Beiträge von Cato Censorius

    Eine ganz nützliche Verständnishilfe zu Wolfs Medea.


    Zu Christa Wolfs "Medea. Stimmen" ist das eine ganz nette Verständnishilfe von Volker Krischel. Ein Blick auf das Cover lässt bei den meisten meiner Generation wohl Erinnerungen aus der Schulzeit aufkommen: Das kleine Buch ist nämlich eine der "Königs Erläuterungen" (gelbe Schrift, blauer Farbton des Softcovers, beinahe quadratisch). Wie gewohnt ist auch dieser Band ganz gut. Die nacherzählerische und kapitelgebundene Inhaltsangabe ist pointiert und knapp. Die Notizen zur Person Christa Wolfs helfen ungemein zum Verständnis des Werkes. So hätte ich den Gegensatz Kolchis/DDR vs Korinth/BRD NIE erkannt.



    Generell sind die Interpretationsansätze ganz gut, wenn mir auch der feministische Ansatz zu unausgeführt scheint. Im Werk spielt der Rollentypus (?) "Frau" und die Idee des Feminismus mMn eine viel bedeutendere Rolle, als die Interpretation meint. Das wäre noch deutlicher hervorgetreten, wenn Krischel die antiken Vorlagen (Seneca undn Euripides, dazu könnt ihr euch meine bescheidenen Kommentare ansehen) miteingearbeitet hätte. Seneca fehlt vollständig und Euripides ist viel zu wenig behandelt. Die Person des Leukon kann auch anders oder sogar tiefer gedeutet werden, als Krischel das tut.




    Sehr interessant fand ich die Rezeptionsgeschichte des Buches, denn eben die sah das Motiv "DDR/Kolchis vs BRD/Korinth" im Zentrum des Verständnisses. Ich selbst habe aber, wie gesagt, den feministischen Ansatzpunkt viel stärker im Zentrum gesehen.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Durch die interessante Buchbesprechung von @Yvonne80 und den recht eindeutigen Kommentar Kapos
    (

    Fazit:
    Das ist eins dieser ganz wenigen Bücher, von dem man jahrelang schwärmen wird. Eins von denen, die man immer und immer wieder empfehlen wird und am liebsten jedermann aufzwingen möchte. Die man niemals vergisst, die auf ewig einen Platz in der Bestenliste haben werden. Ich weiß mit Sicherheit, dass ich mein Buch des Jahres eben ausgelesen hab. Einfach großartig!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    )
    ist Ready Player One auf meiner Liste gelandet. =)

    Du könntest es mal mit Steven Eriksons "Spiel der Götter" versuchen.


    Gleich vorweg: Verzeihung, ich habe es selbst nicht gelesen, es wurde mir aber von befreundeter Seite sehr nahe gelegt und als durchaus ähnlich anempfohlen. =)



    edit
    Ich sehe gerade auf Wikipedia, dass die Reihe 15+ Bände hat ! Das spricht mMn schon ein wenig für eine gewisse Handlungskomplexität. Vielleicht lese ich jetzt demnächst selbst mal rein. :D



    edit²
    *räusper*
    JA, OKAY. Das muss halt auch mal irgendwie passieren. Hab eben erst das Kleingedruckte im letzten Satz Deines Beitrages gelesen. Vergiss meine Antwort ! :D
    Meine Augen sind nunmal nicht mehr so ganz die besten. :D

    Nr. 4

    Echt provokanter Titel. Wie ein eventueller (!) Rundumschlag gegen alle messiahsorientierten Religionen. :D



    Olle olle olllleeee .... :dance:
    Gestern war Bücherflohmarkt und ich habe für 20€ 19 Bücher und 6 Comics bekommen. Ich hätte noch mehr einkaufen können, aber ich muss es ja auch noch nach Hause transportieren (ich bin zur Zeit ja nicht zu Hause). Die sind auch alle noch in einem Top-Zustand und 13 in einem Festeinband.

    Solche Momente finde ich immer klasse und beängstigend zugleich, da schwanke ich jedes Mal. Die Begeisterung meiner Freundin hält sich bei neuen Bücherkäufen aus Platzgründen immer etwas in Schranken und zu Hause sind noch genug ungelesene Bücher. :D Aber irgendwie bringt es doch ein bereichertes Gefühl !




