Seiten 1 - 150: Vater unser in der Hölle

  • Ich habe ja sowohl die gebundene als auch die TB-Ausgabe des Buches und habe mich entschlossen, das TB zu lesen. Die Erstausgabe liegt aber neben mir und ich blättere von Kapitel zu Kapitel mit. Bisher habe ich festgestellt, dass der Prolog in der Neuauflage fehlt, auch haben sich z.T. Kapitelüberschriften geändert. Das beeinflusst jedoch nicht den Inhalt. Ich habe vor nicht mal 1 Stunde begonnen und bin jetzt auf Seite 62. "Stefanie" ist gerade in einer ihr völlig fremden Wohnung aufgewacht und hat versucht, sich zu orientieren. Beim Blick auf das Datum der Tageszeitung ist sie völlig verwirrt, denn statt 1975 steht dort 1993.


    Weiterhin wurde dem Leser inzwischen Nina Temberg vorgestellt - die Therapeutin von Angela Lenz. Sie konnte zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 50 unterschiedliche Persönlichkeiten von Angela Lenz kennenlernen. "Stefanie" ist ihr bisher nur aus den Erzählungen der anderen Personen bekannt.

    Wie schon beim ersten Lesen des Buches bin ich auch dieses Mal wieder von dem Phänomen der MPS völlig fasziniert. Es ist für mich immer wieder erstaunlich und unvorstellbar, welche Mechanismen eine Psyche in Gang setzen kann, um zu überleben.

  • Hallo!


    Wie schon beim ersten Lesen des Buches bin ich auch dieses Mal wieder von dem Phänomen der MPS völlig fasziniert.

    Das bin ich auch! Im Buch brauchte ich eine Zeit, bis ich herausfand, dass es sich schon zu Beginn um die MPS handelt. Die Kapitel habe ich mir vorher gar nicht in der Inhaltsangabe durchgelesen. Ich bin direkt mit dem Vorwort und dem Anfang eingestiegen und war total verwirrt. Das hätte man schon besser lösen können. Dann wären die Schwenks zwischen Stefanie und Angela klarer gewesen und auch mit Nina Temberg. Man kommt zwar drauf, aber man sollte sich auf den Inhalt konzentrieren können und nicht herausfinden müssen, worum es gerade geht.


    Ansonsten kann ich noch nicht viel von einem ersten Eindruck widergeben. Es lässt allerdings der Anfang schon erahnen, was noch Schlimmes auf den Leser zukommen wird und ich wappne mich schon jetzt mit einem Schutzwall, damit ich nicht zu sehr erschüttert sein werde.


    Die Vorworte der einzelnen Traumatatherapeuten, Journalisten, etc. räumen schon vorab mit Skeptikern auf, die das Buch für einen Fake halten oder für übertriebene Panikmache. Sehr gut, finde ich. Spätestens da sollte dann jeder das Buch aus den Händen legen, der sowieso nicht dran glaubt oder mit der nötigen Ernsthaftigkeit ans Lesen geht.

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich habe heute erst mit dem Lesen begonnen...
    ...bin erst beim ersten Kapitel, also bei Die fremde Wohnung.

  • ich wappne mich schon jetzt mit einem Schutzwall, damit ich nicht zu sehr erschüttert sein werde.


    Hui, dies ist meine erste Leserunde, und dann gleich solch ein Buch.... meist mach ich einen großen Bogen um solche Geschichten... Bin sprachlos bei solcher Gewalt, bei solch unmenschlichen Tätlichkeiten, bin übrigens bei Seite 100 und musste jetzt mal ne Pause einlegen, zieht einen ganz schön runter...


    Gleich anfangs fand ich diesen Spruch sehr beeindruckend/erschütternd:


    Gewalt, wie ein Stein, der ins Wasser fällt, zieht Kreise.


    Das Wasser schließt sich wieder, der Stein bleibt in der Tiefe liegen, keiner sieht ihn. Wie wahr!!!


    Bis später


    Grüße von Sandra

  • Gewalt, wie ein Stein, der ins Wasser fällt, zieht Kreise.


    Das Wasser schließt sich wieder, der Stein bleibt in der Tiefe liegen, keiner sieht ihn.


