Herman Melville - Moby Dick (ab dem 19. Okt)


  • Merkwürdig fand ich Kapitel 39 "Mitternacht, Vorderdeck", das wie ein Theaterstück geschrieben war und vom Inhalt nicht besonders viel hergab, außer dass man erfuhr, wie viele Nationen auf dem Schiff versammelt sind.

    Ich fand es interessant, wie Melville hier die limitierende Ich-Perspektive verlässt und zum allwissenden Erzähler wechselt, um Einblicke in die Gedanken der verschiedenen Protagonisten/ Menschen an Deck zu geben. Das geschieht ja schon vor den Kapiteln mit den Regieanweisungen zum Teil, wenn er zum Beispiel das Essen in der Kapitänskabine beschreibt, bei dem Ishmael als einfacher Matrose nicht dabei gewesen sein kann.



    Außerdem dachte ich noch Folgendes. Im drauffolgenden Kapitel 40 schreibt Ishmael in etwa, die Mannschaft sei jetzt auf das Vorhaben und die Rache Ahabs eingeschworen. Das bezieht sich ja nicht nur auf das gemeinsame Trinken und die Ansprache Ahabs, sondern auch auf Kapitel 39 mit den vielen Seeleuten aller Nationen. Sie reden ja über alles Mögliche, worüber "harte Kerle" eben so reden (Frauen etc.). Auch kleine Prügeleien liegen im Raum. Was sie nicht äußern, sind irgendwelche Einwände gegen Ahabs Rachefeldzug. Ein wenig, wie bei einer Hochzeit: Wer jetzt nicht aufsteht und dagegen spricht, der soll schweigen und mitziehen! Insofern ist auch dieses spielerische Theater-Kapitel 39 Ausdruck der gemeinsamen Verpflichtung, eingeschworen zu sein auf eine Sache. Oder lese ich da zuviel hinein?! :-k

    Ich habe das ähnlich interpretiert. Die Kapitel, die auf Ahabs Ansprache folgen, zeigen die Reaktionen der unterschiedlichen Protagonisten. Bei den einfachen Matrosen ist diese Reaktion eine Mischung aus Vorfreude auf die Waljagd und ängstlichem Drumherum-Reden. Die wahren Ängste und Befürchtungen werden aber nicht ausgesprochen, wie um sie nicht heraufzubeschwören (oder weil harte Kerle keine Angst zeigen?), obwohl einigen, wie dem Schiffsjungen Pip und dem alten Manx-Seemann, ja Unheil schwant.


    Mal wieder eine Übersetzungsfrage: Wie heißt in den deutschen Versionen Dough-Boy, der Schiffskoch?

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Ich habe das ähnlich interpretiert. Die Kapitel, die auf Ahabs Ansprache folgen, zeigen die Reaktionen der unterschiedlichen Protagonisten. Bei den einfachen Matrosen ist diese Reaktion eine Mischung aus Vorfreude auf die Waljagd und ängstlichem Drumherum-Reden.

    Puh, ich dachte schon, mir gehen die Pferde durch! :wink:

    Mal wieder eine Übersetzungsfrage: Wie heißt in den deutschen Versionen Dough-Boy, der Schiffskoch?

    Bei Rathjen ist es der "Blaßkopp". Bei den Seifferts "der blasse Steward". Ich bin immer stärker froh, den Rathjen zu lesen. Zumindest die Seifferts sticht er eigentlich immer aus!

    White "Die Erkundung von Selborne" (143/397)

    Figura/Mizielińscy "Wölfe" (89/262)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińscy (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 60 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
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  • Es tut mir sehr sehr leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. :pale: Ich kämpfe leider immer noch bei knapp über 100 Seiten und habe nun beschlossen, das Buch erstmal zu pausieren. Ganz aufgeben möchte ich noch nicht, weil ihr alle ja echt begeistert seid, aber ich komme zur Zeit sehr wenig zum Lesen und möchte mich dann nicht auch noch durch dieses Buch quälen müssen. :( Ich werd es später aber nochmal versuchen, vielleicht hole ich euch ja vor dem Ende der Leserunde noch ein... :-,