    Ich setze meine (antik-römische) Biographie-Lesungsrunde fort und habe mir folgendes Buch ausgeliehen.
    Es ist immer so furchtbar frustrierend, wenn man Biographien über antike Personen lesen will und dann notgedrungen und (leider) verständlicherweise nur "Biographien" bekommt. Ich setze vielleicht eine Buchbesprechung hier ein, wenn ich fertig bin.

    @Dark Mousy
    Genauso wie Du ganz berechtigt diesen alten Thread aus der Versenkung empor gezogen hast, ist auch die HP-Reihe immer wieder lesbar. Die 7 Teile lächeln mir auch schon seit einiger Zeit wieder so verführerisch zu, denn bestimmt mehr als 5 oder sogar 6 Jahre ist das letzte Mal her. Letzten Sommer hatte ich mal Zeit für das erneute Lesen einer Reihe und die Wahl musste zwischen HP, HdR und Otherland fallen. Natürlich hat HdR gewonnen, aber nächstes Mal hat HP gute Chancen. :D


    Ich lese diese Reihe einfach immer wieder gerne :love:

    @ gaensebluemche


    Solche frühen Nebensächlichkeiten in Reihen oder Mehrteilern, die erst viel später echte Bedeutung gewinnen, machen für mich ein Buch oder einen Comic erst wirklich faszinierend und vor allem auch vielfach lesbar, da man immer etwas neues entdeckt oder sogar einzelne Taten und Handlungen mit zunehmendem Alter neuinterpretiert. =) Und HP hat ja noch mehr von solchen Sachen ! zB die Peitschende Weide, die ja immer wieder auftaucht und all so Sachen. :D

    Kleinasien. Es ist das Jahr 87 v. Chr.


    Sulla operiert gerade mit seinem treuen Klientelheer relativ erfolgreich in der dortigen Gegend, um sich die Lorbeeren eines Sieges über den mächtigen Potentaten Mithridates zu sichern.
    Doch seit er aus Rom abgezogen war, herrscht dort bereits ein anderes Regime: ein popularisches unter Cinna, das Sull am liebsten tot sehen will.


    Deswegen entsandte Cinna seinen General Fimbria nach Kleinasien, der dort EBENFALLS operiert. Und EBENFALLS gegen Mithridates. Das heißt, wir haben hier die absurde Situation, dass in einem Moment der römischen Schwäche (zu Hause Bürgerkrieg) 2 konsularische Heere den äußerst gefährlichen und äußerst kompetenten pontischen König auszuschalten versuchen. Völlig unabhängig voneinander. Völlig absurd.


    Der Flottenadmiral Lucullus hat Mithridates eben entkommen lassen, damit sich Fimbria den Erfolg nicht einstreichen kann. >.<


    Völlig absurd.

    Ich sitze gerade im Hauprquartier unserer Diebesbande und beteilige mich an den Plänen einer Revolution gegen unseren obersten Herrscher.


    Auf solche Bücher stehe ich total. Also mit Räubern, Banditen, Assassinen und dergleichen. Keine Ahnung, wieso. Bitte keine freudianische Fallstudie jetzt an mir ausüben, woran das liegen könnte. :D
    Letztens habe ich den "Stein der Macht" gefeiert und vor kurzem "Rogues" von George Martin gekauft. Das werde ich auch direkt verschlingen, wenn ich mal etwas Zeit habe. =)

    Ich habe keine Ahnung, wo ich bin (oder gar wer ich bin), aber ich unterhalte mich gerade mit jemandem, den ich nicht sehen kann ... in Reimen. 8-[

    Hahahaha, köstlich.






    Ich befinde mich gerade mit Quintus Sertorius bei der Stadt Lauro, das ist in Spanien im östlichen, zenralen Teil des Landes. Spanien ist gerade vom Bürgerkrieg zerrissen, da Pompeius (bald: der Große) einmarschiert ist und uns vernichten will.
    Wir haben in den letzten Jahren ein eigenes Teilreich errichtet, doch Lauro ist von uns abgefallen und hat sich Pomepius angeschlossen. Pompeius haben wir von der nahrungszufuhr abgeschnitten, Lauro belagert und beide voneinander abgeschlossen. So musste Pompeius mit seinem großen Heer dabei zu sehen, wie wir Lauro vernichtet haben.