    Ja, das Zitat habe ich mir auch sofort notiert. Es ist einfach zu wahr...

  • Im Buch brauchte ich eine Zeit, bis ich herausfand, dass es sich schon zu Beginn um die MPS handelt. Die Kapitel habe ich mir vorher gar nicht in der Inhaltsangabe durchgelesen. Ich bin direkt mit dem Vorwort und dem Anfang eingestiegen und war total verwirrt. Das hätte man schon besser lösen können. Dann wären die Schwenks zwischen Stefanie und Angela klarer gewesen und auch mit Nina Temberg. Man kommt zwar drauf, aber man sollte sich auf den Inhalt konzentrieren können und nicht herausfinden müssen, worum es gerade geht.


    Du hast recht, das ist wirklich etwas verworren. Als ich das Buch zum ersten mal las, ging es mir ähnlich.


    Ich habe mir zwischendrinne vorgestellt, wie man sich fühlen könnte, wenn man in einen Spiegel sieht und es schaut einen eine völlig unbekannte Person an :shock: !?

  • Ich habe mir zwischendrinne vorgestellt, wie man sich fühlen könnte, wenn man in einen Spiegel sieht und es schaut einen eine völlig unbekannte Person an !?

    Ich habe mir immer wieder vorgestellt, wie schlimm es für einen selbst und auch die Angehörigen sein muss. Niemand weiß jemals, wann sie wer ist? Wie sie reagiert? Ist sie Angela ist ja alles in Ordnung, aber wehe sie ist eine von den zig anderen, rastet aus, gerät in Panik, etc. Meine Güte, das ist sehr deprimierend, finde ich. :cry:


    Das Zitat übrigens fand ich auch sehr treffend und passend - leider... :(

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Ich habe mir immer wieder vorgestellt, wie schlimm es für einen selbst und auch die Angehörigen sein muss. Niemand weiß jemals, wann sie wer ist? Wie sie reagiert?


    Angela ist ja sowohl Ehefrau als auch Mutter. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob im späteren Teil auch die Situation des Ehemannes beschrieben wird :-k ? Ich fände es sehr interessant, zu erfahren, wie er mit seiner Frau umgeht und ob er zu Beginn der Beziehung darüber bescheid wußte? Mal schauen, ob das noch thematisiert wird.


    Ansonsten bin ich immer wieder aufs neue schockiert, welche Folter und Qualen das kleine Mädchen erleiden musste und zu welchen perfiden Dingen Menschen fähig sind! Mir fehlen dafür wirklich die Worte... Die scheinen überhaupt kein Gewissen zu haben. Und wenn man dann noch ahnt, in welchen Kreisen sie sich bewegen...

  • Mir fehlen dafür wirklich die Worte...


    Oh ja, mir auch....
    Ich schwanke ständig zwischen aufhören und weiterlesen, eigentlich sind mir diese ganzen Beschreibungen der Misshandlungen und Folterungen zu arg, zu brutal... Ich glaube, würde ich alleine lesen, ohne euren Rückhalt, hätte ich schon aufgehört, mir geht das einfach zu nah...


    In was für einer Welt leben wir ? Ich bin eh ein sehr harmoniesüchtiger Mensch, Tendenz zur Naivität, möchte immer nur an das Gute im Menschen glauben, so etwas zerrüttelt meine ganze Welt :cry:


    Liebe Grüße von Sandra

  • @ Sandra
    Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, ging es mir ähnlich - ich schwankte auch immer zwischen aufhören und weiterlesen. Zwischendurch musste ich es auch immer mal zur Seite legen, da es mir mitunter zu heftig wurde. Wenn man das Buch zum ersten Mal liest, ist man auch nicht auf dieses Maß an Brutalität vorbereitet.


    Es ist vor allem schwer vorstellbar, dass so etwas tatsächlich geschieht - und genau das macht es für die Täter so einfach! Ich kann mir vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sagen: "Das kann nicht sein - das denken die sich aus". Man sieht es ja anhand der Recherchen, die Nina Temberg zu Beginn der Therapie betrieb.

