Martin Mosebach - Der Mond und das Mädchen

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    Hans kann sich glücklich schätzen, und das tut er auch. So glücklich schätzt er sich, dass er, gerade ins Berufsleben eingetaucht und frisch vermählt, in Abwesenheit seiner bezaubernden Gattin Ina eine etwas schäbige Wohnung im Frankfurter Bahnhofsviertel mietet. Dann findet die entsetzte Ina im Schlafzimmer eine tote Taube. Ein Ehering geht verloren, die Mitbewohner entpuppen sich als Zauberwesen, ein Besäufnis gerät zum Hexentanz. Und auch die Wirrungen der Verführungskunst stellen das junge Glück auf eine harte Probe.


    Hans, frisch examiniert von der Uni, und Ina, Tochter aus besserem Hause, haben geheiratet. Während sie die Flitterwochen mit ihrer Mutter in Italien verbringt, muss er in Frankfurt seine erste Arbeitsstelle antreten und eine bezahlbare Wohnung suchen. Fündig wird er im Bahnhofsviertel in einem alten Mietshaus, in dessen Innenhof sich allabendlich eine "multi-kulti-Gesellschaft" trifft, Marokkaner, Pakistani, Äthiopier, um gemeinsam oder gegeneinander zu palavern und zu trinken. Hans schließt sich bisweilen der Runde an und befreundet sich mit Nachbarn, derweil hockt Ina, gelangweilt und nach dem Einrichten der Wohnung beschäftigungslos, allein in den vier Wänden. Die Liebe erkaltet schnell; aber hatte Inas Mutter das nicht längst geahnt?
    Die Personen, vor allem die beiden Protagonisten, werden nicht recht fassbar. Hans, der Zauderer, der Frauenversteher (der seine Frau jedesmal nach dem Sex fragt, ob er ihr wehgetan hätte :shock: ) soll in eine vielversprechende Bankerkarriere eingestiegen sein? Ina, charakterisiert mit Worten wie "Schmetterlingszartheit, Elfenleichtigkeit", wirkt wie eine leere Hülle.


    Wenn ein Autor eine gedrechselte Sprache mit antiquierten Wendungen und Worten verwendet, ist nicht dagegen zu sagen, sofern sie der Handlung entspricht (z.B. in historischen Romanen). In einem heruntergekommenen Großstadtviertel unserer Tage ist sie fehl am Platz. Merkwürdig ist Mosebachs Schreibweise "Telephon", aber nichts gegen "Sopha", das ich so geschrieben nicht einmal in einem alten Wahrig-Wörterbuch für "Sofa" finde.
    Naja, als Leser hat man gelernt, mit den Macken der Autoren zu leben, und so las ich mich stolpernd durch, weil mir die Ironie gefiel, wenn auch die Handlung nach und nach äußerst langweilig wurde.


    Anschließend forschte ich ein wenig über den Autor, der nicht nur den renommierten Büchner-Preis, sondern auch zahlreiche andere Auszeichnungen bekommen hat.
    Und ich fiel aus allen Wolken: Keine Ironie! Mosebach meint es ernst. Er vertritt politische, kirchliche und gesellschaftliche Positionen, in denen Hierarchien und Moralvorstellungen der Vor-68er-Zeit ihren festen Platz haben.
    Auf diesem Hintergrund sind Sätze wie der folgende dann natürlich fragwürdig: " ... aber dann sah man, daß sich die menschlichen Ameisen (die Emigranten, A.d.R.) überall in Ritzen und Spalten der toten Gebäude kleine Lebensräume geschaffen hatten: die philippinische Wäscherei, der bengalische Zeitungskiosk, ... , das islamische Reisebüro ..."


