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  • Nachdem noch niemand etwas zum zweiten Teil gepostet hat, fang ich mal an. Mir gefällt der Erzählstil immer noch sehr gut. Schön fand ich die Geschichte mit dem Kupferteller und Salims Angst, dass er

    . Auch die zweite erzählte Geschichte fand ich sehr schön und auch traurig.



    Bin mal gespannt wie die nächste erzählte Geschichte ist.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Ich habe das siebte Kapitel jetzt auch gelesen und fand hier besonders die zwei unterschiedlichen Geschichten interessant. Sie waren doch ziemlich gegensätzlich. ;) Aber beide waren gut, auch wenn ich bisher immer noch die Geschichte mit den Perlen am besten finde.
    Die Geschichte um Junis war wirklich sehr traurig, vor allem, weil er seine Familie nie wiedergesehen hat. Er hatte nie die Chance, sich bei seinem Vater zu entschuldigen. Das fand ich irgtendwie am schlimmsten. Dass in dem zweiten Sack


    Schön fand ich auch die Aussage, dass die besten Geschichten meistens die sind, die ohne feuerspuckende Drachen und so weiter auskommen. Das finde ich auch. Oft sind die leisen Geschichten die schönsten, die, die auf den ersten Blick nicht wie ein buntes Knallbonbon daherkommen. ;) "Erzähler der Nacht" ist ja zum Beispiel auch so ein Buch: es passiert nichts Besonderes, aber trotzdem hat es einen ganz bestimmten Zauber, der nur durch die Art des Erzählens entsteht.

  • Ich bin gerade mit Salim durch die Stadt geschlendert und war durch die Poesie der Sprache vollends mit in das Geschehen eingetaucht. Die Hektik, der Lärm, die Gerüche - alles war "da" (versteht ihr, wie das meine?).


    Zitat

    Kreuzkümmel, Kardamom und Koriander triumphierten aufdringlich über alle anderen Gewürze, doch immer wieder meldete sich Thymian aus den Bergen Syriens mit nicht überhörbarer Sturheit und tiefer Stimme. Der Zimt flüsterte süßlich und verführerisch zwischendurch, wenn die Herrscher der Gewürze nicht aufpaßten. Nur die Safranblüten verließen sich stumm auf die Verlockung ihrer leuchtendgelben Farbe.


    Ich finde, dass diese Stelle nicht nur das Können von Rafik Schami zeigt, sondern auch dass er ein sehr genauer und guter Beobachter ist.


    LG,
    Casoubon.

  • Casoubon und alle anderen: Ihr postet offensichtlich für das sechste Kapitel schon hier, deswegen habe ich einen meiner Posts aus dem ersten Thread hierher kopiert.


    Zitat

    Ich habe jetzt das sechste Kapitel gelesen und mich dazu entschlossen, dazu noch hier zu posten, auch wenn es zur Hälfte in den anderen Thread gehört.
    An diesem Kapitel hat mir besonders gut gefallen, wie der Autor die Gewürze beschreibt. Gerüche so darzustellen, dass man sie sich beim Lesen wirklich vorstellen kann, empfinde ich als eine Kunst für sich. :)

    Ich finde das vor allem deswegen beeindruckend, weil ich wahrscheinlich bei dieser Fülle von Gewürzen einzelne gar nicht ausmachen könnte.


    Stimme dir, Casoubon, also zu. Diese Beobachtungsgabe, die Schami hier zeigt, ist faszinierend. Das ist sicher eine Textstelle, die mir aus diesem Buch im Gedächtnis bleiben wird! :thumright:

  • Ich bin gerade mit Salim durch die Stadt geschlendert und war durch die Poesie der Sprache vollends mit in das Geschehen eingetaucht. Die Hektik, der Lärm, die Gerüche - alles war "da" (versteht ihr, wie das meine?).


    Ja, genau das finde ich aus so faszinierend. Er transportiert nicht nur das mit Worten, was man sieht, sondern auch das, was all die anderen Sinne anspricht. Unglaublich.
    Lustigerweise habe ich mir auch genau die Stelle, die du gepostet hast, zum posten markiert. Das mit den Gewürzen war einfach sehr grandios! :thumleft:


    Sehr schön erzählt fand ich auch die Geschichten von Tuma, wie er sein Leben als Auswanderer und vor allem Amerika beschreibt. Vor allem, dass seine Freunde die Lüge über Amerika glauben, die Wahrheit jedoch nicht...
    Am schönsten ist jedoch die Beschreibung, wie wertvoll Worte sind


    Zitat von Seite 151, unten


    Ich wußte nicht, wie wertvoll das Wort ist, bis ich in der Fremde stumm wurde. Worte sind unsichtbare Juwelen, die nur die sehen, denen sie entzogen wurden.


