Tilman Röhrig: Caravaggios Geheimnis

  • Pendo Verlag
    ISBN 978-3-86612-243-7
    gebundene Ausgabe
    490 Seiten
    19,95 € (D)


    Historischer Roman


    Tilman Röhrig verfasste schon einige historische Romane, nach „Riemenschneider“ ist dieses nun das ersehnte neue Buch des Autors.

    Der Roman beschreibt das Leben und Wirken von Michelangelo Merisi da Caravaggio, einem italienischen Maler, und spielt im Übergang vom 16. ins 17. Jahrhundert.

    Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem es um eines der Werke Micheles geht. Die folgenden 18 Kapitel beschreiben das Leben des Malers. Eine Zeittafel rundet das Werk ab.

    Die Sprache ist sehr schön und malerisch. Ein Roman für Genießer. Ich empfehle dem geneigten Leser sich vorab über die Werke des Malers zu informieren. Dieses Hintergrundwissen zusammen mit den Bildbeschreibungen des Autors lässt die Gemälde während des Lesens wieder auferstehen.
    Tilman Röhrig schreibt so lebendig über diese Epoche, dass man einen hervorragenden Einblick über die Verhältnisse und das Leben in der Zeit bekommt. Spannungsgeladen und dramatisch lässt uns dieser Roman nicht mehr los.


    Michele ist ein sehr jähzorniger Mensch. Das geht manchmal so weit, dass er in seiner Wut Dinge tut, die er nachher zutiefst bereut. Er muss Lernen, wie Malen zur Kunst wird. Fast noch ein Kind, wird er vom Gesellen, dem er unterstellt ist, zu sexuellen Gefälligkeiten gezwungen.
    Seine Mutter unterstützt seine Ausbildung und verbraucht dafür sein eigenes, wie auch das Erbe seiner Geschwister.
    Immer wieder bringt ihn sein aufbrausendes Temperament in Schwierigkeiten. Wohlwollende Menschen, die ihm ihre Unterstützung anbieten, stößt er vor den Kopf, in dem er die angebotene Hilfe immer wieder ablehnt. Seine Werke unterdessen polarisieren sehr stark. Die Leute lieben oder hassen sie. So erntet er immer wieder Missgunst, Hohn und Spott. Er erkrankt mehrere Male sehr schwer. Aber selbst in diesen Zeiten agiert er ohne Nachzudenken und verletzt selbst die, die ihm am Nächsten stehen. Ratschläge, und sind sie auch noch so gut und angebracht, kann er nicht annehmen, dafür ist er zu stolz. Seine Modelle wählt er mit Vorliebe aus dem einfachen Volk. Er ist ein Rebell und seine Kunst ist eher unkonventionell.

    Das Buch ist elegant, in Rot gebunden und verfügt über ein praktisches Lesebändchen. Der Schutzumschlag und sogar das Vorsatzpapier sind wunderschön illustriert.

    Mich hat dieses Werk so in seinen Bann gezogen, dass ich es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gegeben hätte.
    Während des Lesens sieht man vor seinem geistigen Auge, wie ein Werk um das andere entsteht. Man fühlt den unbändigen Zorn Micheles, man lässt sich hineinziehen in die Geschichte und landet unversehens in einer Zeit, in der man Platzwunden mit Spinnennetzen versorgte und die Menschen noch voll und ganz der Willkür und dem Wohlwollen der Herrschenden ausgeliefert waren.

    Ein Roman für alle, die historische Bücher lieben, und ein Leckerbissen für alle Kunstliebhaber.

    Jeder steckt in seinem Bewusstsein wie in seiner Haut und lebt unmittelbar nur in demselben.


    (Arthur Schopenhauer)

  • Mit diesem Buch werde ich heute beginnen. Offenbar habe ich da schöne Lesestunden vor mir.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • "Riemenschneider" habe ich zu Weihnachten 2007 gelesen und war begeistert. Gut recherchiert und stilistisch ein Genuß, hebt sich dieses Buch wohltuend aus der Masse der durchschnittlichen historischen Romane ab.


