Wilde Schwäne: Seiten 301 - 450

  • Ich melde mich jetzt erst wieder, weil wir 3 Tage lang renoviert haben und ich keine Zeit hatte, online zu gehen. Gelesen habe ich zwischendurch und bin jetzt auf Seite 350 ... Es ist schon erschreckend, wie die Eltern von der Autorin sich für das Regime aufgeopfert haben. Ich habe gerade das Kapitel der Hungersnot gelesen und kann kaum fassen, was damals passierte. Solch eine Fehlleistung der Regierung und es sterben rund 30 Millionen Menschen - was natürlich damals niemand wirklich erfuhr - die Menschen dachten, es handelte sich um Naturkatastrophen. In so einem Riesenland wusste niemand, was in der nächsten Region passiert - perfekt für die Propaganda.


    Interessant auch die Darstellung von nicht Chinesischen Menschen bzw. wie Kinder sich Amerikaner vorstellten. Wirres rotes Haar, Augen in extremen Farben und riesige Nasen ... Da Chinesen alle schwarze Haare und braune Augen haben, muss diese Vorstellung für Kinder wirklich beängstigend gewesen sein. Ich bin auf die Reaktion von Jung Chang gespannt, wenn sie den ersten Ausländer sieht.


    Mir gefällt das Buch mittlerweile ganz gut aber ich lese nicht mit 100%iger Begeisterung. Keine Ahnung, warum das so ist ... ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Roman. :study:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Ah schön, dass du weiterschreibst. Ich lese nämlich bei eurer LR eifrig mit. Habe zwar "Wilde Schwäne" schon auf meiner Wunschliste, mache aber einen Kauf von eurer LR abhängig. Bin gespannt auf weitere Eintragungen. Noch viel Spaß beim Lesen! :)


    Gruß Wirbelwind


    :study: Peter Prange, Miss Emily Paxton

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Gestern Abend habe ich leider gar nicht mehr lesen können, weil ich mir irgendwie den Magen verdorben hatte. Mir war total schlecht und ich bin sehr früh ins Bett gegangen ...


    Mittlerweile ist die Geschichte Mitte der 60er Jahre angelangt. Jung Chang ist 12 Jahre alt und total durch die Propaganda Mao's beeinflusst. Mao ist der Größte, niemand und schon gar nicht die Kinder zweifeln daran. Allerdings ist bei den Eltern von Jung langsam eine Wandlung sichtbar. Die große Hungersnot von 1959 bis 1962 hat die beiden Funktionäre zum Nachdenken gebracht und besonders der Vater wird immer, hm wie sage ich es, "lockerer"? nein, falsches Wort ... na jedenfalls ist er nicht mehr so streng zu seinen Kindern und lässt ihnen mehr Freiheiten. Es zählt nicht mehr nur die Revolution sondern er wird wieder zugänglicher. Die Kinder allerdings gehen total auf und vergöttern Mao und seine Thesen geradezu. China steht kurz vor der Kulturrevolution und es wird immer grotesker. Politische Machtkämpfe auf Kosten der Bürger ... und mittendrin das junge Mädchen Jung Chang ... ich finde das Buch sehr anstrengend zu lesen, aber die Thematik ist einfach zu interessant, um es wegzulegen.


    Was ist mit den anderen Leserundenteilnehmern? Alle im Urlaub? 8-[:winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Hallo Steffi,


    nein, keine Angst, du liest nicht allein. Ich habe nur den "Radetzkymarsch" auch noch am Lesen. Heute Abend werde ich meine Eindrücke hier aufschreiben. Leider habe ich auf die Frage meines Mannes 'Brauchst du die Zettel auf dem Tisch noch?' mit 'Nein' geantwortet. Jetzt liegen meine Notizen in der Papiertonne. :roll: Da will ich aber auch nicht abtauchen. Aber ich werde mir das Buch zu Hilfe nehmen, gelesen ist ja gelesen. :wink:

  • Wie versprochen nun meine Gedanken. Steffi hat ja schon gute Vorarbeit geleistet.


    "Der große Sprung nach vorn" wird verkündet, alle sind verpflichtet Stahl einzuschmelzen. Alle müssen sich dieser Aufgabe widmen, in Folge dessen kommt es zu einer katastrophalen Hungersnot, weil die erzeugung von Nahrungsmitteln sträflich vernachlässigt wurde. In den Propagandameldungen waren aber alle Pläne erfüllt, sogar weit übererfüllt. Aber Millionen Chinesen sterben.


    Interessant fand ich auch den Machtkampf zwischen Mao und Deng. Ich habe mich an dieser Stelle nur gefragt, ob diese Tatsache im Volk wirklich so bekannt war, oder ob die Familie von Jung Chang nur davon wusste, da sie Kontakte zur Familie von Deng hatten.


    Sehr gut sind auch die mit der Zeit mehr ausgeprägten Zweifel an dem System. Keiner konnte dem Anderen vertrauen. Auch Jung Changs Mutter fand nur selten in ihrem Mann einen Vertrauten. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen im China Mitte des vergangenen Jhd. ist mir immer noch nicht schlüssig. Denn die Theoretiker des Kommunismus sahen doch die Gleichberichtung vor. Aber China hat ja auch auf anderen Gebieten eine eigen Linie verfolgt.


    Die Propagandamaschinerie hat in China natürlich sehr gut gegriffen. Mao brauchte keinen Geheimdienst im Sinne von KGB oder Staatssicherheit. Er ließ sich die Menschen gegenseitig in unvorstellbarem Ausmaß bespitzeln. Diese Maßnahme erweist sich besonders während der Kulturrevolution als wirksam. Ich wusste zwar darüber schon ein wenig Bescheid, aber als ich das in diesem Buch las, war ich wieder erschüttert.