  • @ Tweetywoman: Echt schwer begreifbar, wieviele "kranke gestörte - mir fallen keine passenden Wörter ein - " Menschen es gibt...... HILFE!!!
    Was ich allerdings gestehen muss, ich arbeite in einem Wohnheim für psychischkranke Menschen, d.h. ich habe täglich mit "Schizophrenie" zu tun. Bis dato hielt ich MPS für "aufgepuscht made in America" . Bringt mich alles sehr durcheinander, aber ich muss gestehen, ich glaube jedes Wort in diesem Buch. Vor allem, glaube ich, hat man als solches Opfer überhaupt keine andere Überlebenschance, als sich in andere Personen zu flüchten, also kann das alles nur wahr sein.................................!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :cry::cry::cry::cry:
    Liebe Grüße

  • Hallo Sandra.


    ich arbeite in einem Wohnheim für psychischkranke Menschen, d.h. ich habe täglich mit "Schizophrenie" zu tun. Bis dato hielt ich MPS für "aufgepuscht made in America"

    Dieser Fall MPS ist einer der Extremsten überhaupt! Zwei sind eigentlich die Regel, auch ein paar mehr sind üblich und vorkommend, aber über fünfzig sind ein absolutes Extrem und zeugen von allergrößter Gewalt, unvorstellbaren Dingen. Was wir so kennen ist da fast schon normal, was die Schizophrenie angeht, die arme Angela bewegt sich in Sphären die für uns kaum vorstellbar sind.


    Oft beim Lesen sage ich mir - nein, dann lieber tot als so viele gespaltene Persönlichkeiten!

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Oft beim Lesen sage ich mir - nein, dann lieber tot als so viele gespaltene Persönlichkeiten!


    Das ist ja das Verrückte: die Betroffenen scheinen darauf überhaupt keinen Einfluss zu haben! Angela hat in Extremsituationen immer wieder neu abgespalten. Suizidgedanken kommen während der unentdeckten MPS scheinbar nicht auf, da die unterschiedlichen Personen nichts von der Existenz der anderen zu wissen scheinen. Oft ist es doch so, dass Menschen den Weg in den Tod wählen, da sie mit bestimmten Situationen nicht mehr zurecht kommen und anderweitig keine Hilfe erfahren. Bei Multiplen ist dies scheinbar nicht so, weil für verschiedene Situationen bestimmte Personen existieren, um es "meistern" zu können...
    Zwar hat ihr Körper reagiert, indem sich Alkoholismus, Magersucht etc. entwickelt haben, aber sie konnte wohl nicht derart reagieren, in dem sie den Tod wählt. Das ist schon unvorstellbar. Genauso, wie die Tatsache, die in dem Buch beschrieben wird, das selbst unterschiedliche Blutgruppen bestehen können - das kann ich nun überhaupt nicht begreifen! Der Körper bleibt doch ein und derselbe :-k ?

  • Hallo Tweetywoman,


    da hast du mich falsch verstanden. ;)


    Die Betroffenen spalten sich ja gerade ab, um überleben zu können, dass ist ihre Strategie, ganz klar, genauso ist es, da hast du Recht. Aber das meinte ich gar nicht. Ich persönlich für mich empfinde beim Lesen, dass "ich" dann lieber tot wäre, als mich so zu spalten. Als Außenstehende empfinde ich es schrecklick und unvorstellbar, so viele Personen zu sein. Natürlich ist es für Betroffene die Chance, weiterleben zu können. 8-[


    Was das mit den Blutgruppen angeht, so ist das schon sehr seltsam, wenn nicht sogar fragwürdig, auch wenn es bewiesen scheint. Alles andere, was so angeführt wurde, kann ich nachvollziehen, wie das unterschiedliche Empfinden, Wohlfühlen, Gesundheit, Krankheit, etc, aber es fließt ja trotz allem nur ein Blutkreislauf mit einer Blutgruppe durch den Menschen, der sich ja nicht organisch, blutmäßig, etc. verfielfältigt... :-k

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • Hallo Tweetywoman,


    da hast du mich falsch verstanden.