    Den kannst auf Deinem SUB ganz weit nach oben schieben, Karthause, da wirst Du nicht enttäuscht sein.


    "Wir sind das Salz von Florenz" hat mich zwar nicht so begeistert, ist aber auch des Lesens wert.


    Liebe Grüße

  • "Wir sind das Salz von Florenz" hat mich zwar nicht so begeistert, ist aber auch des Lesens wert.


    Mich auch nicht, ich habe es nicht fertig gelesen. Aber das lag weniger an Tilman Röhrig als daran, dass ich zur italienischen Geschichte nicht so die Beziehung habe. Gut geschrieben ist es aber auf jeden Fall.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Michelangelo Merisi da Caravaggio war das, was man
    heute vermutlich als ADS-krankes Kind einstufen würde. Ein
    leidenschaftlicher, ungeheuer schnell erzürnbarer Mensch, der im Leben
    eigentlich immer nur eines wollte: das malen, was schon in seinem Kopf
    war. Seine abgebildeten Menschen sollten, wie ihn Tilman Röhrig in
    seinem wunderbaren Roman (nicht wörtlich zitiert) sagen läßt irgendwo
    herkommen und auch wieder irgendwo hingehen. Das heißt, er wollte
    Spannung und Bewegung in seinen Bildern und vor allem durch das
    richtige Malen von Licht. Alles andere war ihm zu hölzern, zu
    langweilig, zu starr.


    Als kleiner Junge durch den fast gleichzeitigen Tod des geliebten
    Großvaters und Vaters allein gelassen, wurde sein Maltalent zwar
    finanziell von seiner Mutter durch Schulung bei einem anerkannten Maler
    gefördert, ansonsten aber war er sich zu stark selbst überlassen. Er
    wuchs in einer Welt auf, die recht verkommen war und von jeglicher Art
    von ausgeübter Gewalt nur so strotzte, vor allem von Männern ausgeübt,
    die später in Rom auch vor billigen Intrigen nicht zurückschreckten.
    Von den Frauen in seinem Umfeld wird er grundsätzlich geliebt, vor
    allem von Paola, seiner Jugendliebe von Kindesbeinen an.


    Nach dem Tod seiner Mutter pilgert er nach Rom um dort seine
    Karriere zu starten. Doch die Gesellschaft Roms funktioniert durch
    Schmierereien in jeder nur möglichen Hinsicht und Caravaggio
    durchschaut zwar, wie er sich profilieren könnte, lehnt solche
    schmutzigen Wege aber strikt und für sich ab.


    Der Dick- und Hitzkopf und ergeizige Caravaggio läßt sich nur ungern
    fördern und möchte sich alles selbst durch sein Können, von dem er von
    Anfang an fest und zu Recht überzeugt ist, erarbeiten und sich dadurch
    Anerkennung erwerben. Durch sein Selbstbewußtsein und Erwähnung seiner
    Gönnerin erhält er endlich Zugang zur Werkstatt und Akademie des berühmten
    Malers Guiseppe Cesari d’Arpino und kann endlich sein Können unter
    Beweis stellen. Aber ständig nutzen andere sein Talent schamlos aus
    undfür sich selbst aus und profitieren davon. Schließlich verläßt er
    die Akademie, versumpft regelrecht und durch sein hitziges Temperament
    steht er sich selbst auch immer mehr im Wege, bis es unweigerlich zur
    Katastrophe (einer Tötung im Affekt) kommt und aus dem Künstler ein
    gehetzter Mensch wird.


    Tilman Röhrig schafft mit seinem wunderbar geschriebenen Roman nicht
    nur ein Psychogramm des Ausnahmekünstlers, der sogar Rubens, Vermeer,
    Rembrandt und Velásquez beeinflußt hat, sondern zeichnet auch ein
    pralles, lebendiges Sittengemälde der korrupten Gesellschaft Italiens
    des 16. Jahrhunderts. Lesenswert, interessant und sehr lehrreich.

