Beiträge von Nungesser

    05. April 1794: Die Indulgenten, eine gemäßigte Gruppierung des Club des Cordeliers unter Führung von Georges Danton und Camille Desmoulins werden nach nur dreitägiger Verhandlung vor dem Revolutionstribunal aufgrund ihres Einsatzes für die Beendigung der Terrorherrschaft im Verlauf der französischen Revolution hingerichtet.


    Schwer zugänglich, aber absolut empfehlenswert!

    96. Ein Cover, bei dem ein Auge/Augen im Mittelpunkt stehen

    Drei Bücher las ich bislang von Baricco und dieses hier gefiel mir am besten (Novecento und Ohne Blut waren aber auch gut) - ein empfehlenswerter Autor!


    Im Herbst 1861 bricht der südfranzösische Seidenhändler Hervé Joncour auf zu einer beschwerlichen Reise nach Japan, um Seidenraupen zu kaufen. Die Begegnung mit einer rätselhaften Schönheit erlaubt nur heimliche Blicke und eine kurze Botschaft - doch das reicht, um Hervés Leidenschaft zu entfachen. Jahr für Jahr treibt es ihn fortan wieder nach Japan. Doch niemals wird er auch nur die Stimme dieses Mädchens hören. Erst viele Jahre später begreift er das Geschehen. (Klappentext)

    95. Ein Cover, bei dem ein Bein/Beine im Mittelpunkt stehen

    Eine faszinierende Autorin, Kriegsreporterin und Ex-Frau von Hemingway. Ihre Biographie wollte ich längst mal lesen, aber diesen Band mit vier Novellen fand ich enttäuschend...

    Immerhin taugt das Cover für die heutige Frage

    Ich hatte das Buch bereits dreimal begonnen und war nicht über Seite 30 hinausgekommen - zu sperrig schien es mir,

    Für mich war es der erste Roman von Grass, den ich las - und auch ich hatte etwas Mühe mit dem Einstieg. Ich habe durchgehalten, weil mich die Brüder Grimm und das Entstehen des deutschen Wörterbuchs interessieren, aber seine Sprachverliebtheit (Stichwort Alliterationen) und "lyrische Engführung" führt dann Hin und Wieder zu Passagen im Text, mit denen ich Mühe hatte.

    Trotzdem gefiel es mir, dass Grass persönliche Erlebnisse, Erinnerungen mit einfliessen lässt. Dieses Einflechten macht den Roman meines Erachtens lebendiger und aktueller. Insofern vielleicht eine Empfehlung an Jene, die sich mit Grass Biographie auskennen und seinen Schreibstil mögen.

    Ich habe mich "durchgekämpft", fand es stellenweise interessant und dann wieder zu langatmig - und lasse andere Bücher des Autors noch ein Weilchen auf dem SUB.

    1928: Der Berliner Droschkenkutscher Gustav Hartmann (Der Eiserne Gustav) beginnt aus Protest gegen den Niedergang seines Gewerbes seine aufsehenerregende Fahrt nach Paris.


    Ein Ereignis, das Hans Fallada in seinem letzten Roman aufgegriffen hat. Erst 2019 erschien der Roman ungekürzt:

    Berlin 1914–1924: Der Betrieb des Droschkenkutschers Gustav Hackendahl kann neben der Automobil-Konkurrenz nicht bestehen. Da setzt er trotzig einen Traum in die Tat um – eine letzte Reise mit der Droschke von Berlin nach Paris.

    93. Welches Buch möchtest du als nächstes lesen?

    Da mir meine derzeitige Lektüre "Die Reise mit Charley" von John Steinbeck so gut gefällt, möchte ich gerne noch etwas mehr von ihm lesen.

    Allerdings bin ich noch unentschlossen: entweder "Früchte des Zorns", das schon ewig auf meinem SUB weilt. Oder doch erstmal etwas kürzeres wie "Die Strasse der Ölsardinen" oder ein Reread von "Die Perle". Aber irgendein Steinbeck wird es wohl...

