Lisa Unger - Wer Böses in sich trägt / In the Blood

  • Über das Buch
    Lana hat etwas zu verbergen und das steht eindeutig im Vordergrund. Sie studiert Psychologie und eines Tages nimmt sie einen Nebenjob an, als Babysitter für einen schwierigen Jungen. Dieser Junge möchte unbedingt eine Schnitzeljagd mit ihr spielen, die nicht typische, freudige Elemente umschließt, sondern eher tödliche Kuriositäten, die zudem etwas mit Lanas Vergangenheit zu tun haben. Dann wird auch noch die beste Freundin von Lana - Beck - vermisst und Lana selbst gerät aufgrund ihrer Lügen immer mehr in Verdacht.


    Erzählweise
    Lana als Protagonistin und als Ich-Erzählerin: Es liest sich wie ein Tagebuch oder auch wie ein Interview: ständiger Gedankenwechsel und Wechsel zwischen den Zeiten. Die Autorin springt sehr viel hin und her, sodass ich mich teilweise stark konzentrieren musste. Manchmal bin ich abgedriftet und musste dann einige Abschnitte nochmal lesen, weil ich den Übergang zwischen dem Jetzt und irgendeiner Erinnerung verpasst habe. Das war doch teilweise sehr anstrengend und selbst in den Szenen, die eigentlich durchaus Potential für Spannung gehabt hätten, ließ die Autorin dieses Wechselspiel zwischen den Zeiten nicht aus.
    Natürlich hat es zu der ganzen Geschichte gepasst und auch seine wohlberechtigten Gründe gehabt, mir gefiel das aber nicht.
    Zudem wurde manchmal direkt der Leser angesprochen, so als säße man der Person gegenüber, und sie würde einem ihre persönliche Geschichte erzählen.


    Interessant waren zuweilen die Tagebucheinträge, die sich von den normalen Kapiteln abhoben. Es wurden keine konkreten Namen genannt, sodass ich nicht genau wusste, um wen es geht, was natürlich auch beabsichtigt war. Man macht sich so seine Gedanken und hat Vermutungen, gleichermaßen hofft man aber auch, dass gegebenenfalls noch etwas kommt, womit man nicht gerechnet hat.


    Meine Meinung
    Die Idee, einen seltsamen Jungen, von dem die eigene Mutter offenbar Angst hat, in den Plot zu nehmen, fand ich sehr interessant. Allerdings stand das noch nicht einmal vordergründig im Klappentext.


    Gut fand ich, dass die Protagonistin eine Person war, bei der man nicht wusste, ob man Sympathie haben oder Distanz bewahren wollte. Es war keine klassische Heldenfigur, sondern ganz im Gegenteil. Das war mal etwas anderes.


    Ab etwa der Hälfte des Buches war mir persönlich klar, welche Vergangenheit Lana hatte. Dennoch hat die Autorin noch etwa Hundert Seiten weiter so geschrieben, als wäre man als Leser noch nicht darauf gekommen. Auch das Finale war für mich vorhersehbar, wobei die verworrenen Gründe zwar nicht überraschend, aber dennoch lobenswert waren. Das absolute Finale war auch gut.


    Zum Teil ist das Buch sehr philosophisch, stellt viele psychologische Fragen, übt soziale Kritik. Das regt natürlich zum Nachdenken an, man bestätigt teilweise innerlich, oder wird traurig, weil die Autorin mit den Aussagen der heutigen Gesellschaft leider Recht hat. Deswegen kam mir der Thriller eher vor wie eine sozialkritische Erzählung ohne wirkliche Spannung.


    Alles in allem vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.