  • Inhaltsangabe (amazon)
    Der steinige Weg zum berauschenden Ruhm, das unlösbare Band einer
    besonderen Liebe, die wahnsinnige Tat grausamer Verzweiflung und die
    spektakuläre Flucht übers Mittelmeer: In intensiven Farben schildert
    Bestsellerautor Tilman Röhrig das faszinierende Leben eines der größten
    europäischen Maler.
    Im Schatten des imposanten Petersdoms sinnt
    Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, auf Rache. Es ist das Jahr
    1593, und der junge Maler will nach harten Lehrjahren in Mailand nun
    endlich in Rom, der Stadt der Meister und Mäzene, sein Talent unter
    Beweis stellen. Aber immer wieder erntet das verkannte Genie nur Spott
    - bis Caravaggio die Kunstwelt Italiens in Erstaunen versetzt. Er
    provoziert mit seinen Kompositionen von Licht und Schatten und schafft
    sich dadurch Neider und Feinde. Um seinem Ruhm ein Ende zu bereiten,
    sind diese zu allem bereit. In die Enge getrieben, begeht Caravaggio
    eine furchtbare Tat. Allein seine große Liebe Paola kann ihn jetzt noch
    retten. Wäre da nicht sein künstlerischer, manchmal fast sogar
    zerstörerischer Freiheitsdrang.


    Meine Meinung
    "Caravaggios Geheimnis" zeichnet - offenbar biographisch sehr
    korrekt - das Leben des Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571 -
    1610) nach. Der Charakter des Malers wird deutlich mit all seinen
    Stärken und Schwächen herausgearbeitet: Michele ist talentiert und
    selbstbewusst, aber auch äußerst cholerisch, "sinnenfroh" (bisexuell)
    und dem Alkohol zugeneigt, wodurch er sich nicht selten in
    Schwierigkeiten bringt. Zu stolz, um die von einflussreichen
    Persönlichkeiten angebotene Protektion anzunehmen, will er seinen Weg
    allein machen und ist dabei immer wieder den Intrigen neidischer
    Malerkollegen ausgesetzt. Michele hat zwar auch Freunde und eine
    langjährige Geliebte, die absolute Priorität in seinem Leben nimmt
    jedoch seine Malerei ein, so dass er sich im Umgang mit anderen
    Menschen recht egozentrisch und wenig einfühlsam zeigt.


    Das Buch ist in einer sehr ansprechenden Sprache geschrieben und
    stellenweise atemberaubend spannend. Man sollte sich allerdings ein
    wenig mit italienischer Kunstgeschichte auskennen, sonst kann man
    diesen komplexen Roman nur langsam lesen, weil man viel im Internet
    recherchieren muss. Mir persönlich hätte es gefallen, wenn die
    wichtigsten, im Buch immer wieder genannten Werke Caravaggios,
    abgedruckt gewesen wären, zumindest befindet sich im Einband die
    "Natività". Hilfreich ist der chronologische Kurzüberblick über
    Caravaggios Leben im Anhang, da es im Text manchmal nicht ganz einfach ist, den
    Zeitsprüngen zu folgen.


    Insgesamt ist dieser Roman, wie auch andere Bücher von Tilman Röhrig, keine leichte Kost, aber als Lektüre sehr lohnend.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @ €nigma: jetzt machst Du mir ja etwas Angst, dass man sich in italienischer Kunstgeschichte auskennen sollte :shock: .


    Ich habe kürzlich das Jungendbuch "Die Caravaggio-Verschwörung" gelesen. Auf der HP der Autorin, Nicole C. Vosseler, sind sehr viele Werke Caravaggios abgebildet, auch mit Erläuterungen. Sehr viele auch, die in ihrem Buch gar nicht erwähnt werden. Ob ich mich da jetzt rantraue :scratch: ?

  • Ich habe kürzlich das Jungendbuch "Die Caravaggio-Verschwörung" gelesen.