    Die Betroffenen spalten sich ja gerade ab, um überleben zu können, dass ist ihre Strategie, ganz klar, genauso ist es, da hast du Recht. Aber das meinte ich gar nicht. Ich persönlich für mich empfinde beim Lesen, dass "ich" dann lieber tot wäre, als mich so zu spalten.


    Ich habe das schon so verstanden, wie Du es geschrieben hast, Tanni. Wahrscheinlich habe ich mich falsch ausgedrückt :-k . Es ist zwar sehr gewagt, aber ich würde behaupten wollen, dass ich auch lieber den Weg in den Tod wählen würde, als derartiges erleben zu müssen. Doch ich habe den Eindruck, dass die Betroffenen darauf keinen Einfluss haben - vielleicht liegt das darin begründet, dass Folter, Misshandlungen und Missbrauch bereits im frühesten Kindesalter beginnen, wo die Strategie des Suizid für die Kleinen nicht denkbar ist. Was will ein Baby oder Kleinstkind tun, wenn es derartiges erlebt? Kann es denken, dass es lieber tot wäre? Also überlebt es irgendwie - im Extremfall durch Spaltung. Wir als "normale" Erwachsene versuchen ja, Extremsituationen durch bestimmte Verhaltensweisen zu bewältigen - für manche ist dann mitunter auch Suizid der einzige Weg. Aber für diejenigen, die von frühester Kindheit an unter MPS leiden, ist die Spaltung der Mittel zum Zweck...

  • Hallo ihr Lieben!
    Ich bin zwar nicht bei der Leserunde, verfolge aber mit großem Interesse die Diskussion.
    Das Buch habe ich früher gelesen, und soweit kann ich mich gut daran erinnern.
    Noch mal lesen, möchte ich mir lieber ersparen. Ihr versteht? :wink:
    Wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich gerne hin und wieder bei euch einklicken. Wenn es unerwünscht ist, sagt es bitte.


    Was die Frage des Suizids betrifft, so denke ich oft, dass es die einzig annehmbare Lösung wäre, aber ich glaube nicht,
    dass ich mit diesem Gedanken Recht habe. Der Mensch ist anscheinend im Stande an noch so unvorstellbare Zustände sich anzupassen.
    Ich finde, dass die Persönlichkeitsspaltung in solchen extremen Situationen, ein geradezu, hervorragendes Mittel zu Selbsterhaltung ist.
    Das mag, vielleicht zu hart klingen, aber ich sehe das so, als eine Möglichkeit des Überlebens.
    Liebe Grüße

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Ich bin leider immer noch nicht viel weiter mit dem Buch. Bin einfach noch mit "Emma" beschäftigt, aber bis morgen werde ich ganz sicher fertig sein mit Emma. Dann halte ich mich ran, um auch noch einige Kommentare abgeben zu können. Durch mein Praktikum in der letzten Woche bin ich sieben Tage nicht zum Lesen gekommen, denn eigentlich wollte ich mit Emma längst fertig sein, um dieses Buch hier anfangen zu können. :uups:

  • Wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich gerne hin und wieder bei euch einklicken. Wenn es unerwünscht ist, sagt es bitte.


    Liebe Emuna, ich kann zwar nur für mich sprechen, aber ich bin mir sicher, den anderen geht es genauso...
    Klick dich ein und sprich mit uns, solch ein Buch ist es wert, darüber zu sprechen, obwohl ich fast zu erschüttert bin, um Riesendiskussionen zu führen.
    Dieses Buch sagt alles, es fehlen einem die Worte und dass du es nicht nochmals lesen möchtest, kann ich zu gut verstehen!
    Viele liebe Grüße von Sandra

  • Ich bin jetzt auf Seite 46, komme gut voran mit dem Buch.


    Für die dreizehnjährige Stefanie muss es sehr verwirrend gewesen sein, nach achtzehn Jahren plötzlich wieder "aufzutauchen", in einer fremden Wohnung, in einen fremden Spiegel zu schauen und eine fremde Person zu sehen. Ich finde das unvorstellbar, selbst wenn ich mir die Situation zehnmal vorstelle, ich glaube ich werde trotzdem nie nachvollziehen können was das für ein Gefühl sein muss.


    Ich werde jetzt weiterlesen... :study: