Heinrich August Winkler - Zerreißproben. Deutschland, Europa und der Westen. Interventionen 1990-2015

  • Klappentext:
    Mit seiner "Geschichte des Westens", deren abschließender vierter Band "Die Zeit der Gegenwart" zum SPIEGEL-Bestseller geworden ist, hat Heinrich August Winkler den aktuellen politischen Diskussionen eine unverzichtbarer Grundlage gegeben. Der renommierte Hostoriker micht sich aber auch immer wieder selbst mit "Interventionen" in das Zeitgeschehen ein. Ob Winkler die Feder kritisch, polemisch oder ironisch spitzt - stets sind seine Lageanalysen und Urteile fundiert, klar verständlich und pointiert. Dieser Band versammelt seine wichtigsten Beiträge aus den vergangenen 25 Jahren.


    Zum Buch:
    Originalausgabe. C.H. Beck Verlag, 14,95€ [D], 230 Seiten


    Zum Inhalt: Winkler schreibt sehr detailliert, in vielen kleinen Kapiteln unter den folgenden fünf Themengebieten:
    1. Deutschland auf der Suche nach sich selbst.
    2. Streitfragen der deutschen Innenpolitik
    3. Europa zwischen Erweiterung und Vertiefung
    4. Zerreiß- und Bewährungsproben des Westens
    5. Die Deutschen von sich selbst befreit
    Er vertritt seine Meinung, ändert seine Meinung zu früheren Aussagen, ist subjektiv und kritisch.


    Meine Meinung:
    Als Erstes habe ich mich gefragt, für wen, also für welche Art von Leser genau dieses Buch geschrieben wurde. Als ich es das erste Mal in der Hand hatte, dachte ich: Was haben die sich bei diesem Cover gedacht? Ich finde dieses Rot in Kombination mit weiß überhaupt nicht ansprechend. Anschließend habe ich mich gefragt, warum der Titel auf dem Cover "ZERREISS PROBEN" heißt und im Buch von "Zerreißproben" die Rede ist. Ich hätte es deutlich besser gefunden, sich auf eine Schreibweise zu einigen. Dennoch bin ich offen an das Buch herangegangen. Ich wollte es lesen, weil ich keine Ahnung von Politik habe und mir ein gewisses Wissen dazu aneignen wollte. Ich habe mich dabei für DIESES Buch entschieden, weil es im Klappentext heißt "Kein anderer Historiker wird so häufig öffentlich um Rat gefragt wie Heinrich August Winkler [...]".
    Nun muss ich sagen, dass ich schon einen guten Fachwortschatz habe, allerdings beim Lesen oft nachschlagen musste, was Winkler genau damit sagen wollte. Er schreibt zwar klar, dafür mit sehr vielen Schachtelsätzen und vielen Fach- und Fremdwörtern. Ich behaupte einfach mal, dass viele Menschen beim Lesen damit Probleme haben könnten, wenn sie sich nicht mit der Politik auskennen. Außerdem schmeißt Winkler mit Namen und Daten um sich. Wer das Buch nutzen möchte, um es von vorne nach hinten zu lesen, wird kaum dazu in der Lage sein, sich alles zu merken. Ist das Buch also für Fachkundige geschrieben worden, ergeben auch die vielen unbeantworteten Fragen, die Winkler stellt vermutlich einen Sinn - für mich bleiben es offene Fragen. Außerdem geht mir Winkler eindeutig zu oft auf die NS-Zeit und die Schuldfrage der Deutschen ein. Das sind eindeutig Wiederholungen, die hätten ausgelassen werden können. Als letztes negatives Kriterium möchte ich meiner Meinung nach sehr gewagte Aussagen andeuten. Beispielsweise auf S. 72 der Satz: "Doch den mühsamen Ausgleich zwischen den materiellen und den immateriellen Interessen ihres Landes nimmt demokratischen Regierungen niemand ab." Gerade in halbwegs wissenschaftlichen Büchern, sollte mit Wörtern wie "niemand" sehr vorsichtig umgegangen werden.
    Positiv bleibt, dass Winkler allgemein sehr klar und verständlich schreibt, wenn man sich mit Fach- und Fremdwörtern auskennt. Die Struktur ist gut und übersichtlich. Außerdem nennt er oft Quellen, in die man sich einlesen kann, wenn man genauer in ein Thema rein schauen will. Eigentlich ist es also eine Zusammenfassung aus vielen einzelnen Büchern, in denen man sich sein Wissen zusammen sammeln kann, wenn man denn will.


    Mein Fazit:
    Alles in allem kann ich das Buch weder empfehlen, noch es bleiben lassen. Mich persönlich hat es nicht vom Hocker gerissen, war aber in sofern gut, dass ich doch einiges gelernt und andere Sichtweisen kennen gelernt habe. Außerdem weiß ich jetzt, wo ich nachsehen kann, wenn mich doch mal etwas interessiert. Nur aufgrund dieser positiven Punkte, die relativ schwer wiegen, habe ich dem Buch also wohlwollend :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: gegeben. Was andere Leser aus meiner Rezension jetzt schließen und ob sie es selbst lesen wollen, bleibt ihnen selbst überlassen.