    Ach, kennt Ihr das Glücksgefühl (natürlich kennt Ihr es!), wenn Ihr in die Bücherei kommt und im "Ausstellregal" Bücher von Euer Wunschliste stehen?!


    Oh ja, das hatte ich ich sage und schreibe einmal in meiner ganzen bisherigen Lebensspanne. xD Ein Wahnsinnsgefühl !


    und Nr. 2: :lechz::lechz::lechz:


    Ein wundervolles Buch. Müsste ich auch mal wieder lesen.



    Das letzte Buch, das ich mir ausgeliehen habe, ist dieses hier. In kürzester Zeit habe ich es auch schon zur Hälfte beendet.
    Was eine dramatische Ereigniskette !

    Eine "Biographie" über den Mann, der nicht nur Perseus besiegte, sondern auch ganz Griechenland eroberte.




    Vielleicht fragt Ihr euch wieso ich "Biographie" in Anführungszeichen gesetzt habe ? Naja, ich werde es sowieso erklären. :D Denn tatsächlich schließt diese Frage auch gleich die Vorstellung der Methode und der Gliederung dieses Buches mit ein. Denn heute will ich Euch, werten Lesern, das Buch "Aemilius Paullus. Conqueror of Greece" (1988) von William Reiter vorstellen. Das Buch ist eine Monographie, der Titel verspricht als Thema eine einzelne Person und die Einführung ("I. Introduction", S. 1-19) berichtet von der Rezeption des Mannes Aemilius Paullus in der Fachliteratur seit dem 18. Jh.
    => Ergo: alle Anzeichen einer Biographie. Doch tatsächlich zeigen die Überschriften und der Inhalt der anderen Kapitel, dass es eher um das Bild (!) des Aemilius Paullus in seiner Nachwelt geht.



    Doch schreckt das natürlich nicht ab und hindert ebensowenig daran, das Buch trotzdem zu lesen. In der Einführung des Buches legt unser Autor Reiter, wie gesagt, die Darstellung des Aemilius Paullus in der Forschung seit dem 18. Jh. dar, um aufzuzeigen, dass die Meinungen über Paullus durchweg positiver Natur sind. Reiters Programm für dieses Buch lautet also, diese positive Meinung zu hinterfragen und zu relativieren. Denn Paullus habe zu seiner Zeit auch einige Handlungen vollzogen, die kein Lob verdienen. Doch vielleicht sollte ich mit Euch erstmal der Frage nachgehen: Wer ist eigentlich dieser Aemilius Paullus, der es verdient hat, eine "Biographie" gewidmet zu bekommen ?






    Lucius Aemilius Paullus war Politiker und Feldherr in der 1. Hälfte des 2. Jh. v. Z. Er war Konsul in den Jahren 182 und 168 und dann später im Jahr 164 sogar noch Zensor. Vielleicht wisst Ihr es bereits, aber für Römer sind die reinen Lebensdaten nicht ganz so wichtig. Stattdessen wurde gesagt, wann sie gewisse Ämter innehatten. Doch da wir das heutzutage nicht mehr machen, will ich auch seine Lebensdaten miteinbringen, er lebte etwa von 230 bis 160. Doch was machte ihn so berühmt ? Zunächst einmal hatte er 2mal den Konsulat inne, was schon eine Besonderheit an und für sich ist. Doch zusätzlich hatte er auch den großen Widersacher Roms besiegt. Nein, nicht Hannibal, den anderen, nämlich Perseus von Makedonien. Naja gut, eigentlich war auch Mithridates ein solcher Widersacher. Und Iugurtha auch. Dann lasst uns sagen: "einen der großen Widersacher Roms." JEDENFALLS. In der entscheidenden Schlacht des 3. römisch-makedonischen Krieges hatte er bei Pydna im Jahr 168 Perseus vernichtend geschlagen und somit eines der großen Nachfolgekönigreiche Alexanders der römischen Herrschaft unterworfen. Doch er vollbrachte noch mehr, als wäre die Zerschlagung eines jahrhundertalten, reichen, ehemals alexandrinischen, mächtigen Königreiches nicht bereits genug. Er leitete und begann auch auch noch die Eroberung Griechenlands, das sich nun nach dem Wegfall des Machtfaktors Makedonien, in einem Machtvakuum befand.



