Im Jahr 2014 hat Matthew Reilly seine Leserschaft auf eine harte Probe gestellt. Zunächst hat er einen ganz anständigen historischen Roman (The Tournament) geschrieben und sich dann kurz in Richtung des Fantasy-Fachs bewegt mit seinem Jugendroman The Troll Mountain, der allerdings doch so einige Elemente beinhaltet, die man auch aus den „Scarecrow“-Romanen kennt.
„The Great Zoo of China“ bewegt sich nun wieder vollständig in den filmischerisch-absurden Actionbereich.
CJ Cameron, ehemalige Krokodilforscherin und seit einem entstellenden Unfall Tierärztin, wird unerwartet nach China eingeladen, wo sie einen neu errichteten Zoo begutachten soll, den die chinesische Regierung bis dahin absolut geheim gehalten hat. Unter der Bedingung, dass ihr Bruder Hamish, der ein sehr erfolgreicher aber etwas chaotischer Photograph ist, sie begleiten darf, nimmt sie an.
Nach dem obligatorischen Begrüßungsprogramm in der Hauptstadt besteigen die beiden mit Reportern der NY Times und des National Geographic Society Magazines ein Flugzeug mit absolut abgedunkelten Scheiben – und müssen dann noch auf zwei weitere Passagiere warte – den amerikanischen Botschafter für China und seinen Assistenten, der eine sehr leibwächtermäßige Ausstrahlung hat. Dann geht es – ohne jede Möglichkeit, nach draußen zu gucken und mit gestörten Ortungsgeräten – auf einen mehrstündigen Flug.
Am Ziel angekommen findet die inoffizielle Delegation ein freundliches Begrüßungskomitee vor – und ein großes Tal, das nach Aussage der Chinesen komplett angelegt worden ist – über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten und – offensichtlich – unter allergrößter Geheimhaltung. Denn dieses Projekt soll allen Showgeschäften der Welt – insbesondere denen der Disney-Cooperation – den Rang ablaufen, was allein durch die Größe bereits gegeben ist. Doch der eigentlich „Clou de Zoo“ (um hier mal „Fierce Creatures“ zu zitieren) sind die hier ausgestellten Tiere. Tiere, die in der ganzen Welt bekannt sind, die ganz speziell mit China verbunden werden und an deren Existenz eigentlich niemand wirklich glaubt. Willkommen im Great Dragon Zoo of China. Eine atemberaubende Erfahrung – mit vielen Sicherungseinrichtungen, denn die Betreiber haben natürlich „Jurassic Park“ gesehen.
Aber dies wäre kein Matthew-Reilly-Roman, wenn diese sehr ausgeklügelten Sicherungsmaßnahmen wirklich hundertprozentig funktionieren würden – und so beginnt bald eine der für Reilly typischen Tours de Force zu Land, Wasser und in der Luft, wobei die verschiedenen Drachen nicht die einzige Gefahr für CJ und ihre Begleiter darstellen.
So weit, so typisch und auch ganz gut. Aber im letzten Drittel des Romans geht ein wenig der Disney mit Herrn Reilly durch und das, was bisher halbwegs plausibel in Bezug auf die Drachen gewirkt hat, wird auf einmal auf den Kopf gestellt – und dies unter Missachtung so grundlegender Überlegungen, wie dass Brennstoff nicht unendlich verfügbar ist, oder das der Aufenthalt im gleichen Raum wie einige explodierende Handgranaten in etwa drei bis vier Meter Entfernung nicht überlebt werden kann, indem man sich einfach zu Boden wirft.
Ein weiteres Problem ist sicherlich die Sprache. Herr Reilly neigt zu Redundanzen, zur ständigen Wiederholung von Eigennamen, wenn ein Personalpronomen wirklich angesagt wäre, zu wiederholtem Aufführen von Offensichtlichen und gerade im letzten Drittel des Buchs wird dies so richtig störend. Wenn er im abschließenden Interview sagt, dass dies sein am Meisten korrigierter Roman ist, dann muss das Ausgangsmaterial erschreckend gewesen sein – oder er und sein Lektorat haben vieles verschlimmbessert. Trotz des guten Starts und der schönen Idee darum nur eine sehr eingeschränkte Leseempfehlung.
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Buchdetails
Titel: Der große Zoo von China
Matthew Reilly (Autor)
Verlag: Festa Verlag
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 480
ISBN: 9783865525628
Termin: August 2017
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MojohIch habe mich so über dieses Buch geärgert, eine im Grunde tolle Idee so trashig und schlecht zu vergeuden. Abbruch!