    Ich kann dem Buch keine Bewertung geben und hoffe, dass es, Sigrid Löffler und anderen Berufsrezensenten zum Trotz DOCH ironisch ist. Anders wäre es nicht zu ertragen.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Marie,


    oh je! Im ersten Moment dachte ich noch,das das ein schönes Buch sein könnte. Aber ich glaube, solange ich es nicht als 1€ Schnäppchen auf einem Flohmarkt finde, lasse ich es wohl besser sein. :-k Anderseits - auch auf Flohmärkten muss man nicht jedes Buch kaufen... :wink:

  • Umgekehrt ist es eigentlich häufiger!


    Das erste Drittel des Buches stellte für mich eine Tortur dar. Zunächst diese affektierte Sprache und dann bediente sich der Autor an zahlreichen Klischees.


    Der junge Hans, soeben taufrischer Banker, heiratet seine Ina. Eine blutjunge, schöne und reiche Kindfrau. Seine erste Anstellung kann Hans in Frankfurt antreten, eine „dreckige Stadt“ wie ihm seine Schwiegermutter mitteilt.
    Jetzt sucht er eine Wohnung für sich und seine Ina, die unterdessen mit ihrer Mutter in Italien weilt und es sich gut gehen lässt. `Na wenn das mal nicht schief geht, denkt sich der Leser.`
    Sicherlich geht das schief! Wie sollte es auch anders sein?!


    Eine Bruchbude im Bahnhofsviertel wird ihr Domizil, wo sich Multi-Kulti die Hände reichen. Mosebach beschreibt das Viertel, die Menschen und natürlich auch die Wohnung so gekonnt klischeehaft, dass ich beinahe den Deckel des Buches für immer zugeschlagen hätte.


    Aber Gott sei Dank bin ich ja mittlerweile ein etwas geduldigerer Leser geworden und las enttäuscht weiter. Schade wäre es gewesen (an die manierierte Sprache hatte ich mich gewöhnt) – denn nun tauchten sehr interessante und schrullige Figuren auf und es entstand Schritt um Schritt ein Handlungsgeflecht, welches auf eine raffinierte Pointe zulief …


    Das letzte Drittel las ich gar sehr gerne. Umgekehrt habe ich dergleichen schon oft gelesen: toller Anfang und dann geht dem Autor die Puste aus. Hier verhielt es sich anders, lauer Beginn, der gekonnt beendet wurde!


    Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, lebt dort als Schriftsteller nach dem Studium der Rechtswissenschaften. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Auszeichnungen: 1980 Förderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, 1999 Heimito-von-Doderer-Preis und 2002 Heinrich-von-Kleist-Peis, 2006 Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 2007 Georg-Büchner-Preis. (Quelle: wiki)

  • Wenn ein Autor eine gedrechselte Sprache mit antiquierten Wendungen und Worten verwendet, ist nicht dagegen zu sagen, sofern sie der Handlung entspricht (z.B. in historischen Romanen). In einem heruntergekommenen Großstadtviertel unserer Tage ist sie fehl am Platz. Merkwürdig ist Mosebachs Schreibweise "Telephon", aber nichts gegen "Sopha", das ich so geschrieben nicht einmal in einem alten Wahrig-Wörterbuch für "Sofa" finde.
    Naja, als Leser hat man gelernt, mit den Macken der Autoren zu leben, und so las ich mich stolpernd durch, weil mir die Ironie gefiel, wenn auch die Handlung nach und nach äußerst langweilig wurde. ... Und ich fiel aus allen Wolken: Keine Ironie! Mosebach meint es ernst. Er vertritt politische, kirchliche und gesellschaftliche Positionen, in denen Hierarchien und Moralvorstellungen der Vor-68er-Zeit ihren festen Platz haben.


    Ich kann dem Buch keine Bewertung geben und hoffe, dass es, Sigrid Löffler und anderen Berufsrezensenten zum Trotz DOCH ironisch ist. Anders wäre es nicht zu ertragen.


    Danke Marie, für den Lacher, den Du mir beim Durchlesen Deiner Rezension beschert hast - außerdem ein Danke für eine so ehrliche und begründete Meinung, gerade weil sie gegen den Ton der allgemeinen Kritik ansteht!


