Bitter Love von Jennifer Brown (Orig. "Bitter End")
Klappentext
Wie oft kann man verzeihen?
Nie hat Alex so stark für jemanden empfunden wie für Cole. Er ist geheimnisvoll, romantisch und spielt für sie Lieder auf der Gitarre. Alex verbringt jede freie Minute mit ihm -
trotzdem scheint Cole, sich zurückversetzt zu fühlen, wenn sie sich ab und zu mit ihren besten Freunden trifft. Und irgendwann lernt Alex den zärtlichen Cole plötzlich von einer ganz
anderen Seite kennen: Er wird ausfallend, verletztend und scheint von unbändigem Zorn getrieben. Allen Warnungen zum Trotz steht Alex zu ihm, doch ihre bedingungslose Liebe
führt sie in einen Teufelskreis, den sie allein nicht mehr durchbrechen kann.
Inhalt und Aufbau
Die 18 jährige Alexandra, genannt Alex, ist eine vernünftige, zurückhaltende junge Frau, die bisher im Leben einiges an Leid ertragen musste. So ist ihre Mutter vor knapp zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie auf dem Weg nach Colorado war und seit dem hat sich alles verändert. Während ihr Vater sich in seinem Schmerz zurückzieht und ihre Schwestern langsam anfangen, das Erlebte zu verarbeiten, lässt Alex nicht los und wird geplagt von dem Gedanken, was ihre Mutter dazu geführt hatte, in jener Nacht wegzufahren. Seit sie denken kann, verfolgt sie einen Traum und zwar, die ursprüngliche Route ihrer Mutter nachzufahren, um auf deren Hintergründe zu kommen. Unzerstützt wird sie dabei von ihrer besten Freundin Bethany und ihrem ältesten Freund Zack. Sie wollen zu dritt nach ihrem Schulabschluss, der unmittelbar bevorsteht, diese Reise gemeinsam durchziehen. Doch mit dem Auftauchen von Cole, einem neuen Schüler ändert sich alles und Alex' Traum verwandelt sich in einen Albtraum.
Was zunächst romantisch, schön und aufrichtig beginnt, verwandelt sich für sie mit jedem Tag in eine Tortur. Er wirkt bemüht, umgarnt sie und scheint sie wirklich zu verstehen, doch von Beginn an ist da eine Kälte und Abwesenheit, die Cole umgibt. Bethany und Zack, die Alex von Beginn an vor ihm warnen, kommen an sie nicht mehr heran, da Cole sie von ihren Freunden immer weiter entfremdet und den Umgang mit ihnen nicht duldet. Alex ihrerseits versucht alles, um die scheinbar perfekte Beziehung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig weiterhin mit ihren Freunden Zeit zu verbringen und eine Lösung zu finden, die allen recht wäre. Doch mit Coles Jähzorn vertut sie sich extrem als er eines Tages aus einem Vorwand heraus handgreiflich wird und ihr Handgelenk verdreht. Alex, die trotz des Angriffs auf seiner Seite steht, will es nicht wahrhaben, dass der Traummann, der einst so einfühlsam und lieb war, sich als Tyrann zeigt und trifft sich weiterhin mit ihm. Ihrer Familie und ihren Freunden erzählt sie Lügen und versucht die Schuld, für das, was passiert ist, bei sich zu suchen. Doch es bleibt nicht bei jenem "harmlosen" Angriff, denn die Sticheleien, Ausbrüche und Handgreiflichkeiten werden nicht nur schlimmer, sondern häufen sich auch an und nach jedem "Ausrutscher" findet Cole eine neue Entschuldigung oder Rechtfertigung für sein Verhalten. Alex versucht ihm immer wieder zu glauben und hält an ihrer Liebe trotz der Warnungen ihrer Freunde fest und merkt dabei nicht, dass sie in einem Strudel aus Gewalt und Mistrauen gefangen ist, aus dem sie alleine nicht mehr herauskommt und bis es so weit ist, könnte es für sie schon längst zu spät sein...
Eigene Meinung
Nachdem ich von Jennifer Browns Roman "Die Hassliste" sehr begeistert war, freue ich mich schon richtig auf ihren zweiten Roman "Bitter Love" und ich wurde nicht enttäuscht, denn dieses Buch bietet sowohl, was Inhalt und Sprache als auch seine Botschaft angeht, sehr vieles, was dem Leser nicht nur spannende Lesestunden bietet, sondern diesen auch dazubringt, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das gerne verschwiegen wird.
