Beiträge von serjena

    Ich habe das Buch mittlerweile zu Ende gelesen und mir wäre es recht, wenn wir jetzt ein bisschen schneller machen könnten, weil das Weihnachtsfest mit geballter Familie auf uns zu rollt.

    Macht das -ich kann im Moment nicht mithalten - der Unfall klingt leider noch nach - bin ziemlich angeschlagen. Sobald es besser geht werde ich das Buch zu Ende lesen und allenfalls noch einige Abschlussworte finden.

    Alles, was wir hier schreiben, sind nur Spekulationen, die wir eventuell auch wieder über den Haufen werfen müssen.

    Da stimme ich dir völlig zu - bin sicher wir werden noch einige Überlegungen „über den Haufen werfen“ - denn noch vieles bleibt sehr diffus.

    Was mir noch auffiel - zwar sagt Liv Seite 266 - …er war mit der Huldra zusammen -


    Übrigens beschreibt sie Maia als dunkelhaarig und sehr schön, sie scheint also der Mutter und nicht Liv zu ähneln.


    Seite 49

    Zitat

    Ein zufälliger Betrachter sähe darin gewiss nur das Porträt einer Dreizehnjährigen in einem gelben Kleid, das Gesicht dem Sommerhimmel zugewandt, das lange Haar beinah silbrig und die Augen weit blauer, …

    Norwegische Huldra -Saga

    Zitat

    Meist eine wunderschöne Waldfee mit langen blonden Haaren.

    Wessen Abbild entspricht nun die Huldra, man sich überlegen kann.

    Ich muss ehrlich sagen, ich lese einfach alles immer mit dem Vorbehalt, Liv ist eine zwiespältige Persönlichkeit. Man weiß nie genau wie viel sie in alltägliche, unauffällige Situationen hinein interpretiert. Interpretationen welche dazu führen völlig falsche Schlussfolgerungen zu ziehen.


    Der Abschnitt hat meine Ratlosigkeit nur an einem Punkt gemindert: Maia ist die Huldra

    Also mit einfachen Worten ausgedrückt. Maia hat diese drei jungen Männer bezirzt, verführt und dann fallen gelassen. Wobei diese keinen andern Ausweg sahen als ins Wasser zu gehen.

    Irgendwie klingt das so banal und die Geschichte verliert jede mysteriöse Illusion.

    und Crosbie und Maia sind ein Paar. Wir wissen ja schon von Anfang an, dass Crosbie ertrinken wird, also da nähert sich das Unheil.

    Und hat es etwas zu sagen, dass Maia und Martin sich zu dem Zeitpunkt finden, wo Liv das Land verlässt?

    Gut das ist die Vermutung von Liv, allerdings ist es gut möglich dass diese „Beziehung“ schon vorher begann.

    Wobei wie sie diese „Affäre“ als lächerlich bezeichnet, kann man spüren, nicht unbedingt Neid aber es hinterlässt in Liv einen unangenehmen Stachel.


    Jedoch wir dürfen nicht vergessen - dass Kyrre Opdahl gemeinsam mir dem Mädchen verschwinden sollte… Seite 12 - mit dem Augenmerk auf das Wort „gemeinsam“.


    Interessant ist wie im Verlauf der Geschichte immer mehr zutage tritt dass Liv doch mehr Kontakt mit den „Freiern“ hatte, vor allem mit Ryvold, wie es nach ihren Schilderungen den Anschein machte.


    Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter bewegt sich nun mal nicht in dem Sinne wie wir uns eine familiäre Beziehung vorstellen. Schon die Erziehung von Liv war sehr unkonventionell, bewusst so gesteuert damit die Künstlerin sich ihrer Malerei widmen konnte , ohne allzu grosse Belastung durch ein Kind. Damit kein falscher Eindruck entsteht - sie liebt ihre Tochter , sie ist ihr nicht gleichgültig wie oftmals der Eindruck entstehen könnte. Es herrscht eine zarte, feine Verbindung wobei beide vermeiden diese aufdringlich wirken zu lassen.

