Thomas Finn - Der Funke des Chronos

  • Klappentext:
    Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät der Medizinstudent Tobias mit eine Zeitmaschine ins Hamburg des Jahres 1842. Dort erwartet ihn statt der Idylle der biedermeierlichen Hansestadt nur Chaos und Hysterie. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und versetzt die Bewohner in Angst und Schrecken. Der Zeitreisende gerät ins Visier der Polizei und wird selbst der Morde verdächtigt. Als Tobias dann auch noch in einen Strudel rätselhafter Freimaurerverschwörungen hineingezogen wird, scheint die Katastophe perfekt - doch da kommt ihm plötzlich der berühmte Dichter Heinrich Heine zu Hilfe.
    Ein phantastischer Thriller um eine Reise voller Intrigen, Verschwörungen und dunkler Geheimnisse, in deren Verlauf ein junger Zeitreisender um sein Leben und die Liebe kämpfen muss.


    Aufbau und Handlung:
    Das Buch wird von einem kurzen "Menetekel" in Hamburg 1842 und einem Epilog in London 1888 eingerahmt. Aber anders als bei einer Novelle, kommt Tobias, die eigentliche Hauptperson in beiden nicht vor. Tobias, der Hamburger Student, wird uns in den erst in den folgenden Kapiteln im Hamburg des Jahres 2006 vorgestellt. Er ist im Waisenhaus aufgewachsen und weiß nichts über seine Herkunft. Weil er hofft, mehr darüber zu erfahren, läßt er sich auf eine etwas eigentümliche Einladung ein. Und damit beginnt sein Abenteuer, das für sich gesehen einen historischen Kriminalroman abgegen könnte. Die Lösung des Kriminalfalles schließt auf originelle Weise wieder den Bogen zur Gegenwart. Nebenbei erfährt der Leser jede Menge über gesellschaftliche Verhältnisse in jener Epoche, über den großen Brand in Hamburg 1842, über das tägliche Leben sowohl in begüterten Häusern als auch bei einfachen Leuten.


    Meine Meinung:
    Das war mal etwas richtig Spannendes mit zahlreichen sehr originellen Ideen. Vielleicht mag manch einer denken, die vielen in die Handlung geholten historisch verbürgten Personen könnten an den Haaren herbeigezogen wirken. Mich hat das nicht gestört und ich habe die Fakten auch nicht überprüft. Es hat mir viel zu gut gefallen, mich von den lebendig und detailreich gestalteten Szenen einfangen zu lassen und mich mitten im Geschehen zu fühlen.


    Ich habe jetzt lange nachgedacht, was eventuell unlogisch gewesen sein könnte, aber mir ist noch nichts eingefallen. Im Gegenteil, ich war fasziniert, wie Thomas Finn mit einigen aus Zeitsprüngen resultierenden paradoxen Situationen jongliert und sie glaubhaft erklärt hat.
    Problematisch für schnelle Überflieger könnten zahlreiche plattdeutsche Dialoge sein. Aber wenn man will und vielleicht einige Sätze laut liest, ist das Verstehen kein Problem.

  • Ich habe das Buch vor kurzem gelesen und wahr ehrlich begeistert.
    Thomas Finn beschreibt das 18.Jahrhundert sehr schön und bezieht viele historische Ereignisse, aber auch Personen in seine Geschichte mit ein. Wenn ich mich nicht irre, stimmen diese Angaben sogar, das hatte er mein ich hinten im Buch stehen. :wink: ..und wenn nicht, würde es mich auch nicht stören.
    Schwirig waren allerdings einige Plattdeutsche Dialoge, die man wenn man wollte, aber auch verstehen konnte. Wobei ich aus Niedersachsen komme und hier noch viele Leute Plattdeutsch sprechen, war es eigentlich kein Problem. Finn beschrieb seine sehr originellen Ideen sehr genau, ohne das es langweilig wurde. Von dem Ende der Geschichte war ich voll und ganz begeistert. :wink:

  • Hier eine Rezension von mir, die heute auch im Steampunk Magazin "Clockworker" erschienen ist.


