James Joyce - Ulysses (Start 15.05.2017)

  • @drawe ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen, denn Spaß ist was anderes :pale:O:-):-,:loool: Berichte uns dann deine Entwicklung. @Farast ich drück dir die Daumen, dass du das Buch auch irgendwann überstanden hast :friends:





    Sich das Lesen zur Gewohnheit machen heißt, sich einen Ort zu schaffen, in den man sich vor fast allem Elend des Lebens zurückziehen kann.
    W. Somerset Maugham


  • denn Spaß ist was anderes

    OHHHH!
    Ich will aber aus Spaß lesen und nicht, weil ich muss!
    Jetzt bin ich aber gespannt auf das Buch.
    Inzwischen habe ich mir das Hörbuch auch gekauft (gaaanz schön teuer....)

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Also wenn man Sprache, Sprachvielfalt, Wortspiele, Andeutungen, Doppeldeutigkeit, Wortklaubereien etc. mag dann ist das Buch definitiv reichhaltig um wenigsten auch was positives zu sagen. :D


    Ich lese definitiv noch weiter mit und warte am Ziel auf alle die noch lesen und angefeuert werden wollen.


    Go, @Farast Go :huhu::friends::kiss:


    Gilt natürlich auch für alle anderen. :friends:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • und warte am Ziel auf alle die noch lesen und angefeuert werden wollen

    Ich bezieh das auch mal auf mich und danke Dir :-)
    Aber ein bisschen komisch wird mir schon ... wieso lest Ihr ein Buch, das
    keinen Spaß macht, und was ist an dem Buch denn dran, dass sogar Vielleser
    wie Ihr Durchhaltevermögen braucht ... ?
    Und jetzt beim Schreiben frage ich mich, ob das Buch vielleicht nur maßlos überschätzt
    wird...?
    Na, ich werde sehen.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Es gibt Kapitel, die dem Leser einiges an Geduld abverlangen. Es gibt Kapitel, die den Leser bezüglich Wortspielereien. Erzählstil und Andeutungen herausfordern, aber auch
    sehr interessant und vielfältig erscheinen. Es gibt Kapitel, die den Leser dazu bringen, das Buch entweder in die Ecke zu pfeffern, oder, je nach Temperament, in den Kamin
    zu platzieren und mit wachsender Begeisterung zuzusehen wie es sich in ein Häuflein Asche verwandelt.
    Aber es gibt auch Kapitel, die einfach genial erzählt sind, vor Phantasie und Kreativität nur so sprühen (das Circe Kapitel ist eines davon)
    Und wenn der Leser es unbeschadet an Körper und Geist bis fast zum Schluss geschafft hat, erlebt er am Ende noch das Vergnügen den Monolog der Molly Bloom zu erleben.
    Zumindest dieser Teil ist große Kunst.


    Viel Spass dabei....(und Durchhaltevermögen)

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Also ich trau mich ja kaum zuzugeben, dass mir der "Ulysses" Spaß macht ....
    Die Handlung ist ja eher dürftig, und ich habe mich inzwischen zurechtgewackelt mit
    der Sprache, den Gedankensprüngen und den Bewusstseinsströmen.
    Einige Szenen sind direkt rührend: die Erkenntnis beim Anblick des überforderten Sargent, dass auch dieses
    eher unschöne Wesen eine liebende Mutter hat - und die Erinnerung an den Tod seiner eigenen Mutter bzw. seine
    Verweigerung ihres letzten Wunsches, sein schlechtes Gewissen.
    Ich bin gespannt, was ich erfahre über das Verhältnis zu seinem Vater.


    Ausgesprochen erheitert hat mich die Szene beim Metzger: Bloom kauft Hammel(!)nieren und erfreut sich an dem
    Mädchen - der Urogenitaltrakt lässt grüßen :-) Und das Bild ihrer Gangart macht Bloom noch immer Spaß bei der
    Fahrt zu Beerdigung; dieses Nebeneinander von Tod und prallem Leben ist doch schön.


    Was mich irritiert, sind diese Vorspänne bei meiner ebook-Ausgabe: da wird der Inhalt katalogisiert nach Organ, Erzähltechnik,
    Farbe etc. Soll ich das jetzt beachten oder nicht? Eigentlich will ich ja nicht philologisch lesen.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • 4. Kapitel Kalypso
    Mr. Bloom zelebriert seinen Stuhlgang parallel zum Lesen - das ist ja ein
    verbreitetes Phänomen, aber wenn man das so liest... Ist das jetzt ein
    Affront des Autors seinem Leser gegenüber - ich meine, sitzen wir als
    Leser quasi zusammen mit Herrn Bloom in seinem Häuschen? Oder
    zwinkert uns der Erzähler eher zu :-)
    Und dazwischen immer wieder mal ein Hexameter :wink: , da hat auch der Übersetzer ganze Arbeit geleistet!