    Dann kennst Du Dich bestimmt schon gut aus. Ich hatte so gut wie keine Vorkenntnisse zur italienischen Geschichte und kenne mich auch mit Kunst nur wenig aus. Man kann das Buch von Röhrig natürlich trotzdem lesen. Bei mir hat es nur ziemlich lange gedauert, weil ich immer wieder andere Quellen nebenher lesen musste.
    Das Problem wirst Du vermutlich nicht haben. ;)


    Kannst Du mir das Buch von Nicole Vosseler empfehlen? Deiner Rezi entnehme ich, dass es in erster Linie um die beiden (fiktiven) Jugendlichen geht und weniger um Caravaggio selbst.
    Ich habe von ihr "Das Haus der Spione " gelesen, ebenfalls ein Jugendbuch, das ich für unseren jüngsten Sohn gekauft hatte. Das fand ich auch für Erwachsene sehr lesenswert.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für Deine Antwort, €nigma.


    Ich kann "Die Caravaggio-Verschwörung" unbedingt auch für Erwachsene empfehlen. Die beiden Kinder begleitet ja zum größten Teil des Buches Caravaggio, sodass man auch viel über den Maler selbst erfährt. Sehr eindrücklich wird sein Jähzorn, sein aufbrausendes Wesen beschrieben, auch wie er ein Gemälde erstellt, ist wunderbar erzählt.


    Zusätzlich findet man auf der Homepage der Autorin einmal die im Buch erwähnten Gemälde, auch mit Erläuterung, wann, wo, unter welchen Umständen entstanden.
    Aber es gibt auch zahlreiche weiter Abbildungen von Gemälden, die in dem Buch gar keine Rolle spielen. Caravaggio war ja sehr produktiv und muss mit unheimlicher Geschwindigkeit gemalt haben.


    Allerdings handelt das Buch ja später als das von Tilman Röhrig, als Caravaggio Rom verlassen musste bis


    Ich kenne "Das Haus der Spione" auch und es ist vom Niveau her mindestens ebenbürtig.

  • Sehr eindrücklich wird sein Jähzorn, sein aufbrausendes Wesen beschrieben,

    Diese Eigenschaften werden bei Tilman Röhrig auch sehr eindringlich dargestellt, Caravaggio muss ein richtiges HB-Männchen gewesen sein.


    Allerdings handelt das Buch ja später als das von Tilman Röhrig, als Caravaggio Rom verlassen musste bis

    Das Buch von Röhrig endet ebenfalls

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Eingebettet in einen Prolog und Epilog, in dem es um den Raub des Gemäldes „Natività“ Caravaggios aus Palermo geht, widmet sich Tilman Röhrig in diesem Roman dem bewegten Leben Michelangelos Merisi da Caravaggio.


    Im September 1571 geboren, verbringt Michele seine Kindheit in Caravaggio, einem kleinen Ort in der Lombardei. Schon früh zeigt sich sein Talent zum Malen und so schickt ihn seine Mutter nach dem Tod von Vater und Großvater in die Lehre nach Mailand, zu dem Maler Peterzano.
    Nach Abschluss der harten Lehrjahre hat Michele nur ein Ziel: er will nach Rom, für ihn das Zentrum der Malerei, er will sein Talent zeigen, berühmt werden. Protektion, auch durch die der Familie zugetanen Marchesa Constanza Sforza, lehnt Michele ab. Voller Tatendrang will und muss er es allein schaffen.


    Doch in Rom erlebt Michele zunächst nur Tiefschläge und Demütigungen. Mit dem Malen von Heiligenbildchen und Porträts muss er sich durchschlagen, erhält dann jedoch eine Chance an der Akademie des berühmten Malers Guiseppe Cesari d'Arpino. Dieser erkennt wohl Micheles Talent, aber Neid auf Seiten d'Arpinos und das hitzige Temperament Micheles versperren auch diesen Weg.
    Das Blatt wendet sich, als der Kunstmäzen Kardinal del Monte Michele, inzwischen als Caravaggio bekannt, entdeckt und ihm die Türen zu einflussreichen Kreisen öffnet.


