Beiträge von anyways

    Der siebzehnjährige Isaiah muss hilflos mit ansehen, wie sein großer Bruder vom Fahrer eines Honda Accords überfahren wird. Der Fahrer flüchtet und für Isaiah bricht eine Welt zusammen. Acht Jahre später findet er zufällig auf einem Schrottplatz eben jenen Unfallwagen und stellt fest, dass der Fahrer wohl gezielt einen Anschlag auf Marcus verübt haben muss. Trotz dieses traumatischen Erlebnisses und seinen Abbruch der Schulbildung, steht er mit beiden Beinen im Leben. Ein hartes, entbehrungsreiches Leben erst als Dieb und später als Privatermittler für die eher kleinen Fälle. Seine Klienten sind allesamt nicht vermögend sehen sich aber mit Problemen wie Stalking, Mobbing und auch Diebstahl konfrontiert.



    Als ich das Cover das erste Mal sah, dachte ich eigentlich einen Roman von Don Winslow vorzufinden. Da habe ich mich getäuscht, doch der Sprachstil und die Art des Autors seine „Geschichte“ zu erzählen sind doch irgendwie ähnlich.

    Joe Ide zeichnet nicht das typische Bild von L.A. keine sonnengebräunten Bikinimädchen, keine heißen Schlitten. Nein hier werden die dunklen Seiten gezeigt, die Bandenkriminalität, Drogen- und Spielsucht und zwischendrin Leute die entweder das Eine bekämpfen oder vom Anderen quasi überrollt worden sind.



    Der Schreibstil des Autors ist äußerst kompakt und viele Informationen sind sehr geschickt versteckt und genau aus diesem Grund handelt es sich in meinen Augen nicht um einen Thriller , denn es kommt so gut wie gar kein Spannungsaufbau zustande. Die vielen verschiedenen Zeitsprünge, parallel verlaufenden Handlungen und eine ausufernde Anzahl von Personen verhindern einen Spannungsaufbau komplett. Zunehmend hat mich auch die Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung des I.Q. und der Reflektion durch sein Umfeld gestört. Es wird ständig betont wie klug er doch ist, seine Handlungen lassen darauf aber keinesfalls schließen.


    Ich habe mir tatsächlich wesentlich mehr von diesem Thriller versprochen.

    Vor achtzig Jahren machte sich Alvin von Briest gezwungener Maßen auf den Weg vom preußischen Gut Briest nach Frankreich, um dort Arbeit zu finden und über die Schmach der nicht Berücksichtigung des Erbes seines Vaters hinwegzukommen. Jetzt kämpft sein Enkel Otto von Briest zusammen mit seiner Frau Hermine, seiner Tochter Luisa und seinem Ziehsohn Max ums Überleben des Gutes und ihrer Selbst in der jungen Weimarer Republik. Neben den alten Feinden, wie der Familie Cramm tauchen auch neue auf. Gefährliche Leute die die große Not der Bevölkerung nach dem Ende des ersten Weltkrieges ausnutzen und diese ganz perfide beginnen gegen einen vermeintlichen Feind zu hetzen…


    Diese Trilogie als nur großartig zu bezeichnen wäre untertrieben. Diese Werke müssen erst einmal auf viel dickere Seiten gedruckt werden (ich hatte oft Angst beim umblättern, das ich die eine oder andere Seite einreiße) und dann gehören sie für mich in einen Schuber! Selten hat mich ein Buch und die Geschichte, die es erzählt so unglaublich in seinen Bann gezogen.

    In Vorbereitung auf den dritten Band habe ich den ersten (Der Jahrhundertsturm) in meinem Regal entdeckt und angefangen zu lesen, um mich schon ein bisschen mit den Charakteren vertraut zu machen. „Das Jahrhundertversprechen“ kann man jedoch auch ohne die beiden vorherigen Bücher zu kennen, lesen. Richard Dübell gibt immer wieder Hinweise in erklärende Rückblenden. Was mich sofort in den Bann gezogen hat, ist die unglaubliche Dichte an geschichtlichen Fakten die weit über das politische Leben in der Weimarer Republik hinausgehen. Eine unglaubliche Fleißarbeit. Auf der einen Seite die politischen Wirren der damaligen Zeit für den Leser klar und einfach zu erklären und fast wie nebenbei in die Story einfließen zu lassen haben mich genauso fasziniert, wie die Anfänge des Kinofilms und des Motorsports. Ich bin atemlos mit Max die AVUS langgefahren und habe mich mit Luisa hinter den Filmkulissen rumgedrückt. Mühelos verwebt der Autor Wahrheit mit Fiktion. Was ich ihm jedoch sehr hoch anrechne, ist, das er nicht mit einem erhobenen Zeigefinger dasteht, sondern das Wesen, Leiden, Darben und den Hunger nach Leben der deutschen Bevölkerung so gut zeichnet ohne zu bewerten. Als Leser weiß man auf welche Katastrophe die junge Republik zusteuert. Dübell skizziert sie jedoch so, wie ich sie aus den Erzählungen meiner Großeltern (Überlebende des zweiten Weltkrieges) kenne. Mal ganz davon abgesehen dass er seine Protagonisten auch in den typischen Landesdialekten sprechen lässt. Das erhöht ungemein die Authenzität. Neben dem allseits bekannten berlinerisch kommt unter anderem auch der ostpreußische Dialekt vor. Das hat mich sehr an meine Oma erinnert.

    Zum Schluss möchte ich nur sagen, kommt diese Trilogie in HC mit einem Schuber (so wie sie es verdient hat) bekommt sie einen Ehrenplatz in meinem Regal.

    Ein harmloser Brief der zusammen mit einigem Werbematerial durch den Briefschlitz in Ed’s Haus fällt und plötzlich sind sie wieder da, die Kreidemännchen und mit ihr die Erinnerung an das Jahr 1986.

    Das schicksalhafte Jahr für Eddies Bande bestehend aus Fat Gav, Nicky, Metal Mickey, Hoppo und Eddie. Der Sommer der mit seinen dramatischen Ereignissen die Kinderzeit abrupt beendet. Alles beginnt mit dem Unfall des „Waltzer-Mädchens“ auf dem Rummel und Eddies anschließender Bekanntschaft mit Mr. Halloran, den die Kinder wegen seines albinohaften Aussehens nur den Kreidemann nennen und der ihnen die Vorteile von Geheimschriften mit Kreidemalstiften erklärt. Es endet mit dem Tod eines jungen Mädchens und leider finden die fünf die zerstückelte Leiche im Wald.

    Genau dreißig Jahre später kommt ein Brief mit Kreidemännchen bei Ed an und auch Metal Mickey kündigt sich zum Besuch an. Dabei hatten die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander. Dock Mickey besteht auf ein Treffen und beendet dieses mit den Worten, er wüsste wer das Mädchen im Wald getötet hätte. Ed‘s Neugier ist geweckt und er recherchiert die damaligen Ereignisse.


    Zwei verschiedene Zeitebenen wechseln sich in diesem Thriller ab. Der zwölfjährige Eddie berichtet aus dem Jahr 1986 und der zweiundvierzigjährige Ed erzählt die Ereignisse aus dem Jahr 2016. Dadurch entstehen gezielt hängende Spannungsbögen die das Weiterlesen immer mehr beschleunigen. Ein wirklich gelungenes Debüt dieser Autorin, denn ich konnte als belesener Thrillerfan dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dabei sind es gar keine bluttriefende Gewaltszenen die einen erschaudern lassen, sondern die leisen Töne. Die faszinierende Betrachtungsweise, das aus harmlosen unbedachten Aktionen sich absolute Tragödien abspielen können und man dem Offensichtlichen nie trauen sollte. Man merkt der Autorin an, das sie selbst ein großer Fan von Stephen King ist. Die Beschreibung der Kinderclique erinnert ein wenig an „ES“, jedoch kopiert C.J. Tudor ihr Vorbild nicht. Das ist wirklich kein kleines Kunststück.

