Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben - sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel plötzlich, wie sehr sie sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und auf einmal ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich. Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.
Quelle: Klappentext
Ein zentrales Thema dieses Buches ist der Tod (in welcher Form auch immer). Er zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Aber diese wirkt deshalb nicht bedrückend.
Anhand des Klappentextes weiß man ja schon, dass Aysel anfängt, um ihr Leben zu kämpfen. Und dieser Gedanke zog sich für mich hoffnungsvoll durch das Buch. Denn während man Aysel und Roman ins Herz schließt, weiß man nicht, wie die Geschichte enden wird. Wer wird sterben oder stirbt überhaupt jemand?
Hierzu passend fand ich auch die Kapitelüberschriften. Zum einen wird das Datum genannt und zum anderen wird heruntergezählt, wie viele Tage es noch bis zum 7. April sind, dem Tag, an dem sich Aysel und Roman gemeinsam sterben möchten.
Und umso näher der 7. April rückt, umso spannender wird die Geschichte. Man weiß, man kann nicht in die Handlung eingreifen und hofft, dass die Zeit nicht zum größten Feind wird.
Die Hauptpersonen sind Aysel und Roman. Zwei junge Menschen, die beide an einer Depression erkrankt sind. Die Gründe dafür mögen verschieden sein, doch sie haben dasselbe Ziel. Sie möchten beide sterben.
Sie gehen auch beide unterschiedlich mit ihrer Erkrankung um. Während Aysel in die Schule und arbeiten geht, ihre Hausaufgaben macht und sich um ein Schulprojekt kümmert, deren Abgabetermin nach dem Tag liegt, an dem sie sterben möchte, verkriecht sich Roman in seinem Zimmer und wartet, dass die Zeit verstreicht.
Es war nicht leicht, mich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Das meine ich aber nicht negativ. Es wird sehr gut geschildert, wie Aysel sich fühlt, wie die Dunkelheit sie zu verschlingen droht. Es wird aber auch deutlich, dass sie sich ausgeschlossen fühlt und wie sie Schuldgefühle plagen. Aber man kann auch ganz genau verfolgen, wann sich das Blatt dreht. Ganz langsam wird ein Prozess in Bewegung gesetzt und plötzlich ist alles anders.
Was mir hier allerdings gefehlt hat, waren Einblicke in Romans Gedanken. Diese ließen sich teilweise zwar anhand seiner Reaktionen erahnen, aber ich hätte gerne mehr erfahren.
Wer hier eine rosarote Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Denn die Liebe schleicht sich ganz langsam ein. Sie steht auch nicht im Vordergrund.
Der Schreibstiel ließ sich für mich sehr gut lesen. Auch wenn die Kapitel teilweise etwas länger waren, folgen die Seiten nur so dahin. Erzählt wird die Geschichte von Aysel in der Ich-Perspektive.
Und noch ein Wort zum Ende
Das Ende finde ich gut gelöst. Jasmin Warga verzichtet darauf, am Ende alles schön zu schreiben, nur damit man ein 1a Happy End bekommt. Eine Depression heilt nicht von heute auf morgen ab. Das braucht Zeit. Aysel und Roman blicken in die Zukunft. Aber sie wissen auch, dass sie erst einen kleinen Schritt getan haben und noch weitere notwendig sind.
Am Ende findet sich zwar keine Danksagung, dafür aber eine Anmerkung der Autorin, in der sie unter anderem erklärt, warum sie das Buch schrieb. Aber bitte, lest die Anmerkung erst nach dem ihr das Buch gelesen habt. Außer ihr wollt vorher schon wissen, wie es ausgeht.
Von mir gibt es hier erstmal