    Obwohl Caravaggio Freunde findet, insbesondere den Maler Mario, gleichzeitig auch sein Modell und Geliebter, und seine Jungendliebe Paola, bringt der Erfolg auch immer mehr Neider mit sich.
    Caravaggios Werke polarisieren. Mit seinem Spiel mit den Farben, mit Licht und Schatten und seiner Vorliebe für Modelle aus dem einfachen Volk, da diese „mehr Leben im Gesicht haben“, erntet er oft nur Hohn und Spott.
    Durch seine jähzornige und cholerische Art ist Caravaggio wiederholt in gewalttätige Auseinandersetzungen verstrickt bis eines Tages eine Katastrophe passiert und er Rom fluchtartig verlassen muss.


    Tilman Röhrig gelingt es in diesem Roman die schillernde Person Caravaggio tiefgründig auszuleuchten. Man spürt fast körperlich seine Leidenschaft für die Kunst, aber auch wie schnell Wut und Zorn bei ihm Überhand nehmen und sein Handeln bestimmen. Darunter erkennt man aber auch die verletzliche Seele Caravaggios, die Liebe, Zerrissenheit und Einsamkeit eines genialen Malers.
    Neben dem Lebensweg Caravaggios gibt der Autor aber auch tiefe Einblicke in die Verhältnisse und das Leben in Italien Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts.


    Sprachlich kraftvoll, klar, ohne Schnörkel entsteht so ein lebendiges, pralles und facettenreiches Bild des tragischen Künstlerlebens Caravaggios, der als Mitbegründer der italienischen Barockmalerei gilt.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ergänzung: ich kann nur nochmals auf die Homepage von Nicole C. Vosseler verweisen. Zu ihrem Buch "Die Caravaggio-Verschwörung" findet man dort zahlreiche Werke des Malers abgebildet mit Erläuterungen. Interessant ist es auch, wenn man beide Bücher gelesen hat. Zwar deckt Nicoles Buch nicht den gesamten Lebensweg Caravaggios ab, aber zum Teil ergänzen sich die beiden Bücher gut. Auch gibt es ja historisch einige Lücken in der Biographie Caravaggios und es ist interessant, wie die Autoren damit umgehen.
    Allerdings bleibt anzumerken, dass "Die Caravaggio-Verschwörung" ja ein Jugendbuch ist und schon deshalb vom Schwerpunkt her und sprachlich nicht mit Tilman Röhrigs Buch vergleichbar ist. Aber von den Fakten her :thumleft: .

  • Dieses Buch interessiert mich, danke fuer die Vorstellung!


    Ich mag diesen Maler sehr gerne und fand vor zwei, drei Jahren eine schoene Bildbandausgabe auf Franzoesisch mit begleitenden biographischen Angaben..


    Spaeter - vielleicht mag es den ein oder anderen interessieren und in eine neue Richtung suchen lassen - las ich einen Artikel (leider habe ich nicht mehr die Quellenangabe), in dem Carravaggios Leben mit dem von Pier Paolo Pasolini, dem grossen Filmemacher und Journalisten des XX> Jahrhunderts, in Parallele gesetzt wurde. Uberaus interessant!

  • Passt vielleicht nicht ganz hierhin, aber ich hab gerade zufällig gefunden, dass das Buch "Tina im Schrank" ebenfalls von diesem Autor ist. :mrgreen: Das haben wir in der 3. Klasse der Grundschule gelesen, ich hab's geliebt und konnte es auswendig.
    Find ich irgendwie süß, dass die "Genres" eines Autors so auseinandergehen und er auch Kinderbücher schreibt.

    merveille.


    It was that kind of a crazy afternoon, terrifically cold, and no sun out or anything,
    and you felt like you were disappearing every time you crossed a road.


