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Hans kann sich glücklich schätzen, und das tut er auch. So glücklich schätzt er sich, dass er, gerade ins Berufsleben eingetaucht und frisch vermählt, in Abwesenheit seiner bezaubernden Gattin Ina eine etwas schäbige Wohnung im Frankfurter Bahnhofsviertel mietet. Dann findet die entsetzte Ina im Schlafzimmer eine tote Taube. Ein Ehering geht verloren, die Mitbewohner entpuppen sich als Zauberwesen, ein Besäufnis gerät zum Hexentanz. Und auch die Wirrungen der Verführungskunst stellen das junge Glück auf eine harte Probe.
Hans, frisch examiniert von der Uni, und Ina, Tochter aus besserem Hause, haben geheiratet. Während sie die Flitterwochen mit ihrer Mutter in Italien verbringt, muss er in Frankfurt seine erste Arbeitsstelle antreten und eine bezahlbare Wohnung suchen. Fündig wird er im Bahnhofsviertel in einem alten Mietshaus, in dessen Innenhof sich allabendlich eine "multi-kulti-Gesellschaft" trifft, Marokkaner, Pakistani, Äthiopier, um gemeinsam oder gegeneinander zu palavern und zu trinken. Hans schließt sich bisweilen der Runde an und befreundet sich mit Nachbarn, derweil hockt Ina, gelangweilt und nach dem Einrichten der Wohnung beschäftigungslos, allein in den vier Wänden. Die Liebe erkaltet schnell; aber hatte Inas Mutter das nicht längst geahnt?
Die Personen, vor allem die beiden Protagonisten, werden nicht recht fassbar. Hans, der Zauderer, der Frauenversteher (der seine Frau jedesmal nach dem Sex fragt, ob er ihr wehgetan hätte ) soll in eine vielversprechende Bankerkarriere eingestiegen sein? Ina, charakterisiert mit Worten wie "Schmetterlingszartheit, Elfenleichtigkeit", wirkt wie eine leere Hülle.
Wenn ein Autor eine gedrechselte Sprache mit antiquierten Wendungen und Worten verwendet, ist nicht dagegen zu sagen, sofern sie der Handlung entspricht (z.B. in historischen Romanen). In einem heruntergekommenen Großstadtviertel unserer Tage ist sie fehl am Platz. Merkwürdig ist Mosebachs Schreibweise "Telephon", aber nichts gegen "Sopha", das ich so geschrieben nicht einmal in einem alten Wahrig-Wörterbuch für "Sofa" finde.
Naja, als Leser hat man gelernt, mit den Macken der Autoren zu leben, und so las ich mich stolpernd durch, weil mir die Ironie gefiel, wenn auch die Handlung nach und nach äußerst langweilig wurde.
Anschließend forschte ich ein wenig über den Autor, der nicht nur den renommierten Büchner-Preis, sondern auch zahlreiche andere Auszeichnungen bekommen hat.
Und ich fiel aus allen Wolken: Keine Ironie! Mosebach meint es ernst. Er vertritt politische, kirchliche und gesellschaftliche Positionen, in denen Hierarchien und Moralvorstellungen der Vor-68er-Zeit ihren festen Platz haben.
Auf diesem Hintergrund sind Sätze wie der folgende dann natürlich fragwürdig: " ... aber dann sah man, daß sich die menschlichen Ameisen (die Emigranten, A.d.R.) überall in Ritzen und Spalten der toten Gebäude kleine Lebensräume geschaffen hatten: die philippinische Wäscherei, der bengalische Zeitungskiosk, ... , das islamische Reisebüro ..."
Ich kann dem Buch keine Bewertung geben und hoffe, dass es, Sigrid Löffler und anderen Berufsrezensenten zum Trotz DOCH ironisch ist. Anders wäre es nicht zu ertragen.
Marie