Das Buch fängt sehr harmlos und romantisch an, man denkt sich als Leser zu Beginn gar nicht, dass sich diese Geschichte in eine Richtung entwickeln könnte, die an das, was Gewalt und Mishandlung angeht, so weit entwickeln könnte. Doch schon mit dem Auftauchen Coles umgibt die Geschichte eine kalte und dunkle Atmosphäre, denn die Autorin schafft es mit ihrer wunderbaren Sprache, jene Gefühle ans Licht zu bringen. Als sich Alex und Cole näher kommen und daraus eine scheinbar romantische Liebesgeschichte entsteht, nimmt das Buch eine Wendung, die nicht aufzuhalten ist, denn Alex hält trotz der Mishandlungen und Ausbrüchen weiterhin zu ihm, da sie davon ausgeht, ihren Seelenverwandten gefunden zu haben, der sie als einziger versteht und wendet sich von ihren Freunden ab, die versuchen, sie zu warnen. Sie fällt immer weiter in einen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint und als Leser denkt man sich natürlich immer wieder:Mädchen?! Was ist nur los mit dir? Es ist doch so einfach, einen Schlussstrich zu ziehen und ihn zu verlassen!
Jeder rational denkende Mensch würde höchstwahrscheinlich sagen, er täte genau das. Sie würde einen Tyrannen sofort verlassen, sobald er erste Anzeichen von Gewalt zeigt. Dem entsprechend bringt man der Protagonstin wohl recht wenig Verständis gegenüber. Doch je tiefer man gräbt und je mehr man mit dieser Heldin in jenem Teufelskreis versinkt, desto plausibler und logischer scheinen ihre Gründe, genau das eben nicht zu tun. Denn eine Person, die einen "liebt" so wie Cole es tut, kann man nicht von einem Tag auf den anderen verlassen. Obwohl ich häufig meinen Kopf schütteln musste, weil Alex das Offensichtliche nicht wahrhaben wollte, muss ich sagen, dass ich gegen Ende ein wenig Verständis entgegenbrachte und sogar nachvollziehen können, warum sie so agiert hat. Jennifer Brown selbst hat sich, bevor sie mit dem Schreiben des Buchs begann, mit diesem Thema explizit beschäftigt und schreibt selbst, dass jeder, der physisch oder psychisch mishandelt wird, es äußerst schwer hat, aus diesem Strudel wieder herauszukommen und Außenstehende es eben nicht nachvollziehen können, was ihre Beweggründe sind, immer wieder zu verzeihen.
Alex' Beziehung mit Cole umhüllt zu Beginn zwar eine romantische Atmosphäre, doch die Kälte, die von ihm ausgeht, ist immer präsent. Sei es durch bestimmte Gesten oder durch seine Wortwahl. Man kann ihm keine Sympathiepunkte schenken und fängt natürlich auch an, ihn gänzlich zu verachten, als er handgreiflich wird. Doch er schafft es mit seiner Masche aus Reue, Wiedergutmachung und Rechtfertigung immer wieder nicht nur Alex, sondern auch den Leser um den Finger zu wickeln und da begreift man vielleicht auch, weshalb Alex dennoch zu ihm hält, auch wenn das gegen jede Vernunft spricht.
Die Protagonisten in diesem Roman wirken sehr authentisch und verkörpern im einzelnen ihre Rollen sehr gut. Alex ist ein Mädchen, das von Kleinauf von einem Schmerz heimgesucht wird, der mit der Abwesenheit ihrer Mutter zusammenhängt. Umso größer ist ihr Drang nach Liebe und Geborgenheit und obwohl sie zwei beste Freunde hat, die mit ihr durch dick und dünn gehen, scheint sie das Gefühl inniger Liebe nur bei Cole zu finden. Bethany und Zack, ihre besten Freunde, sind mir auf anhieb sehr sympathisch gewesen, weil sie von Anfang an gespürt haben, dass etwas nicht stimmt, vor allem Zack, der sich wegen Alex sogar auf eine Prügelei mit Cole einließ. Man könnte aber bemängeln, dass sich ihre Bemühungen, ihre Freundin aus diesem Teufelskreis herauszuholen, relativ in Grenzen hielten und sie zu schnell aufgegeben haben. Allerdings muss man erwähnen, dass es nicht leicht ist, an eine Person heranzukommen, die einen ständig wieder abblockt und so tut, als wäre alles in Ordnung.
Der Antagonist dieser Geschichte ist definitiv Cole, der durch sein kaltes und gewalttätiges Wesen es sogar schafft, den Leser einzuschüchtern und im Glauben zu lassen, er würde sich bessern. Von daher kann man es sogar an manchen stellen nachvollziehen, weshalb er immer wieder eine Chance bekommt, obwohl kaum Sicht auf Besserung da zu sein scheint.
In meinen Augen ein sehr emotionaler und aufrüttelnder Roman, der es schafft eine Situation so authentisch darzustellen, dass man das Gelesene definitiv nicht vergisst und verarbeiten muss. Dieses Buch ist zwar keine leichte Kost, aber trotzdem sehr empfehlenswert.
Von mir gibt es 5 Sterne