Jennifer Brown: Bitter Love

  • Bitter Love von Jennifer Brown (Orig. "Bitter End")


    Klappentext


    Wie oft kann man verzeihen?
    Nie hat Alex so stark für jemanden empfunden wie für Cole. Er ist geheimnisvoll, romantisch und spielt für sie Lieder auf der Gitarre. Alex verbringt jede freie Minute mit ihm -
    trotzdem scheint Cole, sich zurückversetzt zu fühlen, wenn sie sich ab und zu mit ihren besten Freunden trifft. Und irgendwann lernt Alex den zärtlichen Cole plötzlich von einer ganz
    anderen Seite kennen: Er wird ausfallend, verletztend und scheint von unbändigem Zorn getrieben. Allen Warnungen zum Trotz steht Alex zu ihm, doch ihre bedingungslose Liebe
    führt sie in einen Teufelskreis, den sie allein nicht mehr durchbrechen kann.



    Inhalt und Aufbau


    Die 18 jährige Alexandra, genannt Alex, ist eine vernünftige, zurückhaltende junge Frau, die bisher im Leben einiges an Leid ertragen musste. So ist ihre Mutter vor knapp zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als sie auf dem Weg nach Colorado war und seit dem hat sich alles verändert. Während ihr Vater sich in seinem Schmerz zurückzieht und ihre Schwestern langsam anfangen, das Erlebte zu verarbeiten, lässt Alex nicht los und wird geplagt von dem Gedanken, was ihre Mutter dazu geführt hatte, in jener Nacht wegzufahren. Seit sie denken kann, verfolgt sie einen Traum und zwar, die ursprüngliche Route ihrer Mutter nachzufahren, um auf deren Hintergründe zu kommen. Unzerstützt wird sie dabei von ihrer besten Freundin Bethany und ihrem ältesten Freund Zack. Sie wollen zu dritt nach ihrem Schulabschluss, der unmittelbar bevorsteht, diese Reise gemeinsam durchziehen. Doch mit dem Auftauchen von Cole, einem neuen Schüler ändert sich alles und Alex' Traum verwandelt sich in einen Albtraum.
    Was zunächst romantisch, schön und aufrichtig beginnt, verwandelt sich für sie mit jedem Tag in eine Tortur. Er wirkt bemüht, umgarnt sie und scheint sie wirklich zu verstehen, doch von Beginn an ist da eine Kälte und Abwesenheit, die Cole umgibt. Bethany und Zack, die Alex von Beginn an vor ihm warnen, kommen an sie nicht mehr heran, da Cole sie von ihren Freunden immer weiter entfremdet und den Umgang mit ihnen nicht duldet. Alex ihrerseits versucht alles, um die scheinbar perfekte Beziehung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig weiterhin mit ihren Freunden Zeit zu verbringen und eine Lösung zu finden, die allen recht wäre. Doch mit Coles Jähzorn vertut sie sich extrem als er eines Tages aus einem Vorwand heraus handgreiflich wird und ihr Handgelenk verdreht. Alex, die trotz des Angriffs auf seiner Seite steht, will es nicht wahrhaben, dass der Traummann, der einst so einfühlsam und lieb war, sich als Tyrann zeigt und trifft sich weiterhin mit ihm. Ihrer Familie und ihren Freunden erzählt sie Lügen und versucht die Schuld, für das, was passiert ist, bei sich zu suchen. Doch es bleibt nicht bei jenem "harmlosen" Angriff, denn die Sticheleien, Ausbrüche und Handgreiflichkeiten werden nicht nur schlimmer, sondern häufen sich auch an und nach jedem "Ausrutscher" findet Cole eine neue Entschuldigung oder Rechtfertigung für sein Verhalten. Alex versucht ihm immer wieder zu glauben und hält an ihrer Liebe trotz der Warnungen ihrer Freunde fest und merkt dabei nicht, dass sie in einem Strudel aus Gewalt und Mistrauen gefangen ist, aus dem sie alleine nicht mehr herauskommt und bis es so weit ist, könnte es für sie schon längst zu spät sein...