    5. Kapitel Lotophagen
    Ich lese erst und höre mir dann das Hörbuch an; und bei dem Kapitel hat sich das gelohnt. Vieles ist mir
    erst richtig klar geworden beim Hören - zum Beispiel die witzige Verflechtung von Blooms erotischen Gedanken (er war
    beim Metzger und ist noch der "Fleischeslust verfallen", buchstäblich) und
    der Erzählung McCoys über Dignams Tod.Da habe ich innerlich den Hut gezogen vor dem Autor!
    Auch wie der Brief seiner Martha in ihm nachklingt, wie ein Echo.


    Der Katholizismus kommt ja nicht so gut weg. Mir haben die ironischen Brechungen gut gefallen: als Bloom in der Kirche sitzt, den
    Brief seiner Geliebten liest und sich Gedanken über das Eunuchentum macht. Und als er sich in der Wanne liegen sieht: "Dies ist mein Leib."


    Das Kapitel hört so schön auf: "eine schlaffe flutende Blume" :-)
    "kritzlich überkräuselt" - an solchen Ausdrücken kann man doch wirklich Spaß haben.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • 6. Kapitel Hades
    Da sind die Parallelen zum Odysseus-Abenteuer ja kaum zu übersehen. Makabrer Vorschlag, eine
    direkte Tramlinie in die Totenstadt zu bauen ... Wie Odysses trifft Herr Bloom auf seine Mutter. Und nimmt
    gedanklich Einblick in eine Welt der Toten, denkt an seinen Vater, seinen kleinen Sohn, verlebendigt sich die
    Auferstehung - was da alles so herumliegt an Organen. "Was um Gottes willen hörst Du Dir denn da an?" meinte
    mein Mann.
    Und fast wäre Herr Bloom auf Stephen getroffen, fast!
    All die vielen Toten hindern Herrn Bloom aber nicht daran, an lustvollere Seiten des Lebens zu denken. Ich frage mich, was
    eigentlich passieren muss, dass er NICHT an xxx denkt? Ein echter Hallodri, und das im katholischen Irland. Aber seine
    "Kalypso" scheint ja noch hallodrischer zu sein...
    Und die Ratte - die kann ich nicht einordnen. Ist sie sowas wie der Zerberus?




    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich schon wieder ....


    7. Kapitel Aeolus


    Puuh.
    Das war mir zu durcheinander, zu hektisch, zu laut. Mag sein, dass das früher so zuging.
    Trotzdem. Das Kapitel habe ich nicht gerne gelesen.
    Herr Bloom wird hinausgeworfen - so ging es Odysseus bei Aeolus auch.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich schon wieder ....

    Tapfer, tapfer!
    Mein Verständnis für moderne Literatur hat da leider nicht ausgereicht, um bis ans Ende zu gelangen. Ich brauch Sätze, die ich zumindest grammatikalisch verstehe, wenn schon nicht dem Sinn nach.

    um wenigsten auch was positives zu sagen.

    :friends: Du bist einfach der Größte, liebes Mäxchen! Meine Hochachtung, :pray: wie Du Dich da durchgearbeitet hast, ich hätte es nie und nimmer so weit geschafft, nicht mal auf einer einsamen Insel, nur der "Ulysses" und ich.

  • Wow, @drawe, wie kannst du nur so schnell vorankommen 8-[ . Es freut mich, dass dir Ulysses im Großen und Ganzen gefällt . Das Buch hat einfach sehr ausgeprägte Höhen und Tiefen, man muss es sich erarbeiten und wird aber auch immer wieder belohnt...

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • wie kannst du nur so schnell vorankommen

    Das ist ganz einfach: ich sehe nicht fern :-)


    Der Antisemitismus einiger Figuren beschäftigt mich momentan. Und weil ich inzwischen gelesen habe, dass auch Herr Bloom ein
    "Jid" ist, müsste ich eigentlich alles nochmal lesen. Da sind mir bestimmt einige Sachen entgangen. Obwohl ich mich über die vielen Passagen zur jüdischen Geschichte
    bzw. zum Alten Testament (Ägypten, Moses, Rauchwolke etc.) gewundert habe.