    92. Ein Buch, das du gerade liest

    Steinbecks eindrucksvoller Reisebericht in einer neuen Übersetzung. Amerika – was für ein Land! Von den großen Seen bis zu den Rocky Mountains, von den Metropolen der Ostküste bis zu den Wüsten Nevadas stößt man kulturell wie landschaftlich auf eine ungeahnte Vielfalt. Im Jahre 1960 ist es, als der spätere Literaturnobelpreisträger John Steinbeck sich mit 58 Jahren noch einmal auf die Reise durch sein eigenes Land macht. Teil des Plans sind Pudel Charley und der »Rosinante« getaufte Dreivierteltoner mit Bootskajüte auf der Ladefläche. Auf diesem Weg besucht Steinbeck 34 Bundesstaaten in elf Wochen und erlebt dabei so einiges. Ironische Beobachtungen und skurrile Begegnungen vermischen sich zu einem einzigartigen Reisebuch, das einen unverstellten Blick auf das Innere Amerikas bietet. (Klappentext)

    21. März 1919: In Weimar entsteht das von Walter Gropius initiierte Bauhaus als eine Hochschule für Gestaltung.


    Noch ungelesen: Tom Wolfes Essay zum Thema...


    Tom Wolfe schildert den beispiellosen Siegeszug einer einst revolutionären Idee und setzt den kargen, unpersönlichen und höchst abstrakten Stil der Bauhaus-Architektur in Widerspruch zur amerikanischen Zivilisation und deren Bedürfnissen nach Repräsentativität, Demonstration von Macht und Reichtum. Wolfe will mit seinem polemischen, doch mit Witz geschriebenen Essay - von Harry Rowohlt adäquat übersetzt - herausfordern. (Klappentext)

    Carver schreibt knapp und karg, seine Sprache scheint die kümmerliche Gefühlswelt seiner Protagonisten widerzuspiegeln. Es gibt kein Happy- oder Nicht-Happy-End, die Erzählungen enden und man fragt sich: Und jetzt? Und hat noch eine ganze Weile etwas zum Nachdenken.

    Hier möchte ich gerne ansetzen: tatsächlich sind die Kurzgeschichten in diesem Band so um die 10 Seiten lang. Wirklich rasch gelesene Abschnitte, und viel erklärt wird nicht. Carver erzählt eigentlich gar keine Geschichte, vielmehr beschwört er ein Gefühl, eine Atmosphäre herauf.


    Die Protagonisten sind innerlich erschüttert, tief getroffen, weil sie verlassen wurden, oder sonstwie jemand Geliebtes verloren haben. Und wie benebelt verbringen sie ihren Tag, offenbar kraftlos, um sich wieder aufzuraffen.


    Allesamt Erzählungen, die traurig stimmen und ich konnte (oder wollte) auch nicht mehrere hintereinander lesen, sondern habe dazwischen längere Pausen gebraucht. Die Lektüre ist eher ein Stimmungskiller, gut geschrieben und rasch zu lesen - aber eben eher deprimierende Situationen...


    Dafür lasse ich noch einen Filmtipp da: Robert Altmans "Short Cuts", ein Film aus dem Jahr 1993 mit Starensemble, basiert auf mehreren Erzählungen von Raymond Carver.

    Mercè Rodoreda - Der Garten über dem Meer :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: :arrow: Rezension

    Vor idyllischer Kulisse beobachtet der Gärtner den schleichenden Niedergang seiner Herrschaft. Jeden Sommer kommen sie zu ihrem Landhaus, aber die fröhliche Ausgelassenheit der ersten Tage nimmt jedesmal ab. War ganz okay und nett geschrieben, aber das Thema auch schon gelungener umgesetzt gelesen.


    Paul Auster - Das rote Notizbuch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: :arrow: Meinung

    Dazwischen geschoben dieser Re-read von gerade mal 80 Seiten. 15 Anekdoten, die sich alle in Paul Austers Bekanntenkreis so zugetragen haben sollen. Als Schriftsteller, der in seinen Werken häufig die Bedeutung des Zufalls im Leben thematisiert, hat er diese Geschichten in seinem Notizbuch erfasst, um sie evtl später mal in einem Roman zu verwenden - und schliesslich in dieser unterhaltsamen Sammlung veröffentlicht.


