Inhalt:
Sie kommt in den frühen Morgenstunden von der Arbeit in einer Bar nach Hause und will nur noch in die Badewanne. Doch nachdem sie den Wagen vor ihrem Wohnblock geparkt hat und nur noch wenige Meter von ihrer Wohnungstür entfernt ist, sieht Kat den Fremden plötzlich. Da steht er und raucht – und er hat ein rostiges Messer in der Hand, mit dem er nun auf sie losgeht. Einfach so. Sie hat ihm nichts getan – kennt sie nicht einmal. Kat schreit und fleht um Hilfe – und ihre Nachbarn stehen hinter erleuchteten Wohnungsfenstern, sehen zu ihr herunter und tun nichts.
Sie sind alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt, gefangen in ihren eigenen Sorgen. Patrick, der sich nicht traut, seiner todkranken Mutter zu sagen, dass er einen Musterungsbefehl bekommen hat. Larry, der seine Frau betrügt und nun fürchten muss, dass sie ihn verlässt. Peter, der glaubt, sich in die Frau seines Freundes verliebt zu haben. Thomas, der jahrelang alle belogen hat, und der sich nun mit der Frage, ob das Weiterleben sich überhaupt lohnt, konfrontiert sieht. Und dann sind da noch Erin und ihr Mann Frank, ein Schwarzer, der Kat noch begegnet, bevor sie überfallen wird. Frank selbst wird in dieser Nacht mit schrecklichen Ereignissen konfrontiert, die gar nichts mit dem zu tun haben, was Kat geschieht, die aber nicht weniger erschreckend sind…
Meine Meinung:
„Ein Akt der Gewalt“ ist das schonungsloseste Buch, das ich in den letzten Monaten gelesen habe. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, beschreibt der Autor in seinem Thriller das, was Kat passiert, aber auch das, was die anderen Bewohner des Wohnblocks durchmachen. Wie sie zunächst ihr eigenes Leben leben, dann mit Kats Situation konfrontiert werden, und wie sie sich dann doch nicht um die Nachbarin kümmern, die Grausames durchleben muss. Jeder Einzelne hat dafür seine Gründe – Jahn zeigt deutlich, wie leicht es ist, wegzuschauen und zu denken, dass sich Andere schon um die Situation kümmern werden, die vor den Augen aller geschieht. Er zeigt, wie leicht es ist, wegzuschauen, aber beim Lesen wird einem das Urteil nicht aufgezwungen, man kann es sich selbst bilden, wenn man liest, wie alle Menschen, deren Leben dem Haus beschrieben wird, in dieser Nacht mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, und wie sie dadurch ihr Nichteingreifen rechtfertigen.
Alle diese Geschichten sind schonungslos beschrieben, vor allem aber das, was Frank, dem Schwarzen, geschieht, ist schockierend, aber da der Roman zu einer Zeit spielt, in der die Schwarzen noch um ihre Rechte kämpfen mussten, ist dieser Handlungsstrang, so schlimm er auch ist, leider sehr realistisch.
Man kann nicht wegschauen – so kann man dieses Buch beschreiben. Ich habe es innerhalb eines Tages ausgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was noch alles geschieht. Beeindruckend und schockierend – ein Buch, wie ich kein zweites kenne.