Beiträge von Sartea

    ich halte Objektivität hier für unmöglich, denn der Leser ist Stimmungen und Launen unterworfen und bei einem Sachbuch spielt die Vorbildung eine Rolle et pp.

    Da muß ich Dir Recht geben, ich meinte wohl eher Bücher, die aus meiner Sicht etwas Besonderes sind, so wie Sushan es oben ausgeführt hat.


    Ich grüße alle Nachtschwärmer :-)


    Zu den besonderen Büchern, möchte ich gerne etwas beisteuern. Jenes verlinkte hat mich einst sehr bewegt. Und das ist besonders, weil einst eigentlich ein Zeitraum ist, der in meiner Lebenswirklichkeit nicht überdauert. Dieses Buch schon. Es ist mit Farbe geschrieben. Das meine ich auch genau so. Diese Farbe bleibt an dir haften, also erinnerst du dich.

    Hoffentlich nimmt es mir niemand übel, wenn ich hier einen toten Thread wieder belebe. Aber es macht auch wenig Sinn, eine Rezi zu schreiben die es bereits gibt. Zumal ich die vorliegende als durchaus gelungen erachte.


    Vielleicht richtet mein Beitrag ja neue aufmerksame Augen auf diese Buchreihe. Und damit auf die Anfänge eines Genres, das ich vergöttere.


    Warum überhaupt Cyberpunk? Oder anders: Was ist Cyberpunk? Es ist vor allem eines: ein Rundumschlag gegen alle Grenzen und Tabus. Wie willst du Realität definieren, wenn sie alles sein kann was du programmieren kannst? Wo sind ethische Grenzen zu ziehen, wenn Gedanken und Gefühle als Code und der Körper als Ersatzteillager definiert werden können? Was ist normal, wenn die Grenzen dessen was möglich ist, nur von deiner Fantasie und deinem Geldbeutel vorgegeben werden?


    Stellt euch vor, ihr lebt in einer Welt in der es völlig normal ist mit einer KI verheiratet zu sein. Ja, man ist ein Freak. Aber das sind die anderen auch. So what? Mein Leben lang habe ich gegen diese absurde Vorstellung gekämpft, es gäbe so etwas wie eine Norm für die richtige, natürliche Lebensweise. Cyberpunk scheißt drauf. Und ja, es ist nicht immer schön. Aber ich liebe es.


    Damit sind die Bücher da oben alle großartig und alle zu empfehlen. Ich habe auch wieder angefangen Neuromancer zu lesen. Kenns auswendig. Aber ich bekomme Cyberpunk 2077 nicht vernünftig zum laufen auf meiner alten Linux Möhre. Da muss man sich eben anders helfen.


    Deus Ex läuft aber. Interessiert nicht, okay. Ehm .. gute Nacht Forum.


    Sartea

    Eine sehr gelungene Rezension zu einem fantastischen Buch.


    Es ist heutzutage schwer etwas wirklich innovaties im Genre zu finden. Umso
    erstaunlicher finde ich es, dass dieser Eindruck sich immer mehr
    umkehrt je mehr man sich mit der vergangenen Literatur beschäftigt.
    Mich überraschen nicht die aktuellen Bestseller oder die
    originals auf Netflix. Es sind die alten Bücher alter
    Meister, die mich mit ihrem damaligen Weitblick und ihrer Fantasie in
    den Bann schlagen.


    Der Unbesiegbare ist ein Muss für jeden SciFi Fan.
    Das Buch ist wie eine Rasierklinge. Nichts ist überflüssig und alles absolut
    auf den Punkt gebracht. Es ist die absolute Liebeserklärung für
    eine Welt, die uns niemals zugänglich sein wird. Weil wir Menschen
    sind. Und die Welt welche Lem beschreibt, ist nicht für uns gemacht.
    Man fühlt sich fremd. Kalt. Und restlos begeistert.


    Grüße

    Sartea

    Guten Abend liebe Leute,


    keine Ahnung ob sich hier jemand an mich erinnert. Für eine wundervolle aber sehr kurze Zeit, war auch ich hier im Forum aktiv. Private Umstände haben es dann irgendwann sehr effektiv verhindert, mich weiterhin effektiv einbringen zu können.


