John Pellam ist als Location Scout auf der Suche nach dem passenden Drehort für den Film "To Sleep in a Shallow Grave", als er und sein Assistent Marty den kleinen Ort Cleary im Bundesstaat New York stoßen. Das verschlafene Nest - und besonders der Friedhof - ist wie geschaffen für den Film. Doch schon bald müssen Pelham und Marty feststellen, daß ihnen die Einwohner nur wenig von der sonst üblichen Neugier entgegenbringen, und auch die ebenso üblichen Versuche, eine Filmrolle zu ergattern, sind eher selten. Dafür wird ihr Wohnmobil mit recht unfreundlichen Graffiti verunziert. Offenkundig will man sie nicht in Cleary haben. Pellam zeigt sich jedoch stur, selbst als er auf offener Straße angefahren wird. Marty hat da weniger Glück - jemand schießt den Tank seines Mietwagens in Brand, und Marty stirbt. Für die Polizei ist es jedoch ein Unfall: Marty hat sich angeblich beim Drogennehmen selbst angesteckt.
Pellam kann und will diese Theorie nicht glauben, und so beschließt er, gegen alle Widerstände in Cleary zu bleiben. Als Lohn für seine Beharrlichkeit wird er zusammen geschlagen, verliert seinen Job und man schiebt ihm Drogen unter. Überhaupt scheint es in Cleary zu viele Drogen zu geben - und im Gegensatz zur allgemeinen Ansicht der Einwohner, sind diese Drogen nicht erst mit dem "sündigen Hollywood" nach Cleary gekommen. Nach und nach gelingt es Pellam, hinter die harmlose Kleinstadtfassade zu schauen und Martys Mörder zur Strecke zu bringen. Ganze nebenbei lernt er auch endlich, sich mit den dunklen Geheimnissen seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
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"Todesstille" ist im Original bereits 1992 unter dem Titel "Shallow Graves" und unter Deavers damaligem Pseudonym "William Jeffries" erschienen. Es ist der erste Band der sogenannten "Location Scout Reihe", zu der inzwischen noch zwei weitere Romane zählen. Deavers Stil hält sich bewußt knapp, eindeutig in der Tradition großer Autoren wie Chandler und Spillane. Mich persönlich hat das Buch jedoch nicht überzeugen können - was sicherlich zum Teil daran liegt, daß das Buch bereits über zehn Jahre alt ist und sich zum einen das Krimigenre in andere Richtungen entwickelt hat und zum anderen inzwischen zu viele Bücher mit ähnlicher Thematik erschienen sind, wobei die Thematik bereits 1992 nicht neu war. Die Distanziertheit und Abgeklärtheit, mit der Pellam seine Umgebung sieht, und die sich in Deavers Schreibstil wiederspiegelt, hatte auf mich leider die Wirkung, daß mir Pellam fremd blieb und ich nicht wirklich mit seinem oder Martys Schicksal "mitfiebern" konnte. Andere Charaktere, besonders die weiblichen, sind einfach zu klischeehaft, um echtes Interesse beim Leser zu wecken. Und auch die Handlung weist zu viele Klischees auf - was bewirkt, daß der Leser praktisch von Anfang an ahnen kann, wer der mörderische Drahtzieher im Hintergrund ist.
Diese Meinung wird natürlich nicht von allen geteilt - die John-Pellam-Romane haben, durchaus berechtigt, eine noch immer wachsende Fangemeinde, und "Todesstille" selbst war für einen Edgar nominiert (allerdings war der Roman da, wie bereits gesagt, auch noch um einiges frischer).