    Zum Inhalt
    Der Medizinstudent Tobias gelangt mithilfe einer Zeitmaschine aus dem 21. Jahrhundert ins Jahr 1842. Im alten Hamburg kommt er einer teuflischen Verschwörung auf die Spur, und ein Serienmörder geht um in der Hansestadt. Freimaurer, Alchimisten und Erfinder knüpfen ein bedrohliches Netz um den jungen Mann aus der Zukunft. Tobias’ Suche nach seiner verlorenen Zeitmaschine wird zu einer Achterbahnfahrt voll tödlicher Überraschungen – bis sich mit einem gewaltigen Feuer in Hamburg die Pforten der Hölle öffnen. Wird Tobias den Verlauf der Geschichte ändern können?

    Eigene Meinung
    Das Hamburg des Jahres 1842 wird sehr detailliert beschrieben, und hier wird deutlich, dass der Autor die historischen Begebenheiten intensiv recherchiert hat. Das ist eine große Stärke des Romans. Nicht nur die Zeitmaschine (die deutlich angelehnt ist an jene aus dem Roman von H.G. Wells) ist hier ein Steampunk-Element, denn unter den Nebenfiguren gibt es einen Erfinder, der selbst auch Erfindungen aller Art sammelt, und darüber hinaus werden auch die Wissenschaften jener Zeit thematisiert – bis hin zu einer fragwürdigen Forschung der eher okkulten Art, was dann entsprechend auch an verrückte Wissenschaftler erinnert, die ja in Steampunkromanen häufig anzutreffen sind. Man könnte das Buch aber auch ohne weiteres als historischen Krimi mit Science-Fiction-Elementen betrachten.
    Die Hauptfigur ist mit zahlreichen Eigenschaften ausgestattet, die sich für die Handlung als hilfreich erweisen: Tobias verfügt durch sein Studium über medizinische Kenntnisse, hat in seiner eigenen Zeit Fechten gelernt und interessiert sich darüber hinaus auch für Geschichte.
    Gelegentlich wird dieses Wissen ein wenig übertrieben, z.B. weiß Tobias ohne vorherige Anleitung, wie man Pferde lenkt, die eine Kutsche ziehen. Auch kommt es kaum zu einer Reflektion über seine bizarre Situation. Er denkt zwar über die Zeitmaschine nach, macht sich aber so gut wie keine Sorgen, ob er jemals wieder in seine eigene Zeit kommen wird.
    Was allerdings das Lesevergnügen nicht schmälert aus meiner Sicht, denn die Handlung ist von Beginn an spannend und dies wird zum einen durch die Geschichte um den Serienmörder, zum anderen durch den großen Brand in Hamburg noch intensiviert.
    Die Nebenfiguren, darunter der Polizeiaktuar Kettenburg (das historische Pendant zu einem Kommissar), der Wachmann Borchert und Professor Lewald sind mit sehr viel Liebe zum Detail und anschaulich ausgearbeitet. Im Roman wird übrigens teilweise auch Hamburger Plattdeutsch, Französisch, Hessisch und Jiddisch gesprochen, aber der Autor hat die entsprechenden Dialoge so geschickt geschrieben, dass man das Gesagte auch ohne entsprechende Kenntnisse aus dem Zusammenhang erschließen kann, z.B. durch die hochdeutschen Antworten anderer Figuren.
    Einige historische Persönlichkeiten tauchen ebenfalls auf und greifen teilweise auch an wichtiger Stelle in die Handlung ein. Auch hier hat der Autor intensiv recherchiert. Wer sich für die historischen Hintergründe interessiert, sollte das Dramatis Personae und das Nachwort lesen.
    Einen schönen Gag gibt es übrigens im letzten Kapitel des Buches, der wiederum H.G. Wells Fans freuen dürfte.

    Fazit:
    Ein spannender, sehr gut recherchierter historischer Roman mit Steampunk/Sci-Fi Elementen und viel Hamburger Lokalkolorit. Fans historischer Krimis und LeserInnen, die sich für die Hamburger Geschichte im 19. Jh. interessieren, dürften an diesem Roman besonderes Vergnügen finden. Zeitreisen findet man in deutschsprachigen Steampunk-Büchern bisher eher selten, und hier wird dieses Thema gelungen umgesetzt.


    Der Roman (420 Seiten) ist aktuell überall als E-Book erhältlich, die Printausgabe wird nicht mehr aufgelegt, kann aber als Sammlerstück
    oder Second-Hand-Ausgabe noch gefunden werden.


    Die Verlagsseite zum E-Book:
    https://www.piper.de/buecher/d…n-978-3-492-96833-1-ebook