    Danach war es nicht mehr dasselbe. Und noch einmal danach, hat sich die Welt weiter gedreht.

    Irgendwas hat mich ausgerechnet heute geritten, meine alten Daten wieder hervor zu holen und mich anzumelden. Und es ist noch immer dasselbe warme Gefühl willkommen zu sein. Welches auch dieser Jahresrückblick transportiert.


    Vielleicht schreibe ich ja wieder das ein oder andere. ^^ Aber selbst wenn nicht, so macht es mich dennoch irgendwie glücklich, dass es euch noch immer gibt.


    Macht weiter so. Auf ein neues lesereiches Jahr.


    Sartea

    Vielen Dank für den Tipp. Die Geschichte wurde gestern von mir beendet.


    Nicholas Evans pflegt einen aufgeräumten und soliden Schreibstil. Seine Beschreibungen sind schlicht aber intensiv und sind durchsetzt von oft wiederkehrender Metaphorik; manches Mal mit Humor, andermal mit Drama garniert. Er liest sich sehr flüssig. Was bei einem so schweren Thema vielleicht sogar als Nachteil angesehen werden kann.


    Es fehlt ein wenig die Schwere der Konsequenz. Aber hier meldet sich sicher nur mein Verlangen nach guter alter Hoffnungslosigkeit des missverstandenen Künstlers. Die Missverstandenen finden in diesem Fall zusammen und obwohl die Geschichte ihre Höhen und Tiefen kennt, entsteht niemals wirklich jenes erdrückende Gefühl der Drohung.


    Man ahnt einfach von Anfang an, dass der Autor, und damit auch die Geschichte, nicht mutig genug sind so weit zu gehen. Somit ist Im Kreis des Wolfs für mich nicht viel mehr als Unterhaltung an einem Nachmittag. Denn an einem solchen habe ich die Geschichte auch durchgelesen.


    Unrecht tue ich mit dieser Wertung vielleicht dem Wolfsjäger Lovelace. Dieser schroffe unzugängliche Trapper ist Evans unglaublich gut gelungen. Und allein deshalb hat sich der Ausflug nach Hope gelohnt.

    Ich habe das Buch vor einiger Zeit in der Schule gelesen. Und wage mich, nach einer kürzlich erfolgten Auffrischung, an eine Gegendarstellung des eher negativ formulierten Bildes von musikzimmer.


    Die vorherrschenden Gefühle die das Buch verbreitet, sind in der tat erstickende Leere und Trostlosigkeit. Doch wird die in der Rezension erfolgte Beschreibung, der Handlung und vor allem den Charakteren nicht gerecht.


    Die Menschen die im Buch beschrieben werden sind traurige Wesen. Ohne Lebensinhalt. Also suchen sie die Leere in sich mit so viel Bewegung und Farbe auszufüllen, dass es möglich wird sie zu vergessen. Maßlos. Atemlos. Und am Ende immer erfolglos. Wie herrlich unterschiedlich sie die Sinnlosigkeit ihres Daseins aufnehmen! Der Erzähler ist resigniert und verbittert. Sein Freund Bill zergeht in Selbstironie. Und oh ja. Brett. Lady Brett Ashley. Ohne Hemmung stürzt sie sich in jedes Gefühl hinein, das sie von sich selbst abzulenken verspricht und ignoriert jede Konsequenz die aus ihren Handlungen entstehen. Bis diese sie nicht in ihrer Gesamtheit erdrücken. Ein faszinierend verdrehter und kaputter Charakter. Und derer gibt es viele mehr im Buch.


    Was ich in Fiesta (und bei Hemingway grundsätzlich) sehr mag, sind die Dialoge. Sie sind von einer schlichten poetischen Eleganz, wie ich sie nicht beschreiben kann. Und vielleicht geht es auch nur mir so. Ich habe mal ein Beispiel herausgeschrieben.