    Ich bin jetzt nach Euren beiden Meinungen neugierig geworden, werde allerdings keinen Mosebach kaufen: gerade habe ich online im Bestand unserer Stadtbücherei gesucht, da gibt es wenigstens Was davor geschah von Herrn Mosebach. Sobald mein SUB wieder ein etwas überschaubareres Niveau erreicht hat, werde ich zu dieser Option greifen - danach kann ich ja immer noch sehen, ob oder ob nicht bezüglich des Mondes und des Mädchens

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Der Klappentext:

    Wenn Hans an seine junge Frau Ina denkt, schweben ihm eine "leise klingende, feingläserne
    Zerbrechlichkeit, zartes Glasgeklingel und Silbrigkeit in Stimme und Haar" vor. Auch er selbst,
    ein angehender Banker mit glänzenden Karriereaussichten, fühlt sich seiner Kindheit noch nicht
    ganz entwachsen, als er mit ihr zusammen eine Dachwohnung hinter dem Frankfurter
    Hauptbahnhof bezieht. Das ist kein elegantes Quartier, aber die Mansardenromantik entspricht
    dem verliebten Paar. Und wie hätte Hans ahnen können, dass es in dem Altbau seltsam zugeht.
    Woher kommt die tote Taube, die Ina eines Tages entsetzt in ihrem Schlafzimmer findet? Ein
    Geist? Oder geht nicht vielmehr eine diffuse Gefahr von dem jungen Pärchen aus der
    Nachbarschaft - einer Schauspielerin und ihrem Freund - aus? Und hat der Kreis um den
    marokkanischen Hausmeister Abdallah Souad, der in den brütend heißen Nächten im Hinterhof
    zusammenkommt, nicht etwas von einem Hexenkonzil?

    Der erste Satz:


    Wer eine Wohnung sucht, hat es mit einem der seltenen Augenblicke zu tun, in denen der Mensch
    wirklich einmal glauben darf, über die Zukunft seines Lebens zu entscheiden, denn im Wohnen,
    so vieldeutig dies Wort eben ist, liegt doch das ganze Leben beschlossen.


    Meine Meinung:


    War das Buch "notwendig"?


    Für mich jedenfalls nicht! Ich bin auf den 191 Seiten mit der Geschichte leider nicht warm
    geworden. Weder zum Banker Hans, noch zu seiner zarten, jungen Ehefrau Ina, die in Frankfurt
    in eine neue Wohnung ziehen und die die Hauptprotagonisten des Buches darstellen, habe ich
    einen Zugang gefunden. Das lag bestimmt nicht daran, dass das Buch nur so dünn ist, sondern
    eher an der Handlung, die eigentlich nicht so richtig eine ist, zumindest keine verfolgenswerte
    oder den Sinn dahinter erschließende.


    Auch die Sprache war einschläfernd. Wie oft ich abgeschweift bin, kann ich gar nicht sagen...
    Die Sache mit der toten Taube, von der in der Buchbeschreibung die Rede ist, ist nicht wirklich
    "aufgeklärt" worden, bzw. habe ich nicht verstanden. Was der Autor mit der ganzen Situation
    vermitteln wollte: keine Ahnung.


    Ein Buch, das mich ziemlich ahnungslos zurücklässt, das mich nicht fesseln konnte und wo mich
    die "spannende" Rechtschreibung genervt hat (Bsp.: Sofa mit ph).
    Schlussendlich war ich froh, dass ich es nach 191 Seiten, die sich unendlich gezogen haben,
    zuklappen konnte.
    Wer sich jedoch gerne in langen, verschachtelten Sätzen verliert und auf ganz ruhige
    Atmosphäre steht, völlig egal, ob die Geschichte einen Sinn hat oder nicht, dem ist dieses Buch
    vielleicht doch zu empfehlen. ;-)


    Mehr als 2 :bewertung1von5::bewertung1von5: kann ich nicht vergeben.

