Kann ein Buch das von einem damals 15 Jahre alten Autor mir mit meinen mittlerweile 36 Jahren gefallen? Lange lag Eragon meinem SUB, jetzt habe ich mich getraut! Und ja, ich wurde wirklich überrascht!
Darum gehts:
Eragon ist 15 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf des Reiches Alagäsia. Bei einem seiner Streifzüge durch die Wälder findet er einen seltsamen Stein. Er denkt das dieser Wertvoll sein könnte und versucht ihn zu Geld zu machen. Dieser Versuch misslingt und als aus dem vermeindlichen Stein ein Drache schlüpft ist es vorbei mit Eragons beschaulichem Leben. Auch wenn Eragon den Drachen, Saphira, versteckt tauchen plötzlich zwielichte Gestallten auf die seinen Onkel töten und seinen Hof in Brand stecken. Eragon muss fliehen. Auf seiner Reise begleitet ihn der Geschichtenerzähler Brom, der erstaunlich viel über die Welt, die Magie und Drachenreiter weis und zu seinem Mentor wird...
Meinung:
Die Geschichte:
Die Grundhandlung entspricht allen Fantasy-Klischees... Eragon kommt aus einfachen Verhältnissen und er kommt durch Zufall oder Fügung an das Drachenei. Er ist auserwählt großes zu vollbringen obwohl er selbst so klein ist und das gesammte Reich ihn jagt... Klingt eintönig, aber eigentlich ist es genau das was ich lesen will.
Alles beginnt sehr gemütlich. Paolini nimmt sich nach dem Prolog Zeit und lässt dem Leser immer einen Wissensvorsprung. Bis Saphira schlüpft und die Bösewichte die Welt betreten weis man eigentlich genau was als nächstes passieren wird, und trotzdem wird man gut unterhalten. Immerwieder gibt es kleine Mythen und Legenden die Eragon hört welche in erster Linie Athmosphäre aufbauen. Generell gibt es wenig Kämpfe und viel Geschichte. Das ganze hat einen eher düsteren, melanchonischen Grundton.
Das Buch ist eigentlich nach einem simplen Muster aufgebaut: Es gibt 3 Reisen mit eher gemächlichem Erzähltempo. Am Zielort angekommen nimmt die Handlung dann Fahrt auf bis es zur nächsten Reise geht. Bei den ersten beiden Reisen klappt das Konzept auch gut. Die erste Reise wird zwar lange beschrieben, aber Eragons Begleiter Brom wird sehr geschickt genutzt um mit seinen Geschichten die die Welt und ihre Bewohner zu erklären. Die zweite Reise wird dann recht schnell abgehandelt. Gut so, den Brom hat mittlerweile viel Erzählt und so wird durch die Reise nicht viel Tempo aus der Handlung genommen.
Irgendwann kommt dann Reise Nummer 3, und hier wirds dann doch ein wenig zäh. Man überquert mit Eragon und seinen Begleitern Flüsse ,durchkreuzt ein Wüste und ein Gebirge ohne das es nennenswerte Höhepunkte gibt. Das ist aber auch die einzige Länge im Buch...
Die Handlung bleibt (abgesehen vom Prolog) immer bei Eragon, es gibt keine Nebenstränge. Außer Broms Geschichten gibt es auch keine Rückblenden oder sonstiges. Es ist somit nie ein Problem der Handlung zu folgen.
Die Welt:
Ich bin kein Freund von davon jedes Fantasybuch mit Herr der Ringe zu vergleichen. Hier muss es aber sein, den Alagäsia hat eindeutig Mittelerde als Vorbild. Es wohnen dort Menschen, Elfen und Zwerge, Orks und Uruquays die hier Urgahls und Kull heißen sowie einige andere Bösewichte. Zwerge wohnen in Bergen, Elfen in Wäldern, die Kul und Urghals haben sich mit dem Bösen Herrscher verbrüdert... Ok, es gibt auch Werkatzen und natürlich (einen) Drachen. Diese "Tiere" können nicht direkt sprechen sondern sich durch eine Art "Gedankenrede" mit den Menschen die dies Beherschen unterhalten. Ein wie ich finde guter Kompromiss, den ich persönlich mag keine Fantasy in der jedes Tier (und am besten noch jede Pflanze) reden kann.