    Wieso wählt Joyce einen Juden als Hauptfigur?
    Juden waren ja zunächst - zunächst! - in England/Irland hoch willkommen, ihre Ansiedlung wurde gefördert, es gab Schutzbriefe der Krone für sie wie in Deutschland auch - um sie dann seitens der Krone und anderer Obrigkeiten gehörig auszupressen. Nichts Neues also. Kollektivhaftbarmachung, Beschuldigungen des Ritualmordes, ungeheuer große Strafzahlungen - da gibt's kaum Unterschiede zur deutschen Geschichte.
    Der Vorwurf des Ritualmordes wurde noch im 19. Jahrhundert gerne erhoben, um an das Geld der jüdischen Bevölkerung zu kommen - das klingt im "Ulysses" ja auch an, da wird
    die Schächtung eines Christenjungen in einem Nebensatz erwähnt. Bloom ist assimiliert, wie die Juden ab dem 19. Jhdt generell, aber dennoch sind sie gesellschaftliche Außenseiter, irgendwie...


    :scratch::-k Das bin ich im Moment.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Hm - ich will ja hier nicht zum Alleinunterhalter verkommen, daher nur ganz kurz


    8. Kapitel Laistrygonen - ja wird da richtig gierig gefuttert, sehr plastische Schilderung, und prompt geht es auch um Kannibalismus wie
    bei Odysseus -


    und beim 9. Kapitel weiß ich wieder nicht: protzt der Erzähler/der Autor mit seinem Wissen, dieses namedropping (oho! sogar Maeterlinck!)
    hat mich geärgert, quer durch den literarischen Gemüsegarten -
    oder macht er sich lustig über die paar Gelehrten, die sich im Elfenbeinturm der Bibliothek über akademische Shakespeare-Rezeption unterhalten?
    Zwinkert er uns wieder zu? Weil ein paar Räume weiter nämlich Herr Bloom sich an dem Hinterteil einer Venus-Statue erfreut?
    Egal: es geht um Vater-Sohn-Beziehungen.



    Insgesamt habe ich das Gefühl, jede Menge lose Fäden in der Hand zu halten.
    Im 10. Kapitel Symplegaden und 11. Sirenen (wieder namedropping...) werden einige miteinander verbunden, aber nicht in der Weise, dass irgendetwas zum Abschluss kommt.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Hm - ich will ja hier nicht zum Alleinunterhalter verkommen, daher nur ganz kurz

    Beim "Ulysses" zieht jeder für sich seine Kreise ziemlich einsam und ab und an teilt man mit, wie sehr man etwas verstanden oder missverstanden hat. Aber ich lese alles Geschriebene und sauge es auf um wenigstens etwas schlauer zu werden, was dieses Buch anbelangt. :friends:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • zieht jeder für sich seine Kreise ziemlich einsam

    So wie unser Herr Bloom...


    Ansonsten: :kiss: danke für den Zuspruch!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Na, dann mache ich mal weiter - obwohl - mir fehlt der Austausch, aber ich bin ja auch das
    Schlusslicht.


    Das 11. Kapitel Sirenen hat sich mir durch das Hören erschlossen - klar: es geht um Musik, und die will gehört und nicht gelesen werden.
    Und dann fand ich es ungeheuer kunstvoll, wie quasi die einzelnen Motive angeschlagen werden, sich wiederholen, ausgebaut, variiert und verdichtet werden. Irgendwann habe ich
    aufgehört, auf den Inhalt zu achten, sondern nur noch der Sprache zugehört. Die Sprache hat hier keine dienende Funktion mehr, sondern steht für sich. L'art pour l'art.. Das kann man mögen oder nicht.


    Mein Problem ist momentan folgendes, dass ich eigentlich "naiv" lesen wollte, also ohne Zusatzerklärungen, Sekundärliteratur, Erklärungen und dergleichen. Und jetzt ist es mir so ergangen, dass ich erst am Ende eines Kapitels gemerkt habe, um was es geht - schäm - da wirft der Bürger mit der Keksdose nach Herrn Bloom und da machte es :!: , klar, Polyphem :idea: . Ich frage mich, was mir alles unterwegs entgeht.


    Die Zitronenseife geht mir noch im Kopf herum - Herr Bloom duftet den ganzen Tag nach Zitronenseife. Ist das so was wie ein epitheton ornans, oder weil Ausdrücke wie "dreckiger Jid" fallen? Zitrone ist in der Kunstgeschichte u. a. ein Symbol für den Tod; hilft mir das weiter?

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • ich will ja hier nicht zum Alleinunterhalter verkommen

    Aber ich lese zumindest, was Du schreibst, und finde es bewundernswert, wie Du Dich da durchkämpfst. :applause: Nur weiter, Du bist nicht allein, die Büchertreffler sind auch unsichtbar allgegenwärtig.