    Ja, und wie konnten die armen Kinder in den kapitalistischen Ländern nur leben, ohne dem großen Mao nahe zu sein. Auf die "revolutionäre Kampfreserve" wurde ein besonderes Auge geworfen, wie in allen sozialistischen/kommunistischen Ländern. Die Jugend ist die Zukunft und die wollte man gegen konterrevolutionäre Einflüsse wappnen.


    Ich lese dieses Buch gern, die geschilderten Zustände finde ich erschreckend und menschenverachtend.

  • Ein bisschen bereue ich gerade, dass ich nicht mitlese.
    Aber ich hätte diese Woche wirklich an meine absoluten Grenzen gehen müssen um hier "mitzuhalten".
    Jetzt bin ich zwar wieder zu Hause, aber 400 Seiten nachholen :-k - ich glaube das müsste ich jetzt echt erzwingen...


    Naja, euch wünsche ich weiter viel viel Spaß - werde auch eifrig eure Beiträge mitlesen und dann bei Gelegenheit selber lesen :loool:


    Feli :flower:


  • Ich lese dieses Buch gern, die geschilderten Zustände finde ich erschreckend und menschenverachtend.


    Gern lese ich es nicht, vielleicht ist aber auch die falsche Zeit. Würde so gern etwas Leichteres lesen ... habe mich aber für die Leserunde entschieden und somit wird fertig gelesen :wink:


    Momentan beschreibt Jung Chang die Roten Brigaden. Kaum vorstellbar, wie junge Menschen (10- bis 20jährige) missbraucht wurden, um die kranke Politik von Mao und seinen Parteigenossen zu vertreten. Erinnert stark an andere Zeiten im zweiten Weltkrieg, als Hitler die Jugend für seine Zwecke missbrauchte. Die Roten Brigaden denunzieren jeden, der ihrer Meinung nach ein Klassenfeind ist. Wer einer sein soll, steht in den Mao-Thesen, die sie täglich lesen und auswendig lernen. Nachbarn denunzieren sich aus alten Rachegelüsten heraus gegenseitig, die Roten Brigaden sorgen "für Ordnung". Brutal, menschenverachtend, erschreckend. Das mittlerweile 15jährige Mädchen Jung Chang steht fassungslos daneben und sagt sich, dass das nicht richtig sein kann. Sie versucht, sich wie es nur geht zu drücken, täuscht Krankheiten vor, um nicht mitzumüssen. Und doch begegnet ihr die Gewalt direkt und sie ist abgestoßen. Ihre Eltern bzw. ihr Vater zuerst sind nun direkt betroffen und stehen auch auf der "Liste". Mit einem Brief an Mao hat der Vater auf die Missstände aufmerksam gemacht und sich damit gegen die Revolution gestellt ... die Mutter ist auf dem Weg zu Mao und versucht, zu retten, was zu retten ist. Alle haben Angst ...


    Noch knapp 300 Seiten, schaffe ich noch, liebe Karthause. Weiß nur noch nicht, ob ich hier im Urlaub posten kann ... ansonsten melde ich mich gleich nach Rückkehr :winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Hallo´Leute!


    Ich bin also auch mal wieder da und wollte mich von dieser Lesenrunde verabschieden.
    Momentan habe ich einfach so viel um die Ohren, dass ich es kaum schaffe das Buch weiterzulesen. Finde es eigentlich schade, da es mir wirklich gefällt und interessant ist.
    Werde die Leserunde aber auf jeden Fall weiter mitverfolgen.


    LG, Räuberin

  • Ich wollte mich auch mal wieder zu Wort melden und mitteilen, dass ich auch noch mitlese, auch wenn ich in der letzten Zeit nicht so sehr dazukam. Irgendwie fesselt mich das Buch auch nicht mehr ganz so sehr wie am Anfang. Ich habe gerade das Kapitel über die Hungersnot beendet.
    Die Zustände, die in dem Buch beschrieben werden sind schon krass, also nicht nur während der Hungersnot, sondern insgesamt. Die ganzen Fälle, in denen Jungs Mutter beobachtet wird, weil sie der Regierung so erscheint, als würde sie die Familie über die Partei stellen, z.B. Ich finde es schon hart genug, dass die Partei an allererster Stelle stehen muss, aber dass quasi alle "Wärme" innerhalb der Familie verboten wird, finde ich doch sehr übertrieben.


    Denn die Theoretiker des Kommunismus sahen doch die Gleichberichtung vor. Aber China hat ja auch auf anderen Gebieten eine eigen Linie verfolgt.


    Ja, das finde ich auch, dass das auf ganzer Linie schiefläuft. Nicht nur, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau nicht klappt, es werden ja auch die Parteifunktionäre gegenüber der "normalen" Bevölkerung auch erheblich bevorzugt. Oder auch das Gefälle zwischen Stadt- und Landbevölkerung während der Hungersnot. Eine Gleichberechtigung habe ich da nirgends gesehen!



    Nun ja, dann werde ich mal ein wenig weiterlesen, um auch mal langsam zu der Zeit zu kommen, wo Jung selbst dann mal älter ist!

    Ich :study: gerade:
    Astrid Lindgren - Los Hermanos Corazón de León
    Donal O'Shea - The Poincaré Conjecture
    Mary Janice Davidson - Undead and Unwed
    Charlotte Link - Die Rosenzüchterin