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Ich habe für diese Woche noch ca. 70 Seiten vor mir und werde dann wohl auch mal ein bisschen pausieren. Irgendwie ist mir das alles im Moment ein bisschen zu anstrengend und ich überfliege alles nur noch. Da es aber nicht nur denn Sinn haben sollte das Buch vom SuB zu bekommen werde ich wohl mal eine nicht so anspruchsvolle Lektüre dazwischen schieben. Ich beabsichtige aber auch ganz bestimmt das Buch zu beenden. :uups:

  • Schade, dass ihr das Buch pausieren müsst!
    Ich kam in den letzten Tagen auch kaum zum Lesen, bin aber morgen und übermorgen jeweils 4 Stunden im Zug, da werde ich locker wieder aufholen.
    Vielen Dank an @Jean van der Vlugt und @FreakLikeMe, mir gefiel auch das Theatralische an dem erwähnten Kapitel, und dachte Melville wolle uns "nur" noch rasch die übrigen Besatzungsmitgliedern "vorstellen" und die Internationalität auf dem Schiff. aufzeigen Aber ja, es ist wohl auch tatsächlich so, dass hier in der Gruppe endgültig der Zusammenhalt besiegelt wird - eben weil niemand offen gegen den Kapitän und sein Ziel spricht.
    Generell bin ich beeindruckt von der Vielfalt des Buches. Die pure Geschichte könnte man evtl in 300-400 Seiten erzählen (deswegen gibt es wohl auch so viele gekürzte Ausgaben), aber zudem gibt es die oben schon erwähnten wissenschaftlichen und philosophischen Exkurse, und auch die Kapitel sind in ihrer Art unterschiedlich. Häufig wird der Leser von Ishmael direkt angesprochen, dann wechselt mal die Perspektive (bspw das Kapitel mit dem Essen am Kapitänstisch), dann das "Theaterstück" in Kapitel 39, und jetzt habe ich gerade die "Eidesstattliche Erklärung" (Kapitel 45) gelesen. Melville gibt sich wirklich alle Mühe, die Geschichte als "tatsächlich passiert" erscheinen zu lassen. Alle Einwände, die man als Leser irgendwie haben könnte, dass da ein Aspekt mit allzuviel Glück oder Zufall zu tun haben könnte, oder eben abwegig oder unrealistisch erscheint, begegnet er sofort, indem er tatsächlich "Teufels Advokat" spielt und beschreibt, dass das hier Erzählte eben doch nicht nur passieren kann, sondern sich häufiger bereits so abgespielt hat. Man merkt richtig, wie viel Mühe und Recherchen Melville beim Schreiben investiert hat.

  • @Cookie02 und @ninchen: Stimmt, das ist schade! Aber was hab ich schon für tolle Bücher beiseite gelegt, weil ich gerade nicht bereit war bzw. sie gerade nicht gepasst haben. Manchmal ist es einfach auch nur "zu laut um einen rum" (tatsächlicher Lärm, Stress oder was sonst), und man kann sich nicht so auf das Buch einlassen, wie man es möchte. Dann lieber pausieren! :winken: Ich sag ma: Bis bald!


    @Nungesser: Die "Eidesstattliche Erklärung" (Kapitel 45) heißt bei mir "Das Affadavit" - was ein wohl im Englischen gebräuchlicher Ausdruck ist. Warum Rathjen das wohl gelassen hat? Vielleicht ist irgendein Aspekt anders als bei einer deutschen Eidesstattlichen Erklärung...?! :scratch: Jedenfalls scheint mir die ganze Recherche Melvilles tatsächlich viel Beleg- und Bestätigungscharakter zu haben - so dass "unkundige" Leser fast glauben können, ein Sachbuch über den Walfang zu lesen. :)


    ... dass hier in der Gruppe endgültig der Zusammenhalt besiegelt wird - eben weil niemand offen gegen den Kapitän und sein Ziel spricht ...

    Später (weiß gerade nicht, welches Kapitel, aber kurz darauf wars wohl) wird ja sogar noch richtig festgeklopft, dass

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  • @Cookie02 und @ninchen: Schade, dass Ihr pauserieren müsst, ich kann es aber ebenfalls verstehen. Nicht immer passt ein Buch gerade zur eigenen Situation oder Stimmung.


