Das Buch „Winterkind“ von Lilah Mer hat seine Zeit im 19. Jahrhundert und versucht, Märchen mit Realität zu verknüpfen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen aus Sicht der Gouvernante Sophie, die sich um Johanna, die Tochter des Hauses, kümmert. Der zweite Handlungsstrang befasst sich mit Blanka von Rapp, der Hausherrin.
Blanka von Rapp ist eine junge Mutter und Ehefrau, die mit ihrer Tochter Johanna, ihrem Mann, der Gouvernante Sophie und einigen Dienstboten in einem düsteren Herrenhaus lebt, welches neben der Glasfabrik ihres Mannes gelegen ist.
Während ihr Mann sie allein und ohne Geld im Haus zurücklässt, um den Untergang seines Unternehmens zu vermeiden, spitzt sich die Situation in der Glasfabrik zu, weil die Arbeiter auf den ihnen zustehenden Lohn warten. Gleichzeitig wird Johanna krank, und Blanka sieht sich nicht in der Lage, sich richtig um ihr eigenes Kind zu kümmern. Ständig wird sie selbst an ihre unglückliche Kindheit mit einer übermächtigen, grausamen und strengen Mutter erinnert, diese sind als Traumsequenzen am Ende eines jeden Kapitels dargestellt.
Der Charakter von Blanka ist so ängstlich und kaltherzig gezeichnet, dass man ihr erst einmal nicht viele Sympathien entgegen bringt. Auch Johanna fürchtet sich vor der eigenen Mutter. Die Gouvernante Sophie dagegen wird von der Autorin als ruhige und intelligente Frau gezeichnet, die man sofort sympathisch findet.
Dies war mein erstes Buch der Autorin im Rahmen einer Leserunde. Der Schreibstil von Lilah Mer ist flüssig und trägt mit dazu bei, dass man sich sofort in die Geschichte einfindet und alles sehr bildhaft bis ins kleinste Detail vor Augen hat. Der Spannungsaufbau bis zum Ende war auch sehr gelungen, die Atmosphäre dunkel und düster.
Trotzdem würde ich diesen Roman weder als Krimi noch als Thriller bezeichnen, dazu fehlte mir doch einiges. Am Schluss blieben bei mir auch einige Fragen offen, allerdings weiß ich nicht, ob es nicht doch eine Fortsetzung gibt.
Für dieses Buch gibt es von mir