    Ich fand diese Sätze dermaßen schön, dass ich sie mir gleich aufgeschrieben habe...wie überhaupt einige Sätze aus dieser Erzählung. bis jetzt gefällt es mir richtig gut :thumleft:

    Was sind wir denn anderes als Narren,
    Motten, die, von der eigenen eingebildeten Helligkeit geblendet
    ins Licht fliegen und dort verbrennen?
    Nichts als Staub auf dem ewigen Rad der Zeit.
    Nichts als Staub.

  • Sehr schön erzählt fand ich auch die Geschichten von Tuma, wie er sein Leben als Auswanderer und vor allem Amerika beschreibt. Vor allem, dass seine Freunde die Lüge über Amerika glauben, die Wahrheit jedoch nicht...

    Die Geschichte fand ich auch sehr schön. Erst hatte ich das Gefühl, dass Amerika dort auch sehr verherrlicht wurde, weil Tuma betonte, wie er mit Leuten aus aller Herren Länder in Kontakt kam und alle diese Menschen friedlich zusammen lebten. Die Toleranz, die Amerika ja oft unterstellt wird, fand ich da sehr in den Vordergrund gestellt, aber dann wurde auch wieder deutlich, dass das zwar einerseits so ist, dass der Preis dafür aber eine Einsamkeit ist, die man aus Arabien nicht kennt. Den Vergleich mit den Gazellen fand ich an der Stelle sehr eindrucksvoll.
    Ein bisschen tat Tuma mir schon leid, als er immer lügen musste, um nicht noch mehr ausgelacht zu werden.

    Bisher hatten irgendwie alle Geschichten etwas mit Einsamkeit und Liebe zu tun. Ich bin schon auf die nächste Geschichte gespannt.

  • Ein bisschen tat Tuma mir schon leid, als er immer lügen musste, um nicht noch mehr ausgelacht zu werden.

    Bisher hatten irgendwie alle Geschichten etwas mit Einsamkeit und Liebe zu tun. Ich bin schon auf die nächste Geschichte gespannt.


    In der Situation tat er mir auch leid. Ich fand es traurig, dass sie ihm immer ausgelacht haben, wenn er die Wahrheit erzählt hat.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Schön fand ich auch die Aussage, dass die besten Geschichten meistens die sind, die ohne feuerspuckende Drachen und so weiter auskommen. Das finde ich auch. Oft sind die leisen Geschichten die schönsten, die, die auf den ersten Blick nicht wie ein buntes Knallbonbon daherkommen. ;) "Erzähler der Nacht" ist ja zum Beispiel auch so ein Buch: es passiert nichts Besonderes, aber trotzdem hat es einen ganz bestimmten Zauber, der nur durch die Art des Erzählens entsteht.


    Diese Aussage fand ich auch schön und ich teile deine Meinung über den Zauber dieses Buches.
    Ich habe jetzt das siebte Kapitel beendet, das mir - wie die anderen Kapitel auch - wieder sehr gut gefiel.
    Schön, dass Junis seine Geschichte erzählt hat, am besten fand ich den Teil mit den Träumen.

    Zitat

    Ein Traum braucht Zeit und Platz. Diese Worte werde ich, solange ich lebe, nicht vergessen.


    Traurig fand ich, dass er seinen Vater und seine Geschwister nie wieder gesehen hat.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich habe jetzt auch das achte Kapitel gelesen.
    Die Geschichte von Tuma hat mir sehr gut gefallen. Traurig, dass seine Freunde ihm nicht geglaubt haben. Verständlich, dass er da enttäuscht war.
    Dieses Buch erinnert mich oft an Ägypten, die Cafès und Basare, das Handeln.
    Die Beschreibung, als er die Jacke in Amerika kaufen wollte hat mir gefallen. Das verdeutlicht sehr die kulturellen Unterschiede. In Amerika/Deutschland geht man in ein Geschäft, probiert etwas an und kauft es. In Ägypten geht man in ein Geschäft, trinkt erst mal einen Tee oder raucht eine Zigarette, unterhält sich mit dem Verkäufer, schaut sich die Waren an, plaudert noch ein bisschen und wenn man sich entschieden hat, handelt man wie der Teufel.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • In Ägypten geht man in ein Geschäft, trinkt erst mal einen Tee oder raucht eine Zigarette, unterhält sich mit dem Verkäufer, schaut sich die Waren an, plaudert noch ein bisschen und wenn man sich entschieden hat, handelt man wie der Teufel.