    Yasushi Inoue - Das Jagdgewehr :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :arrow: Meinung

    Eingebettet in eine Rahmenhandlung, lesen wir von drei Briefen, die ein Mann in kurzer Abfolge von drei verschiedenen Frauen erhält, und die ihn (und uns Leser) nachdenklich werden lassen. Dabei geht es um Liebe, Treue, Einsamkeit und Erwartungshaltungen.


    Eduard von Keyserling - Landpartie :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Meine Hauptbeschäftigung im März: 37 Erzählungen plus Kommentarteil von einem nahezu vergessenen, unterschätzten Schriftsteller. Sehr empfehlenswert, und meinen Leseeindruck habe ich in diesem Lese-Gerade-Thread hinterlassen, sowie in diesen bereits vorhandenen Threads ergänzt:

    Bunte Herzen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:  :arrow: Meinung

    Im stillen Winkel :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: :arrow: Meinung


    Lane Smith - Großvaters Bäume :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :arrow: Meinung

    Mit dem Jüngsten nochmals dieses "Bilderbuch" mit witzigen, liebevollen Illustrationen durchgenommen: Der Lauf des Lebens, das Arbeiten mit den Grosseltern im Garten, Wünsche, die aufgeschoben werden, es lassen sich viele Themen finden, über die Kinder dann noch lange nachdenken.

    Autor: Mercè Rodoreda
    Titel: Der Garten über dem Meer, aus dem Katalanischen übersetzt von Kirsten Brandt
    Originaltitel: Jardí vora el mar, erschien erstmals 1967
    Seiten: 240 Seiten
    Verlag: Berlin Verlag
    ISBN: 9783833310546


    Die Autorin:
    Mercè Rodoreda i Gurgui, 1908 in Barcelona geboren und 1983 in Girona gestorben, war eine katalanische Schriftstellerin. Nach ersten Erfolgen mit psychologischen Romanen, veröffentlichte sie nur zögerlich, machte 20 Jahre Pause und trat erst ab 1958 als Schriftstellerin wieder in Erscheinung. Ihr wohl bekanntestes Werk «Auf der Plaça del Diamant» erschien 1962.


    Inhalt: (Klappentext)
    Katalonien in den späten Zwanzigern. Sechs Sommer lang beobachtet der Gärtner eines Herrenhauses über dem Meer das Kommen und Gehen der jungen Besitzer Francesc und Rosamaria. Sie feiern ausgelassene Partys und leben einen beneidenswerten Sommernachtstraum. Doch dem Gärtner entgehen auch die feinen Risse in dem Idyll nicht. Spätestens, als auf dem Nachbargrundstück jemand eine noch größere Villa errichtet, werden die unübersehbar, denn der neue Nachbar ist niemand anderes als Rosamarias Jugendliebe Eugeni ...


    Meinung:
    Das Buch enthält ein Nachwort von Roger Willemsen, in dem er vom «Schweben einer Stimmung», der «Verdichtung eines Klimas», der «Komposition aus Meerluft, Blütenfarben und leichtherzigen Dialogen», und «Räumen voller Pastell» schwärmt.
    Und ja, dem möchte ich gerne zustimmen. Oberflächlich ein Idyll: der Garten gedeiht, wird ausführlich beschrieben, junge Menschen haben Spass, geben Partys, veranstalten ein Feuerwerk, fahren Wasserski,… doch nach und nach beobachten wir durch die Sicht des Gärtners «Misstöne».


    Der Gärtner selbst ist natürlich Angestellter, gehört nicht wirklich zu diesem «Geldadel», ist aber nah genug dran, unauffällig zu beobachten, das ein oder andere Wort aufzuschnappen, ist des Öfteren auch Jemand, bei dem man sich aussprechen kann, der zuhört. So erfährt der Erzähler quasi als Einziger viele Zusammenhänge – oder jedenfalls «seine Sicht der Dinge». Und er teilt seine Kenntnisse eher spärlich, ist vorsichtig mit Ratschlägen, auch durch seinen eigenen Lebenslauf. Das macht das Ganze zu einer «ruhigen» Erzählung. Es scheint nicht viel zu passieren, eher nebenbei erfährt man vom schleichenden Niedergang der Gesellschaft.
    Doch allzu gemächlich ist die Erzählung dann glücklicherweise doch nicht, denn jedes Kapitel springt sozusagen um ein Jahr; wir erleben aus Sicht des Gärtners nur die Sommersaison und erfahren nebenbei, was so in den vergangenen Monaten seit dem letzten Aufenthalt passiert ist.


