KLR: Teil 1 bis Teil 2

  • Ich bin gerade etwas verwirrt. Also bei der Stelle, wo das Reitturnier ist wo sich Wronskijs Pferd das Rückgrad bricht. Davor hat doch Wronskij sich mit Anna verabredet, dass er sie um 1Uhr besucht, als daraufhin ihr Mann kommt bietet auch sie ihm an die Nacht zu bleiben.
    Ist das bloß ein Vertuschungsversuch gegenüber Alexandrowitschs Begleiter, will sie ihn doch noch unterbewusst, oder will sie eine eindeutige Konfrontation Wronskij mit Alexandrowitsch herbeiführen?
    Und doch ist sie ihrem Mann noch gehorsam, als er sie nach Ende des Reitturniers nach dreimaligen Aufforderns nach Hause führt.


    Und warum reden die ständig französisch? Einerseits ist Alexandrowitsch so gefühllos und ignorant seiner Frau gegenüber, und andererseits redet er in dieser Sprache - die Wronskij benutzt weil es dort keine Schwierigkeiten mit "Sie" und "Du" gibt? Hab ich das richtig verstanden?

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

    Einmal editiert, zuletzt von fensterfisch ()

  • Inzwischen habe ich Kapitel 16 von Teil 2 erreicht. Es ist ja einiges geschehen.


    Empfindet ihr es auch so, dass Lewin noch ausführlicher als die anderen Figuren charakterisiert wird? Ich habe irgendwo gelesen, dass Tolstoi in ihm sein Alter Ego darstellt. Kann das sein?


    Bemerkenswert empfinde ich, wie sehr wir das Leben in Moskau und Petersburg kennenlernen und nur durch die beläufigen Einblicke, die Tolstoi uns gewährt, in der Lage sind, die Unterschiede zum ländlichen Leben Lewins zu erkennen.


    Wronskis Nachstellungen bei Anna sind fast schon unverschämt - ihm scheint ihr Ruf fast egal zu sein. Aber seine Handlung haben immer etwas rührendes, zärtliches (z. B. als er seine Hand küsst, nachdem Anna sie berührte. Schön. 8-[ ).


    Es gibt einen Satz von Alexej Alexandrowitsch im 1. Teil, der meiner Meinung nach sein ganzes Handeln hier in dem 2. Teil zusammenfasst:

    Zitat


    "Du glaubst gar nicht, wie ich an dich gewöhnt bin..."


    Gefühle wie Liebe und Eifersucht sind ihm fremd, aber Zuneigung und das Eingeständnis, dass Anna sein Leben zumindest soweit bereichert, dass sie nicht stört, betrachtet er womöglich noch als Kompliment. ](*,)


    So nach dem Motto: Wenn sie gut für mich ist, muss ich ja auch zu ihrer Zufriedenheit beitragen...


    Leider kann ich euch noch nicht antworten ( fensterfisch + sunnysideup), weil ich noch nicht soweit bin. Aber ich werde mich beim Lesen auf eure Fragestellungen konzentrieren.


    Eine richtige Diskussion haben wir ja leider noch nicht.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • @ fensterfisch
    Ja, ich denke, Anna fragt ihren Mann nur aus Höflichkeit, ob er die Nacht da bleiben möchte. Im Grunde genommen möchte sie das ja auch ganz und garnicht!


    Zitat

    Wie lästig, er wird doch nicht übernachten wollen? dachte sie, und was daraus entstehen konnte, erschien ihr so schrecklch und ekelhaft, daß sie, ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken, den Gästen heiter und strahlend entgegen ging...S. 250


    Sie versucht halt, den Schein der Normalität aufrecht zu halten, wie heißt es so schön: "Des vertrauten Geistes der Lüge und des Betrugs sicher..." (auch S. 250)
    Aber ich finde wie gesagt ihre Gelassenheit echt meisterhaft...ich könnte nicht so cool bleiben..!

  • So, jetzt habe ich auch die ersten beiden Teile fertig gelesen. Leider hinke ich euch nämlich etwas hinterher, aber ich komme zurzeit kaum zum Lesen... :(


    Ich finde es auch erstaunlich wie Anna die Normalität aufrecht erhält... Ich könnte das in dieser Situation nicht. Ich bin echt mal gespannt ob sie das Baby bekommen wird und wie es weitergeht.


    Annas kleiner Sohn tut mir leid, denn er scheint mit dem Verhalten seines Vaters und der Anwesenheits Vronskys nicht zurecht zu kommen! :(


    Lg, Sam

  • Bin nun auch endlich fertig mit Teil 2.
    Kann SamSpade7 nur zustimmen, für Annas Sohn ist das alles eindeutig nicht leicht zu verstehen, wie auch?
    Aber auch Warenka verwirrt mich leicht, so hilfsbereit und alles, aber auch so gleichgültig, alles hinnehmend. Wüsste auch gerne, was ihr Geheimnis ist.

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  • Zitat

    Original von SamSpade7
    So, jetzt habe ich auch die ersten beiden Teile fertig gelesen. Leider hinke ich euch nämlich etwas hinterher, aber ich komme zurzeit kaum zum Lesen...


    Mach dir nichts draus - ich hinke mit und bin erst heute mit Teil 2 fertig geworden.


    Zitat

    Original von fensterfisch
    Und warum reden die ständig französisch?


    Französisch war die Sprache der Zeit - man versuchte sich durch die "kulturelle" Sprache von den Bauern und Ungebildeten abzusetzen. In Deutschland gab es das zur Zeit des Absolutismus und später ja auch.


    Zitat

    Original von fensterfisch
    Aber auch Warenka verwirrt mich leicht, so hilfsbereit und alles, aber auch so gleichgültig, alles hinnehmend. Wüsste auch gerne, was ihr Geheimnis ist.


    Mir kam Warenka auch etwas farblos und selbstvergessen vor. Ob wir ihr nochmal wieder begegnen und erfahren, was genau hinter ihrer Liebschaft von früher steckte? Die Ablehnung ihres Liebsten hat sie sicher zu dem Menschen gemacht, der sie ist.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
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