auf Seite 101:
    'Die übrigen neunzig Prozent möchsten am liebsten ihre Kinder aufziehen, das Haus verschönern, sich um den Garten kümmern, den Urlaub planen, ein paar Stündchen einer Blaba-Tätigkeit nachgehen, damit sie unter die Leute kommen und vielleicht nebenbei ein Roman schreiben.'


    Das mag so sein, nur trifft die These genauso auf Männer zu, vielleicht in dieser Form:
    'Die übrigen neunzig Prozent möchten am liebsten faul vor dem Fernseher liegen, Fußball gucken, eine Flasche Bier trinken oder im Garten sitzen und grillen, ein paar Stündchen im Baumarkt stöbern und vielleicht am Wochenende mit ihren Kumpels einen trinken gehen, damit sie unter die Leute kommen.'


    Das setzt Pirinccis These über die Frauen nicht außer Kraft, aber Bequemlichkeit gibt es eben geschlechterübergreifend.


    Sehr recht hat Pirincci, wenn er meint, dass man den Nazis nicht das Copyright für bestimmte Begriffe zubilligen sollte:


    'Allein das Wort `deutsches Volk` möchte es nicht in den Mund nehmen'
    Faselt irgendwas von 'Bevölkerung' oder Menschen in Deutschland' (S. 124)


    Zumal das Wort 'Bevölkerung' ohnehin schon überstrapaziert und sachlich falsch ist, denn 'bevölkern' bezeichnet den Vorgang des Ansiedelns (das Gegenteil wäre 'entvölkern').


    Zum Thema Studienfächer meint der Autor:
    'Geschwätzwissenschaften wie Politologie, Soziologie, Kunst, Jura oder irgendwas mit Medien. Es sind Berufe, in denen kein Mehrwert entsteht und die folglich nichts zum Wohlstand beitragen bzw deren Ergebnisse man 'nicht essen' kann. (S. 137)


    Dem ist an sich kaum zu widersprechen, nur Jura möchte ich ausnehmen. Es entsteht dadurch zwar kein Mehrwert, aber Jura ermöglicht den Mehrwert. Ohne Rechtsordnung keine (mehrwertschaffende) Wirtschaftsordnung, ohne Strafrecht Anarchie. Außerdem ist die Jurisprudenz traditionell das 'Lieblingsfach' der von Pirincci so geschätzten Juden (vgl. seine Ausführungen zum jüdischen Rechtsanwalt, S. 58/59)


    Bei den grünen Politikern verweist Pirincci mit Recht auf deren Biographie als ungelernte Taxifahrer, Kommunisten oder pfastersteinwerfende Hausbesetzer (S. 161). Allerdings sollte man jedem seine jugendlichen Verfehlungen zubilligen (Wer in der Jugend links ist, ist ein Idealist; wer es im Alter noch ist, ist ein Narr.). Auch verändert der berühmte Gang durch die Institutionen. Bestes Beispiel: Otto Schilly, erst grüner RAF-Anwalt, dann Law-and-Order-Innenminister mit der Lizenz zum Töten ('Wer den Tod liebt, kann ich haben.'). Nur Ströbele (Alter 76) bleibt der Unbelehrbare.


    Unfreiwillig komisch wird es, wenn Pirincci sich über alte Herren mit ihren jüngeren Freundinnen lustig macht:


    '...diese ehemaligen Programmleiter, Unterhaltungschefs...sich wegen ihrer aus Brasilien importierten, 35 Jahre jüngeren Freundinnen zum alten Narren machen...',


    denn der Altersunterschied zwischen Pirincci und seine aktuellen Freundin (der Fangemeinde immer mal wieder auf Facebook präsentiert) beträgt kaum weniger Jahre.


    Hervorragend sind seine Ausführungen zum altersbedingten Krebs, verursacht durch das zunehmende Risiko der Zellteilung (S. 263), nur gelingt Pirincci leider nicht der Schwenker zu seiner eigenen Lebensweise. Als jahrelanger Kettenraucher ist er der erste Kandidat für Blasenkrebs, in einem Alter jenseits der 40 umso mehr.


    Bei seiner Gerichtsverhandlung wundert sich Pirincci über die Fragen des Richters zu seiner Familie und schließt daraus, man habe wissen wollen, ob von dieser Rache drohe, ob er ein 'schriftstellernder Buschido' (S. 264) sei. Die lapidare Begründung des Richters ('das gehört sich so') befriedigt Pirincci nicht.


    Und doch muss man entgegenhalten: Fragen zu den sozial-familiären Verhältnissen des Angeklagten gehören bei Gericht zum Standardrepertoire und fallen unter die Rubrik 'Fragen zur Person'. Die Sozialprognose spielt nämlich, neben anderen Faktoren wie Reue, bleibender Schaden, Wiedergutmachung, etc. beim Strafmaß eine Rolle; wenn auch eher bei schweren Delikten, wozu eine Beleidigungsanklage nicht zählt.


    Insofern kann Pirincci mit seiner These der Rachebefürchtung richtig liegen, muss aber nicht. Genauso wahrscheinlich ist, dass der Richter einfach penibel seinen Fahrplan zur Verhandlungsführung abgearbeitet hat (zur besseren Beurteilung wäre eine Angabe zum Alter des Richters nützlich gewesen).


    Erschreckend, dass Pirincci schreibt: 'Obgleich der Gerichtssaal in dieser Stunde ziemlich leer war.' (S. 266). Ja warum das denn? Bei sovielen Facebook-Fans! War denn wenigstens ein Vertreter des Bonner Generalanzeigers vor Ort? Oder Rolf? Hier hat der Autor eindeutig versäumt Öffentlichkeit herzustellen, allein aus Marketing-Gründen.


    Offenbar hatte Pirincci auch keinen Anwalt dabei (kennt er etwa keinen jüdischen?). Dann wären die Kosten für diesen sowie die Strafe über 4.000 Euro nämlich keine Ausgaben gewesen, sondern clevere Investition. Anscheinend hat Pirincci sich vor dem Amtsgericht selbst verteidigt.


    Dass er die Geldstrafe als zu hoch empfindet ('Am Ende fragte ich den Richter, ob die 4.000 Euro Strafe ...nicht doch ein bißchen zuviel wären.', S. 266) muss umso mehr verwundern:
    Die Höhe der Tagessätze richtet sich nach dem Einkommen. Zieht man Pirinccis Wirtschaftsverhältnisse heran (Gründerzeitvillen, Filmrechte, Bücherverkäufe) ist er noch relativ günstig davon gekommen.


    Darüberhinaus hatte der natürlich die Möglichkeit gehabt, in Berufung zu gehen (diesmal mit Anwaltszwang beim Landgericht). Dort hätte die Aussicht bestanden, dass das Gericht den Tatvorwurf der Beleidigung ganz anders wertet (vgl. BGH-Urteil zur Schmähkritik), zumindest aber wäre in des Autors Sinne weitere mediale Aufmerksamkeit garantiert gewesen.


    Mit dem Finanzamt hat Princci auch seine Probleme. Immer wieder stöhnt er über die für ihn ungerechtfertigten Einkommensteuer-Vorauszahlungen. Diese kann man (auf Antrag) heruntersetzen lassen, man muss dann halt (bei höherem Gewinn) entsprechend mehr nachzahlen. Die Finanzbehörde geht davon aus (in vielen Fällen zu Recht), dass sonst später keine Geld mehr vorhanden wäre, das der Steuerpfllichtige der Behörde überweisen könnte, weil häufig Umsatz mit Gewinn verwechselt wird (nicht nur in Bargeldbranchen wie der Gastronomie).


    Mangold hat DvS mit 'Mein Kampf' verglichen. Das ist natürlich Unsinn und wer einem Autor vorwirft, er überspitze, übertreibe, polemisiere und hetzte, sollte nicht mit vermeintlich gleicher Münze zurückzahlen.


    Ein Vergleich von DvS bietet sich trotzdem an und zwar mit Remarques 'Im Westen nichts Neues'. Er beantwortet nämlich die Frage, warum DvS ein Beststeller geworden ist. Nicht wegen seiner (mehr oder wenigen vorhandenen) Gossensprache, nicht weil hier ein Türke über Ausländer schimpft und auch nicht, weil ein Katzenkrimi-Autor kühl kalkulierend eine neue Fangemeinde entdeckt hat. Der Hauptgrund ist vielmehr folgender: Es herrscht - wie zu Remarques Zeiten - eine rießige Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung.


    Anfang der 1930er Jahre fanden sich die deutschen Kriegsheimkehrer nicht in der Heroisierung des Militärischen wieder und sahen in Remarques Werk gegensätzliche Erfahrungen bestätigt. Genauso stark abweichend empfinden heute viele DvS-Leser ihre Erfahrungen von den Ansichten der Medien und den dort propagierten Leitbildern.

  • Anwälte und Agenten im Showbusiness-Bereich gelten im angelsächsischen Raum als überaus fragwürdige Gestalten und ein Lob dafür in einer moralisch fragwürdigen Sache besodners gut zu sein - und etwa Verbrecher als unschuldig aus dem Saal gehen zu lassen ist nicht philosemitisch.


    Die Sozilogie ist - zusammen mit der PSychologie - eines der Fächer, dass heutzutage stark die Mediensteuerung und auch die Propaganda aus verschiedenen Ecken mit beeinflusst und deren Erkenntnisse in den Medien mit verarbeitet werden. Damit wird bei den Werbetreibenden Mehrwert geschaffen (die im Übrigen auch künstlerische Erzeugnisse mit verwenden) und in all diesen Bereichen wird mit Medien gearbeitet und auch dort werden große Gewinne generiert. Insofern sind die Aussagen zu den Studienfächern nicht auf eine Realität bezogen, die mit diesem Planeten zu tun hat.


    Die Nazis haben auf "völkische" Begrifflichkeit tatsächlich kein Copyright, aber sie haben in Deutschland durch die Besetzung dieses Begriffsfelds für ihre Sache diese Begriffe in Deutschland zu solchen gemacht, die als "bedenklich" eingestuft werden - und diese Begriffe werden auch seit 1945 in erster Linie massiv im extrem rechten Lager verwandt, wobei gerade die AfD versucht hat, sie in der politischen Diskussion zu normalisieren. Das ist einfach ein Faktum, das sich nicht bestreiten lässt.


    Die Aussagen zur Sprache - speziell bei den Dopplungen, wo allgemein übliche Begrifflichkeiten hinterfragt werden - werde ich jetzt nicht im Einzelnen aufdröseln.


    Der Autor hat sich in Interviews und auch auf Podiumsgespräche klar homophob und auch sonst antidemokratisch und hetzerisch geäußert, weswegen sich seine vormaligen Verlage von ihm getrennt haben und er bei den Veröffentichungsorganen der rechten Szene mit offenen Armen empfangen worden ist.