    Mein Lieblingscharakter Bill Gorton über ausgestopfte Hunde:



    Ich mag Hemingways Fiesta sehr. Und ich hoffe, ich konnte meine Argumente die dafür sprechen gut rüber bringen. Vielleicht muss man einen gewissen Hang zur Melancholie und Einsamkeit haben um sich in die Figuren hinein zu denken. Oder vielleicht transportiere ich ja tatsächlich meine eigenen Gedanken in das Buch. Ich weiß es nicht.


    Wenn. Dann empfand ich sie nicht als Verschwendung.

    Zitat

    Man muss jedoch wissen, dass es keine Unsterblichkeit gibt. Es gibt keine Unsterblichkeit, und darum ist der Tod für uns nichts Schlimmes, er berührt uns einfach nicht. Solange wir existieren, gibt es keinen Tod, und wenn der Tod eintritt, gibt es uns nicht mehr.


    Das Zitat stammt eigentlich vom griechischen Philosophen Epikur. Gelesen habe ich ihn jedoch in Alexander Solschenizyns Buch Der erste Kreis der Hölle.
    Beide sind zu empfehlen. Aus verschiedenen Gründen.

    Henri Van Daele – Ti


    Ein heißer Sommer in Flandern, der sprachlose Ti macht seine endlosen Streifzüge durch die Felder. Jeder im Dorf mag den seltsamen Jungen. Alles scheint wie jedes Jahr – und doch wird etwas geschehen was Tis Leben für immer verändert.


    Das was geschehen wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze in einnehmend stiller Melancholie verfasste Geschichte. Man wartet darauf, sobald man den Protagonisten richtig charakterisiert hat. Und obwohl das Ende damit mehr als vorhersehbar ist, lohnt sich der Weg dorthin allemal.


    Das Buch zeichnet eine, für den außenstehenden Leser, geschlossene Welt einer Dorfgemeinschaft in die man nur sehr langsam eingeführt wird. Sehr langsam und niemals vollständig. Es wird mit Andeutungen, Metaphern und Halbwahrheiten gearbeitet. Bis zum Schluss bekommt man kein klares Bild des Ganzen, obwohl man doch so aufmerksam gelesen und jeden Hinweis drei Mal geprüft hat. Man erfährt es nicht. Und bleibt ein Außenstehender. Bis zum Schluss.


    Die zentrale Figur – Ti – wirkt nur am Anfang wie ein lustiger Dorftrottel. Man lernt ihn zu respektieren und später zu fürchten. Als Ausgleich zu seiner verdrehten Realität wird ihm ein elfjähriger Junge entgegen gesetzt. Und über alledem schwebt Nora, welche mit so vielen Farben beschrieben wird, dass der Rest des Buches grau und trist wirkt. Und doch ist sie wohl die traurigste Figur in der Erzählung.


    Man merkt vielleicht, dass ich nicht wirklich die Handlung des Buches beschreibe, sondern die Gefühle die es auslöst. Ich finde, dass eine solche Beschreibung dem Buch eher gerecht wird als alles andere. In gewisser Hinsicht erinnerte mich der Stil und die Stimmung der Geschichte an Hemingways Fiesta.


    Es gibt keine Botschaft. Außer dem Gefühl einer gewissen traurigen Sehnsucht. Und der Ahnung einen Blick auf etwas Bedeutendes erhascht zu haben, das man aber nicht vollständig zu verstehen in der Lage war.

    Meine bevorzugte Sprache beim Lesen ist Deutsch. Obwohl ich in Russland geboren bin und dort bis zu meinem zehnten Lebensjahr lebte, gestaltet sich der Konsum russischer Bücher heute als mühselig. Natürlich kennt ihr das Phänomen, dass man beim Lesen nur den Anfangs- und den Endbuchstaben eines Wortes lesen muss um erkennen zu können um welches Wort es sich handelt. Lese ich Bücher auf Russisch, stellt sich der Effekt nicht ein. Und das bremst den Lesefluss gewaltig.


    Auf Englisch zu lesen habe ich noch nie probiert. Theoretisch dürfte es bei sehr einfachen Texten gehen. Ich schaue ja auch viele Serien auf Englisch. Aber ich lese eher selten einfache Texte.