    Reiters Schwerpunkt in diesem Buch liegt nun darauf, die Bilder von unserem Paullus hier bei späteren Historikern zu analysieren und diese Bilder der Realität entgegenzustellen, soweit das die mangelhafte Quellenlage überhaupt noch zulässt. In 3 Kapiteln rekonstruiert Reiter nun das Bild des Paullus bei je einem Autor.


    Der 1. Autor und Historiker ist der Grieche Polybios ("II. Polybios and the image", S. 20-68). Polybios war nicht nur ein Zeitgenosse des Aemilius Paullus (in der Altertumsforschung ist es keine Seltenheit, dass der Autor eines Themas erst 200+ Jahre NACH seinem Thema lebt ;D), sondern er war sogar dessen Klient (das ist eine Art persönlicher Verbindung auf der Grundlage gegenseitiger Verpflichtungen und zT freundschaftlicher Natur). Polybios war nämlich ein Grieche, der nach diesem Krieg gegen Perseus als Geisel nach Rom kam. Polybios schreibt in seinem historischen Werk also natürlich ein sehr idealisiertes Bild vom Vater seines Freundes und von seinem eigenen Patron.


    Den 2. Autor, bei dem Reiter die Paullus-Darstellung analysiert, ist Livius ("III. Livy and the image", S. 69-96). Livius lebte und schrieb bereits 150 Jahre nach diesem Mann und hat eine monumentale Geschichte Roms in vielleicht 150 Büchern geschrieben (viele sind im Laufe der Jahrtausende verloren gegangen). Verständlicherweise ist Aemilius Paullus bei Livius lediglich ein kleineres Thema unter vielen anderem und einem übergeordneten Thema. Das übergeordnete Thema ist vielleicht eine nationalstolze Darstellung der röm. Vergangenheit für die dekadente moderne Gesellschaft seiner Zeit. Die modernen Römer (im 1. Jh. v. Z.) sollen in die Geschichte ihres Landes blicken und die "echten" Römer dort als Vorbilder nehmen, um an ihnen ihr Handeln zu orientieren. Dabei geht Livius jedoch weiter als Polybios, denn anstatt zu idealisieren, übergeht er auch einige hist. Begebenheiten oder dreht und wendet die Wahrheit, um in seinem Buch ideale und echte Römer zu haben, die es evtl. eigentlich gar nicht gab. Und genau das betreibt Livius mit Aemilius Paullus. Man mag vielleicht an das Wort "Geschichtsverfälschung" denken, und auch wenn Reiter dieses Wort nicht verwendet, wenn ich mich richtig erinnere, läuft es doch darauf hinaus.


    Den 3. Autor, den Reiter zur Analyse heranzieht, ist Plutarch ("IV. Plutarch and the image", S. 97-108). Plutarch lebte und schrieb sogar etwa 250 Jahre nach Aemilius Paullus. Plutarch ist deswegen besonders interessant, weil er nicht wie Polybios und Livius große Geschichtswerke schreibt, in denen Aemilius Paullus nur eine der handelnden Personen ist. Denn PLutarch ist ein Biograph zahlreicher römischer Männer. Und Aemilius Paullus ist einer von denen, denen er eine Biographie widmete. Im Gegensatz zu Livius bezieht Plutarch in seine Paullus-Biographie auch die Schattenseiten dieses Mannes mit ein, doch hier gibt es ein anderes Problem: Plutarch glaubt das Negative einfach nicht. Plutarch hat eine sehr hohe Meinung von Aemilius Paullus und hält ihn für eine Personifikation römischer Tugenden.





