Pendo Verlag
ISBN 978-3-86612-243-7
gebundene Ausgabe
490 Seiten
19,95 € (D)
Historischer Roman
Tilman Röhrig verfasste schon einige historische Romane, nach „Riemenschneider“ ist dieses nun das ersehnte neue Buch des Autors.
Der Roman beschreibt das Leben und Wirken von Michelangelo Merisi da Caravaggio, einem italienischen Maler, und spielt im Übergang vom 16. ins 17. Jahrhundert.
Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem es um eines der Werke Micheles geht. Die folgenden 18 Kapitel beschreiben das Leben des Malers. Eine Zeittafel rundet das Werk ab.
Die Sprache ist sehr schön und malerisch. Ein Roman für Genießer. Ich empfehle dem geneigten Leser sich vorab über die Werke des Malers zu informieren. Dieses Hintergrundwissen zusammen mit den Bildbeschreibungen des Autors lässt die Gemälde während des Lesens wieder auferstehen.
Tilman Röhrig schreibt so lebendig über diese Epoche, dass man einen hervorragenden Einblick über die Verhältnisse und das Leben in der Zeit bekommt. Spannungsgeladen und dramatisch lässt uns dieser Roman nicht mehr los.
Michele ist ein sehr jähzorniger Mensch. Das geht manchmal so weit, dass er in seiner Wut Dinge tut, die er nachher zutiefst bereut. Er muss Lernen, wie Malen zur Kunst wird. Fast noch ein Kind, wird er vom Gesellen, dem er unterstellt ist, zu sexuellen Gefälligkeiten gezwungen.
Seine Mutter unterstützt seine Ausbildung und verbraucht dafür sein eigenes, wie auch das Erbe seiner Geschwister.
Immer wieder bringt ihn sein aufbrausendes Temperament in Schwierigkeiten. Wohlwollende Menschen, die ihm ihre Unterstützung anbieten, stößt er vor den Kopf, in dem er die angebotene Hilfe immer wieder ablehnt. Seine Werke unterdessen polarisieren sehr stark. Die Leute lieben oder hassen sie. So erntet er immer wieder Missgunst, Hohn und Spott. Er erkrankt mehrere Male sehr schwer. Aber selbst in diesen Zeiten agiert er ohne Nachzudenken und verletzt selbst die, die ihm am Nächsten stehen. Ratschläge, und sind sie auch noch so gut und angebracht, kann er nicht annehmen, dafür ist er zu stolz. Seine Modelle wählt er mit Vorliebe aus dem einfachen Volk. Er ist ein Rebell und seine Kunst ist eher unkonventionell.
Das Buch ist elegant, in Rot gebunden und verfügt über ein praktisches Lesebändchen. Der Schutzumschlag und sogar das Vorsatzpapier sind wunderschön illustriert.
Mich hat dieses Werk so in seinen Bann gezogen, dass ich es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gegeben hätte.
Während des Lesens sieht man vor seinem geistigen Auge, wie ein Werk um das andere entsteht. Man fühlt den unbändigen Zorn Micheles, man lässt sich hineinziehen in die Geschichte und landet unversehens in einer Zeit, in der man Platzwunden mit Spinnennetzen versorgte und die Menschen noch voll und ganz der Willkür und dem Wohlwollen der Herrschenden ausgeliefert waren.
Ein Roman für alle, die historische Bücher lieben, und ein Leckerbissen für alle Kunstliebhaber.