Über den Autor:
Der amerikanische Autor Richard C. Morais ist in Portugal geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Bevor er sich auf das Romanschreiben verlegte, war er Senior Editor beim Wirtschaftsmagazin »Forbes« und leitete 17 Jahre lang das europäische Büro des Magazins in London. Er lebt heute mit seiner Familie in Philadelphia.
Buchinhalt:
Die turbulente indische Großfamilie Haji landet nach einer Odyssee von Bombay über London und Teile Europas in einem kleinen Dorf im französischen Jura. Und was macht sie ausgerechnet dort? Sie eröffnet ein turbulentes indisches Restaurant – genau gegenüber dem gutsituierten Sterne-Restaurant der Madame Mallory. Diese wetzt sogleich die Messer und es beginnt ein Kleinkrieg über die Straße hinweg, der eines Tages in einem Unfall endet... der jedoch ist der Neubeginn für den jungen Hassan Haji, denn nun beginnt er seine Ausbildung zum Koch beim „Feind“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und Madame Mallory erkennt in dem Jungen einen der seltenen Menschen, die so etwas wie den perfekten Geschmack haben. Sie führt ihn ein in die Haute Cuisine, in die Sitten und Gebräuche eines Sterne-Restaurants, die Feinheiten der Speisen, in eine fremde neue Welt. Und dann bricht der junge Hassan aus dem kleinen Dorf auf in die Welt der großen Restaurants, der Kämpfe und Kriege, Niederlagen und Siege in der Welt des Kochens und der Küche.
Meine Meinung:
Morais hat mit seinem 2011 in Deutschland erschienenen Erstling einen fesselnden, witzigen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Er beginnt in Bombay mit der Vorgeschichte der Familie und warum sie Indien überhaupt verläßt. Nach einem längeren Aufenthalt in London und einer Reise durch den Kontinent lässt er sie in einem kleinen Nest stranden, wo sie beschließen, sich ein Leben aufzubauen. Dass dieses Leben anderes als das für sie altbekannte tradierte Großfamilienleben bereit hält, ahnen sie noch nicht. Und dann bekommen wir Leser Einblicke in die Welt hinter der Küchentür der großen Köche.... oder zumindest kann man sie sich genau so vorstellen, wie sie hier beschrieben werden. All die kleinen Fehden, Kämpfe um Ansehen, Kritiker und Kunden, Sterne oder nicht... all das, was wir sonst evtl. aus der Klatschpresse erahnen können, beschreibt Morais bildhaft und lebhaft. Man glaubt die Szenarien einfach.
Seine Sprache ist leicht und leicht lesbar, aber trotzdem voll schöner Beschreibungen, so z.B. wenn die Familie das erste Mal den Berg hinunter fährt in ihr künftiges Heimatdorf. Er kann die Atmosphäre einfangen, ob von stillen Landschaften oder dem brodelnden Bombay, kleinen Märkten der Provinz oder lebhaften übervölkerten Küchen. Die inneren wie äußeren Kämpfe seiner Personen werden sichtbar, sei es bei der unnahbaren Küchenchefin oder bei dem kleinen indischen Koch, seinen Geschwistern oder auch den Konkurrenten.
Mein Fazit:
Es ist keine „hochgeistige Literatur“, aber die habe ich ja auch gar nicht gewollt oder erhofft als ich dieses Buch in die Hand nahm. Ich wollte gut unterhalten werden und mal eine etwas andere Geschichte lesen, und das hat Richard Morais mit diesem Buch allerbestens geschafft. Deshalb bekommt er auch von mir diese hohe Wertung.