    In einem letzten (und größten) Kapitel versucht Reiter nun, diesen Paullus-Darstellungen der Antike eine wahrheitsgemäßere entgegenzusetzen ("V. Another Look", S. 109-162). In diesem Rahmen zeichnet er Paullus als machtbewussten (im Krieg), etablierten (in der Hocharistokratie dieser Zeit), nützlichkeitsorientierten (bzgl. der grch. Kultur), kalten (bei der Scheidung von seiner Frau Papiria), aber kompetenten Politiker dieser Zeit. Aemilius Paullus ist in dieser Hinsicht zwar sehr erfolgreich, da er Roms Herrschaft über den griechischen Osten vorbereitet und einleitet, aber er vollzieht auch die dieser Zeit inhärente Konsequenz des brutalen Siegers, als er exemplarisch Perseus-Unterstützer umbringt oder als er eine eigentlich bereits befriedete Region (Epirus) seinen mit der bisherigen Beuteunzufriedenen Soldaten zur Plünderung freigibt.






    Insgesamt fand ich das Buch an sich ganz ansehlich. Methodisch betrachtet, setzt es sich ausführlich mit den biographischen Darstellungen dieses Mannes auseinander und versucht, die Wahrheit dahinter zu rekonstruieren. Dabei unterläuft Reiter allerdings eine moralische Bewertung von Paullus' Taten nach heutigen Standarts, was eigentlich irgendwas zwischen problematisch und unzulässig ist. Zuletzt habe ich das beim Alexander-"Biographen" (ähnlich wie hier ;D) John Grainger gelesen. Andererseits kommt auch das Kapitel zu Plutarch doch viel zu kurz daher. Wenn ihr mal die einzelnen Seitenzahlen für die verschiedenen Kapitel vergleicht, ist dieses mit Abstand am kürzesten und verdient gleichzeitig jedoch deutlich mehr Aufmerksamkeit.
    Sehr hilfreich und interessant ist die Einleitung des Buches, auch wenn sie etwas unzweckmäßig ist, da Reiter kein Erklärungen für die ununterbrochen positiven Bewertung anbietet.
    Zusätzlich ist nunmal leider auch der Titel etwas irreführend, da das Hauptthema des Buches eben eher die antike Darstellung des Aemilius Paullus ist. Hier hatte ich dann erst nachträglich erfahren, dass dieses Buch ursprünglich eine Diss. war mit einem etwas anderen Titel: "The Anatomy of a Conqueror: The Image of Lucius Aemilius Paullus" von 1977 (!). Das hab ich in der Rezension von Linda-Marie Günther nachgelesen. Dieser Titel wäre etwas klarer gewesen.




    Doch seht Euch, falls es Euch möglich ist, auch mal diese Rezensionen zu dem Buch an. Die Rezensenten scheinen das Buch durchweg als ziemlich unspektakulär und nicht gerade bahnbrechend anzusehen. Es bringe einfach nicht Neues. Speziell diesen Punkt kann ich nicht beurteilen, da ich noch viel zu wenig weiß und das Buch mit knapp 30 Jahren Verspätung gelesen habe. Mich hat das Buch jedoch weiter gebracht.;D
    1. Rezension von Linda-Marie Günther, in: Gnomon 61, 5 (1989), S. 447-8.
    2. Rezension von Alan Astin, in: The Classical Review 39, 1 (1989), S. 149-50.
    3. Rezension von Karl-Joachim Hölkeskamp, in: Historische Zeitschrift 249, 2 (1989), S. 395-6.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Cornelia, eine Frau der römisch-republikanischen Umbruchszeit, die mit den bekanntesten der Bekannten aus dieser Zeit zu tun hatte.




    Tochter des großen L. Scipio Africanus, Schwiegermutter des erfolgreichen L. Scipio Aemilianus, Frau des berühmten Ti. Sempronius Gracchus und Mutter der beiden berüchtigten Gracchen. Diese Namen sagen euch vielleicht nichts, aber das sind für die Römer dieser und späterer Zeiten ganz große Persönlichkeiten. Diese 5 Männer haben im 2. Jh. v. Z. große Politik betrieben und damit unsterbliche Geschichte geschrieben.


    Eventuell stößt Ihr, werte Leser, euch auch an dieser Aufzählung nicht, aber die beiden Forscher aus unserer heutigen Zeit Ronnie Ancona und Sarah Pomeroy wollen nicht zulassen, dass ausschließlich "Männer" im Lichte der Vergangenheit stehen. Deshalb haben sie eine Bücherserie herausgebracht, die die wichtigen (?) Frauen aus der Antike hervorheben sollen: "Women of the Ancient World". Die Frauen der Antike sind nämlich entweder völlig unsichtbar für uns oder, falls sie mal in der antiken Literatur vorkommen, anders dargestellt, als sie tatsächlich einmal waren. Mit dieser Buchserie sollen antike Frauen also nicht nur überhaupt einmal sichtbar gemacht werden, sondern es soll auch versucht werden, die "echten" Frauen dahinter zu erkennen.



