Mal schauen, ob ich diese Woche etwas mehr am Ball bleibe oder wieder am Wochenende hinterhecheln muss
Ihn kann ihn nicht mal eben so in der U-Bahn lesen oder wenn ich Wartezeit zu überbrücken habe. Eigentlich ein großes Kompliment an Dickens.
und was für eines schön, dass Du noch dabei bist
Kurz und gut, ich bin jetzt bei Kapitel 14, werde es wohl schaffen mitzulesen, aber deutlich weniger hier mitschreiben als ursprünglich gedacht.
Aber Du bist auch noch bei uns
denn die Eingewöhnung in die neue Schule fällt ihm dann doch schwerer als gedacht.
Wenn wir mal so alles zusammenzählen, dann hat David mal abgesehen von der harten Zeit in London auch vorher schon keinen Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt bis auf dieses eine fürchterliche Schuljahr. Das war nun auch alles andere als "normal" und davor wurde er nur zu Hause unterrichtet und war extrem isoliert. Kein Wunder, dass er große Defizite im Sozialen hat, wenn es um das normale Miteinander zwischen Kindern geht
Die Handlung wechselt in diesem Kapitel oft hin und her zwischen Davids Gedanken und Gefühlen und der Geschichte um Jack Maldon
Das war mir tatsächlich ein wenig zu viel Wechsel, zumal mich Maldon eher wenig interessiert zur Zeit. Aber ich vermute, dass dieses "Verhältnis" noch eine Rolle spielen wird - auch wenn ich das noch nicht als vollzogenes Verhältnis sehe, dafür ist mir das Mädchen zu schüchtern
Zu dieser Zeit war das wohl eine adäquate Möglichkeit sich von einem unliebsamen Zeitgenossen
zu trennen. Was da passiert ist wird schnell klar, denn Maldon verlässt London mit einem >sherry red ribbon< und wohl auch mit dem Herzen der kleinen Annie im
Gepäck.
Och, manchmal wär das doch auch heute noch praktisch, wenn man so einige Zeitgenossen auf solche Weise dahin schicken könnte, wo der Pfeffer wächst
Agnes, die sich sehr liebevoll und aufopfernd um ihren Vater kümmert, wird von David in folgender Passage sehr einfühlsam aber auch sehr idealisierend beschrieben.
Man mag kaum glauben, dass es solche Menschen gibt. Das ist fast schon zuviel des Guten, oder?
Viel zu viel, aber wieviel davon müssen wir einer verklärenden Erinnerung zuschreiben? Die Geschichte wird ja im Rückblick erzählt und die Erinnerungen werden doch oft schöner dargestellt als sie es wirklich waren. Aus unserer Distanz könnte man es auch als viel zu enge Symbiose sehen und den Vater - einen durchaus sympathischen Menschen - als jemanden, der sich fürchterlich an sein Kind klammert und dieses damit überfordert und auch sozial isoliert.
Die Frage ist, ob wir ihm sein >I don`t love Agnes< so ohne weiteres glauben können.
Er unterscheidet doch immerhin die "Art" der Liebe - er liebt Agnes, aber eben anders als Em'ly. Welche dieser "Lieben" dann eine realistischere ist, erfahren wir bestimmt noch
Kurz gesagt, Leute, ich traue dem Kerlchen nicht.
neeee, ich auch nicht das ist so der Typ Mensch, bei dem ich nur noch "urgh bäh" denken kann, widerlich
So edel kann kein Mensch in diesem Alter sein. Oder hält uns Dickens hier einen Spiegel vor? Wie unreif wir doch sind?
Interessanter Gedanke, ist mir selbst beim lesen gar nicht gekommen. Aber warum nimmt er dann dafür ein Kind? Um uns durch die "reine Kinderseele" den Spiegel noch zu polieren?
Und die arme Annie ist für mich eine unglückliche Gestalt. Sie heiratet auf Druck ihrer Mutter (herrlich, dieser Hut!) den alten Herrn Strong, damit der ihre ganze Familie versorgt.
Annie ist bestimmt das unglückliche Bauernopfer ihrer Mutter, die ich auch für sehr manipulativ halte - aber eigentlich ist es der arme Doctor ja auch. Er steht ja für all die Männer, die nicht nur eine Frau sondern gleich eine ganze Sippschaft geheiratet hat, die nun wie die Kletten an ihm hingen. Da tut er mir schon auch ein wenig leid und ich vermute, dass das früher tatsächlich auch öfter der Fall war. Was meint Ihr?
Ja, da frage ich mich, wird der nun weggeschickt weil er ein Verhältnis mit seiner Kusine Annie hat ?
Eher, weil man Angst hat, dass es noch zu einem Verhältnis kommen könnte. Dabei hab ich das Gefühl, dass hauptsächlich ihm misstraut wird, weniger Annie
aber damals war es wohl als Frau am Allerwichtigsten "versorgt" zu werden.
Jo, denn arbeiten war vielfach nicht möglich - gewisse soziale Stellungen verboten es den Frauen durchaus, arbeiten zu gehen. Sie waren dann abhängig von der Verwandtschaft oder eben den Ehemännern. Wobei hier ja die Mutter die Sippschaft versorgt wissen wollte - evtl. am ehesten sich selbst?
Im Kloster sollen die Mönche doch auch immer beschäftigt sein, entweder mit arbeiten oder mit beten, damit der Satan keine Macht über sie gewinnt. Müßiggang bringt nur auf dumme Gedanken.
und das sollen wir Dir jetzt glauben
Doch, da war die Chance, dass man nicht im Kindbett zu Tode kam viel größer. Das musste einem ja auch etwas wert sein.
und man konnte schneller eine wohlhabende Witwe werden
So, unser David hat also endlich mal wieder eine gute Zeit und scheint glücklich zu sein. Hoffen wir das Beste für ihn und sein weiteres Leben