    Ich habe mein Wochenpensum tatsächlich schon bewältigt 8-[ Sobald die Mannschaft sich einmal zum Walfang aufgemacht hatte, kam ich recht flott voran.

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  • Die pure Geschichte könnte man evtl in 300-400 Seiten erzählen (deswegen gibt es wohl auch so viele gekürzte Ausgaben)

    Eine naheliegende Erklärung!
    Aber du hast recht: Die Abschweifungen von der eigentlichen Geschichte sind ganz und gar unterschiedlich. Mit dem Theaterstück und den pseudo-wissenschaftlichen Aufzählungen der Walarten konnte ich so gar nichts anfange. In dem aktuellen Wochenpensum sind einige Ausflüge in Sachen Waljagd dabei, die fand ich - zwar blutig und keinesfalls erfreulich oder zu verherrlichen - aber nichtsdestotrotz interessant.
    Wollte der Autor gar verschiedene Geschmäcker zufrieden stellen?


    Ich bin auch bereits bei dem Wochenziel angekommen uns will nur einige allgemeine Bemerkungen loswerden:
    In Kapitel 41 "Die Weisse des Wals" habe ich zum ersten Mal eine Fußnote, und nicht nur eine kleine, sondern zwei, die zusammen fast eine ganze Seite lang sind! Trotz Abschweifung auch ein interessantes Kapitel, nach dem bei mir das zweite Buch beginnt.


    In Kapitel 53 wird gar eine komplett neue Geschichte eingeflochten; vielleicht um das Besondere an dem großen Wal Moby Dick zu betonen?

  • In Kapitel 53 wird gar eine komplett neue Geschichte eingeflochten; vielleicht um das Besondere an dem großen Wal Moby Dick zu betonen?

    Oh, die Geschichte der Town-Ho. Das fand ich nu wieder eine etwas zähe Abweichung, vielleicht weil klar war, dass sie eher separat abläuft und nach ihrem Ende kaum Auswirkungen auf die Geschichte haben wird. Aber sie ist natürlich auch wieder eine dieser Belegstellen, die den Eindruck des Authentischen des Haupterzählstranges dadurch erhöhen will, dass noch andere Stories eingebaut werden, in denen Moby-Dick erwähnt wird.

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  • Am Ende der Town-Ho-Geschichte schwört der Erzähler ja sogar auf die Bibel, dass er die Wahrheit spricht!

    Stimmt, jetzt erinner ich mich! Wahrscheinlich ist es ganz ertragreich, den Roman auf solche Stellen abzusuchen, in denen "eine zweite Meinung eingeholt" wird, andere Quellen zititiert, um den eigenen Wahrheitsgehalt zu bekräftigen. Aber Seeleute stehen ja auch eh immer im Verdacht, viel Seemannsgarn zu spinnen. Da muss man ja quasi sich Rückendeckung holen, sonst halten ja die Zuhörer alles nur für ausgedachte Übertreibungen! :)


    Da ja alle von uns schon recht weit mit dem Wochenpensum vorangekommen zu sein scheinen, verrate ich glaube ich nicht zuviel, dass ich in dem Kapitel, in dem es um Abbildungen von Walen ging, doch den Gedanken für mich neu fand, dass Wale wegen ihrer schieren Größe eigentlich kaum lebensecht (also auch "in lebendiger" Körperlichkeit, nicht nur tot angespült und schon leicht eingefallen) zu zeichnen sind. Man kann sie sich ja nicht ins Atelier hinstellen! Der größte Teil unter Weise usw. Sowas befeuert ja auch den Mythos um den Walt. Ja, okay, im Grunde banal, aber ich fands halt interessant! :wink:

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  • in dem Kapitel, in dem es um Abbildungen von Walen ging, doch den Gedanken für mich neu fand, dass Wale wegen ihrer schieren Größe eigentlich kaum lebensecht (also auch "in lebendiger" Körperlichkeit, nicht nur tot angespült und schon leicht eingefallen) zu zeichnen sind.

    Diese Stelle im Buch fand ich sehr erheiternd!
    Gut, wir haben heutzutage auch andere Möglichkeiten, die Tiere im Wasser im natürlichen Lebensraum zu beobachten, das muss man sich da immer wieder vor Augen halten. Damals war das wirklich schwierig.