    Dieses Buch "Cornelia. Mother of the Gracchi" (2007) ist von Suzanne Dixon geschrieben, die hier eine Frau der mittleren römischen Republik vorstellt. Tatsächlich ist Cornelia allerdings schon so durch Anekdoten und Vereinfachungen überlagert, dass die Autorin Dixon der Meinung ist, man könne die "echte" Cornelia gar nicht mehr rekonstruieren. Tatsächlich habe sie sich (so schreibt sie in ihrem Preface) davor ursprünglich geweigert, dieses Buch zu schreiben. Dementsprechend handelt sie auch alle sicheren Lebensdaten und -informationen auf 1 Seite (!) ab. Dixon schreibt ab hier dann tatsächlich auch eine Anti-Biographie, denn sie analysiert nicht das Leben der Person "Cornelia" (das kennen wir ja nicht !), sondern die Bilder und Darstellungen späterer Menschen VON Cornelia. Eine ähnliche "Biographie" habe ich erst letztens von William Reiter über L. Aemilius Paullus gelesen, die ich euch entweder schon vorgestellt habe oder es noch will (das weiß ich gerade nicht ganz genau). Denn auch wenn die eigentliche Person (vorher Aemilius Paullus; hier Cornelia) eigentlich dabei nicht wieder erkannt werden kann, zeigt diese Art der Biographie trotzdem, wie Menschen der Vergangenheit, egal wie berühmt und erfolgreich sie damals waren, einfach vergessen werden. Oder noch schlimmer: wie sie völlig uminterpretiert werden.




    Cornelia. Lasst mich nun weg von der ganzen Methodik hin zur Frau wechseln. Diese Frau war nicht nur verwandt und bekannt mit den einflussreichsten und mächtigsten Männer ihrer Zeit (seht nochmal in meinen 1. Satz :>), sondern sie soll auch selbst Dreh- und Angelpunkt der Politik und der Kultur gewesen sein, so die These Dixons. Doch wie beweist sie das ? Gar nicht. Denn beweisen kann man es ja auch gar nicht mehr. Stattdessen nähert sich Dixon dieser Frau auf anderen Wegen. Sie untersucht, was noch an Beziehungsgeflechten und Einflüssen um Cornelia herum erkennbar ist. Die Beziehungen zu jeder der von mir oben genannten Personen versucht sie daraufhin zu analysieren, was wir daraus für Rückschlüsse auf Cornelia ziehen können.


    Dixon beginnt also mit dem Aussortieren und Katalogisieren, was es an Anekdoten über Cornelia gibt ("1. Fact and fable. Sorting out the sources", S. 1-14). Beispielsweise sollen aus dem Ehebett des frischen Ehepaares Cornelia und Sempronius Gracchus (eben wollte ich schreiben "junges Ehepaar", aber Sempronius wird zu diesem Zeitpunkt schon weit über 30 gewesen sein) 2 Schlangen gekrochen sein. Die eine weiblich, die andere männlich. Sempronius Gracchus habe daraufhin Priester befragt, was das bedeute. Nachdem diese meinten, die Schlangen stünden symbolisch für ihrer beider Lebenspannen (von Sempronius Gracchus und Cornelia) habe er seine direkt töten lassen, damit Cornelia länger lebt als er selbst. Eine andere Geschichte ist die vom Besuch einer kampanischen Dame bei Cornelia. Die Dame trägt teuren Schmuck und exquisite Juwelen, von denen sie auch die ganze Zeit erzählt. Cornelia hält das Gespräch aufrecht, bis ihre beiden Söhne Tiberius und Gaius von der Schule nach hause kommen. Cornelia zeigt daraufhin auf ihre beiden Kinder und meint "DAS sind meine Juwelen."