    Normalerweise mache ich, resultierend aus zahllosen enttäuschenden Erlebnissen, einen großen Bogen um gehypte Bücher/ Autoren. C.J. Tudor kann ich sehr empfehlen und ich bin auch gespannt auf ihre anderen Bücher.

    Bei der Überprüfung der Pumpenanlage in der stillgelegten Zeche Walsum findet der zuständige Ingenieur eine Leiche. Der Polizist der daraufhin den Fundort inspiziert, erleidet eine Panikattacke, dies veranlasst seinen Kollegen den katholischen Polizeiseelsorger Monsignore Vaals als Beistand hinzuzurufen. Dieser jedoch bricht beim Anblick der mit unzähligen Stichwunden und Honig übergossenen Leiche, mit einem Herzinfarkt zusammen. Nun wird sein Kollege der evangelische Polizeiseelsorger Martin Bauer zur Zeche gerufen. Unterdessen trifft auch Hauptkommissarin Verena Dohr an der Zeche ein und übernimmt die Ermittlungen. Monsignore Vaals kommt im Krankenwagen wieder kurz zu Bewusstsein und flüstert Bauer einen Namen zu. Kannte Vaals den Toten? Bauer macht sich auf die Suche nach den Hintergründen, sehr zum Ärger von Verena, muss sie doch nun Bauers Alleingänge wieder vor ihrem Vorgesetzten rechtfertigen.

    „Tiefer denn die Hölle“ ist ein Krimi mit sehr viel Lokalkolorit. Die seit Jahrhunderten durch den Bergbau geprägte und veränderte Landschaft wird genauso detailliert beschrieben wie der gesellschaftliche Einschnitt nach dem Ende des Bergbaus. Ein Krimi der mit einem stetigen Spannungsaufbau punkten kann.

    Und doch konnte er mich nicht so ganz überzeugen. Zum einen lag es an der Charakterisierung der Protagonisten und sonstigen Akteure. Der ständige Geschlechterkampf in einer Kommissariat mit den dazugehörigen Intrigen war deutlich zu ausufernd. Die familiären Verhältnisse des Martin Bauers hatten für mich auch einen unglaubwürdigen Beigeschmack und es gab einige Stellen die für mich ebenso unwahrscheinlich waren, wo das Autorenduo zu sehr übertrieben hat. Das fängt schon bei der Szene in der Zeche Walsum an. Warum wird bei einer Panikattacke ein Seelsorger gerufen? Das erscheint mir trotz der Erklärung die die Autoren geben nicht sinnvoll. Des Weiteren ist der Raub aus dem Krankenhaus ebenso unlogisch, der bedarf nämlich erheblich mehr Aufwand, Umsatz und Material, und ist von einer Person allein nicht in zehn Minuten zu schaffen. Auch macht das Autorenduo wieder den eklatanten Fehler zu behaupten, die Oberschwester auf Station angetroffen zu haben, die auch noch explizit zu dem Patienten Auskunft geben konnte. Nochmal zum Verständnis, einer Oberschwester, (neudeutsch: Pflegedienstleitung) unterstehen mehrere Stationen und Pflegerische Bereiche, sie hat in erster Linie Verwaltungstechnische Aufgaben zu erledigen. Ihr unterstehen mehrere Stationsleitungen (früher „Öse“ aus dem Wort Stationöse abgeleitet) inklusive deren pflegerisches Personal. Ihre Vorgesetzte ist die/der Pflegedienstleiter/in, der alle Oberschwestern/-pfleger unterstehen. Martin Bauer kann also an einem Freitagabend weder die Oberschwester noch die Stationsleitung (denn die ist in der Regel auch nur bis zum Nachmittag da) angetroffen haben. Wahrscheinlicher ist es, das hier die diensthabende und schichtleitende Schwester gemeint gewesen ist. Klingt zwar nicht so schön wie Oberschwester würde aber der Realität entsprechen. Schon zur Zeiten der „Schwarzwaldklinik“ wurde dieser Unsinn verbreitet (in den Achtzigern war der Pflegeschlüssel allerdings höher. Eine Oberschwester hatte „nur“ das pflegerische Personal einer einzigen Fachabteilung/Klinik zu betreuen und ging einmal wöchentlich zur Chefarztvisite mit.). Ganz zum Schluss ist mir als Leserin auch nicht erklärt worden warum der Täter seine Opfer mit diesen Unmengen an Honig überschüttet hat.

    Gefallen hat mir jedoch, dass die Autoren Wert darauf gelegt haben mal ein „weißes“ Schaf der katholischen Kirche zu präsentieren. Ganz berührend fand ich auch die Tagebuchaufzeichnungen des Mädchens im Umgang mit dem Suizid ihrer Mutter.

    Fazit: Ein solider Krimi, mit einem abscheulichen Verbrechen das noch über Generationen nachwirkt und einigen fachspezifischen Schwächen.

    Im Spreewald droht eine jahrzehntelange Familienfehde erneut zu eskalieren. Vor 25 Jahren geschah schon einmal ein Unglück, hinter vorgehaltener Hand munkelt man auch von einem Mord. Jetzt wird ein weiterer Spross eines der Clans tätlich angegriffen. Zufällig weilen Klaudia und ihr Team von der Kripo Lübben gerade bei der Mutter des Opfers, anlässlich eines Teamtages. Fast erleichtert bietet sich Klaudia an die Mutter zum Krankenhaus nach Cottbus zu fahren. Sowohl bei Mutter und Sohn hat sie das Gefühl das Beide lügen. Warum kann sie sich allerdings nicht erklären. Es gibt aber in Lübben jemanden der viele Geheimnisse aus dem Spreewald kennt. Schiebschick der alte Fährmann, das Spreewaldlexikon auf zwei Beinen, wie Klaudia ihn liebevoll nennt. Den lädt sie aus diesem Grund auch auf ein Bier ein. Doch Schiebschick gibt sich recht einsilbig und kurz darauf geschieht ein Mord. Mit der Ruhe im Spreewald ist es erst einmal vorbei.

    Christiane Dieckerhoff hat in ihren beiden vorherigen Büchern sehr interessante und auch ungewöhnliche Mordserien thematisiert. Der neue Fall um eine alte Familienfehde versprach eine ebensolche packende Handlung. Ganz so kommt diese jedoch an die vorherigen Bücher nicht heran. Vieles bleibt im Ungewissen denn alle Beteiligten schweigen oder lügen, erschwerend kommt hinzu, dass die Verwandtschaftsverhältnisse für einen Außenstehenden schwer zu durchschauen sind. Das hat die Autorin recht authentisch rübergebracht. Der Spannungsaufbau ist für den Leser dadurch jedoch recht gering. Gefallen hat mir das die Autorin mehr den Fokus auf den Fall und die herbstliche Szenerie im Spreewald legt. Kommissarin Klaudia agiert weniger im privaten Umfeld sondern ist durch den Ausfall ihres Partners gezwungen, sich ganz auf die Ermittlungen zu konzentrieren und die haben es wegen der schon erwähnten teilweise sehr undurchsichtigen Familienverhältnisse in sich. Oft genug muss Kommissar Zufall herhalten.