Es gibt natürlich auch Magie in dieser Welt. Diese unterliegt gewissen Regeln welche dem Leser/Hörer sehr gut vermittelt werden. Man kann richtig gut nachvollziehen warum einige Zauber Eragon verdammt viel Kraft kosten.
Regiert wird die Welt vom Imperium. Dessen Gegenspieler sind die Rebellen... - kommt einem Bekannt vor? Oh ja! Neben Herr der Ringe musste ich auch zwangsläufig öfters an Star-Wars denken. Viele der Charaktere wissen z.B. nicht wer ihre Eltern sind. Somit würde es mich nicht wundern wenn irgendwann im Laufe der Saga irgenwer "Eragon, Ich bin dein Vater" sagen wird...
Die Charaktere:
Es gibt eine Überschaubare Anzahl von wichtigen Charakteren. Diese werden durch die Bank weg gut beschrieben und haben Tiefgang. Fantasyüblich ist schwarz und weiß klar definiert, es gibt aber auch noch grau! Bei vielen der charaktere kann man sich nicht ganz sicher sein auf welcher Seite sie stehen. Auch wenn Eragons Drachen Saphira ganz klar zu den guten gehört, auch sie hat Ecken und Kanten. So treibt sie Eragon manchmal regelrecht an den Tod seines Onkels zu rächen. Ein weiterer Pluspunkt bei den wird auch schon früh beim Tod von Eragons Onkel klar: Paolini kann auch mal einen mühevoll "gebauten" Charakter sterben lassen!
Die Hörbuchfassung:
Das Hörbuch ist ungekürzt. 17CDs mit 21,5 Stunden Laufzeit müssen dafür bewältigt werden. Vertont wird das ganze von Andreas Fröhlich, mir persönlich noch aus meiner Jugend als die Stimme von "Bob Andrews" von den Drei ??? bekannt. Er spricht sehr angenehm in verschiedenen, nicht übertrieben wirkenden Stimmlagen. Die Vertonung ist sehr gut gelungen.
Die Gedankenrede zwischen Eragon und Sapihira wird mit einem Halleffekt hinterlegt. Am Anfang ein wenig befremdlich, klappt aber hervorragend. Auf Musikeffekte oder sonstigen Schnickschnak wurde verzichtet. Generell ist das Hörbuch damit eine runde Sache!
Wie geeignet für Erwachsene ist Eragon den nun?
Meine Bedenken aufgrund des jungen Autors wurden zerstreut. Ich wurde teilweise mit richtig viel Tiefgang überrascht. Es geht manchmal richtig Blutig zu und es wird auch mal enthauptet oder das Thema Vergewaltigung angeschnitten. Dabei gibt es keine unnötigen Details, aber es gibt mir als erwachsenem Fantasyfan (und Jugendbuchfan) das Gefühl doch aufs richtge Pferd gesetzt zu haben. Auch das die Protagonisten nicht immer moralisch handeln und mehrdimensional angelegt sind fällt positiv ins Gewicht.
Fazit:
Eragon bedient sich schon fast routiniert aus bestehenden Fantasy-Szenarien und würfelt diese so zusammen das ein sehr unterhaltsamer mix zustande kommt. Wirklich innovativ ist das nicht, aber in sich total stimmig. Abgesehen von der etwas lang ausgefallenen dritten Reise gibt es keine Durchhänger. Jeder der nichts bahnbrechend neues erwartet und damit leben kann das es eher ernst gemütlich und ernst zugeht ist hier Goldrichtig! Drei Dinge fehlen allerdings bisher:
1: eine Liebesgeschichte (habe ich aber nicht wirklich vermisst, soll aber der komplettheit halber nicht unerwähnt bleiben)
2: Eime Augenzwinkernde Komponente - Außer Angela und ihrer Werkatze ist mir die Geschichte fast zu Bieder und Eragon selbst ist auch nicht gerade eine Spaßkanone. (Ok, weniger ist hier manchmal mehr, dadurch wirkt alles sehr stimmig deshalb passt das eigentlich auch)
3: ein richtig episch monumentales Gefühl. Bisher ist es eine nette Geschichte, aber das Gefühl das sich gerade wirklich großes in der Welt tut will sich noch nicht einstellen. Ich habe eher das Gefühl mich an Nebenschauplätzen zu einer großen Geschichte aufzuhalten. Deshalb ein halber Stern weniger als die Bestwertung und somit: