Inhaltsangabe (Auszug aus Amazon.de)
Ein Jahr ist es nun her, seit der Wagen mit den fünf Teenagern auf nächtlicher Spritztour sich um den Baum gewickelt hatte. Toe, Danielle und der schüchterne Marco waren bereits tot, als Officer Brooks am Unfallort eintraf. Kyle, einst der Rebell unter den Fünfen, sollte die fürchterliche Gehirnverletzung für den Rest seines Lebens in den Zustand eines Debilen versetzen. Lediglich Tim blieb körperlich unversehrt, wandelte aber fortan als schuldbeladener seelischer Eisblock durch die Welt. Pünktlich zum Jahrestag des Unfalls, dem Vorabend zu Halloween, schweben nun drei Geistwesen aus dem Zwischenreich in ihre alten Heimat Avon, Connecticut ein. Was Toe, Danielle und Marco zu sehen bekommen, sind die wahren Toten, verdammt dazu, weiterzuleben.
Meine Meinung:
Die Handlung, erzählt aus der Perspektive von Marco, einem der toten Jugendlichen, schildert die nun trostlose Realität der Überlebenden und deren engsten Personen.
Vor allem Kyles Mutter, Tim und der Polizist Brooks geraten im Fokus der Erzählung; in Betrachtung ihrer Verarbeitungen mit dem Unfall wird ein Bild voll von Melancholie gezeichnet,
ein bedrückendes Gefühl von „Gefangenschaft“ in einer kleinen verschlafenden amerikanischen Kleinstadt entsteht.
Diese Gefühle wird u.a. auch dadurch erzeugt oder verstärkt, dass die Gespenster genauso oder noch viel mehr als die anderen ihrem Schicksal ausgeliefert sind – sie müssen immer in der Nähe derer Verweilen, die Sie durch starke Erinnerungen zu sich rufen. Durch dieses ständige Wechseln der Perspektive, ist es ihnen viel besser möglich, die Überlebenden zu verstehen und das Zukünftige zu erahnen, doch Sie können nur sehr beschränkt intervenieren und bleiben daher größtenteils Beobachter.
Stewart O'Nan scheint, meiner Ansicht nach, auch einen gesellschaftskritischen Blick auf das von Konsum geprägte Amerika werfen zu wollen; immer wieder wird die „Kulisse“ mit amerikanischen Markenprodukten bestückt. Und gerade diese immer wiederkehrende penetrante Fokussierung auf solcher Symboliken kann das Ambiente stören. Zwar stellen diese Objekte vielleicht einerseits einen Kontrast zu der überirdischen Ebene, weil als Brücke zur materiellen Welt deutbar, und andererseits können sie als Träger einer düsteren Welt in der alles künstlich und „tot“ ist angesehen werden aber der Autor geht diese Schritte nicht konsequent weiter...
Fazit
Insgesamt hinterlässt das Werk einen ambivalenten Eindruck, der Autor brilliert bei der Darstellung der noch lebenden Opfern kann aber die Gespenster aber weniger glaubhaft darstellen und hat eine vielleicht zu oberflächliche Vorstellung eines Amerikas im Sinne...
Der Leser schwankt dadurch zwischen tiefer Empathie und Unglauben – aber vielleicht war genau dies die Intention?
Wer sich gerne in tiefer Melancholie verstrickt, kann Gefallen an diesem Werk finden...