    Catcher in the Rye. ♥

  • Das Buch Caravaggios Geheimnis handelt vom Leben Caravaggios, eigentlich Michelangelo Merisi.
    Die Handlung ist sehr plastisch und lebensecht dargestellt, zieht sich allerdings sehr hin. Es kommt keine wirkliche Spannung auf und es kostete mich teilweise viel Überwindung weiterzulesen, obwohl ich Romane üblicherweise am Stück durchlese und selten mehr als 3 Tage für diese Seitenzahl brauche. Der Schreibstil ist sehr darstellungsreich, allerdings stören mich die teilweise großen Zeitsprünge, ohne dass es überleitende Sequenzen gibt.
    Michele ist Kind, dann plötzlich Malergeselle, dann auf Wanderschaft, es gibt keine Überleitungen zwischen den Sequenzen und die Erklärung, wo er gerade ist, was er tut und wieviel Zeit vergangen ist folgt erst später. Auch stört mich die Darstellung Micheles ein wenig: Er wird teilweise absolut unbeherrscht, jähzornig und sehr arrogant dargestellt. Jedenfalls wirkt er im Buch äußerst unsympatisch. Man kann aber seine Liebe zur Malerei gut nachempfinden. Mich erinnert die Darstellung teilweise an eine Biographie von Michelangelo Buonarotti, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, aber ich habe ohnehin den Eindruck, dass es von Künstlern der Renaissance und der späteren Zeit eine Art Klischeebild gibt, dass hier auch wieder bestätigt wird.
    Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen. Ich interessiere mich sehr für Kunst, aber der Roman konnte mich nicht fesseln. Allerdings hat mich das Buch dazu gebracht, mich mit Caravaggio auseinanderzusetzen. Ich habe vorher noch nie von ihm gehört und mich jetzt mit seinen Bildern beschäftigt. Ich muss sagen: Schon deswegen hat es sich gelohnt den Roman zu lesen.
    Aber insgesamt: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Hallo! Ich kann mich deiner Meinung da vollkommen anschließen Nazena.


    ICh habe dieses BUch vor einem halben Jahr gelesen und brauchte lange mich davon zu erholen.
    Der Klappentext verspricht Hochspannung und einen Mord aus verzweiflung. Das BUch selbst lässt den Leser aber sehr auf Spannung warten, da es eben in erster Linie ein Biographischer Roman ist. Damit mich die Biographie von jemandem interessiert muss ich auch das Gefühl haben einen zugang zu dem Jenigen zu haben. Michelangelo Meresi alias Caravaggio ist eine völlig unsympathisch dargestellte Figur deren Handlungen keiner psychologisch nachvollziehbaren Logik folgen.Daher fehlte mir das Verständnis für den protagonisten. Wenn ein Charakter böse oder zutiefst wütend ist, ist das meiner Meinung nach in Ordnung so lang es dafür einen nachvollziehbaren Grund gibt oder es die Handlung vorantreibt. Michelangelo rastet allerdings während der ersten hundert Seiten permanent aus wegen nichts. ADHS würde man das heute nicht nennen sondern eher Förderbedarf für soziale und emotionale Entwicklung kurz: schwer erziehbares Kind. Die einzigen Figuren die ich im Buch sympathisch fand waren seine Geliebte Paola und sein junger Freund und Malerkollege Mario die auch für zusätzliche Spannung sorgen

    . Die Spannung fehlte mir im ersten viertel des Buches fast komplett.Noch dazu haben mich die dauernden grundlosen Wutausbrüche des Protagonisten fast zum aufgeben gezwungen. Meresi ist ein MAler aus jener Zeit von dem sicherlich nicht viel bekannt ist außer seinem Werk und bruchstückhaften Überlieferungen. Die Darstellung war in meinen Augen daher zu extrem. Noch dazu habe ich nicht begriffen welcher Mord in dem Klappentext geschildert wurde

    . Dafür ist mir persönlich aber negativ aufgefallen dass es für einen Historischen Roman wie für einen Biographischen Roman für meine Begriffe zu plastische sexuelle Schilderungen und /oder Anspielungen gab mit denen ich laut Inhaltsangabe nicht gerechnet hatte. Wenn ich erotische Darstellungen lesen möchte wähle ich andere Literatur aus. Die sympatischen Nebencharaktere haben den Roman aufgewertet und die Bilder und Werke von Meresi sowie deren Entstehung sind gut dargestellt.


    daher würde ich auch ein bis zwei sterne vergeben aber eben nicht mehr.