    Eigene Meinung


    Nachdem ich von Jennifer Browns Roman "Die Hassliste" sehr begeistert war, freue ich mich schon richtig auf ihren zweiten Roman "Bitter Love" und ich wurde nicht enttäuscht, denn dieses Buch bietet sowohl, was Inhalt und Sprache als auch seine Botschaft angeht, sehr vieles, was dem Leser nicht nur spannende Lesestunden bietet, sondern diesen auch dazubringt, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das gerne verschwiegen wird.
    Das Buch fängt sehr harmlos und romantisch an, man denkt sich als Leser zu Beginn gar nicht, dass sich diese Geschichte in eine Richtung entwickeln könnte, die an das, was Gewalt und Mishandlung angeht, so weit entwickeln könnte. Doch schon mit dem Auftauchen Coles umgibt die Geschichte eine kalte und dunkle Atmosphäre, denn die Autorin schafft es mit ihrer wunderbaren Sprache, jene Gefühle ans Licht zu bringen. Als sich Alex und Cole näher kommen und daraus eine scheinbar romantische Liebesgeschichte entsteht, nimmt das Buch eine Wendung, die nicht aufzuhalten ist, denn Alex hält trotz der Mishandlungen und Ausbrüchen weiterhin zu ihm, da sie davon ausgeht, ihren Seelenverwandten gefunden zu haben, der sie als einziger versteht und wendet sich von ihren Freunden ab, die versuchen, sie zu warnen. Sie fällt immer weiter in einen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint und als Leser denkt man sich natürlich immer wieder:Mädchen?! Was ist nur los mit dir? Es ist doch so einfach, einen Schlussstrich zu ziehen und ihn zu verlassen!
    Jeder rational denkende Mensch würde höchstwahrscheinlich sagen, er täte genau das. Sie würde einen Tyrannen sofort verlassen, sobald er erste Anzeichen von Gewalt zeigt. Dem entsprechend bringt man der Protagonstin wohl recht wenig Verständis gegenüber. Doch je tiefer man gräbt und je mehr man mit dieser Heldin in jenem Teufelskreis versinkt, desto plausibler und logischer scheinen ihre Gründe, genau das eben nicht zu tun. Denn eine Person, die einen "liebt" so wie Cole es tut, kann man nicht von einem Tag auf den anderen verlassen. Obwohl ich häufig meinen Kopf schütteln musste, weil Alex das Offensichtliche nicht wahrhaben wollte, muss ich sagen, dass ich gegen Ende ein wenig Verständis entgegenbrachte und sogar nachvollziehen können, warum sie so agiert hat. Jennifer Brown selbst hat sich, bevor sie mit dem Schreiben des Buchs begann, mit diesem Thema explizit beschäftigt und schreibt selbst, dass jeder, der physisch oder psychisch mishandelt wird, es äußerst schwer hat, aus diesem Strudel wieder herauszukommen und Außenstehende es eben nicht nachvollziehen können, was ihre Beweggründe sind, immer wieder zu verzeihen.
    Alex' Beziehung mit Cole umhüllt zu Beginn zwar eine romantische Atmosphäre, doch die Kälte, die von ihm ausgeht, ist immer präsent. Sei es durch bestimmte Gesten oder durch seine Wortwahl. Man kann ihm keine Sympathiepunkte schenken und fängt natürlich auch an, ihn gänzlich zu verachten, als er handgreiflich wird. Doch er schafft es mit seiner Masche aus Reue, Wiedergutmachung und Rechtfertigung immer wieder nicht nur Alex, sondern auch den Leser um den Finger zu wickeln und da begreift man vielleicht auch, weshalb Alex dennoch zu ihm hält, auch wenn das gegen jede Vernunft spricht.
    Die Protagonisten in diesem Roman wirken sehr authentisch und verkörpern im einzelnen ihre Rollen sehr gut. Alex ist ein Mädchen, das von Kleinauf von einem Schmerz heimgesucht wird, der mit der Abwesenheit ihrer Mutter zusammenhängt. Umso größer ist ihr Drang nach Liebe und Geborgenheit und obwohl sie zwei beste Freunde hat, die mit ihr durch dick und dünn gehen, scheint sie das Gefühl inniger Liebe nur bei Cole zu finden. Bethany und Zack, ihre besten Freunde, sind mir auf anhieb sehr sympathisch gewesen, weil sie von Anfang an gespürt haben, dass etwas nicht stimmt, vor allem Zack, der sich wegen Alex sogar auf eine Prügelei mit Cole einließ. Man könnte aber bemängeln, dass sich ihre Bemühungen, ihre Freundin aus diesem Teufelskreis herauszuholen, relativ in Grenzen hielten und sie zu schnell aufgegeben haben. Allerdings muss man erwähnen, dass es nicht leicht ist, an eine Person heranzukommen, die einen ständig wieder abblockt und so tut, als wäre alles in Ordnung.
    Der Antagonist dieser Geschichte ist definitiv Cole, der durch sein kaltes und gewalttätiges Wesen es sogar schafft, den Leser einzuschüchtern und im Glauben zu lassen, er würde sich bessern. Von daher kann man es sogar an manchen stellen nachvollziehen, weshalb er immer wieder eine Chance bekommt, obwohl kaum Sicht auf Besserung da zu sein scheint.
    In meinen Augen ein sehr emotionaler und aufrüttelnder Roman, der es schafft eine Situation so authentisch darzustellen, dass man das Gelesene definitiv nicht vergisst und verarbeiten muss. Dieses Buch ist zwar keine leichte Kost, aber trotzdem sehr empfehlenswert.
    Von mir gibt es 5 Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Love is the most powerful army. Whether love of friend, love of country, love of God, or even love of enemy -
    love reveals to us the truly miraculous nature of the human spirit.
    Zt. nach Ruta Sepetys

    Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten
    Zt. nach Jean-Jaques Roussaau


    gelesen 2016:14 :study:

    2 Mal editiert, zuletzt von Girl from Mystic Falls ()

  • Danke GfMF für die Rezension! :friends:
    Mir hat "Die Hassliste" auch gut gefallen und war schon ein paar Mal kurz davor, mit "Bitter End" zu kaufen.
    Sieht so aus, als müsste das Buch bald bei mir einziehen :wink:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Alles fängt an wie eine gewöhnliche, zuckersüße High School- Romanze:
    Alexandra Bradford trifft in ihrem letzten Schuljahr auf den neuen Schüler Cole Cozen. Weil er die Schule gewechselt hat, wird er zu Nachhilfeunterricht bei Alex verdonnert.
    Ganz langsam lernen sich die beiden kennen, verlieben sich behutsam ineinander.
    Doch schnell merkt man, dass die Geschichte sich auf einer ganz anderen Schiene bewegt, sich in eine ganz andere Richtung entwickeln wird.
    Denn Alex stammt nicht aus einer pittoresk zerrütteten Familie, in der die Tochter ständig für den allein erziehenden Vater kocht und immer brav die Zähne putzt oder die verwitwete Mutter trotz Schicksalsschlages fröhlich durch die Handlung tanzt.
    Alex verwitweten Vater plagen finanzielle Probleme, schließlich muss er drei Töchter versorgen, von denen die Älteste, Shannin, bereits aufs College geht. Deshalb muss auch Alex jobben gehen, um sich eine lang ersehnte Reise nach Colorado leisten zu können.
    Die ganze Familie wirkt vernachlässigt, verloren, auseinander gelebt, das Haus verwohnt, einsam, still. Jeder ist auf sich alleine gestellt, niemand redet wirklich miteinander - weder über Alltäglichkeiten noch über die richtig wichtigen Dinge im Leben.
    Alex einzige Stütze sind ihre weltbesten Freunde Bethany und Zack, die sie schon seit Kindesbeinen an kennt und mit denen sie jede freie Minute verbringt, sowie ihre Chefin Georgia, die sie fast als eine Ersatzmutter betrachten darf.