    Wenn mich auch der neue Fall nicht ganz so überzeugen konnte, bin ich doch begeistert, wie die Autorin diese recht eigentümliche Landschaft im Spreewald beschreibt. Da ich die Gegend um Lübben schon kennenlernen durfte, waren die Schilderungen dieses, auf mich immer sehr entspannend wirkenden Landstriches, wie ein kleiner Urlaub vom Alltag. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich unter der Brücke auf dem Cover schon durchgefahren bin ;).

    Oxycodon, ohne geht es für die Ermittlerin bei der irischen Polizei in Sligo, Emma Vaughan schon seit Jahren nicht mehr. Seit dem verhängnisvollen Unfall vor zehn Jahren. Auch wenn sie die Tabletten in der Regel verschrieben bekommt, ist es ihrem Chef, Superintendent Paul Murrey, ein Dorn im Auge und er ordnet für Emma eine ärztliche Untersuchung an, die leider auch ein Drogenscreening beinhaltet. Also fährt Emma ins Sligo General und lässt sich untersuchen. Der Mann ihrer besten Freundin, Dr. Michael McCaffrey sieht sie dort zufällig und bittet sie um ein Gespräch. Anscheinend sind seit Weihnachten mehrere Patienten mit sehr guten Überlebensperspektiven plötzlich und unerwartet an einem Herzanfall verstorben. Die Häufung dieser Todesursache verunsichert McCaffrey und er bittet Emma der Sache mal nachzugehen. In der kleinen irischen Stadt Sligo gibt es eigentlich kein spezielles Mordermittlerteam, Murray hat jedoch eine eigene Elitegruppe gegründet, die Serious Crime Unit, die er gerne bei gewaltsamen Toden einsetzt. Emma wurde nach ihrem letzten Fall, der noch immer ungeklärt ist, aus diesem Team verbannt. Mit ihrem neuen Verdacht beordert sie Murrey jedoch ganz schnell wieder zurück.


    Babara Bierach lässt ihre Protagonistin nicht nur im Fall eines „Todesengel“ ermitteln, sondern spannt auch den Bogen zum ersten Fall und bringt die dunkle irische Vergangenheit und die Schreckensherrschaft der IRA mit ins Spiel. Das alles unter einen Hut zu bringen ist ihr jedoch nicht sehr gut gelungen. Eine stark unter Opioide stehende Ermittlerin ist per se schon nicht recht arbeitstauglich. Die Ausfallerscheinungen und Nebenwirkungen spürt man bei der Ermittlerin jedoch kaum. Das ist nicht so ganz nachvollziehbar. Auch das die gesamten Krankenunterlagen direkt zum Vorgesetzten geschickt werden halte ich selbst in Irland für ausgeschlossen. Den Hinweis dass die Ermittlerin drogenabhängig ist kann schon weitergeleitet werden, müsste jedoch eine sofortige Suspendierung nachziehen. Der Fall des Todesengels war für mich persönlich auch zu schnell klar, weil es einfach viel zu viele Hinweise gibt. Dann gibt es noch einen Griff in die Asservatenkammer, nächtliche Besuche ehemaliger IRA-Mitglieder, jede Menge Geld und aus allen keine schlussreichen Konsequenzen. Das für mich spannendste an diesem Buch war lediglich die Aufarbeitung des ersten Falles vom vorherigen Buch. Dieser Erzählstrang war durchaus interessant und fesselnd.

    Wie kann man Jemanden lieben und gleichzeitig Abgrundtief hassen? Das Leben von Sam und Hannah wird durch eine entsetzliche Tragödie schmerzlich verändert. Ihr eigener Sohn, den sie innig liebten, ist bei einem Amoklauf, den er selbst verursachte, ums Leben gekommen. Fassungslosigkeit über diese Tat und gleichzeitig Trauer über den Verlust des Sohnes müssen nun verarbeitet werden. Doch sie können es nicht gemeinsam. Fast über Nacht verlieren sie den Halt zueinander und dann kommen noch die ausgesprochenen und unausgesprochenen Vorwürfe des Umfeldes hinzu. Hannah zieht sich nach einem Selbstmordversuch komplett zurück und Sam lässt sich daraufhin von seinem Freund Daniel überreden ein paar Wochen in dessen Ferienhaus in Schottland zu verbringen. Nachdem ihn der Schulrat dann auch noch freistellt, weil Sam in den Augen der Eltern seiner Schüler nicht mehr geeignet ist als Lehrer, er außerdem keine Ruhe mehr vor der Journalistenmeute, die ihn Tag für Tag vor seinem Haus auflauert, hat, nimmt Sam das Angebot an. Mit seinem alten Motorrad macht er sich auf den Weg von der Schweiz nach Walisien.




    Für einen (Liebes)Roman ist der Einstieg wirklich äußerst traumatisch. Das birgt mitunter die Gefahr, dieser Tragödie entweder zu viel oder zu wenig Raum und Tiefe innerhalb der Geschichte zu geben. Ich kann jetzt auch im Nachhinein nicht beurteilen ob es der Autorin wirklich gelungen ist, durch

    einen etwas distanzierten Sprachstil gelingt es ihr jedoch das Ausmaß der Tragödie zu beschreiben, den Leser dadurch aber nicht zu überfordern. Das hat mir recht gut gefallen.

    Obwohl erst Sam viel Platz eingeräumt wird seine Geschichte zu erzählen, kommt auch im späteren Verlauf Hannah dazu ihre Sicht darzustellen. Das schien mir recht gut gelungen obwohl ich finde das Alexandra Zöbeli ihr Augenmerk etwas zu sehr auf die „verständnisvollen“ (Muster)Männer legt. Aber vielleicht darf man sich in einem Roman die(Traum) Männer ja auch schönschreiben. Alles in allem muss man der Realität jedoch ins Auge schauen, den Verarbeitungsprozess, den die beiden Protagonisten hier durchleben ist von der Tragödie an sich und einem Selbstmordversuch mal abgesehen, doch allzu optimistisch und eher eine Wunschvorstellung.

    Trotz meiner Anmerkungen bin ich recht gut unterhalten worden. Die Autorin pflegt einen einfachen, aber schönen Schreibstil der nicht unbedingt viel Spannung aufbaut, jedoch viel über die wunderschöne Gegend rund um Wales preisgibt und trotz aller Widrigkeiten Optimismus versprüht. Das passende Buch eigentlich zum Abschalten, wenn ich mich nicht immer wieder selbst an die Tragödie erinnert hätte. Zum Glück gibt die Autorin am Ende des Buches noch ein paar Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses Romans. Da ich diese sehr gut nachvollziehen konnte, kann ich mit diesem Wissen sagen, dass ich mich gut unterhalten fühlte.

    Frankie Sheehan, Detective im Dubliner Police Department hat eine vierjährige Ausbildung zur Kriminaltechnikerin und Profilerin gemacht, 15 Jahre ist sie stetig die Karriereleiter bis zum Detective hochgeklettert und vor zwei Jahren dann zum Detective Chief Super, doch ihr letzter Fall wäre für sie fast tödlich ausgegangen. Nach mehrmonatiger Pause steht sie jetzt wieder vor einem Tatort. Eigentlich möchte ihr Vorgesetzter ihr die Leitung in dieser Ermittlung nicht zumuten, doch auch bei der Dubliner Polizei herrscht Personalmangel, und so übergibt er zähneknirschend Frankie den Fall.

    Eleanor Costello, angesehene Wissenschaftlerin wird erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden. Ein Nachbar der sie seit mehreren Tagen nicht gesehen hat, hat die Polizei verständigt. Zuerst sieht alles nach einem Selbstmorde aus, doch schon während der Tatortbesichtigung wird klar, das Eleanor niemals ohne Hilfestellung die Selbsttötung hätte vollziehen können. Während der Recherchen zum bisherigen Lebenslauf der Wissenschaftlerin treten doch einige Absonderlichkeiten zu Tage und dann geschieht ein weiterer Mord.


