Louisa Reid - Jeden Tag ein bisschen mehr / Lies Like Love

  • Klappentext
    „Ich bin dreimal gestorben, bevor ich das Alter von fünf Jahren erreicht habe. Vielleicht ist ‚krank‘ mein gesund.“


    Audrey ist nicht wie andere Mädchen. Sie hat keine großen Träume, sondern wünscht sich einfach nur ein normales Leben. Als sie mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder in ein abgelegenes Haus zieht, nimmt sich der Nachbarsjunge Leo der Neuankömmlinge an. Doch mit Audreys Körper scheint irgendwas nicht zu stimmen. Audrey ist krank, ohne dass ihre Krankheit einen Namen hat. Ihre Mutter und ihr Bruder wollen ihr Bestes, doch was ist das Beste? Für sie? Für die Familie?


    Meine Meinung
    Audrey ist krank. Da ist ein Ding, dass von ihr Besitz ergreift und sie zu schlimmen Dingen zwingt. Und egal was Audrey versucht, sie kann es einfach nicht aufhalten. Doch sie muss durchhalten. Für ihren kleinen Bruder Peter, für sich selber und auch für Leo. Den Nachbarjungen, der sie zum ersten Mal wie ein wirkliches Mädchen fühlen lässt.


    Ich muss gestehen, dass es mir sehr schwer fiel „Jeden Tag ein bisschen mehr“ zu lesen. Nicht weil die Geschichte schlecht war oder der Schreibstil mir nicht gefallen hätte. Sondern wegen der Thematik des Buches. Das Buch ist wahrlich keine leichte Kost und hat mich emotional sehr mitgenommen. Manchmal so sehr, dass es kaum auszuhalten war.


    Ich hatte schon recht früh den Verdacht, was es genau mit Audreys mysteriöser Krankheit auf sich hat. Und dieses Wissen hat es mir wirklich schwer gemacht. Ich konnte es kaum mitansehen, was Audrey alles hat durch leiden müssen. Es war für mich alles sehr emotional. Manchmal sogar so sehr, dass es mich fast erdrückt hat und ich zwischendurch eine Pause beim Lesen einlegen musste. Ich werde dazu nicht zu viel verraten, weil es jeder Leser selbst für sich herausfinden muss, damit sich die komplette Geschichte entfalten kann.


    Der Schreibstil von Louisa Reid ist melancholisch, düster und mit einem Hauch Poesie versehen. Eine Mischung, die mich direkt von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat. Auch wenn ich zwischenzeitlich eine kleine Phase hatte, die mir ein wenig langatmig erschienen ist, so war das Lesen von „Jeden Tag ein bisschen mehr“ ein ganz besonderes Erlebnis. Die einzelnen Kapitel wurden abwechselnd aus der Sicht von Audrey und Leo erzählt. Es war interessant, dass Beide eine Stimme im Buch erhalten hatte. So kann der Leser verfolgen, wie eine solche Krankheit sich aktiv und passiv auf einen Menschen auswirken kann.


    Die verschiedenen Charaktere haben die Geschichte abgerundet. Leo war mein Held der Geschichte. Ich mochte seine Figur direkt von Anfang an sehr gerne. Er ist ein Sympathieträger, hat genauso mit dem Leben zu kämpfen, aber bleibt dabei doch immer er selbst. Die Beziehung zwischen ihm und Audrey war einfach nur bittersüß. Ich mochte das Anbandeln der Beiden. Es war nicht zu übertrieben. Eher eine Andeutung und dabei doch stets zu Herzen gehend.


    Das Ende war ebenfalls emotional aufwühlend und auch dramatisch und drastisch. Allerdings steckt es auch voller Hoffnung. Hoffnung auf das Danach, das umso besser und leichter wird. Es ist ebenfalls bittersüß und verleiht dem Buch in all dem Dunklen und Erdrückendem, Licht und Leichtigkeit. Und das war meiner Meinung nach auch wirklich nötig bei dem Buch.


    Fazit
    „Jeden Tag ein bisschen mehr“ von Louisa Reid ist keine leichte Kost. Melancholisch, dunkel und stellenweise sogar erdrückend, fiel es mir nicht immer leicht weiterzulesen, da es mich emotional sehr mitgenommen hat. Eine bittersüße Geschichte, die den Leser mitten ins Herz trifft.