  • Diese Stelle im Buch fand ich sehr erheiternd!

    Vor allem, wenn er immer vom Wal als Fisch spricht, während er sich über die Mängel der Wal-Abbildungen bei Naturforschern lustig macht! :)

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  • Hm irgendwie finde ich momentan nicht die nötige Ruhe für das Buch.
    Ist einfach auch zuviel los bei mir...
    Und ich brauche meine volle Konzentration für dieses Buch....


    Aber aufgeben will ich noch nicht.
    Mal sehen wann ich wieder die Muße finde, weiter in die Story einzutauchen!

    Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen. Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann. Adalbert de Chamisso

    :study:Brumm- Helmut Barz

    :study:Harry Potter und der Feuerkelch - J.K. Rowling

    :study:Das andere Geschlecht - Simone de Beauvoir

    :study:Meine Reise zum Tadsch Mahal

    :musik:Die kleine Bäckerei in Brooklyn - Sophie Caplin und Julie Caplin

    :study:Testleserin für einen bis dato unveröffentlichten Roman von Anette Schaumlöffel

  • @magichip Ich verstehe, dass man für das Buch Ruhe braucht. Ich kann mich auch nicht jeden Abend darauf konzentrieren und bin daher froh, dass wir ein Wochenpensum gewählt haben.


    Wie geht es den anderen denn so?
    Ich bin mittlerweile bei Kapitel 71, nachdem das Buch über das Wochenende geruht hat.
    Die letzten Kapitel waren alle recht kurz und haben sich mit den Details des Walfangs und der Gewinnung des Trans beschäftigt. Ich bin immer wieder ganz davon eingenommen, dass Waltran auf Englisch "blubber" heißt...

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    Roberto Bolaño

  • Ich bin Dir auf den Fersen und lese gerade Kapitel 68. Nachdem ich letzte Woche wenig Zeit hatte, habe ich übers Wochenende aufgeholt und habe mich soeben wieder eingelesen. Nachdem ich ein paar Phasen hatte, wo mir das Weiterlesen etwas schwer fiel, (bspw die Kapitel über verschiedene Zeichnungen des Wals, die @Jean van der Vlugt erwähnte), hbin ich jetzt wieder mittendrin:
    Wenn ich aber schon gerade am Schreiben bin, habe ich doch noch eine Frage / Anmerkung zu Kapitel 58 "Krill": Da gibt es in meiner Übersetzung den Satz:
    "Das erste Schiff, von dem geschrieben steht, trieb auf einem Ozeane, der mit portugiesischer Rachsucht eine ganze Welt überflutete und nicht einmal eine Witwe am Leben gelassen hatte".
    Wieso "portugiesische Rachsucht"? In meinem Anhang gibt es keine Erklärung dafür, ausser dass das Adjektiv in vielen Übersetzungen übergangen wird, bzw. in französischen Übersetzungen von "korsischer Rachsucht" die Rede ist. Ist sicherlich nicht von grosser Bedeutung, aber an solchen Dingen lese ich im Anhang eine ganze Seite und wundere mich dann über etwas, was mir beim normalen Durchlesen gar nicht gross aufgefallen wäre.

  • Ich bin in Kapitel 65, also kurz nachdem Stubb den Koch zu den Haifischen hat predigen lassen. In den letzten Tagen war ich ebenfalls stärker in meine anderen Bücher versunken als in Moby-Dick. :-, Was die portugiesische Rachsucht meint, würde ich auch gerne wissen. :-k Hat sich in Portugal vielleicht besonders lange die Blutrache gehalten? Der maurische Einfluss? Oder muss man als große Kolonialmacht einfach rachsüchtig sein? Bei den detaillierten Beschreibungen, wie der Harpunier zu werfen habe und wie die Leinen um das Boot gewickelt sind, wer wann mit wem die Plätze tauscht oder wie der Waltöter seinen Körper einzudrehen hat, stoße ich, trotz aller Genauigkeit auf die Grenzen meiner Vorstellungskraft. Habt ihr den Vorgang, was da im Walboot passiert, gut vor Augen?!

