Nina Blazon - Faunblut

Danke für die Rezi, ist sofort auf meine Wunschliste gelandet.

*agrees agrees*

Das Buch ist wirklich toll!
Ich kann es jedem empfehlen. Wenn das Geld ne Rolle spielt - wie wärs mit ner Bibliothek? In größeren Städten gibts solche Bücher bestimmt auch
(In meiner Kleinstadt gibts nicht mal HP oder HdR x'D)
Lg.

Jade lebt mit ihrem Vater Jakub in einer Metropole, die zeitlich schwer einzuordnen ist, in einer Welt ähnlich der unseren. Mit freundlicher Genehmigung der dortigen Herrscherin "Lady Mar" betreiben sie ein Hotel, in dem Durchreisende, die eine Audienz bei der Lady oder bei einem der 12 Lords haben, Unterkunft finden.
Die Zeiten sind rau: die tyrannische Lady Mar unterjocht ihr Volk, ihr Polizeistaat wird von den "Jägern" kontrolliert, die scheinbar willkürlich Leute verhaften oder erschießen, man braucht Genehmigungen um Handel zu betreiben und muss 9 Zehntel seines Gewinnes an die Lady abgeben. Das gemeine Volk wird immer ärmer, während die Lady und ihr höfisches Gefolge in Saus und Braus leben und ein rauschendes Fest nach dem anderen feiern. Zudem treiben scheinbar bösartige Wesen, die "Echos" genannt, ihr Unwesen in der Stadt und versetzen die Bewohner in Angst und Schrecken.
Die Stimmung in der Stadt brodelt und spitzt sich immer mehr zu. Eine Rebellion steht bevor, das singen die Spatzen von den Dächern.

Plötzlich tauchen zwei fremde Nordländer auf, die im Dienste der Lady stehen, und werden in Jakubs Hotel einquartiert. Es werden Kisten vollen unheimlicher Tiere in das Hotel geschleppt, darunter auch eine riesige Kiste mit einem anscheinend sehr gefährlichen Tier.
Tam scheint anfangs recht freundlich gesinnt zu sein, was sich im Laufe der Geschichte aber schnell wandelt. Der zweite Nordländer, ein unglaublich schöner dazu, wird Faun genannt und tritt Jade und allen anderen Bewohnern des Hotels arrogant, unnahbar und fast feindselig gegenüber.
Jade, die hitzköpfig und impulsiv reagiert, eckt mit dem ruhigen und arroganten Faun dadurch schnell an. Es prallen nunmehr zwei Welten aufeinander.
Nach und nach entwickelt sich aber eine zarte Beziehung zwischen Faun und Jade.

Jade hat diese Zeiten des Verrats und der Angst endgültig satt und tritt den Rebellen bei, denen sie Informationen weitergibt, die sie zuvor von Faun erfahren hat. Allerdings sind die Rebellen so unglaublich misstrauisch, dass sie Jade zu keiner Zeit als eine der ihren betrachten.
Diese Art Doppelleben zehrt sehr an Jade und als ob das nicht schon genug wäre, spielt ihr Ex-Freund Martyn, der mit seinen Leuten auf den Fluss lebt und jetzt eigentlich Jades bester Freund ist, den Eifersüchtigen und kündigt ihr die Freundschaft auf. Auch Jades Vater, der ebenso wie seine Tochter mit der Situation nicht zu frieden ist, steckt lieber den Kopf in den Sand, als zu handeln - und Jade bleibt zwischen zwei Stühlen und allein zurück.
Währenddessen wird die Beziehung zu Faun immer intensiver.

Jade entschließt sich ihr eigenes Ziel zu verfolgen und arbeitet auf unterschiedlichen Seiten gegen die Lady und ihre Tyrannei. So begegnet sie der Jägerin Moira, der sie das Leben rettet und sich auch in diese Richtung eine feine und schnell zerbrechliche Freundschaft entwickelt.
Die Echos machen Jade allerdings weitaus mehr zu schaffen, als sie anfangs gedacht hatte, denn als ein Echo mit Jade Kontakt aufnimmt, wird ihr ganzes bisheriges Leben in Frage gestellt. Eine Reise zurück in ihre Vergangenheit könnte da Aufschluss bringen, aber Jakub weigert sich über Jades Vergangenheit zu sprechen.
Zum großen Showdown kommt es aber erst, als Rebellen, Flußleute, Jade, die Echos und Faun zusammenarbeiten.

Nina Blazon, Jahrgang 1969, schrieb bereits mehrere Bücher, die sich auf den Fantasy- und Historikbereich konzentrieren. Sie studierte Germanistik und Slavistik und erhielt 2003 den Wolfgang Hohlbein Preis und 2004 den Deutscher Phantastik-Preis für "Im Bann des Fluchträgers".
"Faunblut" wurde 2009 von der Fantasy-Gruppe der "Jury der jungen Leser" in die Liste der "10 besten Bücher aus 2008/2009" aufgenommen.

Anfangs hatte ich ziemliche Probleme in die Geschichte hineinzufinden und hatte auch ziemliche Mühe mit dem Schreibstil. Aus diesem Grund hatte ich das Buch eigentlich schon zu den Akten gelegt, doch nach einigen Seiten habe ich mich doch an den Schreibstil gewöhnt.
Der Leser stolpert mitten in die Geschichte, steckt auf einmal in einer Ruinenstadt, die man zeitlich überhaupt nicht einordnen kann und fragt sich, wo das alles hinführen soll.

Es ist ja auch ein dickes Buch, also bleiben viele Seiten zum Erzählen, aber irgendwie plätscherte die Handlung so vor sich hin, eine nette Romanze, ein bisschen Mystik und Fantasy, ein bisschen Vater-Tochter-Beziehung und dann die Rebellion gegen die tyrannische Obrigkeit, was mich in dieser Form ganz stark an "Die Gilde der schwarzen Magier" erinnert hat. Sicherlich bietet das alles viel Schreibstoff, aber für mich hätte das Buch sicher 100 Seiten kürzer sein können. Manche Passagen finde ich so ausgewalzt, dass sich Anfänge von Langeweile beim Lesen bemerkbar gemacht haben.

Die Hauptfiguren sind wunderbar ausgearbeitet, viele Facetten, viele unterschiedliche Charakterzüge, so dass ein detailliertes Bild der Hauptfiguren entstand. Aber auf der anderen Seite wurden die Nebendarsteller so zweidimensional und mausgrau zurückgelassen, dass ich das wirklich schade fand. Die Lady bildet da eindeutig das Paradebeispiel. Ihr Wesen wird am Ende halb aufgedeckt, dabei bleibt es aber auch. Keine Erklärung, keine Hinweise zur Erscheinung, nichts. Ich bin an dieser Stelle wirklich unbefriedigt zurückgelassen worden. Wie auch bei den Lords; es bleiben so viele Fragen offen, so dass ich zu diesen Figuren überhaupt keinen Zugang hatte.

Die Echos allerdings traten in der Geschichte intensiver auf, doch als Leserin hätte ich mir gewünscht noch etwas mehr über sie zu erfahren. Vielleicht auch eine intensiver Begegnung zwischen Jade und dem Prinzen hätte mehr Informationen zum Geschehen geben können.

Das Hauptaugenmerk wurde eher auf das Verhältnis zwischen Jade und Faun gelegt. Eine Beziehung so kurzlebig wie ein Flügelschlag eines Schmetterlings und doch so intensiv wie ein Feuer beim Aufschmelzen von Eisen. Martyn als eifersüchtigen Ex-Freund allerdings empfand ich an dieser Stelle störend und fühlte mich ein wenig an die Dreiecksbeziehung zwischen Bella-Edward-Jakob aus den "Bis(s)-Romanen" erinnert.

Ansonsten eine logisch aufgebaute Geschichte, die aber an einer Stelle recht unglaubwürdig erscheint. Als Jade auf dem Friedhof den alten Ben sucht und sich dann vor den plötzlich auftauchenden Jägern verstecken muss, flüchtet sie in eine Dornenhecke. Dort verbirgt sich genau der Zugang zu dem Unterschlupf, in dem Ben gerade hockt. Das ist mehr als ein glücklicher Zufall. Und für meinen Geschmack ein wenig unglaubwürdig. Die Handlung verläuft an manchen Stellen eindeutig zu glatt.

Trotz aller negativer Kritik hatte ich viel Freude am Lesen dieses Buches. Trotz dessen, dass ich manche Stellen einfach zu lang fand, gab es spannende Handlungspassagen, die das Geschehen unglaublich schnell vorangetrieben haben. Als der freigelassene Stier einer Jägerin den Garaus machen wollte, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Besonders toll fand ich den Zusammenhang zwischen den Echos, Jade, Faun und Wasser. Das war eindeutig eine plottechnische Glanzleistung.

Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung, in der meine offenen Fragen beantwortet werden. Allerdings finde ich, dass der Titel nicht unbedingt zum Inhalt des Buches passt, denn eigentlich dreht sich die Geschichte nicht um Fauns Blut. Aber das soll nicht weiter stören.

Zudem war der große Showdown wirklich ein großer Showdown. Spannend, rasant, eindeutig eine Fingernägel-abkau-Garantie, die auf den letzten 80 Seiten erzeugt wurde.
Blazon entführt in eine relativ realistische Fantasywelt, in der ich mich nach einigen Startschwierigkeiten doch erstaunlich gut zurecht fand. Alles in allem ein gelungener Roman, der von allem etwas bietet.

Wer diese Mischung zwischen Realität und Liebe und Fantasy, die "Faunblut" bietet und ein wenig mit "Edward" und "Bella" verglichen werden kann, mag, kommt hier voll auf seine Kosten.