    4/5

  • Kurzbeschreibung:
    "Ich bin dreimal gestorben, bevor ich das Alter von fünf Jahren erreicht habe. Vielleicht ist 'krank' mein gesund."
    Audrey ist nicht wie andere Mädchen. Sie hat keine großen Träume, sondern wünscht sich einfach nur ein normales Leben. Als sie mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder in ein abgelegenes Haus zieht, nimmt sich der Nachbarsjunge Leo der Neuankömmlinge an. Doch mit Audreys Körper scheint irgendwas nicht zu stimmen. Audrey ist krank, ohne dass ihre Krankheit einen Namen hat. Ihre Mutter und ihr Bruder wollen ihr Bestes, doch was ist das Beste? Für sie? Für die Familie? *Quelle*


    Zur Autorin:
    Louisa Reid ist glückliche Mutter von zwei Töchtern, die sie jeden Tag zum Lachen bringen. Ihre Texte hingegen waren schon immer ungewöhnlich – so ungewöhnlich, dass ihre kleine Schwester manchmal bei der bloßen Beschreibung der Textideen zu schluchzen anfing. Für ihr Debüt In deinem Licht und Schatten wurde die Autorin mit Lob überschüttet, und der Text rührte – wie könnte es anders sein – viele Leser zu Tränen. Louisa Reid lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Cambridge.


    Meinung:
    Die 16-jährige Audrey zieht mit ihrer alleinerziehenden Mutter Lorraine, die als Krankenschwester arbeitet, und ihrem 5-jährigen Bruder Peter in das abgelegene Herrenhaus Grange House. Dort freundet sie sich bald mit dem Nachbarsjungen Leo an, der bei seiner Tante Sue lebt. Doch Audrey ist nicht wie andere ihres Alters. Lange schon ist sie krank, hat mit Depressionen zu kämpfen, die sie immer wieder überkommen und die sie "das Ding" nennt.


    Aber auch Leo kann von dieser Krankheit ein Liedchen singen, denn ihn quälten in der Vergangenheit ebensolche Schübe, die er immer noch mit einem Therapeuten aufarbeitet, da er vor allem von seiner Mutter schulisch und leistungstechnisch massiv unter Druck gesetzt wurde. Audrey und Leo verlieben sich ineinander, doch Audreys Krankheit und vor allem Lorraine legen den beiden Steine in den Weg, doch Audrey versucht immer wieder, gegen die Krankheit und auch zunehmend gegen die Mutter aufzubegehren.


    Mit Jeden Tag ein bisschen mehr hat Louisa Reid nach ihrem Debüt In deinem Licht und Schatten wiederum ein außergewöhnliches Jugendbuch geschrieben, das betroffen macht und sich nicht so schnell vergessen lässt.


    Audrey ist eine sympathische Protagonistin, die sich trotz ihrer Krankheit sehr liebevoll um ihren kleinen Bruder Peter kümmert, fast schon als Mutterersatz für ihn wirkt. Ihre aufkeimende Liebe zu dem fast 18-jährigen Leo, der sie als einziger versteht, gibt ihr Halt und eine Neuorientierung in ihrem bisher sehr leidvollen Leben, das von Depressionen geprägt ist und war. Ihre Liebe zu ihrem 5-jährigen Bruder Peter ist bedingungslos, das Verhältnis zur Mutter Lorraine gespalten. Man fühlt als Leser sehr mit Audrey mit, auch wenn anfangs nicht so recht klar ist, wie sich ihre Krankheit begründet.


    Als Nebencharakter ist die Mutter Lorraine wohl der interessanteste. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um ihre Tochter, rennt von Arzt zu Arzt, um ihr die besten Heilungschancen zu gewähren. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, dass Lorraine allerdings selbst Probleme hat, auf die ich nicht näher eingehen möchte, da dies Spoiler zur Folge hätte.


    Louisa Reid hat sich einem Grundthema angenommen, von dem ich bisher noch nicht in anderen Jugendbüchern gelesen habe und das beim Leser Betroffenheit auslöst und mit Audrey mitfühlen lässt. Abwechselnd erzählt sie die Geschichte aus Audreys und Leos Sichtweise. Bereits in ihrem Debüt hat mir ihr Schreibstil sehr zugesagt und auch in vorliegendem Roman kann dieser wiederum beeindrucken, denn er löst beim Leser sehr viele verschiedene Emotionen wie Freude, neu entdeckte Lebenslust, aber auch Wut und Unverständnis aus, was einer Achterbahnfahrt gleicht.


    Fazit:
    Jeden Tag ein bisschen mehr ist ein hochemotionaler Jugendroman, der sich mit einem schwierigen Thema beschäftigt und von Louisa Reid verständlich und durchaus nachvollziehend umgesetzt wurde. Ein gefühlvolles Buch, das eine Krankheit zum Thema hat, die erschreckend ist, gleichzeitig betroffen macht und dessen Geschichte man nicht so schnell vergisst. Unbedingte Leseempfehlung!


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