    „Zu nah“ hat einiges Potenzial für einen spannenden Thriller, doch leider sprang der Funke bei mir nicht über. Das liegt für meine Empfindungen zuallererst am Schreibstil der Autorin. Sie wählte, die für dieses Genre gar nicht so untypische Version der Ich-Form. Eigentlich ist man da als Leser mitten im Geschehen, „sieht“ man doch alles durch die Augen der Protagonistin. Hier ist jedoch das Gegenteil der Fall, seltsam distanziert (manchmal auch kopfschüttelnd wegen ihrer unlogischen Übersprunghandlungen) folgt man der Ermittlerin. Frankie wird mit einer ordentlichen beruflichen Laufbahn ausgestattet, sie verhält sich aber wie der einsame Wolf, der keinen Wert auf Teamarbeit legt. Da erscheint es mir unlogisch das sie es zum Detective Chief Super geschafft haben soll. Auch sämtliche Teammitglieder bleiben seltsam farblos. Was mich aber am meisten störte war die seltsame Verbindung die Frankie zu der Ermordeten fast krampfhaft herzustellen versuchte und die ständige Erwähnung von Budgetkürzungen. Gerade letzteres wird von der Autorin zum Ende des Buches ständig erwähnt, da soll der Fall sogar abgeschlossen werden obwohl es noch viel zu früh ist und längst nicht alle Spuren erkaltet sind. Somit war aus meiner Sicht gar kein Spannungsaufbau möglich. Wie gesagt „zu nah“ bietet einiges Potenzial, mich konnte es gar nicht überzeugen.

    Am 4. September 1985 kommt das Ehepaar Humphrey und Linda Murray aus Rotherham in England, bei einem Hausbrand ums Leben. Dieser tragischen Geschichte wohnt ein Mysterium bei, denn alles Hab und Gut der Eheleute verbrannte, bis auf ein völlig unbeschädigtes Ölgemälde, welches sich im Keller befand, da wo das Feuer laut der Feuerwehr ausbrach.

    Gordon McBane nimmt sich in seinem Thriller des Mysteriums der weinenden Kinder von Bragolin an. Tatsächlich beruhen diese Geschehnisse auf wahren Begebenheiten. Es kam in den achtziger Jahren, vorwiegend in England zu einer regelrechten Brandepidemie, über 40 Fälle wurden registriert. Allen Hausbränden war gemeinsam, das sie zerstörerisch waren nur jeweils ein Gegenstand wurde verschont. Ein Ölgemälde eines Malers, dessen wahre Identität bis heute nicht restlos geklärt ist. Über sechzig Bilder von weinenden Kindern soll „Bragolin“ angefertigt haben, ein Großteil wird mit den verheerenden Hausbränden in Verbindung gebracht.

    An die Entdeckung dieses Mysteriums und den real existierenden Bericht aus der „SUN“ knüpft der Autor an und konstruiert seinen Thriller. Dazu schickt er seinen Protagonisten Dr. George Mallory, Dozent für Psychologie und Parapsychologie an der Universität von Virginia, auf Einladung einer Museumskuratorin nach Venedig. Eben jene alte Dame hat es sich zum Ziel gesetzt sämtliche Bilder Bragolins zu sammeln und in ihrem Museum auszustellen. Ebenso möchte sie die Herkunft der Bilder und die Identität des Malers restlos klären. George soll in seiner Eigenschaft als Parapsychologe das dunkle Geheimnis erforschen. Es fehlen jedoch noch zwei Bilder. Das Portrait eines Jungen und eines Mädchens von denen man annimmt dass sie Geschwister sind. George ist fasziniert und beginnt mit seinen Ermittlungen.


    Meine Meinung:

    Von den ersten 300 bis 350 Seiten war ich restlos fasziniert. Nicht nur wegen der Spannung die der Autor zu erzeugen vermag, sondern vielleicht auch, dass vieles auf Tatsachen beruht. Das ist schon mächtig gruselig. Ich bin diesen Seiten atemlos gefolgt und habe nebenbei viel parallel recherchiert und kann bestätigen dass der Autor sich akribisch mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und für uns Leser wirklich spannend kompakt verpackt hat. In dem Moment wo McBane allerdings das Gebiet der nachweisbaren Fakten verlässt endet auch abrupt die Spannung und alles was ich vorher als angenehm empfand, hier diesbezüglich seinen recht ausschweifenden Schreibstil und seine oft weit ausholenden fantasievollen Beschreibungen von Landschaft und Leuten, wirkten auf einmal ermüdend weil sie für meinen Geschmack die Geschichte übertrieben lang werden ließen. Alles kam mir irgendwie disharmonisch vor. Was mich jedoch nach einiger Zeit richtig störte, war sein fast inflationäres bedienen im Fundus der Rhetorischen Stilmittel. Ein Beispiel hierzu: „Es wollte Ihre Augen?“ fragte Dr. Verlmonte hypertonisch. Also hysterisch oder schrill hätte ich verstanden, hypertonisch ist wirklich eine solche Übertreibung die mich zum Kopfschütteln veranlasste. Ich habe mich jedoch weiter tapfer durch die restlichen 400 Seiten gequält, nur um festzustellen, dass der erste Teil sang und klanglos endet. Ich nehme jetzt also an das McBane diese Geschichte auf weiteren 1400 Seiten zerredet. Das ist wirklich schade.

    Endlich können die Arbeiten am Emsspeerwerk nach über einem Jahr wieder aufgenommen werden. Die Gegner, allesamt Anhänger verschiedenster Organisationen der Ökofraktion, haben das Nachsehen. Der wirklich
    unausstehliche Unternehmer, Tadeus de Vries will seinen Erfolg mit ordentlich Bier feiern, 24 Stunden später liegt er in einer zugenagelten Kiste in einer Baugrube des Riesenprojektes. Der erste große Fall für
    den frisch zugezogenen Kriminalhauptkommissar Stephan Möllenkamp und ungewollt bekommt er Unterstützung von einer Lokalreporterin.



    In zwei großen Erzählsträngen die sich stetig abwechseln, liefert Heike van Hoorn die Motive die zum gewaltsamen Abbleben des Tadeus de Vries auf der einen Seite und auf der anderen Seite wird der Mord an
    ihm aufgeklärt. Leider leidet darunter die Spannung enorm. Fand ich den ersten Erzählstrang deutlich interessant, viel mir die Verfolgung der Ermittlungsarbeit doch deutlich schwerer. Die vollmundige Ankündigung
    eines neuen Dreamteams kann ich so nicht bestätigen. Weder agieren die Lokalreporterin und der Kommissar wirklich miteinander, sondern jeder für sich, dazu kommt, das für mein Empfinden wirklich zu viel Wert auf
    „Kommissar Zufall“ gelegt wird. Auch das eigentliche Team um den Kommissar scheint irgendwie nicht an einem Strang zu ziehen, jeder ist dort Einzelkämpfer. Als dann auch noch Maike, die Frau des Kommissar
    Möllenkamp anfängt mit zu ermitteln empfand ich dies deutlich als zu viel des Guten.


    Eigentlich liebe ich Regionalkrimis, weil sie in der Regel die Eigenarten ihrer Bewohner so herrlich erfrischend zeichnen und natürlich die landschaftlichen Reize für mich immer sehr interessant sind. Dies
    gelingt der Autorin wirklich gut und stimmte mich einigermaßen versöhnlich. Sie flicht auch genügend Plattdüütsch ein um die Originalität zu unterstreichen. Warum die Fußnoten allerdings am Ende des Buches und nicht wie üblich am Ende einer Seite auftauchen verstehe ich nicht. Wer blättert bei einem ebook schon ganz nach hinten. Wirklich schade.