    Und wenn ich das so lese, dann reagiere ich genauso wie Tumas Freunde auf dessen Geschichte: "Mein Gott, wie kann man nur? Das wäre nichts für mich..." :loool: Das Buch hat echt eine schöne Art, diese Unterschiede deutlich zu machen.

  • Und wenn ich das so lese, dann reagiere ich genauso wie Tumas Freunde auf dessen Geschichte: "Mein Gott, wie kann man nur? Das wäre nichts für mich..." :loool: Das Buch hat echt eine schöne Art, diese Unterschiede deutlich zu machen.


    Auf Dauer fände ich das wohl auch zu anstrengend. Aber als ich das erste Mal in Ägypten war, fand ich es irgendwie schön. Besonders, weil es so ganz anders war und ich es noch gar nicht kannte.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin jetzt im 9. Kapitel angekommen, aber meine Gedanken wandern immer zu der Geschichte von Tuma. Ich glaube nachvollziehen zu können, wie er sich gefühlt hat, da es mir in meinem Umfeld öfter so ging, dass man als Lügner abgestempelt wurde, weil man etwas erlebt/ gesehen hat, was deren Radius überstieg :roll: . Das hat mich als Kind ziemlich verletzt und auch vorsichtig mit dem gemacht, was ich erzählt habe - vielleicht wäre ich heute offener, wenn es diese Erfahrung nicht gegeben hätte (Kinder können so grausam sein!).


    Ich bin total von den Geschichten begeistert und kann gar nicht so richtig erklären, warum :uups: . Hinter ihnen verbirgt sich eine enorme Stärke - mal bringen sie den Leser zum Lachen, mal zum Weinen und fast immer zum Nachdenken über sich selbst.


    LG,
    Casoubon.

  • An der Stelle habe ich mich auch gefragt, wie realistisch dieses Lachen seiner Freunde ist. Tun wir manche Geschichten aus anderen Kulturen auch als "Märchen" oder "Lügen" ab, nur weil wir uns nicht vorstellen können, dass sie stimmen?


    Ich denke, dass wir manchmal auch einfach nicht glauben bei manchen Geschichten und zwar schlicht, weil wir es einfach für unwahrscheinlich halten. Ist doch oft so, was man selbst nicht gesehen hat, glaubt man nicht.


    Ich fand auch die folgende Geschichte von Musa sehr schön. Die Geschicht mit dem König und den 1001 Lügen. Vor allem der Bettler, ich nenne ihn einfach mal so, der dann doch nicht das Geld genommen hat, fand ich einfach genial. Der Hofnarr war auch ganz gut. Schami hat eine sehr schöne Erzählweise. Sie gefällt mir einfach gut.


    Liebe Grüße von der Buechereule :winken:

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    Im Lesesessel


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    (Emily Dickinson)



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  • Vor allem der Bettler, ich nenne ihn einfach mal so, der dann doch nicht das Geld genommen hat, fand ich einfach genial. Der Hofnarr war auch ganz gut. Schami hat eine sehr schöne Erzählweise. Sie gefällt mir einfach gut.


    Die Geschichte fand ich auch ziemlich witzig. Rafik Schami schafft es auf geniale Weise, jedem Charakter allein durch die Beschreibung etwas Besonderes zu geben.


    LG,
    Casoubon.

  • Diese Geschichte habe ich heute auch gelesen und sie hat mir auch sehr gut gefallen. Ich fand es vor allem schön, dass am Ende nicht so eine moralische Keule kam und der Sinn der Geschichte nochmal genannt wurde, sondern dass der König - und damit auch der Leser - so dabei bleiben.
    In der Rahmenhandlung fand ich es sehr lustig, dass der Friseur nur beim Haareschneiden richtig erzählen konnte. Jeder hat so seine Eigenarten, das gibt der Geschichte unglaublich viel. :)

  • Im Gegensatz zu Strandläuferin hätte ich gerne eine "moralische Keule" gehabt. Ich fand es irgendwie nicht so toll, dass er dann einfach so gegangen ist. Aber die Geschichte an sich fand ich gut. Dass er Lügen erzählen muss und dies tut, indem er sagt, wie großzügig und edel der König ist und wie toll er sich um sein Volk kümmert. :thumleft: Dass Musa am besten beim Haareschneiden erzählen kann fand ich auch toll. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt sind diese immer mal wieder auftauchenden politischen Anspielungen und Kritiken, was wahrscheinlich ein Grund dafür ist, dass dieses Buch (oder alle seine Bücher?) nicht ins Arabische übersetzt wurde.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • P.S. Ebenfalls interessant fand ich, dass dick sein ein Zeichen von Reichtum ist.

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    (Jorge Luis Borges)