    Und dann taucht der sensible, charmante Cole in Alex Leben auf - mehr als ein kleiner High School Flirt. Ein wahrer Lichtblick in ihrem sonst so stillen, tristen, einfachen Leben.
    Er spielt ihr auf der Gitarre vor, bringt ihr das Spielen bei, lauscht ihren selbst geschriebenen Gedichten und bewundert sie.
    Doch die rosaroten Wolken trüben sich sehr schnell, als sich Zack, der normalerweise mit jedem zurechtkommt, und Cole von Beginn an nicht grün sind, und Alex plötzlich zwischen zwei Stühlen landet. Die Freundschaft zwischen Alex und ihren Jugendfreunden steht auf der Kippe.
    Denn Cole ist auch eifersüchtig auf Alex Freunde und hätte sie lieber für sich ganz alleine. Er ist besitzergreifend, will jede freie Minute mit ihr verbringen - ohne Bethany und Zack im Schlepptau.
    Und irgendwann lernt Alex den zärtlichen Cole von einer ganz anderen Seite kennen. Er beleidigt Alex Freunde, gibt sich arrogant, sarkastisch und eiskalt, wird ausfallend, verletzend, rasend vor Zorn und schließlich handgreiflich.
    Und Alex hält zu ihm, lässt ihre Freunde fallen...


    Puh... was soll ich sagen?
    Einerseits habe ich hier ein Jugendbuch vor mir liegen, welches auch in einfacher, jugendgerechter, schnörkelloser Sprache und aus der Sicht der jugendlichen Alexandra verfasst worden ist. Aber andererseits braucht es auch nicht mehr, um die Atmosphäre und die Gefühle zu transportieren. An vielen Stellen musste ich meine Wut, mein Mitgefühl, meine Trauer herunterschlucken, auch, wenn vieles nur in simplen Bemerkungen und Beschreibungen, Gesten und Worten angedeutet wird und an anderen Stellen wiederum seelische und körperliche Grausamkeit in aller Härte und Schonungslosigkeit aufgezeigt wird.
    Denn man hält ein kleines Jugendbuch in den Händen, das ein ganz wichtiges und ernstes Thema, welches gerne verschwiegen wird, aufrichtig und aufwühlend anspricht.


    Dadurch dass ich das Wissen des Klappentextes die ganze Zeit beim Lesen im Kopf hatte, schwebte über der ganzen Liebesgeschichte von Anfang an ein bedrohlicher Unterton. Das komische Gefühl im Bauch ließ sich einfach nicht leugnen, auch wenn Alex und Coles zarte Liebe so süß und romantisch beginnt.
    Man fragt sich unweigerlich, wie in einem so zärtlichen, zuvorkommenden und aufmerksamen jungen Menschen so viel Wut und Gewalt schlummern kann oder ob sein Charme und seine Freundlichkeit nur einer aufgesetzten Maske gleichen, um an sein Ziel zu gelangen.


    Und so musste ich einfach jede Geste und jedes Wort von Cole kritisch wie eine Mutter beäugen und da lief mir jedes Mal ein vorausahnender Schauer über den Rücken, da ich nicht unterscheiden konnte, was Fassade und was echte Gefühle waren und ich mich gefragt habe, ob er später ehrlich bereuen oder nur Krokodilstränen fließen lassen wird.


    Und dann habe ich die ganze Zeit dennoch gehofft, dass sich die Prophezeiung des Klappentextes einfach nicht bewahrheiten wird, weil Alex in ihrem kurzen Leben schon so viel mitmachen, erdulden musste. Ich habe mir für sie einfach nur Unbeschwertheit und ein bisschen Freude gewünscht, aber dann kam es doch genau so...


    Doch Alex sieht diese ersten Anzeichen nicht, vielleicht will sie sie auch einfach nicht sehen, und schlägt alle dezenten Warnungen in den Wind.
    Stattdessen sieht sie in Coles Verhalten nur romantische Beweise einer ersten, starken, beschützenden Liebe, verliert sich in ihrem Glück, dem Gefühl, endlich zu jemandem zu gehören, "Ich liebe dich" sagen zu können - Wörter, Bedeutungen, die es in ihrer Familie so nie gab.
    Alex sucht die Schuld für Coles Ausraster fälschlicherweise bei sich selbst, bei Bethany und Zack, in letzter Instanz bei Cole, obwohl sie nie lange sauer auf ihn oder enttäuscht von ihm sein kann. Sie versucht, die bösen Worte, seine Taten zu beschwichtigen, zu beschönigen, zu erklären, nicht wirklich an sich heranzulassen.
    Jennifer Brown schreibt selbst im Nachwort, dass sie den "Liebesaspekt" in einer Misshandlungsbeziehung hervorheben wollte, denn schließlich ist Cole in Alex Augen der Einzige, der ihr richtig zuhört, der sie wirklich sieht, der sie versteht - ihr Seelenverwandter.
    Er stillt in ihr die Sehnsucht nach dem Essentiellen, das ihr ihre Familie schon immer verwehrt hat: Geborgenheit, Nähe, Anerkennung und Beachtung. Sie braucht ihn. Und er sie.