    Dieses ganze Setting hat mich an die Erzählungen von Eduard von Keyserling erinnert, die ich quasi parallel zu dieser Geschichte las: eine abgeschiedene Idylle, die Protagonisten sind privilegiert, umgeben von Personal, doch auch diese Epoche geht zu Ende, schleichend aber unaufhaltsam.


    Insofern gefiel mir der Aufbau und auch das Thema. Die Umsetzung verglichen mit Eduard von Keyserling… - da konnte Rodoreda einfach nicht mithalten. Vielleicht liegt mir der baltische Adel näher als reiche Katalanen, vielleicht haben mich die deutlich kürzeren Erzählungen von EvK mehr überzeugt als ein ganzer Roman, aber bei mir ist aus nicht näher zu definierenden Gründen der Funke einfach nicht übergesprungen.Trotzdem werde ich gerne bei Gelegenheit noch den "plaça del Diamant" lesen.

    73. Ein Cover auf dem eine Person von der Seite (Profil) abgebildet ist

    Zum Zeitvertreib leiht sich Geschichtslehrer Afonso einen nicht besonders vielversprechenden Film aus der Videothek – umso größer ist seine Überraschung, als er feststellt, dass ihm eine der Figuren zum Verwechseln ähnlich ist. Er beginnt seinem Doppelgänger nachzuforschen, nimmt Kontakt zu ihm auf und muss mit Erschrecken feststellen, dass sie sich bis aufs Haar gleichen. Diese Begegnung erfüllt Afonso mit Panik: Ist er am Ende ein Irrtum der Natur? Wer von ihnen ist das Original, und wer ist bloß die Kopie? (Klappentext)

    72. Ein Cover auf dem nur der Kopf und die Brust (Porträt) einer Person zu sehen ist

    Soviel Patricia Highsmith geschrieben hat, eines hat sie immer ausgeklammert: sich selbst. Deshalb war es eine Sensation, als nach ihrem Tod 1995 in ihrem Wäscheschrank 18 Tage- und 38 Notizbücher gefunden wurden, die sie nahtlos seit ihrer College-Zeit geführt hatte. Eine Frau, die um die halbe Welt reiste, mindestens zwei Leben gleichzeitig führte und aus einer kühlen Halbdistanz psychologische Romane über elementare Themen schrieb wie Liebe, Fremdsein und Mord. (Klappentext)


    Diesen Brocken (ca 1.400 Seiten) habe ich mir noch für dieses Halbjahr vorgenommen...

    10. März 1861: Mit der Einnahme der Hauptstadt Ségou durch muslimische Kämpfer aus den Reihen der Tukulor und anschließenden Pressionen gegenüber der Bevölkerung, zum Islam zu konvertieren, endet nach rund 150 Jahren das afrikanische Reich Bambara im Gebiet des heutigen Mali.


    Noch auf meiner Wunschliste, aber Sarange hatte das Buch sehr schön rezensiert, in dem es um Ruhm und Untergang der mächtigen Stadt am Niger geht!

    2. Wikinger und Selburose – Ein (moderner) Klassiker aus Nordeuropa


    Zu meinem März-Schwerpunkt Natur, Pflanzen, Tiere, Umwelt passt dieser Roman, den ich in den kommenden Tagen beginnen möchte:

    Wenn Du dieses Loblied auf das produktive, naturverbundene Leben gelesen hast, empfehle ich Dir anschliessend zum Vergleich die Replik von Halldór Laxness, "Sein eigener Herr". Gleiches Thema, aber das produktive und naturverbundene Leben sieht hier etwas anders aus.