    Von solchen Anekdoten gibt es mehrere, doch die sind höchstwahrscheinlich allesamt entweder verändert oder schlichtweg erfunden. Denn sie sollen nichts über die Frau Cornelia aussagen, sondern eine "Moral von der Geschicht" vermitteln. Die Schlangen-Geschichte soll die Aufopferungsbereitschaft des Mannes in einer funktionierenden Ehe gegenüber einer tugendhaften Frau aufzeigen. Die Juwelen-Episode zeigt die Vergänglichkeit und Sinnlosigkeit von materiellen Besitztümern und hebt die Wichtigkeit der Kindeserziehung durch eine Mutter (nicht speziell Cornelia ! Sie dient hier lediglich als Beispiel) hervor.


    Folgerichtig fragt unsere Autorin Dixon in diesem Kapitel, warum es eigentlich ausgerechnet Cornelia geschafft hat, als beispielhafter Name in das Gedächtnis der Nachwelt aufgenommen zu werden und nicht zB ihre Schwester oder eine völlig andere Frau dieser Zeit. Hier sollen Cornelias Kinder Gaius und Sempronia eine wichtige Rolle gespielt haben. Denn in seinen politischen Auftritten habe Gaius immer wieder auf Cornelia Bezug genommen. Und nachdem er 121 umgebracht worden war, hat Sempronia die Geschichten publik gehalten. Doch das ist reine Spekulation, da es dazu kaum Belege gibt. Die Vermutung ist zwar plausibel, bleibt allerdings spekulativ.



    Auf ebenso spekulative, aber plausible Weise stellt Dixon Cornelia als Frau dar, die durch ihre familiären und hocharistokratischen Familienbeziehungen tief in die zeitgenössische Politik eingebunden war - und zwar aktiv ("2. People, politics, propaganda", S. 15-32). Das ist besonders, da röm. Frauen natürlich per se, weil sie Frauen waren, keine Politik betreiben konnten/durften. Doch bewegt sich Cornelia noch im Rahmen des zu der Zeit möglichen durch Einflussnahme auf ihre männlichen Verwandten und durch ihre umfassende Bildung.
    In diesem Sinne bewegt sich Cornelia auch durch ihre Eltern Africanus und Aemilia in einer kulturellen Umbruchszeit ("3. Culture wars", S. 33-48), in der durch die Ostexpansion neue Ideen und neue Reichtümer nach Rom kommen. Bildung und verfeinerte Kultur erhalten Einzug ins römisch-aristokratische Leben und Cornelia gehört zu den ersten Römern dieser Art, was sie auch an ihre beiden Söhne Gaius und Tiberius durch intensive Erziehung weitergibt. So wandelt sich auch ihr Villaleben im kampanischen Misenum von einem typisch römischen Entspannungs-/Rückzugsort zu einem Ort von kultureller Relevanz und Zentrum von geistiger Betätigung. Sie zog sich nach den Toden ihrer beiden Söhne also dorthin zurück, blieb aber weiterhin kulturell und politisch aktiv.
    Doch von dieser Frau ist nicht viel übriggeblieben ("4. The icon", S. 49-59), da sie von späteren Menschen instrumentalisiert oder als Beispiel auf einzelne Aspekte heruntergebrochen worden ist. Cornelia sei durch den Verlust von 11 ihrer 12 Kinder (!) ein Beispiel für Standhaftigkeit und für das Ertragen von schlimmer Trauer. Diese Instrumentalisierung führte so weit, dass sogar Kaiser Augustus, der sich als Verteidiger der Tradition darstellte, diese Mutter von 2 aristokratischen und revolutionären Unruhestiftern/Rebellen als große Römerin feiern ließ.



    Und diese universelle Brauchbarkeit Cornelias in jedem erdenklichen Sinne (eine sich aufopfernde Mutter; eine gute Ehefrau; Beispiel für Umgang mit Trauer; etc.) zieht sich bis in die heutige Zeit hinein ("5. Afterlife", S. 60-64). In christlicher Zeit wird sie oft für künstlerische Darstellungen herangezogen und heute (Dixon sieht sich dafür im Internet nach Cornelia um) hat sich das nicht verändert.
    Doch die Frau Cornelia ist als Mensch für uns völlig verloren gegangen.




