• Henri Van Daele – Ti


    Ein heißer Sommer in Flandern, der sprachlose Ti macht seine endlosen Streifzüge durch die Felder. Jeder im Dorf mag den seltsamen Jungen. Alles scheint wie jedes Jahr – und doch wird etwas geschehen was Tis Leben für immer verändert.


    Das was geschehen wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze in einnehmend stiller Melancholie verfasste Geschichte. Man wartet darauf, sobald man den Protagonisten richtig charakterisiert hat. Und obwohl das Ende damit mehr als vorhersehbar ist, lohnt sich der Weg dorthin allemal.


    Das Buch zeichnet eine, für den außenstehenden Leser, geschlossene Welt einer Dorfgemeinschaft in die man nur sehr langsam eingeführt wird. Sehr langsam und niemals vollständig. Es wird mit Andeutungen, Metaphern und Halbwahrheiten gearbeitet. Bis zum Schluss bekommt man kein klares Bild des Ganzen, obwohl man doch so aufmerksam gelesen und jeden Hinweis drei Mal geprüft hat. Man erfährt es nicht. Und bleibt ein Außenstehender. Bis zum Schluss.


    Die zentrale Figur – Ti – wirkt nur am Anfang wie ein lustiger Dorftrottel. Man lernt ihn zu respektieren und später zu fürchten. Als Ausgleich zu seiner verdrehten Realität wird ihm ein elfjähriger Junge entgegen gesetzt. Und über alledem schwebt Nora, welche mit so vielen Farben beschrieben wird, dass der Rest des Buches grau und trist wirkt. Und doch ist sie wohl die traurigste Figur in der Erzählung.


    Man merkt vielleicht, dass ich nicht wirklich die Handlung des Buches beschreibe, sondern die Gefühle die es auslöst. Ich finde, dass eine solche Beschreibung dem Buch eher gerecht wird als alles andere. In gewisser Hinsicht erinnerte mich der Stil und die Stimmung der Geschichte an Hemingways Fiesta.


    Es gibt keine Botschaft. Außer dem Gefühl einer gewissen traurigen Sehnsucht. Und der Ahnung einen Blick auf etwas Bedeutendes erhascht zu haben, das man aber nicht vollständig zu verstehen in der Lage war.

    Die Ewigkeit definiert sich nicht durch die Dauer, sondern Wiederholung eines Zustandes.