    Deshalb hätte ich mich mehr gewundert wenn nun die Mutter plötzlich begonnen hätte Liv zu ihrer Reise zu befragen. Für Liv bedeutet diese Zurückhaltung mehr wie ein offenes Gespräch über das was ihr in London widerfahren ist, denn noch hat sie dies nicht verarbeitet.

    Bevor ich mich auf den Weg mache zur Huldra, noch einige Gedanken zum nächsten Morgen.

    Seite 255

    Am nächsten Morgen ging ich zeitig zum Frühstück nach unten.

    Das Benehmen der Angestellten im Frühstücksraum ist zwar in den Augen von Liv ziemlich eigenartig, jedoch hat keinen Bezug auf die Geschichte.

    Allerdings das Mädchen welche sie sieht schon, dieses assoziiert sie mit Huldra - Maia. Der grausame Ausdruck passt ebenso dazu. Denn wie man aus der Saga weiß -bei schlechter Behandlung verwandelt sich die Huldra in eine hässliche und boshafte Furie.

    Dass sie ihr bekannt vorkommt könnte daher rühren - denn es entstand ein Porträt

    Seite 52 …zumindst das letzte bis zu jenem Sommer, in dem sie in einigen raschen Sitzungen die Huldra malte…

    Da Liv nicht näher ausführt wie dieses aussieht, ist es vorstellbar dass das Mädchen sie an dieses Gemälde erinnert.

    Wie so vieles klingt diese kurze „Begegnung“ durch ein regennasses Fenster illusorisch, diffus - nur ein kurzer Gedanke der nicht fassbar ist.

    Mir macht der alttestamentarische Ton zu schaffen.

    Dazu möchte ich einen Text aus dem Buch zitieren, denn so abwegig ist der Gedanke an Martin nämlich nicht.

    Zitat

    Seite 60

    in früherer Zeit gab es Menschen, die zum Horizont gehörten - Kyrre hatte mir davon erzählt -, und da sie besser als alle anderen Menschen sehen konnten, machte man sie zu Beobachtern; ruhige gedankenverlorene Wachposten, die wussten was kommen würde, dessen Bedeutung aber nie ganz begriffen; Himmelsbeobachter, die über Sternbilder berichten, sie aber nie zu deuten wussten. Martin Crosbie war einer von diesen Menschen.

    Er passt am ehesten noch zu Kyrre.

    Darin besteht doch das Dilemma, genau zu diesem Zeitpunkt verlässt er die Insel. Schwer vorstellbar, passt nicht.

    Vielleicht hatte Kate vom Vater den Auftrag,

    Auch das von dir erwähnte kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, denn der Vater kann eigentlich gar nicht wissen wie das Leben von Liv verlaufen ist. Denn er hatte doch niemals mehr Kontakt weder zur Mutter noch zur Tochter.

    Meine Gedanken zu den Ereignissen.


    Ab Seite 238

    Im Museum. Wie sie sich beim betrachten des Bildes in einer Welt verliert welche für Außenstehende nicht fassbar ist. Sie befindet sich in ihrer ureigenen Welt, einer Welt welche nur für sie existiert, ausserhalb jeglicher Realität, einer Welt die sie sich selbst erschaffen hat, einer Welt in der sie sich geborgen fühlt. Lassen wir jeglichen Gedanken außen vor dass Liv allenfalls schizophren oder eine unter einer ähnlichen Pathologie leidet.

    Sie ist eine äusserst sensitive Person, welche unglaublich empfindlich reagiert auf äußere Einflüsse. Ihre Wahrnehmung grenzt fast an das Übersinnliche, was dazu führt dass sie glaubt etwas zu sehen was gar nicht vorhanden ist.

    Da sie sehr empfänglich für all die Geschichten welche ihr Kyrre erzählt hat ist, haben sich die Erzählungen tief eingegraben in all ihren Sinnen und Gedanken.

    Seite 14 - Kyrre glaubte an diese Dinge, jedoch hatten sie nichts mit Ungeheuern oder Feen gemein - und nun merke ich, dass ich auch daran glaube.


    Sie fühlt eine starke Verbundenheit mit „ihrer Insel“ was sie allerdings gleichzeitig ängstigt. Es war als würde ich heimgesucht…

    Sie trägt das was passiert auf der Insel in sich, die involvierten Personen - Mats, Harald, Maia, Martin begleiten sie wie Schatten in ihrem Denken, in ihrem Handeln. Das löst das Gefühl des beobachtet werden aus, und führt zu einer ihr unerklärlichen Panik.