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  • Das mit der "portugiesischen Rache" hatte ich glatt überlesen. Ich weiß auch nicht, woher das rührt. Eine kurze Google-Recherche hat mich da auch auf keine Spur gebracht.


    Zitat von Jean van der Vlugt

    Habt ihr den Vorgang, was da im Walboot passiert, gut vor Augen?!

    Nein. Ich dachte aber, das liegt daran, dass ich auf Englisch lese und da sowieso immer etwas Probleme mit der räumlichen Vorstellung von Geschehnissen habe. Wenn es im Deutschen aber auch nicht viel deutlicher ist, liegt es vielleicht doch nicht an mir
    8-[

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    Roberto Bolaño

  • Das mit der "portugiesischen Rache" hatte ich glatt überlesen. Ich weiß auch nicht, woher das rührt. Eine kurze Google-Recherche hat mich da auch auf keine Spur gebracht.


    Nein. Ich dachte aber, das liegt daran, dass ich auf Englisch lese und da sowieso immer etwas Probleme mit der räumlichen Vorstellung von Geschehnissen habe. Wenn es im Deutschen aber auch nicht viel deutlicher ist, liegt es vielleicht doch nicht an mir 8-[

    Ich hab dabei auch schon an Dich gedacht und war selber froh, diese Stellen nicht auf Englisch zu lesen! :wink: Die Beschreibung der Vorgänge ist ja eigentlich recht genau, dennoch hapert auch meine räumliche Vorstellungskraft. Vielleicht fehlt mir/uns auch nur eine Vorstellung der Ausmaße des Bootes, wie viele Leute darin unterwegs sind, wieviel Platz ist etc.

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  • Ich bin jetzt mitten im Kapitel 71, das bei mir Affenseil heißt und mir gefällt das Buch noch immer sehr gut.
    Ziemlich schräg fand ich das Kapitel 70, die Jerobeam-Geschichte mit dem "Erzengel" Gabriel. Da bin ich gespannt, ob der im weiteren Verlauf nochmal auftaucht. Ich warte auch immer noch auf den Prophet Elias, der am Anfang der Geschichte vorgestellt wurde - erinnert ihr euch noch? Kapitel 19 Der Prophet. - Als im weiteren Verlauf der Geschichte die Hinweise eingestreut wurden, dass da wer unter Deck versteckt sei, hatte ich auf Elias getippt. Statt dessen Ahabs Privat-Ruderer...! Es gibt jedenfalls mittlerweile ziemlich viele prophetische Hinweise, dass die Fahrt der Pequod unter keinem guten Stern steht.


    Die technischen Erklärungen finde ich ganz interessant und ich bin auch der Meinung, schon ganz gut verstanden zu haben, was in den Walfangbooten während der Jagd passiert. Er erklärt ja recht ausführlich, wie z.B. das Harpunenseil verläuft; irgendwo macht er eine Bemerkung dazu, dass diese Erklärungen später noch eine Rolle in der weiteren Geschichte spielen werden.


    Vielleicht fehlt mir/uns auch nur eine Vorstellung der Ausmaße des Bootes, wie viele Leute darin unterwegs sind, wieviel Platz ist etc.

    So arg groß sind die Boote wohl nicht. Nach meinem Verständnis hat es da Platz für ca. 3-4 Ruderer plus Harpunier, der anfangs auch mit rudert und wenn es dann soweit ist, rennt er nach vorne und schleudert seine Harpune, die griffbereit in einer Art Gabel ruht. Dabei müssen die Ruderer sehr aufpassen, weil das daran befestigte Seil zwischen ihnen verläuft, und die Seilrolle, die im hinteren Teil des Bootes liegt, sich rasend schnell ausrollt, wenn der Wal mit der in ihm steckenden Harpune versucht zu fliehen.


    Stelle ich mir wirklich schwierig vor in so einem kleinen Boot bei nicht gerade mäßigem Wellengang zu rudern, während knapp neben dir so ein Seil vorbei rast, an dessen Ende ein mehrere Tonnen schwerer Wal hängt... :shock:


    Ich habe auch gerade ebenfalls erfolglos nach der portugiesischen Rache gegoogelt.
    Komisch, dass gerade zu so einer Stelle in eueren ausführlichen Übersetzungen (oder Originalversionen) keine Erklärung geliefert wird.