  • Klappentext (Quelle Amazon)
    Der steinige Weg zum berauschenden Ruhm, das unlösbare Band einer besonderen Liebe, die wahnsinnige Tat grausamer Verzweiflung und die spektakuläre Flucht übers Mittelmeer: In intensiven Farben schildert Bestsellerautor Tilman Röhrig das faszinierende Leben eines der größten europäischen Maler. Im Schatten des imposanten Petersdoms sinnt Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, auf Rache. Es ist das Jahr 1593, und der junge Maler will nach harten Lehrjahren in Mailand nun endlich in Rom, der Stadt der Meister und Mäzene, sein Talent unter Beweis stellen. Aber immer wieder erntet das verkannte Genie nur Spott – bis Caravaggio die Kunstwelt Italiens in Erstaunen versetzt. Er provoziert mit seinen Kompositionen von Licht und Schatten und schafft sich dadurch Neider und Feinde. Um seinem Ruhm ein Ende zu bereiten, sind diese zu allem bereit. In die Enge getrieben, begeht Caravaggio eine furchtbare Tat. Allein seine große Liebe Paola kann ihn jetzt noch retten. Wäre da nicht sein manchmal fast zerstörerischer künstlerischer Freiheitsdrang.


    Wie es mir gefallen hat
    Wie so oft habe ich mich nach beendeter Lektüre beim Durchlesen der Inhaltsangabe auch in diesem Falle gefragt, wer solche Texte verfasst. Sicher sollte die Neugier des künftigen Lesers und potentiellen Käufers geweckt werden, und ich gebe ja zu, dass das bei manchen Büchern, so auch bei diesem, ein recht schwieriges Unterfangen ist. Dennoch mag ich keine Klappentexte, die falsche Schwerpunkte setzen.
    Meiner Aufmerksamkeit zumindest ist entgangen, dass Rachegelüste des Künstlers im Schatten des Petersdomes ein zentrales Thema des Buches gewesen wären. Genauso wenig käme ich auf die Idee, Paola als seine große Liebe zu bezeichnen, und auch die Verzweiflungstat samt spektakulärer Flucht über das Mittelmeer ist im Roman eher eine Randerscheinung, die überhaupt erst am Ende des Buches relevant wird.
    Bestimmt wird Caravaggio ein recht schwieriger und eigenwilliger Charakter gewesen sein, doch ist es dem Autor meiner Meinung nach überhaupt nicht gelungen, diesem auch nur annähernd gerecht zu werden. Die Handlung plätschert mehr oder minder vor sich hin, unterbrochen von des Protagonisten Wutausbrüchen, Raufhändeln und seinen amourösen Abenteuern mit Vertretern beiderlei Geschlechts. Besagte "furchtbare Tat" fand ich auch wieder nicht ganz so überraschend, sondern möchte sie fast als logische Folge eines gewalttätigen Lebens in einer ebensolchen Epoche sehen.
    Hingegen erfahren wir von der Arbeitsweise, den Plänen und Ideen des Künstlers zu seinen Werken nur recht wenig.
    Eine geniale Künstlerpersönlichkeit wie Michelangelo Merisi mit seinem jähzornigen und aufbrausendem Wesen ist eigentlich prädestiniert für einen spannenden historischen Roman, weshalb ich von dem mittelmäßigen Werk sehr enttäuscht bin. Meiner Ansicht nach enthalten solche Vorgaben, wie der Mann aus Caravaggio sie bietet, jede Menge Potential für ein Meisterwerk; leider hat Tilman Röhrig nur ein halbherziges und lauwarmes Geschichtchen zustande gebracht, dem eigentlich alles fehlt, was mich dem Meister, seinem Werk und seinem Leben näher gebracht hätte.
    Und auch das erzählerische Talent des Autors hat mich in diesem Falle nicht so beeindruckt, dass es inhaltliche Mängel auszugleichen vermocht hätte.