    Also kurzum. Es spielt sich alles nur in ihrem Kopf ab.



    Nun zum Brief der alle sehr beschäftigt


    Der Brief ist ganz klar an Liv gerichtet, und ich bin mir eigentlich sicher er kam von Martin Crosbie.

    Er wusste dass sich Liv intensiv mit seinem Leben befasst hatte. Wenn es der Wahrheit entspricht das er Fotos von Liv gemacht hat, können wir sicher sein dass er sich ebenfalls ernsthaft mit ihr beschäftigt hat. Er weiss viel mehr über Liv als wir erahnen können. Denken wir uns zurück an den Abend wie sie ihn beobachtet hat vor dem Haus, auch wenn es etwas ungewöhnlich erscheint. Mit diesem Abend begann alles was folgte zwischen diesen beiden Personen, es entstand eine Verbindung welche schlussendlich zu diesem Brief führte. Ein Brief den er gar nicht anders formulieren konnte. Denn so wie Liv jedesmal über Martin sprach ist der Eindruck einer feinfühligen, sensiblen aber auch etwas unsicherer Person entstanden. Besonders das Gedicht von T.C. Eliot "The Waste Land" weisst darauf hin, das wir es hier mit einer poetischen Person zu tun haben. Denn das Gedicht ist keine leichte Kost, jedoch sehr, sehr lesenswert.

    Erinnern wir uns an die Aussage von Liv

    Seite 78 …glaube ich schon bei unserer ersten Begegnung gespürt zu haben, dass unsere Leben in den kommenden Wochen parallel gelaufen würden - parallel, ohne sich je zu berühren, doch grausam miteinander verschlungen.

    Bin mir sicher Martin weiß auch viel mehr von dem was passiert ist auf der Insel, und viel mehr über deren Bewohner, denn die Ereignisse waren sicher immer ein Gesprächsthema wenn man sich begegnete.



    Ihren Aufenthaltsort kann er sehr gut von der Mutter erfahren zu haben, denn es war ja kein Geheimnis dass Liv nach London gereist war. Oder er hat in am Morgen der Abreise von Liv der Mutter übergeben um diesen weiter zu leiten, denn dass die beiden sich nach dem Vorfall in seiner Hytte nicht wieder sehen würden war wohl klar. Und wir wissen er hatte wie es scheint ein vertrauliches Gespräch mit der Malerin.


    Die Wüste ist symbolisch zu betrachten, denn - die Wüste ist ein verlassener Ort in dem viele Gefahren lauern -

    Die Wüste ist das Land des Irrsinns - ein Ort in dem Menschen gerne verloren gehen - genau das ist die Gefahr für Liv. Sie verliert sich komplett in Visionen, verliert den Bezug zur Wirklichkeit. Sie identifiziert sich stark mit den Ereignissen des Sommers, hat das Gefühl von lauernden Gefahren.

    „Folglich muss der Mensch, der hinaus in die Wüste wandert…“ - muss es Liv aus eigenem Antrieb gelingen, ihre Gedanken wieder mehr der Realität zu zu wenden.




    Noch eine Anmerkung wie der Brief zu Liv gelangte. Es ist nur eine Annahme er wäre von einer uns nicht bekannten Person persönlich abgegeben worden, eine Annahme durch die eigenartigen Antworten welche Liv erhielt. Genau so gut kann der Brief per Post, was wahrscheinlicher ist gekommen sein, und das Personal ist genervt durch die Fragen von Liv.


    Allerdings wenn man einen andern Gedanken "spinnen" möchte. Soviel wir wissen ist Martin Engländer. Wie wir wissen hat ihn Liv zum letzten Mal gesehen bei ihrer Abreise an jenem Morgen. Es besteht somit die Möglichkeit, denn wir wissen nur dass er plötzlich von der Insel verschwunden ist, wie auch Kyrre und Maia, dass er ebenfalls nach London gereist ist. Er Liv gesehen hat, ihr gefolgt ist und ihr Schatten ist. Er somit auch den Brief persönlich abgeben hat.