    Schon vor hundert Jahren waren die Straßen von L.A. mit gescheiterten Schauspielerkarrieren gut gepflastert. Hollywood hat sich innerhalb von nur 10 Jahren auf den Weg gemacht die, Filmhauptstadt der ganzen Welt zu
    werden. Das lockt unzählige junge Einheimische und Auswanderer in die Stadt. Der deutsche Einwanderer Hardy Engel, ehemaliger Polizist und Soldat, ist da keine Ausnahme. Also überbrückt er seine fehlenden
    Engagements mit einer eigenen Detektei. Angestellte und ein Büro gibt es natürlich nicht, sein kleines Ein-Zimmer-Appartement muss für alles herhalten und dann erhält er seinen ersten Auftrag. Die wunderschöne
    Pepper Murphy, ebenfalls angehende Schauspielerin, engagiert ihn um ihre verschwundene Freundin Virginia Rappe zu finden. Seine erste kleine Spur führt ihn zur derzeit größten Filmgesellschaft in Hollywood, der
    Famous Players-Lasky, hier hatte die Verschwundene ihr letztes Casting. Der dortige Sicherheitschef Fritz Roth ist ein ebenso gestrandeter deutscher Schauspieler wie Hardy. Umso leichter fällt es ihm deshalb,
    Fritz einen kleinen Gefallen zu tun. Nichts ahnend schliddert Hardy in den ersten großen und schmutzigen Skandal der noch jungen Filmbranche.



    Selten gehe ich auf die äußere Erscheinung eines Buches ein. Dieses Mal ist es mir hingegen eine Freude darüber zu berichten. Warum? Ganz einfach dieses Buch repräsentiert für mich eine (hoffentlich nicht) fast
    vergangene Ära. Es ist ein Hardcover mit Lesebändchen und goldenen Lettern und auch die schwarz weiß Gestaltung des Buchumschlages wirken edel. Leider sieht man das viel zu wenig. Es war mir ein Genuss es in
    den Händen zu halten.



    Christoph Weigold lässt die Ära der Stummfilmzeit wieder auferstehen, fernab jeder romantisierten Vorstellung davon. Anders als die europäischen Filmschaffenden, die sich zu dieser Zeit dem
    kunstvollen Film mit avantgardistischen und expressionistischen Einflüssen widmeten, hatten die Amerikaner die Filmemacherei als hochwirtschaftlichen Industriezweig gesehen und unheimlich viele Filme,
    vor allen Dingen Slapstick Komödien produziert. Das blieb für viele Stars und Starlets nicht ohne Folgen. Ein immenses Arbeitspensum wurde mit einer Hemmungslosigkeit im Privatleben kompensiert. Trotz
    Prohibition floss der Alkohol in Strömen und sämtliche härtere Drogen fanden ihren Weg auf die vielen wilden Partys.


    Mittendrin lässt der Autor seinen Protagonisten Hardy in dieser Alptraumfabrik in einem der größten Skandale ermitteln. Der Tod der Virginia Rappe gilt auch heute noch als ungeklärt. Der Verdächtige
    Roscoe „Fatty“ Arbuckle, einer der größten Stars Hollywoods, soll sie mit einer Gin Flasche vergewaltigt haben. Wenige Tage später verstarb sie an den Folgen. Nach drei Prozessen konnte Fattys Schuld nicht
    geklärt werden sein Ruf und seine Karriere jedoch waren für immer zerstört.



    Hardy, der Kriegsveteran und verkappter Schauspieler geht etwas unbeholfen an die Ermittlungen heran. Das verleiht ihm zwar eine gewisse Glaubhaftigkeit, manchmal ging mir seine Naivität allerdings gegen den
    Strich, denn als ehemaliger Polizist müsste man doch über eine gewisse berufliche Erfahrung verfügen, die das Schlimmste verhindern sollte. Sehr gefallen haben mir hingegen die Skizzierungen der realen und
    fiktiven Personen in diesem spannenden Roman. Mit einer Leichtigkeit werden die vielen damaligen Größen charakterisiert, ohne dass es aufgesetzt wirkt.



    „Der Mann der nicht mitspielt“ ist geschichtlich in den goldenen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt, Parallelen zur heutigen Zeit lassen sich durchaus heute finden, verfolgt man die
    Enthüllungen der letzten Zeit.

    Von anyways







    Nach jahrelanger Forschungsarbeit am limbischen System, dem sogenannte Reptiliengehirn, das verantwortlich ist für die Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen, ist es dem Hirnforscher Tom Jennings
    gelungen auch ererbte Erinnerungen sichtbar zu machen und sie wie einen Film darzustellen. So ist es ihm sogar gelungen Jack the Ripper zu identifizieren. Jetzt steht er allerdings vor zwei großen Problemen.
    Wegen eines schwebenden Patenrechtsstreits sieht sich die Universität als sein Arbeitgeber gezwungen, seine Forschungen auf Eis zu legen, auf der anderen Seite bedrängt ihn eine nationale Größe im Showbusiness
    genau diese Forschung weiterzuführen, dafür muss er nur seine Rechte an der Forschung an jenen etwas zwielichtigen Zeitgenossen abtreten und das wo ihm gerade offenbart wurde, das eine direkte Nachfahrin des Pontius
    Pilatus lebt. Könnte man sogar Erinnerungen an den Messias erhalten?


    Bernd Roßbach entwickelt in seinem Mysterythriller ein paar wirklich sehr interessante Thesen. Was wäre wenn man Erinnerung bildlich darstellen könnte um mit ihnen vielleicht auf Ahnenforschung zu gehen
    oder ungeklärte Mordfälle zu lösen? Für die Wirtschaft sicher interessanter ist allerdings die Möglichkeit den Konsumenten allein durch seine Wunschvorstellung mit der entsprechenden Ware zu beliefern.
    Dieser Punkt hat für mich einen kleinen Haken, wie will der potenzielle Käufer seine Wünsche finanzieren?


    Bis auf den Prolog, ist das erste Drittel des Buches relativ ruhig gehalten, hier legt der Autor viel Wert darauf den Leser seine doch ganz enorme Rechercheleistung zu demonstrieren ohne das es wirklich
    langweilig wird. Ein ganz geschickter und lebendiger Sprachstil tragen dazu bei. Nach diesem ersten Teil in dem sehr anschaulich die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung präsentiert und die Abgründe des
    Showgeschäfts sehr deutlich werden, nimmt der Thriller deutlich an Fahrt auf. Immer mehr Gegenspieler betreten die Bühne und der Protagonist wird durch halb Europa gejagt. Zum Ende hin hätte ich mir persönlich von
    dem Autor ein klein wenig mehr Mut gewünscht. Das liegt aber rein subjektiv an meiner Einstellung zur Religion.



    Fazit: Ein unglaublich spannender und zum Ende hin temporeicher Thriller, dessen Seiten man förmlich verschlingt.

    Hollywoodglanz in Fjällback. Die gefeierte Schauspielerin Marie Wall weilt für ihr neuestes Filmprojekt über die Einzigartige Ingrid Bergmann in ihrem Heimatort, wohl wissend das ihre Rückkehr auch ihre dunkle Vergangenheit wieder ans Licht bringen wird. Vor über dreißig Jahren stand die damals Dreizehnjährige, zusammen mit ihrer Freundin Helen im Verdacht, die vierjährige Stella ermordet zu haben. Auch Erica Falck
    widmet sich in ihrem neuen Buch dieser Tragödie. Noch während ihrer ausgiebigen Recherche, verschwindet die kleine Linnea und wird wenig später von einem Suchtrupp tot aufgefunden. Wiederholen sich jetzt die
    Ereignisse von damals? Für Ericas Mann, Patrick Hellström und sein Team beginnt eine intensive Ermittlungsarbeit. Seine ersten Verdächtigen sind demzufolge auch Marie und Helen, gerade da Letztere in Sichtweite
    zum Elternhaus der kleinen Nea wohnt.



    Vorneweg muss ich mit einer kleinen Kritik beginnen, ein Fehler für den ich der Autorin keineswegs die Schuld gebe und es deshalb auch keinen Einfluss auf die Bewertung hat, es ärgert mich bloß sehr.


    Im Klappentext steht u.a. folgendes: „Und plötzlich reden alle von der Eishexe. Dem bodenständigen Hauptkommissar Patrik Hedström widerstrebt es, dass eine Legende um ein misshandeltes Mädchen aus dem
    17. Jahrhundert die Ermittlungen beeinflusst.“ Also ganz ehrlich ich habe auf keiner Seite gelesen, dass das Team um Patrick Hedström dieser Legende nachjagt. Das empfinde ich immer als enorme Irreführung und ganz
    nebenbei wird einfach auch zu viel verraten. Einfach ärgerlich.


    Nun aber zu meiner Meinung über den Inhalt des Buches:


    In drei große Erzählsträngen verwebt die Autorin das Verbrechen an der kleinen Nea in der Gegenwart, mit gut eingebauten Rückblenden auf die Tragödie von vor dreißig Jahren und zwischendurch wird ein Verbrechen von vor über 300 Jahren, das auch in Fjällbacka geschah beleuchtet.


    Camilla Läckberg versteht es hervorragend eine gut recherchierten Kriminalfall zu präsentieren, dessen ganze Tragödie nicht nur den weiteren Lebensweg der Hinterbliebenen der Opfer und der Täter, sondern
    das kollektive Bewusstsein einer ganzen Region prägt. Außerordentlich spannend erzählt sie von sichtbaren und unsichtbaren Verbrechen, von menschlichem Versagen, Intoleranz und Vernachlässigung. Gleichzeitig
    bettet sie das Leben aller Protagonisten so gut in die Story mit ein, das ich auch an deren Leben gerne teilhabe. Mir gefällt ihre Darstellung der Hauptprotagonisten, denn sie sind keinesfalls überzeichnet, im
    Gegenteil sind ihre Handlungen gut nachvollziehbar und streckenweise kann ich mich selbst wieder erkennen. Vielleicht freue ich mich deshalb immer wieder darauf, ein Buch dieser Autorin in den Händen zu halten,
    ich muss mir wohl bloß abgewöhnen zu viel Wert auf den Klappentext zu legen.

    Es ist wieder soweit! Einmal im Jahr fliegt die fünfunddreißigjährige Madeleine vom winterlichen Chicago in die Südstaaten nach Magnolia um ihre Mutter zu besuchen. Sie tut dies ungern, denn das Verhältnis
    zwischen den Beiden ist seltsam kühl und distanziert, jedoch liegt ihr noch das letzte Streitgespräch mit ihrem Mann schwer im Magen, deshalb kommt ihr diese Zwangspause gerade recht. Dieses Mal erwartet sie neben dem stets vorwurfsvollen Blick ihrer Mutter eine viel größere Überraschung, denn ihr Elternhaus soll verkauft werden. Trotz des angespannten Verhältnisses plant Madeleine ihre Mutter zu unterstützen, um sich nicht mit den Problemen, die sie zu Hause in Chicago erwarten, auseinander zu setzen, denn Philips letztes Wort war „Scheidung“, als er ging.


    Beim Ausräumen des Dachbodens stößt Madeleine auf einen alten Koffer und entdeckt die Tagebücher ihrer Großmutter Margie. Sofort ziehen sie deren Eintragungen in ihren Bann. Seltsam ähnlich empfindet sie die Gedanken- und Gefühlswelt der Großmutter und kann sie deshalb so gar nicht mit der Person vergleichen die sie noch kennengelernt hat. Was ist diesem jungen, lebenslustigen Mädchen passiert, die im Alter doch eher streng und unnachgiebig war?



    Der rote Faden in dieser Geschichte ist eher ein Konglomerat an unerfüllten Wünschen, Träumen, Sehnsüchten und fehlender Kommunikation, Empathie und Einfühlungsvermögen in der Familie, hübsch eingebettet in einen goldenen Käfig voller gesellschaftlicher Zwänge. Großmutter und Enkelin passen vom Aussehen und ihren Charaktereigenschaften nicht in das enge Korsett, das ihnen die Gesellschaft und die Familie geschnürt haben. Sie wollen frei in ihren Entscheidungen sein. Auf zwei Ebenen werden die beiden Lebensgeschichten und auch Lebenslügen erzählt. Mit Margie, der Großmutter, wandelt man im Paris der zwanziger Jahre. Eine ungemein spannende Zeit, so kurz nach dem 1. Weltkrieg, geprägt von einer unglaublichen Gier nach Leben, nach den langen dunklen und verstörenden Zeiten. Mit Madeleine erlebt man achtzig Jahre später einen etwas unspektakulären aber befreienden Ausbruch aus ihrem goldenen
    Käfig.


    Ich empfand beide Geschichten als sehr authentisch, echt und ungemein interessant. Auch wenn wir in einer Welt der doch schon recht fortgeschrittenen Emanzipation leben, lassen wir Frauen uns doch gerne in ein enges Korsett aus Zwängen schnüren. Ja wir können und dürfen jetzt unser eigenes Geld verdienen und gleichzeitig Kind und Kegel ver- und umsorgen. Trotzdem lassen wir uns, teilweise nur zu gerne, noch davon überzeugen, dass wir eine bessere Akzeptanz erhalten, wenn wir nur immer jung aussehen und natürlich superschlank sind mit einer Kleidergröße von 32/34. Und wir machen leider mit.


    Ich hatte mit Großmutter und Enkelin eine ganz wunderbare Lesezeit und kann diesen Roman sehr empfehlen.

    Als Kulisse für diesen Roman dienen die Hebriden eine, durch die letzte Eiszeit geschaffene Inselgruppe vor Schottland. Wild, teilweise ungezähmt mit rauen Charme und langen Traditionen. Einen ähnlich rauen Charme besitzen auch die Einwohner dieser Inselgruppen. Sie sind sehr gottesfürchtig, scheuen sich jedoch nicht, auch den keltischen religiösen Bräuchen weiterhin die Treue zu halten bis hin zurAufrechterhaltung der keltischen Mythologie.


    Mit einer Detailverliebtheit schildert die Autorin die Naturschönheiten und das Leben der Bewohner auf den Inseln. Ein dörflicher Zusammenhalt, geprägt von Freundschaft, Hilfsbereitschaft und einer gelebten religiösen Ehrfurcht, trotzdem wirken die Menschen recht modern. Die Einblicke in die keltische Sagenwelt, die Beschreibung der Naturgewalten und die Skizzierung der manchmal recht schrulligen Einwohner haben mir sehr gefallen.


    Die eigentliche Liebesgeschichte hingegen ist mir zu oberflächlich, vage und strotzt leider nur so von Klischees. Ein raubeiniger emotionsloser Ehemann, eine angeblich verschüchterte, einsame, unverstandene Ehefrau und ein geheimnisvoller Fremder der sowohl Frauen- als auch Männerherzen betört, das ist mir einfach zu wenig Tiefgang gewesen. Hier hätte ich mir mehr Mut von der Autorin gewünscht. Romantisch fand ich lediglich die Anlehnung an die keltische Mythologie. Der Liebesgeschichte als solches wurde jedoch kein Raum gegeben. Meinem Empfinden nach war es eher eine leidenschaftliche Affäre, ein Ausbruch aus der Realität, eine Hintertür in ein paar sorgenfreiere Stunden aus denen , soviel sei verraten auch irgendwie keinerlei ernsthafte Konsequenzen drohen.

    Der erste Fall für Kommissar Henry Frei und seiner Kollegin Luisa Albers führt sie ein schmuddeliges heruntergekommenes Zimmer in einem Hotel. Pikant, es ist die Frau eines allseits bekannten Fernsehpredigers und somit ist dieser als erstes Tatverdächtig. Gleichzeitig bahnt sich ein ganz anderer Fall für die Kommissare an. In einer Plattenbausiedlung in einem der vielen sozialen Brennpunkte kämpft eine alleinerziehende Mutter fast buchstäblich ums Überleben. Nach der Trennung von ihrem Ehemann, ist sie allein zuständig für den Unterhalt ihrer drei Kinder im Alter von 14, 6 und einem Jahr. Und eines Nachts verschwindet plötzlich die 14 jährige Tochter Jacqueline. Tage später werden Frei und Albers zum Fundort einer fürchterlich entstellten Leiche gerufen. Neben dieser liegt der Rucksack der Verschwundenen. Befindet sich Jacqueline in großer Gefahr?



    Ich liebe Thriller und Krimis, mein Lieblingsgenre sozusagen. Da ich schon sehr viele gelesen habe bin ich irgendwie geneigt jedes neue Buch sehr kritisch zu betrachten. Handelt es sich dann auch noch um eine neue Serie bin ich ganz besonders gespannt auf den/ die Protagonisten. Ich habe so einige „kennengelernt“ um sie miteinander vergleichen zu können. In der Regel sind es Workaholics mit dem ein oder anderen psychischen Problem, kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen und sind in der Regel auch nicht bindungsfähig und gerade deshalb meint der ein oder andere Autor, das gerade sein Protagonist mit den oben erwähnten charakterlichen Zügen ganz genial in der Aufklärung besonders
    scheußlicher Verbrechen sei. Auch Martin Krist neue Serie um den Kommissar Frei bedient sich einschlägiger Klischees. Es wird bis zum Umfallen gearbeitet in der Regel um die 12 Stunden täglich und wie könnte es anders sein, unterliegt zu mindestens Frei einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung, seine Kollegin kommt da schon besser weg, sie ist nur vollkommen übermüdet resultierend aus langen Diensten und kurzem Schlaf wegen ihres Babys. Einen winziger Unterschied gibt es jedoch bei Frei, er führt ein (noch) intaktes Familienleben.


    Ansonsten sind die Kapitel recht kurz gehalten und man fliegt förmlich durch die Seiten, es gibt etliche wirklich gut gesetzte Spannungsbögen und eine sehr ausgefeilte Story, die mich oft verwirrte und mich in die falsche Richtung trieb.


    Wirklich anstrengend fand ich dass der Autor einfach zu viel Wert auf die Erwähnung der vielen Zwänge seines Protagonisten legte. Die ständigen Angaben der Uhrzeit zum Beispiel. Im Handlungstrang Frei/ Albers gibt es gefühlt keine Seite in der nicht mindestens einmal die aktuelle Uhrzeit genannt wird oder fast noch schlimmer, Gegenstände akribisch sortiert werden. Das war wirklich enervierend.



    Fazit: Sieht man über den in Krimis häufig skizzierten von Klischees nur so strotzenden Protagonisten einmal ab, gelingt dem Autor ein spannender Krimi. Aufgrund der stereotypen Charakterzeichnungen werde ich die Serie nicht weiter verfolgen.

    In der heutigen Zeit ist immer weniger Zeit für Liebe und Partnerschaft, da kommen solche Online- Dating-Portale wie „Tinder“ dem modernen Single doch ganz recht. Kann man sich doch da, scheinbar problemlos verabreden, um so die ein oder andere Nacht nicht allein verbringen zu müssen. Diese Einstellung wird der jungen Elise, Anwältin für Vergewaltigungsopfer, zum Verhängnis, denn nach so einem Treffen wird ihr in ihrer eigenen Wohnung aufgelauert. Dabei hat sie sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ein äußerst grausamer Tod, den die Ermittlergruppe um Katrine Bratt dort zu lösen hat. Denn das Tatwerkzeug ist ein Eisengebiss.


    Kurz nach dem ersten Mordfall sucht der arrogante Polizeipräsident , Mikael Bellman, Harry Hole an der Hochschule auf. Dort ist Harry seit drei Jahren Dozent. Da dieser Fall, der intern schon als Vampiristenfall betitelt wird, Mikaels politischen Ambitionen in die Quere kommen könnte, braucht er den erfahrenen Ermittler. Harry denkt jedoch gar nicht daran zurückzukehren, denn seit drei Jahren ist er glücklich und zufrieden. Er lebt wieder mit Rakel zusammen, sie sind sogar verheiratet, dem Alkohol hat er auch abgeschworen, naja und die humaneren Dienstzeiten sind auch nicht zu verachten. Doch Mikael erpresst ihn mit Olegs Vergangenheit. Zähneknirschend gibt Harry nach, da er die Zukunft seines Stiefsohns auf keinen Fall gefährden will.



    Nach dem Vorgängerband „Koma“ hatte ich die traurige Befürchtung, dass Nesbo seinen Protagonisten im selbigen lässt. Doch Harry steht wieder auf und bringt sogar sein Leben in den Griff. Wie genau da lässt mich der Autor finde ich ganz schön im Unklaren. Nur häppchenweise wird die Vergangenheit aufgearbeitet. Dafür wird der Figur des Harry Hole neues Leben eingehaucht. Er ist erwachsener und wesentlich stabiler in seinem jetzigen Leben, seiner Genialität in der Verbrechensbekämpfung hat er zum Glück nicht verloren. Diese exzessive Arbeitsweise hat ihn jedoch schon früher an den Abgrund und darüber hinaus getragen. Ist deshalb ein Absturz aus seiner „heilen“ Welt schon vorprogrammiert?


    Ich bin ein riesen Fan des Autors und seiner Reihe um Harry Hole. Jedes Mal schafft es Nesbo, das ich förmlich an den Seiten klebe und das, obwohl sich die Figur des Hole doch seit dem letzten Buch stark gewandelt hat. Diesmal punktet der Autor mit außergewöhnlichen Morden, Tötungswerkzeugen und einem Täter, nach dem man als Leser lange suchen muss. Dazu die gekonnt eingesetzten Spannungsbögen, alte Bekannte, neue Widersacher und der gezielt eingesetzten Gesellschaftskritik machen auch aus dem elften Teil einen grandiosen Thriller, der etwas ruhiger als seine Vorgänger daher kommt.

    Seit Stunden ist Macy Greeley und ihr Team auf der Suche nach dem entführten Radiomoderator Philipp Long. Sie fährt stundenlang durch das nächtliche Walleye Junction, denn bis hierher konnten sie seinen Telefonanruf zurückverfolgen. Urplötzlich springt der Gesuchte vor Macy’s Wagen, sie will ihm ausweichen, doch der Wagen bricht aus, und sie überschlägt sich. Hilflos im Gurt gefangen, muss sie mit ansehen, wie der Entführte vor ihren Augen von einem herannahenden Motorradfahrer erschossen wird. In letzter Sekunde kann sie sich befreien und fliehen.



    Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin und dennoch hatte ich Schwierigkeiten ihr in diesem Buch zu folgen. Ich fand die gesamte Story viel zu aufgesetzt und an den wichtigsten Stellen fehlten mir zusätzliche Informationen. Angefangen bei Macy’s spektakulären Flucht aus dem verunglückten Auto hätte so aus jedem x-beliebigen Actionfilm stammen können, glaubwürdiger wird sie deshalb trotzdem nicht. Auch der Medikamentenskandal den die Autorin skandiert, und der den eigentlichen Impuls zum Schreiben dieses Buches gab war mir viel zu dünn recherchiert. Es mag natürlich auch daran liegen, dass mir das amerikanische Gesundheitssystem nicht ganz durchschaubar erscheint.


    Sehr gut gelungen fand ich die Darstellung der dörflichen Gemeinschaft und die versteckten und nie aufgearbeiteten Konflikte innerhalb dieser. Das war interessant bringt, jedoch nur einen kleinen Punkt auf meiner Spannungsskala.

    Mitten im spanischen Bürgerkrieg 1936, General Franco versucht gerade die verhassten marxistischen Truppen vor Madrid zurück zu drängen, gibt es in Salamanca ein franquistisches Hauptquartier das mehrere Geheimdienste des In- und Auslandes beherbergt. Der Geheimdienst SNIO nimmt dabei eine besondere Rolle ein, hinter vorgehaltener Hand werden die Agenten nur als Müllabfuhr bezeichnet, sind sie doch spezialisiert auf Unterwanderung, Sabotage und Ausschaltung feindlicher Elemente in der republikanischen Zone sowie auch im Ausland. Einer dieser Agenten, Lorenzo Falco kommt gerade von einer Mission zurück, als ihn sein Vorgesetzter darüber informiert, dass demnächst eine größere Operation in Alicante geplant ist. Eine Operation an der anscheinend mehrere Agenten auch ausländischer Dienste beteiligt sein könnten, darunter auch der Deutschen. Dazu muss sich Lorenzo hinter feindliche Linien begeben, über Land in die rote Zone nach Alicante. Dort soll er sich mit einer Untergrund-Zelle von Falangisten treffen.


    Vollmundig steht im inneren Buchumschlag:“ Der Auftakt zu einer Serie rund um den charismatischen Spion Lorenzo Falco“. Eine Serie die ich so nicht weiterverfolgen werde, denn dieser Spion ist nur in einem Punkt charismatisch, in der Eroberung von Frauen. Dies tut er ziemlich oft und scheinbar wahllos. Ansonsten ist er kein Sympathieträger, weil er keinerlei Verantwortung übernimmt und von sich behauptet keine politische Überzeugung zu haben und doch steht er auf einer Seite und mordet für diese, schlimmer noch er gehorcht bis auf eine Ausnahme bedingungslos, auch wenn dies unzählige unschuldige Opfer verlangt. Er erkennt zwar dass andere ihn und seine Mitstreiter wie Marionetten tanzen lassen, unternimmt jedoch keinerlei Anstrengungen dies zu ändern. Perez- Reverte hat eine Figur entworfen die seltsam farblos und oberflächlich ist.


    Auf dem hinteren Buchumschlag wird getitelt „Steven Spielberg –plus- Umberto Eco- ist gleich- Arturo Perez-Reverte“. Das kann ich leider überhaupt nicht bestätigen. Dazu fehlt es diesem Spionageroman schlichtweg an Spannungsbögen und Überraschungsmomenten.


    Ein wenig affig fand ich, dass der Autor seinen Protagonisten ständig rauchen lässt, auch bei oder während seiner Einsätze. Lorenzo raucht wie ein Schlot und deckt mit der Hand die Zigarettenglut ab (das reicht zur Tarnung aus, er wird nie entdeckt). Mal ehrlich, dann müssten alle Gegenspieler keinen Geruchsinn mehr haben um das einigermaßen logisch zu erklären.


    Ich hatte mich auf einen (feurigen) komplexen Spionageroman gefreut. Die Komplexität ist hier nur in einem Punkt gegeben, in der Aufarbeitung sämtlicher politischer Gruppierungen , Gesinnungen und Auseinandersetzungen im spanischen Bürgerkrieg. Mitunter verliert man leicht den Überblick.

    Unfassbar traurig ist der Einstieg in diesen Kriminalroman. Aus Rache über die Verhaftung und Verurteilung eines jungen Sexualstraftäters aus gutem Haus, tötet dieser nach Absitzen seiner Haftstrafe, die Frau und minderjährige Tochter der Osloer Kriminalkommissars Bogart Bull durch einen selbst verschuldeten Autounfall. Bogart bekämpft seine grenzenlose Trauer mit Unmengen an Alkohol, erst seine geduldige Chefin und sein Vater bringen ihn dazu sich einer Entziehungskur zu unterziehen. Sechs Monate nach dem tragischen Ereignis ist er wieder im Dienst, aber noch lange entfernt von seiner ehemals brillanten Ermittlungstätigkeit. Seine Chefin möchte ihn jetzt als Verbindungsbeamten von Europol einsetzten. Jedes Jahr kommen zwei bis drei norwegische Staatsbürger innerhalb der EU gewaltsam ums Leben. Europol Niederlande versucht ein Netzwerk aufzubauen, in dem die Ermittler des jeweiligen EU-Landes Unterstützung von Kollegen aus dem Heimatland der Opfer bekommen. Der erste Fall für Bull ist die Ermordung des Magnaten Axel Krogh. Krogh, ein sogenannter Schattenmann des norwegischen Wirtschaftslebens, steht auf der Liste der reichsten Männer ganz oben. War dies ein Motiv? Doch fehlt in der riesigen Villa über Saint- Tropez nur ein einziges kleines Bild, noch dazu von einem namenlosen Künstler.


    „Kreuzschnitt“ ist ein vielschichtiger komplexer Krimi, der raffiniert, drei sehr verschiedenen Zeitebenen am selben Ort miteinander verbindet.


    Borge beginnt mit der Gegenwart in Norwegen und einem ziemlichen Hammer, der zugegebenermaßen schwer zu ertragen ist. Die Trauer seines Protagonisten ist fast mit den Händen greifbar. Seine Alkoholsucht vielleicht verwerflich und trotzdem nachvollziehbar. Der weitere Verlauf ist für Fans der Kriminalliteratur vorhersehbar, der Kommissar reist nach Südfrankreich und beginnt hier eine Zusammenarbeit mit seinen französischen Kollegen. Erfrischend hierbei ist die angenehme Tatsache, dass es nicht zu Grabenkämpfen zwischen den Ermittlern kommt, sondern der französische Kommissar als recht sympathisch und souverän dargestellt wird.


    Dann gibt es einen ersten Schnitt und man befindet sich immer noch in Südfrankreich allerdings in der illustren Gesellschaft von Matisse, Derain und ihren Mitstreitern, auf dem Höhepunkt des Fauvismus, zu denen sich (dem Autor sei Dank) auch ein Edvard Munch gesellt.


    Dramatische und ergreifende Szenen spielen sich auf der dritten Zeitebene statt. Südfrankreich während des zweiten Weltkrieges und die Rolle der französischen Widerstandskämpfer.


    Aus all diesen, im ersten Moment scheinbar unzusammenhängenden Erzählsträngen, wird ein wirklich fesselnder Roman mit Crime- Effekt.


    „Kreuzschnitt“ war für mich ein immens aufwühlender, ergreifender, abwechslungsreicher und spannungsgeladener Krimi, den ich sehr gerne weiterempfehle.