    Denn irgendwann erlaubt uns Cole einen Blick in sein Leben, seine Familie, seine Einsamkeit und endlich versteht man ihn. Je länger man seine dunkle Seite betrachtet, umso mehr versteht man auch, wie man ihm verzeihen kann und man ist gleichzeitig geschockt und wütend und empfindet Mitleid, man liebt ihn einen Moment lang und hasst ihn ewig, weil man mit eigenen Augen sieht, wie er so werden konnte.
    Wider besseren Wissens und obwohl Gewalt nie entschuldbar ist, versucht man ihm seine Ausbrüche zu verzeihen - vergisst sie aber nie - seine ehrlich gemeinten Entschuldigungen anzunehmen, sie nicht als bloße Rechtfertigungen anzusehen, sein Gefühlschaos, seine Wut auf seine Eltern und seine Wiedergutmachungsversuche anzunehmen, an seine Besserung zu glauben, man spürt seine Verlustängste, bis er das Maß des Erträglichen unwiderruflich überschreitet und man die Wahrheit letztendlich erkennen muss: Cole ist ein Schläger und wird sich niemals ändern.


    Und Alex gerät in einen Teufelskreis aus Scham, Selbstvorwürfen, bedingungsloser Liebe und Angst, Cole zu verletzen, ihn bloßzustellen oder gar zu verlieren, den sie alleine nicht durchbrechen kann. Und dennoch weiß sie um ihre Situation und weiß, dass sie eigentlich Hilfe bräuchte. Sie ist nicht das hilflose, naive, schwache Opfer, das man vielleicht gerne in ihr sehen möchte - sie ist einfach nur zerrissen und einsam.


    Gleich gehts weiter...

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Wider jegliche Vernunft versteht man einfach ihre Zweifel und ihre gleichzeitigen Hoffnungen auf ein gutes Ende und kann ihr einfach keine Vorwürfe machen, warum sie die Beziehung zu Cole nicht schon beim ersten "Ausrutscher" beendet oder sich Hilfe sucht, sondern an Cole festhält, weil sie ihn einfach braucht und auch seine guten Seiten kennt.
    Und gleichermaßen fühlt man ihre innere Anspannung, wenn sie mit Cole zusammen ist, ihr verlorenes Vertrauen, ihre Angst, sich falsch zu benehmen, etwa falsches zu sagen, etwas heraufzubeschwören, dass sie nicht mehr stoppen kann.
    Und man weiß einfach beim Lesen, dass es unweigerlich zu dieser Katastrophe kommen wird, weil Cole unberechenbar und launisch bleiben wird, egal, wie sehr sich Alex zurücknimmt und Rücksicht auf ihn nimmt.


    Alex und auch Coles Sicht der Dinge werden so plausibel, so authentisch dargestellt, sodass man mit ihnen mitfühlt, hofft, leidet und man Alex keinesfalls nur in eine Opferrolle drängen kann und Cole nicht nur in die des Täters, da auch er ein Opfer seiner Familie ist und dringend Hilfe benötigt. Und mit Romanfiguren geht man einfach nicht so hart ins Gericht wie man es im echten Leben machen würde...
    Genauso versteht man ihre Freunde Beth und Zack. Die gutmütige, verzeihende Beth, die Alex mehrmals warnen will. Der spitzbübische Zack, der eigentlich immer gut drauf ist, aber rot sieht, wenn es um Cole geht.
    Freunde, auf die sie hoffentlich immer zählen kann, egal, was vorangegangen ist, wenn schon ihre Familie diesen Part nicht mehr übernehmen kann.