    Seine Beweggründe werde ich mal aussen vor lassen.

    Absatz 5 Seite 233


    Man bekommt den Eindruck, Liv fühlt sich befreit -es ist wie wenn eine Last von ihr abgefallen wäre. Jedoch auffallend ist wie sie nicht nur ans Essen denkt - sie kauft eine Unmenge an Lebensmittel ein um diese zu verzehren, da sie Hunger hat - was eigentlich nicht ihre Art ist. Diese Bedürfnis essen zu müssen klingt, etwas kompensieren zu müssen, Stress, Nervosität und Kummer ein Zustand dem sie hilflos gegenüber steht, mit dem sie nicht weiß umzugehen. Auch ihre Abwehrhaltung wenn sie bemerkt dass sie noch nicht weiß ob sie zum Abendessen mit Kate gehen wird, ist ein untrügliches Zeichen wie unwohl sie sich fühlt.

    …beschloss ich Mutters Rat zu befolgen. Seite 234

    Liv ist eine absolut unselbständige junge Frau welche sich ohne die Ratschläge ihrer Mutter wie sich bewegen in einer unbekannten Umgebung, gar nicht zurecht finden würde.

    Dieser Mangel an Eigeninitiative ist wirklich tragisch. Man muss sich wirklich fragen auf was für ein Leben hat ihre Mutter sie eigentlich vorbereitet.


    Liv denkt an ihre Mutter und an eine Szene aus ihrer Kindheit, in der ihr bewusst wurde,

    dass ihre Mutter sterblich ist und sie dann ganz alleine auf der Welt wäre.

    Deshalb ist die Insel für Liv so wichtig, deshalb kann sie diese nicht verlassen. Denn sollte ihre Mutter eines Tage sterben, was nur natürlich ist, ist diese ihr „Nest“ in dem sie sich geborgen fühlt.


    Ich hatte anflugweise sogar den Eindruck, dass der Mutter Gefahr droht.

    Diesen Gedanken können wir ohne Bedenken fallen lassen.


    Die Mutter!? Das ist nicht nur irritierend, sondern auch unverständlich. Sie schickt ihre

    Tochter alleine nach England, ruft nicht an und ist dann auch noch nicht erreichbar.

    Wenn sie das bewusst tut, wäre das der Gipfel der Gefühlskälte.

    Wenn wir erlebt haben wie Mutter und Tochter miteinander kommunizieren, bis zum heutigen Tag jedenfalls. Gespräche welches sich immer an der Oberfläche bewegten. Niemals konnte man erkennen dass eine Unterhaltung wirklich in die Tiefe ging (sorry für die Plattitüde) wie wenn sich beide scheuten zu viel von sich preiszugeben.

    Somit ist es meiner Ansicht nach eine gewisse Nachlässigkeit der Mutter, welche sich schon ihr ganzes Leben lang mehr mit ihrer Kunst wie mit ihren Mitmenschen beschäftigt hat. Es gab nicht wirkliche Gemeinsamkeiten von Tochter und Mutter, jede lebte in ihrem eigenen Universum.

    332. 150 Jahre Mary Somerville: Empfehlt ein MINT-Sachbuch einer Frau

    Leider praktisch nicht bekannt


    Hypatia war eine griechische spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie unterrichtete öffentlich und vertrat einen vermutlich mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus.

    30. 100 Jahre Charles M. Schulz: Ein Buch, in dem ein Hund als Haustier vorkommt



    Es wird weiße Weihnachten geben. Seufzend beschließt der Herr, das Fichtenbäumchen mit den schon etwas zerschlissenen Sternen zu schmücken. Aber schenken wollten sie sich dieses Jahr wirklich nichts … Entgegen der Abmachung begibt sich der Herr dann doch noch mit seinen letzten hundert Pengö in die Stadt, geradewegs zum Zoo. Und am Hundezwinger springt ihm ein hinreißendes schwarzes Stück Fell auf vier Beinen entgegen, das fortan sein Leben und das der Dame von Grund auf verändern wird. Der charmante, hintersinnige Hunderoman des großen ungarischen Erzählers Sándor Márai.

