Der Autor:
Bastian Bielendorfer ist Poetry-Slammer, Studienabbrecher, angehender Psychologe und Lehrerkind. Zusammen mit seiner Freundin versteckt er sich vor den guten Ratschlägen seiner Eltern in Köln. (Informationen von der Verlagsseite)
Klappentext:
Was wird aus einem Menschen, wenn Mama und Papa Lehrer an der eigenen Schule sind – und somit an jedem Tag im Jahr Elternsprechtag ist, die Mitschüler einen zum Daueropfer ernennen und es bei den Bundesjugendspielen nicht einmal für eine Teilnehmerurkunde reicht? Genau: Er wird selbst Lehrer! Mit gnadenloser Selbstironie schildert Bastian Bielendorfer, wie er der pädagogischen Sippenhaft zu entrinnen versucht, und verrät dabei, welch zarte Seele sich unter so manchem grob gehäkelten Mathelehrerpullunder verbirgt.
Inhalt und meine Meinung:
Lehrerkind zu sein, das ist schon eine Herausforderung an sich. Ständig haben die Eltern das Gefühl, ihrem Bildungsauftrag auch zu Hause nachkommen zu müssen – sie geben Kopfnoten, ziehen Bastian beim Scrabble gnadenlos ab und korrigieren seine etwas unbeholfenen ersten Versuche, Briefe zu schreiben. Reisen in einen Robinson-Club sind undenkbar, im Urlaub soll etwas erlebt und gelernt werden, besichtigt, erfahren, und so weiter.
Und das ist längst nicht alles, denn als unsportliches und etwas dickliches Kind hat Bastian es in der Schule schon schwer genug – dass er nun aber auch noch das Kind eines der Lehrer ebendieser Schule ist, macht es nun wirklich nicht gerade einfacher. Bastian ist ein Opfer, ein vermeintlicher Spion fürs Lehrerzimmer – und seine Eltern machen auch nicht davor Halt, in ihrem Unterricht Bemerkungen über ihn zu machen – wie die besonders schmerzhafte, in der Herr Bielendorfer seinen Sohn mit dem Sams oder dem Protagonisten der „Blechtrommel“ vergleicht…
Neben der satirisch überzogenen Abrechung mit seiner Kindheit stellt Bastian Bielendorfer in seinem Buch auch noch verschiedene Lehrertypen vor. Diese Seiten sind interessant, aber da habe ich schon Besseres – und Treffenderes – gelesen, auch wenn ich einige der Klischees durchaus schon kannte – und ich sage bewusst nichts zu ihrem Wahrheitsgehalt.
„Lehrerkind“ hat mich ganz gut unterhalten und an einigen Stellen musste ich wirklich lachen, weil Bielendorfer wirklich eine lustige Art hat, Situationen oder Gedanken wiederzugeben. Dass nicht alles stimmt, liegt auf der Hand, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Man darf sich nicht unbedingt an dem Buchtitel orientieren, denn es geht zwar auch um Schule, aber das Familienleben der Bielendorfers steht dabei deutlich im Vordergrund und man erfährt auch, wie es Bielendorfer ergeht, als er endlich das Abitur bestanden hat und sich im Leben einen Beruf – oder eine Berufung – suchen muss. Dass er plötzlich Lehrer werden will, erschreckt seine Eltern irgendwie…
Dass Lehrer eine spezielle Spezies Mensch sind und dass Lehrerkinder dies angeblich auch sind, das zeigt Bielendorfer mehr als deutlich. Die ein oder andere berufsbedingte Macke klingt schon durch und ist ganz witzig zu lesen. Vor allem nimmt Bastian Bielendorfer aber auch sich selbst aufs Korn, nicht unbedingt nur in seiner Eigenschaft als Lehrerkind, sondern als etwas dicklicher und in der Pubertät von Akne gezeichneter Schüler, der von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern schnell zum Opfer auserkoren wird und der die Schulzeit nicht gerade als die schönsten seines Lebens hinter sich bringt. So einen Typ Mitschüler wie Bastian Bielendorfer hatten wahrscheinlich die meisten und es ist irgendwie schön, wie er auch mit viel Selbstironie auf diese Zeit und sein pädagogisch wertvolles Aufwachsen zurückblickt.