  • Ich habe schon zwei Bücher von Mosebach probiert


    Zwei!? :thumleft:
    Bei mir war nach diesem einen Buch Schluss mit Mosebach. Es entrüstet mich noch heute, wenn ich daran denke. (Es ist aber auch zu blöd, dass man solche Bücher im Gedächtnis behält, andere viel bessere aber vergisst. :wuetend: )


    Aus Wikipedia:
    Mosebach hat sich selbst als Reaktionär bezeichnet, eine Bezeichnung, die ihm auch kritisch entgegengehalten wurde. Anlass war zum Teil sein Buch Häresie der Formlosigkeit, in dem er die liturgischen Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils heftig kritisierte und eine Rückkehr zur Tridentinischen Messe forderte. „Wir glauben mit den Knien oder wir glauben überhaupt nicht...“ „Seltsam nur, daß bei soviel archäologisch-philologischem Sachverstand dann ein Jesus herauskommt, der Ehrenmitglied der SPD hätte sein können, ebenso frauenfreundlich wie Willy Brandt und ebenso wenig auferstanden“. „Auch wenn wir Katholiken sind, so entstammen wir doch einem Land mit langer Zeit militanter Vorherrschaft protestantischer Kultur...“
    In einem Interview mit dem Deutschlandradio sagte Sigrid Löffler, Mosebach schreibe „in einem sehr verschmuckten und gespreizten Prunkstil“ mit „affektierten Vokabeln und ihren verzopften Phrasen aus der bürgerlichen Mottenkiste des 19. Jahrhunderts“. Er stürze beim Schreiben ständig ins Lächerliche ab und habe den Georg-Büchner-Preis 2007 nicht für sein Werk, sondern wegen seiner reaktionären Gesinnung bekommen. Die Preisvergabe hatte sie bereits in einem Artikel in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Literaturen kritisiert.
    Falsche Konjunktive, hässliche Wiederholungen, „schaffte“ statt „schuf“, Verwechslungen von Nominativ und Akkusativ etc. – eine ausführliche Analyse der Sprache Mosebachs in Ruppertshain führte Peter Dierlich (d. i. Joachim Rohloff) dazu, das Buch in der linken Wochenzeitung Jungle World als „schlechtesten Roman der Welt“ zu bezeichnen.
    Der Kultursoziologe Thomas Wagner kritisierte in der linken Tageszeitung Junge Welt Mosebachs essayistisches Werk: „Mosebach lässt kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um demokratische Ideen zu diskreditieren, indem er falsche Parallelen zum deutschen Faschismus behauptet. Sein Haupteinwand gegen den Nazismus scheint zu sein, dass er »eine modernistische Bewegung war« (Häresie, 229)“.
    Hier zu lesen.


    Ich möchte nur wissen, wer ihm die ganzen Preise hinterherwirft - sitzen etwa überall in den Gremien, die die Preise vergeben, Leute mit derselben Weltanschauung wie Mosebach? Dann könnte einem um die literarische Kultur unseres Landes Angst und Bange werden. Es sind ja keine kleinen, unbedeutenden Preise:
    2007 Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
    2007 Finalist beim Deutschen Buchpreis mit "Der Mond und das Mädchen"
    2013 Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
    2014 Finalist beim Preis der Leipziger Buchmesse mit "Das Blutbuchenfest"
    2014/2015 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo
    (auch aus dem Wikipedia-Artikel)

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  • Ich möchte nur wissen, wer ihm die ganzen Preise hinterherwirft - sitzen etwa überall in den Gremien, die die Preise vergeben, Leute mit derselben Weltanschauung wie Mosebach? Dann könnte einem um die literarische Kultur unseres Landes Angst und Bange werden. Es sind ja nicht keine kleinen, unbedeutenden Preise:


    Ich schließe mich hier allen obigen Meinungen an - "Der Mond und das Mädchen" wird das einzige Buch bleiben, das ich von diesem Autor lesen werde; eine ärgerliche Lektüre, weil oberflächlich, dümmlich, nichtssagend, sprachlich furchtbar verschwurbelt, manieriert bis ins Geht-nicht-mehr. Das gelegentliche Durchscheinen seiner politischen Ideologie in der Lektüre verursachte in mir sogar einen schwachen Brechreiz. Für mich ist das "Literatur" nur im Sinne der wörtlichen Übersetzung als "es wird gelesen", und das wohl auch nur, weil so ein unverständlicher Wirbel um diesen Herrn gemacht wird.
    Nur weil ich wissen wollte, wie sich ein Buch liest, das bei @Marie eine solch ablehnende Rezension erhalten hatte, habe ich mich selbst durchgequält. Es ließ sich eigentlich auch recht leicht lesen, aber eben mit einer gewissen Abscheu.


    (Was mich zusätzlich ein bisschen genervt hat, ist z.B. seine Aussage, er "denke symphonisch", wie in diesem Interview am Anfang erwähnt wird, weil sie als ziemlich original und originell hingestellt wird. Dabei hatte ich genau diesen Begriff des "symphonischen Denkens" irgendwo schon im Zusammenhang mit einem anderen Autor gehört, ich weiß nur nicht mehr, welchem ... :scratch: )




    Ich habe schon zwei Bücher von Mosebach probiert, dies hier und sein Neues, ich kann mit dem Stil auch nichts anfangen, beide Bücher habe ich nur sehr ungern gelesen.


    Gut zu wissen, dass "Die Blutbuche" auch nicht besser ist - aber ich hätte nach "Der Mond und das Mädchen" auch nicht vermutet, dass Mosebach etwas sprachlich und inhaltlich Aussagekräftiges hervorzubringen imstande ist.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • und ich weiß nach all Euren Aussagen wenigstens genau, welchen Autor ich garantiert nie ausprobieren werde - dafür sag ich Danke :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Gut zu wissen, dass "Die Blutbuche" auch nicht besser ist - aber ich hätte nach "Der Mond und das Mädchen" auch nicht vermutet, dass Mosebach etwas sprachlich und inhaltlich Aussagekräftiges hervorzubringen imstande ist.


    Stimmt, "Die Blutbuche" war es, jetzt wo du es sagst. Und ich hab´ der Bib auch noch diesen Anschaffungstipp gegeben, dann ausgeliehen und nach ein paar Seiten wieder zurück gebracht. :loool:

  • habe den Georg-Büchner-Preis 2007 nicht für sein Werk, sondern wegen seiner reaktionären Gesinnung bekommen


    Aus dem Wiki:

    Zitat

    Der Georg-Büchner-Preis, auch Büchnerpreis genannt, ist der bedeutendste Literaturpreis in der Bundesrepublik Deutschland und im deutschen Sprachraum. Er wurde bereits 1923, zu Zeiten der Weimarer Republik, vom Landtag des Volksstaates Hessen in Erinnerung an den Schriftsteller Georg Büchner gestiftet und nur an Künstler vergeben, die aus Georg Büchners Heimat Hessen stammten oder mit Hessen geistig verbunden waren. Er war auf Initiative von Julius Reiber (DDP) vom damaligen Volksstaat Hessen ausgelobt worden für bildende Künstler und Dichter, hervorragende ausübende Künstler, Schauspieler und Sänger. Zwischen 1933 und 1944 wurde der Georg-Büchner-Preis durch einen Kulturpreis der Stadt Darmstadt ersetzt.


    1951 erfolgte die Umwandlung des Preises in einen allgemeinen Literaturpreis, der jährlich von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wird. Die Auszeichnung geht an Autoren, die sich durch ihre Arbeit um die deutsche Literatur verdient gemacht haben. Die Ehrung und die anschließende Rede des Preisträgers finden in Darmstadt statt. Die Dotierung, die 1951 noch 3.000 DM betrug, wurde im Laufe der Jahre regelmäßig erhöht und betrug von 2003 bis 2010 40.000, ab 2011 50.000 Euro.[2] Die Preissumme teilen sich die Stadt Darmstadt, das Land Hessen und der Bund, sowie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. Der Büchnerpreis ist der renommierteste und seit 2011 neben dem Joseph-Breitbach-Preis der höchstdotierte jährlich vergebene Literaturpreis für deutschsprachige Autoren.


    Liegt da Wiki etwas falsch? Habe ich etwas falsch verstanden, oder wäre der Sinn eines Literaturpreises eigentlich schon das Werk bzw. das Lebenswerk, aber nicht die "GESINNUNG"?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • @terry ,
    meiner Meinung nach liegst nicht du falsch, sondern die Leute, die diesem Autor den Preis verliehen haben. :thumbdown:


    (Fällt mir gerade ein: Wieso heißt es eigentlich, ein Preis würde "verliehen"? ?( Er wird geschenkt, gegeben, überreicht, spendiert, gewidmet, ... usw. Aber doch nicht verliehen, denn der Preisträger darf ihn behalten. :-k )

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  • (Fällt mir gerade ein: Wieso heißt es eigentlich, ein Preis würde "verliehen"? Er wird geschenkt, gegeben, überreicht, spendiert, gewidmet, ... usw. Aber doch nicht verliehen, denn der Preisträger darf ihn behalten. )


    Eventuell ist es hergeleitet aus dem Bergrecht: siehe Wiki


    Zitat

    Die Verleihung, auch Beleihung, Belehnung oder Bestätigung genannt, ist ein hoheitlicher Akt, den im Bergbau das Bergamt durchführt.Der Begriff als solcher stammt noch aus dem alten Bergrecht. Bei der Verleihung wird dem Muter das Bergwerkseigentum verliehen. Dadurch erhält der Muter das Recht, sich die Mineralien und Bodenschätze im verliehenen Grubenfeld anzueignen. Durch die Verleihung wird in der Regel ein zeitlich unbegrenztes Recht zur Gewinnung des jeweiligen Bodenschatzes im verliehenen Feld zugesprochen


    Das Preisgeld kann zwar Behalten werden, die Auszeichnung bereichert ihn auch indirekt, aber er hat nicht das ausschließliche (alleinige) Recht an dem Titel ("Preis").


    Kann es mir nur so erklären.

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    :study:

  • Aus dem Wiki:


    Liegt da Wiki etwas falsch? Habe ich etwas falsch verstanden, oder wäre der Sinn eines Literaturpreises eigentlich schon das Werk bzw. das Lebenswerk, aber nicht die "GESINNUNG"?


    Marie hatte da eine Aussage Sigrid Löfflers zitiert, die in dieser Aussage die Verleihung an die adäquate Person in Frage gestellt hat, da der Preis nach Meinung Frau Löfflers aus den verkehrten Gründen heraus vergeben wurde - damit wird doch in keiner Weise zum Ausdruck gebracht, der Georg-Büchner-Preis würde generell für eine Gesinnung vergeben ... Für mich klingt Deine Herstellung von Bezügen hier willkürlich, @terry - das soll aber kein Angriff auf deine Person sein.

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  • damit wird doch in keiner Weise zum Ausdruck gebracht, der Georg-Büchner-Preis würde generell für eine Gesinnung vergeben ... Für mich klingt Deine Herstellung von Bezügen hier willkürlich, terry - das soll aber kein Angriff auf deine Person sein.


    Nehm's auch nicht so tragisch.
    Vielleicht habe ich mich aus falsch ausgedrückt, gemeint habe ich folgendes (vielleicht kann ich es jetzt besser erklären, was ich mit meiner Frage meinte):
    Es gibt ja durchaus auch Preise, die Künstlern für ihr "Lebenswerk" verliehen werden. Bei Schauspielern z.B. die vielleicht nie den Preis selbst bekamen, immer nur nominiert waren, das aber dafür ständig. Bei denen wird dann der Künstler nicht für ein spezielles Werk ausgezeichnet, aber vielleicht für sein gesamtes Schaffen, seine Beiträge zur Weiterentwicklung in dem betreffenden Genre, weil er vielleicht neue Wege ging, Wegbereiter war, etc.
    Ich habe deswegen extra nochmals im Wiki nachgelesen und eben auch zitiert, ob dies beim Büchnerpreis auch so gemeint ist bzw. gemeint sein kann.
    Nach dem Nachschlagen war ich dann jedoch der Meinung, dass der Preis nicht für so eine Art "Vorreiter mit reaktionären GEdanken", sondern schon auf die Werke bezogen verliehen wird.
    Nachdem ich mir dann aber unsicher war, ob ich den Wiki-Beitrag richtig interpretiert habe, kam auch die Nachfrage (ob ich es falsch verstehe).


    Vor allem folgenden Abschnitt, da für mich ein "Literaturpreis" eher werkbezogen ist, ich mich aber mit der Entscheidungsfindung beim Büchnerpreis nicht so auskenne:

    erfolgte die Umwandlung des Preises in einen allgemeinen Literaturpreis, der jährlich von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wird. Die Auszeichnung geht an Autoren, die sich durch ihre Arbeit um die deutsche Literatur verdient gemacht haben.


    Werkbezogen contra "Arbeit um die deutsche Literatur verdient machen" .... wie darf man vor allem den 2. Teil verstehen?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

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    :study:

  • Oh @terry, jetzt verstehe ich besser, was Du gemeint hast - da hatte ich wohl in meiner eigenen Auffassung dicht gemacht, sprich: ich war hier zu engstirnig, um etwas anders Gemeintes sehen zu können :uups:
    Sorry und Danke für die Erklärung.

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Vor allem folgenden Abschnitt, da für mich ein "Literaturpreis" eher werkbezogen ist, ich mich aber mit der Entscheidungsfindung beim Büchnerpreis nicht so auskenne:


    terry schrieb:
    erfolgte die Umwandlung des Preises in einen allgemeinen Literaturpreis, der jährlich von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wird. Die Auszeichnung geht an Autoren, die sich durch ihre Arbeit um die deutsche Literatur verdient gemacht haben.


    Werkbezogen contra "Arbeit um die deutsche Literatur verdient machen" .... wie darf man vor allem den 2. Teil verstehen?


    jetzt verstehe ich besser, was Du gemeint hast


    mein fehler :winken:


    allerdings bin ich immer noch nicht schlauer in der Frage, was die Kriterien WIRKLICH sind für die Verleihung des Büchnerpreise :cry::wink:
    kannst du mir da weiterhelfen?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

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    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

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  • allerdings bin ich immer noch nicht schlauer in der Frage, was die Kriterien WIRKLICH sind für die Verleihung des Büchnerpreise
    kannst du mir da weiterhelfen?


    Nein, leider nicht. Bin auch nicht schlauer als Du. :lol:


    Die Formulierung scheint sogar beinahe "ausgesucht" inkonkret. Eigentlich sollte man annehmen dürfen, dass Leute, die sich angeblich auf dem Thema "Sprache" gut auskennen, eine eindeutige Formulierung hinbekommen sollten. Ein gedanklicher Schluss hieraus bleibt jedem offen ...

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  • In einem Interview mit dem Deutschlandradio sagte Sigrid Löffler, Mosebach schreibe „in einem sehr verschmuckten und gespreizten Prunkstil“ mit „affektierten Vokabeln und ihren verzopften Phrasen aus der bürgerlichen Mottenkiste des 19. Jahrhunderts“.

    Herrlich formuliert. Genau so habe ich meinen ersten und einzigen Versuch mit einem Buch dieses unsympathischen Menschen empfunden (damals noch ohne von seiner unappetitlichen Gesinnung zu wissen).