    Was wir hier erleben ist eine ganz andere Liv. Es ist wie wenn sie all das was sie ausmacht auf „ihrer“ Insel zurück gelassen hätte. Da ist nichts mehr von dem unwirklichen, illusorischen vorhanden welche ansonsten Liv umgibt, mit all den Geheimnissen.

    Eine „gewöhnliche“ junge Frau welche sich in einer Lage befindet welcher sie nicht gewachsen sind. Sie befindet sich in einer für sie völlig fremden Welt, wurde natürlich auch nicht darauf vorbereitet, was sie erwarten könnte.

    Anfangs dachte ich, der Vater bildet eine Art Gegenbeispiel zur Mutter, aber letztendlich haben beide eine unerschütterliche Leidenschaft, für die sie private Dinge zurückstellen. Für die Mutter steht die Malerei im Vordergrund, für den Vater der Kampf für die Umwelt. Kate mag Arild geliebt haben, aber sie musste akzeptieren, dass Arild seine Sache verfolgt. Liv bewundert ihre Mutter, aber muss einsehen, dass die Malerei immer ihr erster Lebensinhalt sein wird.

    Zwei nicht mal so unterschiedliche Personen, beides starke Persönlichkeiten, welche jedoch jeder für sich seinen Lebensweg weiter gehen wollte. Allerdings kann ich keinen Grund erkennen wieso Angelika ihrer Tochter nichts erzählen mochte was für ein Mann Arild gewesen ist.

    Livs Verhalten im Gespräch finde ich egoistisch, selbstgerecht, mitleidlos, ungezogen. Sie erfährt, dass der Vater auf sie gewartet habe und ihren Besuch ersehnt habe, aber sie bleibt bei ihrer stereotyp wiederholten Auffassung, dass er sie bisher nicht habe sehen wollen (woher weiß sie das so genau?) und deswegen solle er sie nun auch in Ruhe lassen. Man muss ja froh sein, dass sie diese Auffassung nicht laut äußert.


    Woher soll Liv diese Empathie auch haben, die Mutter bleibt ihrer Tochter gegenüber emotional doch genauso auf Distanz wie bei allen anderen Menschen.

    Das ist eine völlig normale Reaktion von Liv, nicht anderes konnte man von ihr erwarten was ich bis jetzt von ihr weiß und ich sie mir vorstelle, hat sie noch nie Empatie gegenüber einer andern Person gezeigt. Mitleid wie ein oder zweimal von jemanden drawe? erwähnt, aber Mitgefühl, - Anteilnahme am Leid, an der Not anderer? ist kein Charakterzug von Liv. Erwähnt wurde auch taliesin? - das sie autistische Züge aufweist, was bedeutet, dass sie Mühe hat Gefühle zu zeigen, oder sich dementsprechend zu äußern. Das zeigt sich doch auch wie sie mit ihrem Fernrohr andere Personen ausspioniert, es ist ihr ein Bedürfnis, Gemeinsamkeiten zu entdecken.

    Gemeinsamkeiten welche aber gar nicht vorhanden sein konnten, der Erziehung ihrer Mutter geschuldet.

    Ganz sicher hat sie Kate Thomson eingeschüchtert, welche so gar nicht ihrer Vorstellung entsprach. Denn wie immer hat sich Liv schon im voraus ein Bild der Person gemacht welcher sie gegenüber stehen würde, ein Bild mit dem sie umgehen konnte.

    Ich wiederhole mich gerne - sie ist völlig überfordert mit dieser Situation - jede ihrer Reaktionen beweist das.

    Da jedoch Kate Thomson Liv genau so wenig kennt, entsteht ein unglückliches Missverhältnis , wobei beide nicht wissen wie die richtigen Worte zu finden sind.

    Oder auch die Reise zu dem Vater: Liv ist noch ein Teenager, hatte wahrscheinlich noch nie mit einem sterbenden oder toten Menschen zu tun. Jetzt soll sie allein zu ihrem todkranken Vater reisen, den sie noch nie gesehen hat. Das ist für jeden "normalen" Menschen schon eine mit Angst und Stress einhergehende Situation.


