Jeffrey Deaver
Twisted
Coronet Books (Softcover/2003)
ISBN 0-340-83389-0
419 Seiten
Jeffrey Deaver ist uns ja eigentlich eher als Romanautor geläufig, aber auch er hat – von frühester Jugend an eigentlich – sich in der Königsdisziplin der Kriminalliteratur – der Kurzgeschichte versucht. Dieser Band fasst die wichtigsten seiner Werke aus diesem Bereich seines Schaffens zusammen. Dabei beginnt er nach einem kurzen Vorwort mit der Geschichte „Without Jonatahn“ direkt mit den Freuden und Leiden des Anzeigen-Datings. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes Jonathan trifft sich Marissa Cooper mit einem jungen Mann, den sie bis dahin erst von Briefen und Telefonaten kennt. Das Treffen muss etwas später am Abend stattfinden, das der junge Mann noch etwas zu erledigen hat. Genauer gesagt, jemanden zu erledigen hat. Aber ein kleiner Sexualmord macht sicherlich Appetit auf ein reichhaltiges Abendessen. Die folgenden Geschichten, wie „The Weekender“, „For Services Rendered“, „The Blank Card“ und „Beautiful“ zeigen einige sehr interessante psychologische Verstrickungen, wobei besonders „Beautiful“ eine sehr überraschende Wendung nimmt.
„The Fall Guy“, „Triangle“, „All the World's a Stage” (ja, dies spielt wirklich zu Bill Shakespeares Zeiten und er spielt auch mit) und “Lesser-Included Offense” beschäftigen sich mit Gerichtsprozessen und wie dabei teilweise Gerechtigkeit durch die Hintertür doch noch ihr recht bekommen kann.
„The Christmas Present“ zeigt uns Lincoln Rhyme in – wie zu erwarten – eher unweihnachtlicher Stimmung. Dabei dreht der Plot einige sehr interessante Kurven um die Erwartungen der Leserinnen und Leser, was diese Geschichte zu einem niedlichen Spaß macht – auch wenn man schnell dabei merkt, wie sehr sich die Figuren um Lincoln Rhyme von Charakteren zu Typen verwandelt haben. „Together“, „The Widow of Pine Creek“ und „The Kneeling Soldier“ schließlich zeigen auf, wie schwierig es oft ist, Opfer und Täter auseinander zu halten.
Alle Geschichten sind problemlos den Preis des Buchs wert und zeigen, dass Deaver auch in der Beschränkung der Kurzgeschichte sehr gute Geschichten erzählt, die den Leserinnen und Lesern viel Vergnügen bereiten können.
K.-G. Beck-Ewerhardy