    Ja, als Anti-Biographie kann dieses Buch durchaus mit sehr großer Berechtigung bezeichnet werden. Während die Biographie zu Aemilius Paullus (von William Reiter, falls ihr euch noch erinnert :D) noch so teils teils den Menschen erahnen lässt, ist hier von Cornelia nichts übrig. Persönlichkeit, Werdegang, Beziehungen. Alles ist verloren. Diese Biographie ist gescheitert. Und das war sie von Anfang an, doch dass Suzanne Dixon diese Frau trotzdem behandelt hat, obwohl klar war, wie das aufgehen muss, macht das Buch noch lange nicht unlesenswert und schon gar nicht schlecht.
    So hat sich meine Befürchutung am Anfang tatsächlich bewahrheitet. Cornelia ist ein trauriges Beispiel wie große Menschen der Vergangenheit einfach in ihrer Person verloren gehen. Da ist es fast schon ein Wunder, dass wir überhaupt noch ein wenig mehr über sie wissen, als lediglich ihren Namen.



    Allerdings muss ich noch eingestehen, dass Suzanne Dixon hier noch der Lob gebührt, Cornelia als hochpolitische Person und die Rolle ihres Villaaufenthalts in Misenum hervorgehoben zu haben. Dass Cornelia hochgebildet war, findet sich auch bei anderen Autoren, doch diese beiden Erkenntnisse waren (zumindest mir) neu.







    Doch das Buch ist auch noch in Bezug auf seinen Rahmen und seine Gesamtkonzeption durchaus gut gelungen: die Indeces sind sehr ausführlich und die Bibliographie wirkt umfassend (ob aktuell, kann ich nicht beurteilen). Eingeleitet ist das Buch außerdem, was hilfreich und sinnvoll ist, neben einem Preface mit Kartenmaterial, einem Stammbaum und Zeittafeln.



    Schaut doch unter Umständen noch in eine weitere Rezension, die ich mir zusätzlich noch angesehen habe. Sie ist zwar leider nur (?) deskriptiv, aber trotzdem ganz gut.
    Rezension von Harders, in: Sehepunkte 8, 2 (2008): http://www.sehepunkte.de/2008/02/10125.html




    Alles in allem ist dieses Buch also informativ auf Cornelia bezogen sehr unbefriedigend (was Dixon mehr als rechtfertigt !), aber als Buch an sich doch wiederum sehr lesenswert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Es erinnert mich daran das ich meine neuesten Errungenschaften noch gar nicht eingetragen habe.
    Wie man in meinem Regal sieht sammle ich neben Büchern auch Mangas (über 400 mittlerweile) und liebe die Vielfalt die diese bieten.


    Homoretoische Mangas besitze ich zudem zuhauf (Fake ist auch dabei) und kann mich kaum daran satt lesen.


    Kennst hier jemans "Seven Deadly Sins"? Das läuft auch auf Netflix (da wurde ich angefixt).

    Mangas über schwule Männer lese ich eigentlich kaum, abgesehen von Fake und dem ein oder anderen weiteren Manga dieser Richtung. Das ist eine punktuelle Neugier, weil Fake sehr interessant sein soll und es mir vor langer Zeit mal empfohlen wurde. =)
    Seven Deadly Sins habe ich nicht gelsen/gesehen, sagt mir aber irgendwas. Der Name ist mir schon öftersmal über den Weg gelaufen.



    Ich muss sagen, dass ich grundsätzlich schon Interesse an Mangas hätte, aber der Platz für die vielen Bände einfach nicht da ist. Dazu hat unsere Bücherei auch nicht die allergrößte Auswahl. Deswegen bleibe ich aktuell nur bei Animes (zurzeit bin ich an "Sword Art Online" dran, wie man an meinem Avatar erkennen kann, nur lässt mir das Studium gerade keine Zeit, dass ich mir in Ruhe die zweite Staffel anschauen kann ](*,) ).
    Mein Bruder hingegen ist da schon der größere Sammler und hat einige angefangene Reihen im Regal.

    Speziell die schiere Menge der Bände hat bei mir schon den Vorteil, dass ich bei Mangas noch viel selektiver bin als bei anderen Büchern. Nur die, die mir wirklich sehr gut gefallen, bleiben in meiner Sammlung oder kommen erst rein. xD
    Wem sagst du das mit dem Studium. <.<