    Ich fand ja die Beschreibung des Fluges mit seinen ständigen Verspätungen äußerst zäh zu lesen. Wenn es auch mein Gefühl verstärkte, dass es Liv nicht besonders eilig hätte zu ihrem Vater zu kommen.

    Dieses widerspiegelt in allen Facetten Liv, ihr Leben, ihr Denken ja ihr Sein. Sie wird in eine Situation hinein manövriert welcher sie überhaupt nicht gewachsen ist. Zudem ist es offensichtlich dass ihre Mutter ihr gar keinen Rückhalt bietet. Stimmt sie hat es nicht eilig ihren Vater zu sehen, warum auch - denn all die Jahre ist dieser etwas Unbekanntes gewesen in ihrem Leben, die Erziehung durch die Mutter wurde in dem Sinne gesteuert - wir sind uns genug - wir sind glücklich wie es ist. Die Tragweite was nun auf sie zukommen könnte, wird ihr allmählich bewusst, das kann nur Ängste in ihr auslösen.

    Bis zu jetzigen Zeitpunkt war die Insel ihr Lebensmittelpunkt, sie wird sich bewusst dass mit dieser Reise sich möglicherweise etwas ändern wird in ihrem Leben, und Veränderungen mag sie gar nicht.


    Unverständlich für mich, dass sie nicht am gleichen Abend zu ihrem Vater gefahren ist. Sie drückt sich mit allen möglichen an Ausreden. Man könnte doch meinen, dass sie froh sein müsste ihn endlich kennenlernen zu dürfen. Es ist ja nicht so, dass sie alle Zeit der Welt hätte. Sie weiß, dass er im Sterben liegt.


    Ganz im Gegenteil! Sie sagt auch jetzt wieder, dass sie ihre Ruhe haben will. Und sie beschließt daher, erst am nächsten Morgen ins Krankenhaus zu fahren.

    In dieser Situation verstehe ich Liv absolut. Sie muss erst zu Ruhe kommen, die Gedanken an wirklich unwichtiges - Kyrre hätte es gefallen all diese Bücher - es ist keine Zeit um im Freien zu spielen - sie wäre erschöpft von der Reise - mit diesen schützt sie sich vor dem unweigerlichen, mit einer Begegnung welcher sie mit Bangigkeit entgegen sieht. Auch wenn sie dies nie verbal äußert, jeder ihrer Gedanken welche sich auch mit Kate Thomson und Ardil Frederisken beschäftigen ist voll innerlicher Abwehr.

    Farast - eigentlich sagt Liv jedoch Seite 206 - keinen sterbenden Mann

    Zitat

    Natürlich wusste ich an jenem Abend nicht, wie ernst seine Krankheit war, sonst wäre ich sicher sofort gefahren. …

    Ich war gekommen, einen kranken Mann zu besuchen…



    Liv ist nun wirklich niemand der das Reisen als Erfahrung schätzen lernen kann. Sie macht

    sich, allein im Hotelzimmer, zunehmend Gedanken über ihre Heimat, was dann in Verlust-

    ängsten gipfelt. Ihre Entscheidung abends nicht mehr ins Krankenhaus zu ihrem Vater zu

    gehen liegt wohl auch an ihrer Angst vor Veränderungen die da auf sie warten könnten.

    Im Gesamten betrachtend bis zum Abend im Hotel, deckt dies genau das wie ich die Reise von Liv sehe. Auch das Telefonat mit zu Hause, am liebsten würde sie wieder umkehren - und ihr Albtraum ist die Bestätigung eines Verlustes dessen Zusammenhang sie jedoch nicht oder noch nicht versteht.

    326. Ein Buch mit einer Dreiecksbeziehung


    Darauf hat Henrik über 40 Jahre gewartet: Sein Jugendfreund Konrád kündigt sich an. Nun kann die Frage beantwortet werden, die Henrik seit Jahrzehnten auf dem Herzen brennt: Welche Rolle spielte damals Krisztina, Henriks schöne junge Frau? Warum verschwand Konrád nach jenem denkwürdigen Jagdausflug Hals über Kopf? Eine einzige Nacht haben die beiden Männer, um den Fragen nach Leidenschaft und Treue, Wahrheit und Lüge auf den Grund zu gehen.