    Ein Jugendroman, der sich abseits ausgetrampelter Wege auf einen tiefen, steilen Abgrund zubewegt.
    Abgründe aus Misshandlung, häuslicher Gewalt und Gewalt in Beziehungen tun sich auf, aus denen es kein Entkommen gibt, wenn niemand eine Leiter herunter lässt, eine helfende Hand nach den Opfern ausstreckt. Und genau deshalb gibt es am Ende des Romans noch ein wenig Hilfestellung für Betroffene und Angehörige, mögliche Beratungsstellen werden genannt.
    Denn von außen betrachtet ist es vermutlich immer einfach, Ratschläge zu erteilen,Vorwürfe zu erheben oder Verachtung zu zeigen, zu sagen "So etwas würde ich mir nie gefallen lassen!"
    Denn bis zu einem gewissen Grad ist es paradoxer- und auch erschreckenderweise verständlich, dass das Opfer sich und den Partner schützen will und genau deshalb kommt man an die Betroffenen wohl eher schlecht heran. Aus Scham und Angst um Konsequenzen wird ein Gespinst aus Lügen und Geheimnissen entworfen, eine Mauer des Schweigens erbaut, Situationen ausgeglichen, immer in der Hoffnung, den Partner retten zu können und in der Annahme, dass dieser ganz alleine auf sich gestellt sich noch mehr vergessen würde.
    Bis sich irgendwann doch die Frage stellt:
    Wie oft kann man verzeihen bevor man sich selbst aufgibt?


    Ein bewegender, tiefgehender, emotionaler, authentischer und wichtiger Roman nicht nur für Jugendliche, der nachdenklich stimmt und wachrüttelt und einen nicht so schnell loslässt.
    Beim Lesen erschreckt man über seine eigenen, zwiespältigen Gefühle, weil man Alex Verhalten und ihre unerschütterliche Liebe nachvollziehen und Cole nicht nur verteufeln kann, weil man seine guten Seiten kennt, seine Familie, in ihm nicht nur das gefühlskalte, gewaltbereite, gehässige Monster sehen kann und will und es letztendlich doch erkennen muss - eine Achterbahn der Gefühle, die unter die Haut geht.
    Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass sich zwischen so jugendlichen Seiten eine solch intensive und glaubwürdige Geschichte befinden könnte...
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ich fands für ein Jugendbuch nur ein wenig schade, dass


    Und ich fand es ein wenig unglaubwürdig, dass

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Und ich fand es ein wenig unglaubwürdig, dass

    So unglaubwürdig fand ich das ehrlich gesagt gar nicht, denn wie oft kommt es in der Realität, dass Menschen genau das schaffen? :-k
    Sie hat diese

    ziemlich gut verbergen können :-k

    Love is the most powerful army. Whether love of friend, love of country, love of God, or even love of enemy -
    love reveals to us the truly miraculous nature of the human spirit.
    Zt. nach Ruta Sepetys

    Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten
    Zt. nach Jean-Jaques Roussaau


    gelesen 2016:14 :study:

  • @ Girl from Mystic Falls:


    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Danke nochmal an Coco90 für den Verkauf dieses wunderbaren Buches. :)
    Nach diesen tollen Rezis gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen.
    Am Anfang war ich kurz irritiert und etwas unsicher, was das Alter der Protagonisten angeht. Für einen Moment dachte ich schon, sie wären etwas über 20, bis es dann hieß, dass sie erst im letzten High School Jahr sind. Und dieser Aspekt machte das, was noch folgte, nur umso erschreckender.
    Der Klappentext macht ja bereits deutlich, dass Alex mit Cole nicht das heile Glück gefunden hat und ihre Beziehung nicht lange so rosig bleibt, wie sie beginnt.
    Während des Lesens hatte ich die ganze Zeit ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Jennifer Brown ist es wirklich sehr gut gelungen, Alex Gefühlswelt darzulegen, sodass man selbst auch in einem mächtigen Teufelskreis endet und zwischenzeitlich nicht so recht weiß, was man denken soll.


    Auch der kurze Kommentar am Ende von Jennifer Brown hat mir sehr gut gefallen. Denn sie hat genau das ausgesprochen, was ich selbst auch denke.


    Von mir gibt es ganz klar :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und ich hoffe, dass es bald noch mehr von Jennifer Brown zu lesen gibt. :pray:




    @ Girl from Mystic Falls:



    So many things become beautiful when you really look.


    Lauren Oliver